Verbrechen in Höxter

Wünsche schrieb:Nun ja, so oft passiert es eigentlich nicht, dass erwachsene Frauen (keine unerfahrene Teenies) und auch keine Wohnungslose zu jemanden, den sie aus Internet kennen, umziehen.
Ich persönlich kenne in meinem Bekanntenkreis (inkl. Menschen mit psych. Problemen) keinen.

Das ist schön; ungefähr 3/4 meiner Freunde sind über Internetkontakt zu jemandem gezogen, den sie zuvor nur 1, 2 x gesehen haben - nämlich in Wohngemeinschaften. Freilich ist der Hintergrund ein anderer, das vermeintliche Risiko aber exakt das gleiche. Und da quakt niemand, wie leichtsinnig sowas sei.

Minderella schrieb:Und da quakt niemand, wie leichtsinnig sowas sei.

Quak..Quak..Quak

Eigentlich spreche ich und nicht quake.
Aber wie man in Wald ruft.. also von mir kommt zu deinen Kommentaren nur ein lautes "Quack"
(es wäre mir zu mühsam zu erklären, dass zwischen einer WG und einer Beziehung doch gewisse Unterschiede bestehen. Und nein, das Risiko ist anders)

WG und Zweierbeziehung kann man nur schlecht vergleichen, würde ich meinen.
Auch wenn es beides Formen des Zusammenlebens sind und über Internet hergestellt werden können.

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Lydia Benecke wird ja teils etwas negativ dargestellt.
Das SAT1-Interview von heute mit ihr, find ich ziemlich gut, weil sehr akribisch die einzelnen Ebenen so eines Tatkomplex seziert.
Also die Motive und Absichten hinter den einzelnen bekannten Handlungsweisen (warum einmal Abschiedsbriefe, warum bei anderen Opfern aber Einverständis-Erklärungen) und die Entwicklung der Persönlichkeitsstruktur der Täter.
Also sie kann das punktgenau erläutern und auch verschieden Täter-Typen / klinische Kategorien, die nach außen ähnlich wirken, trennen.
Bei andern Psychologen heißt es oft nur "Sadisten streben nach Macht und habe Freude an Gewalttätigkeit, außerdem mögen sie keinen Widerspruch", da muss man sich den Aha-Effekt dann selber basteln...

http://www.sat1.de/tv/akte/video/2016-so-tickt-das-folterpaar-aus-hoexter-clip (Archiv-Version vom 19.05.2016)

Ich glaub die "Claudia P" bei SAT1 und Bild ist dieselbe wie die "Iris" bei Domian am 4 Mai. Beide 47 J alt. Die Stimme und Artikulierung / Intonation sind ziemlich ähnlich. Und beide hatten 1 Woche Telefon / WhatsApp-Kontakt zu WW in 2015. Ist auch nicht so wichtig, aber man will ja den Überblick behalten bei den Opfern / Kontakten von Wilfried und Angelika.

@putzkraft mir kam die Anruferin bei Domian irgendwie unecht vor. Sie sprach merkwürdig, konnte auf vieles keine klare Antwort geben, stockte immer wieder. Ich hatte Tage zuvor irgendwo das gelesen, was sie wiedergab - mir kam es vor als hätte sie das auch irgendwo aufgeschnappt und wollte "so tun als ob". Das kam nicht nur bei mir so rüber.

http://www.focus.de/panorama/welt/fall-hoexter-anwalt-von-angelika-b-mordanklage-bei-der-grausamkeit-nicht-unwahrscheinlich_id_5519657.html

Nach Einschätzungen des Anwalts von Angelika B. könnte die Anklage auf Mord erweitert werden.

Anwalt Peter Wüller vertritt Angelika B. Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Wilfried W. soll sie in ihrem Haus in Höxter mindestens sieben Frauen gefoltert haben - zwei davon starben.
„Bei den ganzen Grausamkeiten, die in diesem Fall stecken, schließe ich nicht aus, dass die Staatsanwaltschaft die Anklage für meine Mandantin auf Mord ausdehnen könnte“, sagte der Bielefelder Anwalt zu FOCUS Online. Gegen die 47-jährige Angelika B. wird derzeit wegen Totschlagverdachts ermittelt.

Der Ermittlungszeitraum wurde bis auf die Mitte der 90er-Jahre ausgedehnt.

Der Ermittlungszeitraum wurde laut Wüller bis Mitte der 90er-Jahre ausgedehnt, da Wilfried W. in jener Zeit schon einmal wegen Folterdelikten verurteilt worden sei. Auch in Tschechien werde ermittelt. Die ermittelnde Polizeibehörde in Bielefeld bestätigte dies gegenüber FOCUS Online.

Außerdem erfährt man, dass auch in Spanien Kontaktanzeigen geschaltet wurden und Angelika B. weiterhin sehr redselig ist.

Und:

Die Tatsache, dass Angelika B. aus freiem Willen mit den Behörden kooperiere, dürfte bei der Bewertung des Strafmaßes sicher eine mildernde Rolle spielen, so Wüller. Hinzu komme, dass seine Mandantin nicht nur Täter, sondern auch Opfer sei. Desweiteren müsse auch noch das psychologische Gutachten abgewartet werden, das nach Abschluss der Ermittlungen angefertigt werde. „Ich halte es durchaus für möglich, dass eine Schuldfähigkeit meiner Mandantin am Ende erheblich oder sogar gänzlich ausgeschlossen wird.“

Laut Anwalt Peter Wüller könne es sein, dass die Schuldfähigkeit von Angelika B. ausgeschlossen wird.

Das ist jetzt nur einmal eine natürliche empfindung von mir.


Wenn sie schuldunfähig gesprochen würde wegen des psychischen gutachtens käme ich als opfer in solch einem fall damit klar.

Wenn die angaben aber so stimmen sollten das auch die tatbeschuldigte die opfer tatsächlich so dermaßen gequält hat, könnte ICH als opfer vermutlich nur schwer damit klar kommen wenn die täterin "mildernde umstände" bekommt nur weil sie gerade einmal der justiz ein paar sätze der wahrheit gesagt hätte.

Obwohl für die justiz bestimmt auch "die 10 gebote" zählen, u.a. "du sollst nicht lügen".

Also wird eigentlich ein selbstverständlicher akt den man als mensch einzuhalten hat auf eine dubiose weise belohnt obwohl da keinerlei entgegenkommen für diese gräueltaten angebracht wäre.

http://www.nw.de/lokal/kreis_hoexter/hoexter/hoexter/20790140_Folterpaar-Angelika-W.s-Verteidiger-gibt-Einblicke-ins-Seelenleben-der-mutmasslichen-Taeterin.html

Einblicke ins Seelenleben der Angelika B. trifft als Titel für diesen Artikel gut. Sehr lesenswerter Artikel

"Sie ist froh, aus der Symbiose mit ihrem Mann ausgebrochen zu sein und jetzt in einer Haftzelle zu sitzen, mit einem geregelten Tagesablauf, ohne jeglichen Druck", schildert der erfahrene Strafverteidiger Peter Wüller die derzeitige Verfassung seiner Mandantin Angelika W.: „Das ist eine Freiheit, die sie so nicht kannte."

Die umfassende Aussagebereitschaft scheint von der TV auszugehen

Ihre Redseligkeit gegenüber Ermittlungsbehörden kann Wüller nur bestätigen. „Sie kann sich noch um Kopf und Kragen reden, sollte sie weitere Straftaten zugeben, als Gehilfin oder als Täterin. Sie muss diese Dinge nicht nennen, aber ich habe den Eindruck, dass es ihr ein ganz großes Bedürfnis ist, sich zu offenbaren und zu öffnen."

17 Jahre habe sie in einer fürchterlichen Szenerie gehaust, und jetzt sei es für sie befreiend, ausgebrochen zu sein und reinen Tisch zu machen. „Ursprünglich wollte sie schon viel früher zur Polizei gehen. Warum sie es nicht tat, weiß ich nicht", sagt der Anwalt.

Anwalt Peter Wüller gehört nicht zu denen, die das Blaue vom Himmel versprechen. Sollte dies ein kleiner Seitenhieb (oder eine kleine Kritik) am Anwalt des anderen TV sein? 😉

In zahlreichen Gesprächen, teilweise unter vier Augen, hat Wüller versucht, Vertrauen zu seiner Mandantin aufzubauen und ihr klarzumachen, dass es sein Job sei, ihr zu helfen, sie zu verteidigen. „Allerdings gehöre ich nicht zu denen, die das Blaue vom Himmel versprechen. Dass sie mit einer empfindlichen Haftstrafe rechnen muss, weiß sie."

Mir scheint, Angelika B. hat mit der Zuteilung dieses Pflichtverteidigers großes Glück gehabt.

@aero

aero schrieb:Obwohl für die justiz bestimmt auch "die 10 gebote" zählen, u.a. "du sollst nicht lügen".

Die Justiz ist bei der Urteilsfindung auf wahrheitsgemäße Aussagen von Zeugen angewiesen. Kann einem Zeugen eine Falschaussage nachgewiesen werden, erwartet ihn eine empfindliche Strafe.

Anders verhält es sich bei angeklagten Personen. Sie können nur belangt werden, wenn sie durch eine Falschaussage Dritte belasten, denen dann juristische Konsequenzen drohen.

Ansonsten darf ein Angeklagter lügen, bis sich die Balken biegen, ohne das die Justiz das sanktionieren darf. Ein Angeklagter, dem der Richter aber nachweislich vorhalten kann, dass er ständig bei seinen Aussagen lügt, muss aber in Kauf nehmen das ihm wahrheitsgemäße Aussagen, die er zwischen seine Lügen "streut", dann auch nicht mehr abgenommen werden.

putzkraft schrieb:WG und Zweierbeziehung kann man nur schlecht vergleichen, würde ich meinen.
Auch wenn es beides Formen des Zusammenlebens sind und über Internet hergestellt werden können.

Es ist doch einfach so, dass eigentlich JEDES Kennenlernen eines oder einer Unbekannten mit einem Risiko verbunden ist, egal ob per Internet oder im Supermarkt oder im Club oder im Sportverein, und egal ob man sich trifft, um zusammen was zu unternehmen, eine WG zu gründen oder eine Liebesbeziehung einzugehen - es ist IMMER ein Risiko! Nur was soll man tun? Sich Zuhause einschließen und keine Kontakte mehr eingehen? Irgendwann ist immer das erste Mal, dass man sich nach einigen Treffen und Beschnuppern mal gegenseitig Zuhause besucht. Hier war noch als scheinbare Sicherheit die "Schwester" mit im Haus, deren Anwesenheit den Frauen sicher ein Sicherheitsgefühl gab. Wer würde da denken, dass BEIDE sich die ganze Zeit nur verstellen und ein gefährliches Folterpärchen sind? Ich finde es nicht unvorsichtig von den Opfern, denn dadurch, dass die beiden als Paar auftraten, schien es eine sichere Situation zu sein, selbst für Frauen, die sehr vorsichtig bei der Partnerwahl sind. Solche kranken Paarungen sind ja (zum Glück) total selten, da ist die Frage: Musste man mit sowas überhaupt rechnen als normal denkender Mensch? Ich denke: Nein, musste man nicht!

Ich denke auch, was die Frau Benecke gesagt hat und dass die Ex-Frau froh ist auszupacken, glaube ich. Ich denke, dass sie ihre Strafe annehmen wird.

@Comtesse

Ja, ein Risiko gibt es immer, von daher rechne ich z.B. mittlerweile mit allem, was nicht heißt, dass ich mir da Stress mache.
Je älter man wird, desto mehr Lebenserfahrung hat man, da kommt das normalerweise automatisch, dass man alle Eventualitäten mit einschließt.
An so einem Beispiel kann man sehen, wie unterschiedlich Menschen ticken.
Hier wird ja oft betont, dass jeder hörig werden kann und dergleichen.
Nein, dem ist nicht so.
Die Frau aus der Reportage gestern hat doch auch gecheckt, dass mit ihm was nicht stimmt.
Welcher 'normale' Mensch lässt sich denn mit jemandem ein, der schon in der Telefonphase stalkt...
Wenn jemand drängt, sollte man immer mißtrauisch sein. Ob es ein Versicherungsvertreter ist, oder ein potentieller Liebhaber. :-D

http://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/int/201605/11/22999.html

Hier kann man sich einen kleinen Clip anhören, indem Psychiater Borwin Bandelow versucht die psychologischen Mechanismen, die dort gewirkt haben, zu beschreiben.

Borwin Bandelow ist stellvertretender Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Göttingen und Präsident der Gesellschaft für Angstforschung.



Auch findet sich in dem Link eine gute Chronologie der Ereignisse.

@oBARBIEoCUEo
Manche Menschen sind aber selbst so einsam und sehnen sich so nach jemandem, der ihnen Aufmerksamkeit schenkt, dass sie so ein Verhalten gar nicht als Stalken empfinden, sondern sich freuen und denken, dass sie endlich jemanden gefunden haben, dem sie so viel bedeuten. Klar, diese Signale wären normalerweise Warnzeichen, bei denen "du und ich" sofort Abstand suchen würden. Aber sicher gibt es dafür andere Warnzeichen, die wir evtl. NICHT erkennen würden, weil sie wiederum unsere Vorsicht da ausschalten, wo wir empfänglich sind. Ich bin mir ziemlich sicher, so viele verschiedene Tricks und Tätertypen es gibt, so viele verschiedene Opfertypen gibt es, die auf die jeweiligen Tricks reinfallen würden - oder eben nicht. Dass jeder hörig werden kann, glaube ich aber auch nicht, denn dazu gehört eine Neigung zur Selbstaufgabe, die sicher nicht jeder Mensch hat.

@Comtesse

Ich weiß, warum die einen sich so verhalten und die anderen nicht. Ich habe natürlich ein gewisses Maß an Mitleid. Ich hatte jedoch schon einige Leute bei mir sitzen, die in ihrer Opferrolle aufgehen und restistent gegen Hilfe sind, von daher ist bei mir das Mitleid mittlerweile eingeschränkt. Ein ganz natürlicher Prozess und natürlich hat niemand verdient so behandelt zu werden und von daher gehören die beiden auf jeden Fall bestraft.
Für mich gehört der Typ auf ewig aus dem Verkehr gezogen, bei der Frau sehe ich noch einen kleinen Lichtblick. Ist aber nur meine Meinung. :-)

@oBARBIEoCUEo
Bei der Frau sehe ich momentan keinen Lichtblick, ich glaube, die würde sich sofort wieder einen neuen "Meister" suchen, der ihr sagt, wo es lang geht, und nach so vielen Jahren ist fraglich, ob diese Frau überhaupt noch ohne Anleitung durch Andere lebensfähig wäre. Sie scheint ja auch im Knastalltag jetzt aufzugehen, aber da sagt einem ja auch jemand anders, was man wann zu tun hat, es ist alles geregelt, man muss nichts selbst entscheiden und organisieren. Von daher ideal für jemanden wie sie, sie ist im Gefängnis immer noch freier als sie es in den letzten 17 Jahren mit ihm war. Für mich Paradebeispiel einer schwer bis gar nicht resozialisierbaren Person.

Wenn eine Person einer anderen hörig ist,nimmt sie das auch bewusst wahr und gibt es dann so offen zu ?
Ist das nicht eher so,das man sich dessen garnicht bewusst ist,einem hörig zu sein ?

@Nina75
Doch, dessen ist man sich irgendwann bewusst, spätestens wenn derjenige dir offensichtlich nicht gut tut und du dich selbst fragst, warum du dir das gefallen lässt und nicht gehst, dann merken diese Leute, dass etwas sie hält, was nichts mit eigenen Entscheidungen und Vernunft zu tun hat.

@Comtesse

Die Frau kommt jetzt erst mal ins Gefängnis, ich wünsche ihr, dass sie die psychologische Hilfe annimmt. Bei dem Typ scheint Hopfen und Malz verloren zu sein. Den würde ich nicht mehr auf die Straße lassen. ;-)

Es ist auch eine Entscheidung nicht zu gehen, das wollen Betroffene jedoch oft nicht hören, weil sie dann Verantwortung für sich selber tragen müssten.
Nur wer das zugeben kann, kann sich befreien.