Verbrechen in Höxter

@eis..bär

eis..bär schrieb:Und ob er ohne das Wissen seiner Exfrau noch in BDSM Kreisen verkehrte, das wissen wir nicht.
Auch dort sind Menschen zu finden auf die fliessende Grenzüberschreitungen einen Reiz ausüben.Quelle: Lydia Bennecke "Sadisten"

Bei Deinen Ausführungen zum Buch von Lydia Bennecke frage ich mich, ob Du und ich das gleiche Buch lesen bzw. gelesen haben. Die Taten des Paares von Höxter haben nichts mit BDSM zu tun, das war mir von Anfang an klar, weil Lydia Bennecke das sehr gut abgrenzt.

Und so lange es keine Hinweise darauf gibt, dass das Paar aus Höxter sich in dieser Szene bewegte, muss es doch auch nicht immer wieder angeführt werden.

Ich sag's mal ganz simpel:
In der BDSM-Szene gibt es ein Safeword.
In Bosseborn gab es kein Safeword.

@emz
Auf den Punkt gebracht, was ich damit meinte, dass sich auch der S in einer SM-Beziehung Regeln unterwerfen muss. Ich denke nicht, dass W.W. Regeln akzeptierte, die nicht seine eigenen waren.

http://www.tagesspiegel.de/themen/reportage/ein-besuch-in-hoexter-bosseborn-ploetzlich-erinnern-sich-nachbarn-an-merkwuerdigkeiten/13594974.html

„Er war zu jeder Zeit höflich, er war korrekt“, sagt Ranne. Mehrfach rief er bei seiner vermeintlichen Schwester an, bloß um mitzuteilen, dass alles in Ordnung sei. Im Wohnzimmer tranken sie Kaffee, er zeigte Fotos von einer Waldhütte - dorthin würde er sie gerne mal mitnehmen. Bettina Ranne erinnert sich, dass auf dem Foto Autos ohne Kennzeichen zu sehen waren. Auf einem weiteren Bild zeigte er ihr einen umgebauten Krankenwagen, mit dem er häufig herumfahre. Dann holte er drei Ringe aus der Tasche - angeblich von seinen ehemaligen Freundinnen. Bettina Ranne solle mal probieren, ob ihr einer davon passe. Ein Heiratsantrag beim ersten Treffen! Ranne lehnte ab, da sei Wilfried W. etwas „komisch“ geworden, auch leicht aggressiv. Die Ringe ließ er auf dem Tisch liegen. Sie könne es sich ja nochmal überlegen.

Ich weiß nicht ob dieses Detail schon bekannt ist: einem Opfer zeigte WW ein Foto von einem umgebauten Krankenwagen, mit dem er häufig herumfahre.

(Anmerkung: Ein solches Gefährt würde als Fahrzeug sehr gut zu dem spektakulären Fall aus Paderborn passen)

Zum Thema Motiv:
Ich vermute, dass das Haupt- und Anfangs-Motiv bei W.W. der Lustgewinn im Quälen der Opfer gewesen ist.
Nach dem er aus dem Knast kam, A. kennen lernte und heiratete hatte er damit die Ideale Partnerin an seiner Seite, die das ganze Grauen noch weiter anschob. Sie blieb aus Liebe zu ihm, trotz der Qualen die er ihr regelmäßig zufügte. Um weniger Leid und Schmerz in der Beziehung zu ihm erdulden zu müssen, brauchte sie in Zukunft Stellvertreterinnen, die die Opferrolle für sie einnahmen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich für die Beiden dann eine Systematik im "Anwerben" und eine Dynamik in der Motivlage. Zum Hauptmotiv der Freude am Quälen von Menschen, ergaben sich nun Neben-Motive, die für sie zusätzlich gewinnbringend und vorteilhaft waren. Ich denke die Beiden haben im Laufe der Zeit gemerkt, welch enormes Potenzial an Möglichkeiten und positiven Annehmlichkeiten ihr böses Treiben und Handeln mit sich bringt. Das war vermutlich in etwa wie bei einer kleinen Firma, die im Laufe der Zeit sich durch neu Auftuende Geschäftsfelder weiter entwickelt und wirtschaftlich wächst.
Die ganzen Verbrechen haben sich m.M.n. aus W.W.'s Hauptmotivation (Befriedigung und Lustgewinn durch das Quälen von Frauen) prozesshaft-dynamisch systematisiert und offen weiter entwickelt.

@Kreuzbergerin
Das Detail mit der Waldhütte finde ich auch sehr intetressant, davon hatte ich bis jetzt auch noch nirgends was gelesen. Das könnte ja auch einer der Orte sein, zu dem Wilfried, Angelika und die jeweilige dritte Person nachts hin gefahren sind?

Eigentlich könnte der Wilfried doch reinen Tisch machen und all seine Schandtaten gestehen. Der wird doch hoffentlich auch mit dem ohnehin schon beweisbaren niemals mehr aus dem Bau kommen. Was also sollte ihn abhalten sich öffentlich mit weiteren Morden zu brüsten.

MrSnorre schrieb:Was also sollte ihn abhalten sich öffentlich mit weiteren Morden zu brüsten.

Vielleicht bereitet es ihm Freude/Genugtuung/whatever, wenn er Leute zappeln lässt und schweigt. Das verleiht ihm in gewissem Sinne Macht.

@eis..bär

"Was ich mcih frage ist ob es Frauen gab dennen der Mann im Netz so komisch vorkam sie meldeten es den Forenbetreibern.
Nicht auszudenken dabei wurde es belassen.."

Die Frage ist bereits ein paar Seiten nach hinten gerutscht, aber ich greife das jetzt mal hier auf.

Ich glaube, die wenigsten Frauen würden so eine Anzeige beim Seitenbetreiber melden. Wozu denn auch?
Im Vorfeld ist diese Anzeige doch zu harmlos-unspezifisch, um dem Inserenten einen Strick daraus zu drehen.

Wenn jemand im Verlauf einer Konversation dumm kommt, wird frau den wohl eher auf allen Kanälen blockieren...

Und mögliche Opfer sind dazu vermutlich zu traumatisiert oder beschämt.

Was aber im Vorfeld durchaus funktioniert, ist "Mund-zu-Mund-Propaganda", im Sinne von Austausch unter Frauen über Nullnummern in den Anzeigen...

@MrSnorre
Das Gefühl absoluter Macht hindert ihn daran, etwas zu sagen. "Die Anderen wollen doch etwas von ihm", nicht er. Ist vielleicht sein Traum, Verbrechen zu begehen, ohne dafür belangt zu werden.
@Becky
Ja, das ist wohl so.

Und so wird er ein Kandidat für die Sicherheitsverwahrung.

Ich habe ein bisschen gespaltenes Verhältnis zum Stern, aber der Artikel über Höxter hat den beiden Opfern die Würde zurückgegeben. Die ihnen der Anwalt des Beschuldigten hoffentlich nicht wieder nehmen wird.

Vielleicht ist der Wilfried aber auch stolz auf "seine Arbeit" und möchte, dass diese der Welt bekannt wird.

@FF

FF schrieb:Auf den Punkt gebracht, was ich damit meinte, dass sich auch der S in einer SM-Beziehung Regeln unterwerfen muss. Ich denke nicht, dass W.W. Regeln akzeptierte, die nicht seine eigenen waren.

Wer ist "der S"?

@brennan

brennan schrieb:Die Taten des Paares von Höxter haben nichts mit BDSM zu tun

Richtig. Weil es dann notwendigerweise ein Safeword gegeben hätte, das aber offensichtlich nicht existierte.

Um das Jahr 2000 hatte ich mal auf dem Bahnhof in Elze (gut eine Stunde per Bahn von Höxter entfernt) ein seltsames Erlebnis, das mir im Zusammenhang mit den Verbrechen in Höxter wieder eingefallen ist:

Ich kam von Hildesheim und wollte weiter nach Süden, mußte in Elze umsteigen. Ich setze mich mit meiner Zeitung auf eine Bank und bekam mit, daß neben mir ein erwachsenes Pärchen saß. Auf der anderen Seite der Bank saßen zwei junge Mädchen, vielleicht 12 oder 13 Jahre alt. Die Frau war ganz still. Der Mann aber redete auf die Kinder ein. Ich hört unwillkürlich zu. "Sag doch mal, und wo genau wohnt jetzt Deine Oma?" fragte der Typ. "Und wo genau fährst Du jetzt hin?"... "Hat die Oma Telefon? Wie ist denn die Telefonnummer von Deiner Oma?"

Solche uns weitere persönliche Fragen stellte der Typ bohrend und penetrant die ganze Zeit diesen Kindern, die ganz verlegen waren und eigentlich gar nicht antworten wollten, die sich aber aus irgendeinem Grund dem dominanten Fragesteller nicht entziehen konnten. Man merkte den Kindern an, daß denen das total unangenehm war.

Schließlich sprach ich den Typen an und fragte, warum er den Kindern solche Fragen stellt und ob er nicht merken würde, daß die Mädchen sich gar nicht mit ihn unterhalten wollten.

Der Typ sprang sofort wie ein wütetender Stier auf und ging mich an. Was ich damit sagen wolle? Solche Leute wie ich würden doch schon eher "Kinder in den Wald ziehen" (!) usw. usf. Die Frau dagegen blieb total ruhig, faßte den Typen ganz sanft am Unterarm und zog ihn zurück und sprach beruhigend auf ihn ein. Die Beiden setzte sich ein Stück weiter und die Kinder liefen erleichtert weg. Offenbar war der Typ für die Kinder tatsächlich ein völlig Fremder gewesen.

Ich glaube nicht, daß das ein harmloser Vorfall war. Wenn ich mich jetzt daran erinnere, läuft es mir kalt den Rücken runter. Wer weiß was das für Typen waren und zu was sie fähig wären. Diese seltsame Paar-Dynamik, wie jetzt wieder im Höxter-Fall. Ein aggressiver Mann und eine scheinbar sanfte, vertrauenserweckende, völlig kontrollierte Frau, die sich situationausgleichend verhält.

@emz
Ausgehend von der mir bekannten Bedeutung von SM würde ich darauf tippen dass S für Sadist stehen könnte.
Was meinst du?

Was für den einen Spiel (BDSM), ist für WW bittere Wirklichkeit. Der will nicht trennen, zwischen einer Phantasie, die er nie Wirklichkeit werden lassen darf und der Realität.

Lem0nlime schrieb:Das Detail mit der Waldhütte finde ich auch sehr intetressant, davon hatte ich bis jetzt auch noch nirgends was gelesen. Das könnte ja auch einer der Orte sein, zu dem Wilfried, Angelika und die jeweilige dritte Person nachts hin gefahren sind?

das mit der Waldhütte hatte ich schonmal gelesen, mich wundert, dass man von Seiten der Ermittler noch nichts drüber gehört hat, ob man überhaupt weiß, wo sie ist und wenn ja stellt man sie auch auf den Kopf und findet weitere erschreckende Beweise.

@emanon

emanon schrieb:Was meinst du?

Möglich.
Wobei ich, wenn's schon abgekürzt sein soll, dann doch eher T als gängiger bevorzugen würde.

@Schimpanski

ungefähr so könnte es laufen, da haben sich zwei gesucht und gefunden, die beide Spass an Qualen haben.
Dass W. natürlich (oder besser gesagt, nochwahrscheinlich, aber ich bin vorsichtig) die führende Rolle hat und A. zuerst ein Opfer war (auch wahrscheinlich) ändert nicht an die Tatsache, dass beide eben gefoltert und gemordet haben.
Ich denke, dass A. auch ein sehr bösartiger Mensch ist, bei aller Hörigkeit braucht man schon eine gewisse Brutalität und Verrohrheit, um sowas zu tun.Das reicht eben "Opfer sein" und Angst dazu nicht aus. Ich denke schon, dass sie dabei auch ihre eigene sadistische Phantasien befriedigte.
Es war ein tief verstörtes, bösartiges, krankes Paar und für mich sind eigentlich beide Kandidaten für die Sicherungsverwahrung, Angelika vielleicht für die Forensik, aber bitte genauso lange.
Die Mädels von Charles Manson waren auch hörig, bekamen aber trotzdem LL. Und es ist gut so

@LaChatta

LaChatta schrieb:und gemordet haben.

Noch sind wir nicht so weit, bislang war die Rede davon, sie hätten den Tod billigend in Kauf genommen.