Mord an Yangjie Li in Dessau-Roßlau
26.01.2017 um 08:54Anzeige
Bei einer Wohnungsdurchsuchung habe F. die Polizeibeamten und den Staatsanwalt verbal attackiert und als „Idioten“, „Dackel“ sowie „Kackfressen“ beschimpft. „Er ist auf Deutsch gesagt ausgetickt“, so der Beamte Ingolf W. vor Gericht.gibt es einige böse Details zu den Ermittlungen, so zB. dass der Fundort vor Abschluss der Spurensicherung für die Öffentlichkeit freigegeben wurde:
Kriminalrat Thomas E., der die Ermittlungen geleitet hat, sagte aus, dass in der Nähe des Fundorts der Leiche früher Blutspuren hätten entdeckt werden können.oder eine heutzutage und angesichts sicherlich sechsstelliger Kosten dieser Ermittlungen etwas fragwürdige Begründung für die anfänglich unzureichende Sicherung von Videomaterial, welches der Zeuge regelrecht der Polizei aufdrängen musste:
Er und ein Kollege hätten bei der Kontrolle des zugehörigen Hauses das Fenster aber nicht geöffnet und die Spuren an einem Baugerüst nicht gefunden, „weil draußen Leute Blumen niedergelegt haben und Presse da war". Das habe sich später „als Fehler“ erwiesen.
Dort haben die Ermittler laut E. allerdings nicht sofort das gesamte Video-Material gesichert: Weil dafür die technischen Kapazitäten bei der Polizei fehlten.und eine offenbar schlecht geplante Befragung:
„Wir haben bei uns auch nicht tausend Speicher mit einem Terrabyte", so E. Deshalb hätten die Beamten zunächst nur Material vom Tag des Verschwindens Yangjie Lis gesichert.
Die Polizei hatte nach dem Fund der Leiche Yangjie Lis zwar 147 Anwohner in einer ersten Welle befragt, allerdings nicht systematisch. Bei dem Angeklagten Sebastian F. etwa hätten Beamte auch mal „geklopft“, ihn jedoch nicht angetroffen, so der Ermittlungsleiter.Wie es in den Kommentaren auf der MZ Seite geschieht, könnte man sehr bösartig absichtliche Verschleierung zu Gunsten eines Kollegensohnes unterstellen, bösartig grobe Unfähigkeit der Polizei, aber ich glaube, die wahre Erklärung ist die auch im Text angeführte:
Bereitschaftspolizisten standen dafür nicht zur Verfügung, weil sie das Landespokalfinale im Fußball zwischen dem Halleschen FC und dem FC Magdeburg absichern mussten.Die Polizei in Sachsen Anhalt ist so massiv kaputtgespart worden, dass bei dem kleinsten, normalen Ereignis schon alle Reserven bis zum Anschlag ausgelastet sind. Mir tun die Polizisten leid, die unter solchen Bedingungen arbeiten müssen... Und in Anbetracht dessen war ihre Arbeit in diesem Fall keineswegs so schlecht...
Nach seinen Eindrücken trat Sebastian F. den Vernehmern gegenüber zunächst arrogant und selbstsicher auf. Er tischte selbstbewusst eine Version auf, nach der es mit der chinesischen Studentin zu einvernehmlichem Sex gekommen sei. Daran hielt sich auch seine damalige Lebensgefährtin Xenia I. Sie sei jedoch sehr unsicher gewesen und habe extrem kurz auf Fragen geantwortet, so der Kriminalbeamte.meiner Ansicht nach jetzt nicht so besonders interessante neue Informationen. Mich würde ja mal mehr die Rekonstruktion des unmittelbaren Nachtatverhaltens interessieren. ZB. die 49 zum Teil sehr langen Telefonate zwischen dem Angeklagten und seiner Mutter zwischen Tat und Festnahme, welche eigentlich schon vor 14 Tagen thematisiert werden sollten, wo dann jedoch die Angeklagte durch ihr "Geständnis" den Plan umwarf.
Nachdem sich die damals erst 20 und 21 Jahre alten Dessauer in Widersprüche verwickelten, wurden sie in Untersuchungshaft genommen. Darauf reagierten sie völlig gegensätzlich. Der Mann brach dem Beamten im Zeugenstand zufolge in Tränen aus und verlangte, seine Mutter zu sprechen. Die Frau sank völlig in sich zusammen und bat, von weiteren Fragen zunächst abzusehen.
Der Polizeibeamte schildert, dass mal geklingelt, mal ein Schreiben im Briefkasten hinterlassen worden sei. Auf Nachfrage eines Anwaltes, warum in einer Mordermittlung nicht rigoroser auf eine Befragung gedrängt wurde, entgegnet er, dass jeder Polizist in Dessau gewusst habe, um wen es sich handelte. Dass es jemand sei, der einem die Tür zuschlägt, der schnell rabiat und aggressiv wird. "Das bringt mit dem nichts", lautet sein lapidarer Kommentar. So kam eine erste Zeugenanhörung tatsächlich erst zehn Tage nach dem Fund der toten Chinesin zustande. Vermittelt durch die Mutter, die auch bei der Polizei arbeitet.wieviel Resignation spricht aus solchen Worten, dass man einen notorischen Kriminellen gar nicht erst aufsucht, weil "das bringt mit dem nichts", statt den "erst recht" in die Mangel zu nehmen?
So kommt am heutigen 13. Verhandlungstag auch die Rolle der Mutter zur Sprache. Sie gehörte der Mord-Ermittlungsgruppe an. Als sie erfahren habe, wo die tote Chinesin gefunden wurde, habe sie überhaupt keine Reaktion gezeigt, sagt der Ermittlungsleiter. Das sei ihm im Gespräch mit einem Kollegen auch merkwürdig vorgekommen.
Ohnehin dürfte die Verquickung von privaten und dienstlichen Befindlichkeiten großen Raum bei dem Verfahren einnehmen. Ein weiteres Beispiel liefert ein als Zeuge geladener Kriminalkommissar: Demnach sei die Mutter im Besitz des Wohnungsschlüssels des angeklagtes Paares gewesen. Mit diesem Schlüssel wurde auch die Wohnungstür geöffnet, um die Räume zu durchsuchen.
otternase schrieb:wieviel Resignation spricht aus solchen Worten, dass man einen notorischen Kriminellen gar nicht erst aufsucht, weil "das bringt mit dem nichts", statt den "erst recht" in die Mangel zu nehmen?Auch wenn es nichts mit diesem Fall zu tun hat, aber ein Freund von mir ist Dienststellenleiter bei der Polizei
So soll er seinen dreijährigen Sohn im Sommer 2015 überaus hart bestraft haben, beispielsweise indem er den Kopf in eine Wassertonne drückte oder ihn tagelang in ein Zimmer einsperrte. Das gesamte Haus stank nach Urin, erinnerte sich die Zeugin. ihrer Meinung war das ein klarer Fall für das Jugendamt. Es gab aber keine Reaktion seitens der Behörde, so die 50-Jährige.das ist natürlich auch interessant in Hinblick auf den ungeklärten Tod des (ungewollten) Babys...
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Zuvor hatte Xenia I. am Montag weitere Details zur Beziehung mit dem ebenfalls angeklagten Sebastian F. geschildert. Demnach sollen die Probleme schon im Sommer 2014 begonnen haben. Nach einem ersten Übergriff habe sich die Gewalt und der sexuelle Missbrauch immer weiter gesteigert. ...
Eichhörnchen schrieb am 23.01.2017:...Im Sommer 2014 gibt es Probleme, die Freundin ist hochschwanger bzw. hat gerade entbunden und steht daher dem Angeklagten nicht vollumfänglich zur Befriedigung seiner Lust zur Verfügung, also wendet er offenbar Gewalt an, um zu bekommen, was er will.
Xenia I. hatte einen Sohn mit in die Beziehung gebracht, im August 2014 wurde der gemeinsame Sohn geboren. Später wurde sie erneut schwanger, wovon sie bis zur Geburt des dritten Sohnes im Juni 2015 nichts mitbekommen haben will.
„Aus Angst habe ich die Anzeichen ignoriert.“ Es sei eine Sturzgeburt im Garten gewesen, danach habe Sebastian F. kaum mit ihr gesprochen. „Er hat mir vorher immer wieder gesagt, dass er kein drittes Kind haben will.“ Das Kind starb im Herbst 2015.
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Kurz darauf hat die Polizei nach MZ-Informationen alle Mülltonnen aus dem Tathaus in der Dessauer Johannisstraße 7 abgeholt. Der Hauptangeklagte Sebastian F. soll Yangjie Li nach der Tat, so schilderte es Xenia I., in einer Mülltonne in das Hinterhaus transportiert haben. Ob die Mülltonnen bereits zuvor untersucht worden waren, dazu wollten Polizei und Landgericht keine Angaben machen.Zur Befragung der Eltern des Angeklagten gibt es folgende Infos:
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Die Aussage von Xenia I. hat nach MZ-Informationen dazu geführt, dass die Ermittlungsgruppe noch einmal zusammengerufen wurde. So sollen Beamte in dem Haus auch Hörtests durchgeführt haben. Damit soll überprüft werden, von wo im Haus Kinderschreie zu hören gewesen sein könnten. Die Angeklagte hatte vor Gericht ausgesagt, dass sie während der Tat die meiste Zeit bei ihren beiden Kindern gewesen sei, die über der Tatwohnung zurück gelassen worden waren.
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Im Zuge der neuen Ermittlungen wurden auch noch einmal Zeugen befragt. Darunter ein Mann, der im Hinterhaus nach eigenen Aussagen täglich die Bauarbeiten zur Sanierung der dortigen Wohnungen überwacht hatte und Anfang Juni 2016 ins Erdgeschoss einzog. Aus dem dortigen Fenster soll Sebastian F. den Körper von Yangjie Li nach draußen gebracht und unter einer Konifere versteckt haben.
Offen bleibt derzeit, ob ein Amtsarzt die Mutter des Angeklagten, eine Polizistin in Dessau, untersucht. Das hatte die Nebenklage angeregt, nachdem die Zeugin mit einem neuen Attest weiterhin nicht vernehmungsfähig ist. „Mit der Anregung der Nebenkläger, ein amtsärztliches Attest einzuholen, wird sich die Kammer nach ihrem Ermessen und zu gegebener Zeit auseinandersetzen“, erklärte Gerichtssprecher Frank Straube.Erstmal jedoch gibt es eine Pause in den Verhandlungen, der nächste Termin ist der 20. Februar.
Wann sie erneut als Zeugin geladen wird, stehe derzeit noch nicht fest. Klar ist allerdings der Termin für den Stiefvater, dem ehemaligen Leiter des Dessau-Roßlauer Polizeireviers: Er ist für den 28. Februar geladen. Ebenso wie die Mutter kann er vor Gericht die Aussage verweigern.
Das Jugendamt der Stadt Dessau-Roßlaus hat bestätigt, dass es zu Xenia I. und Sebastian F. und dem Umgang mit ihren Kindern mehrere Meldungen gegeben hat.
„Diesen Meldungen wurde nachgegangen“, sagt Stadtsprecher Carsten Sauer. „Ein Hinweis, dass ein Kind kopfüber in eine Regentonne gehalten wurde, war aber nicht darunter.“
Über die Aktion mit der Regentonne hatte am Dienstag eine Zeugin berichtet, die Gartennachbarin des Ex-Paares war. Sie berichtete, dass Sebastian F. seinen dreijährigen Stiefsohn misshandelt haben soll, auch indem er das Kind tagelang ins Zimmer eingesperrt habe. Das Jugendamt habe sie über die Ereignisse informiert, aber keine konkrete Reaktion festgestellt.
„Das Jugendamt geht jeder Meldung über Kindeswohlgefährdung nach, egal von wem und in welcher Form sie den Mitarbeitern bekannt wird“, erklärt Sauer.
„Eine Rückmeldung an die Meldenden kann das Jugendamt aus Gründen des Datenschutzes nicht geben.“ Er bestätigte allerdings, dass die junge Familie in der Vergangenheit auch Hilfen zur Erziehung erhalten hatte.
– Quelle:http://www.mz-web.de/25666710©2017
Eichhörnchen schrieb:Es ist mir nicht verständlich warum die Mutter des Tv so ein Gezeter veranstaltet.Die wird schlichtweg überfordert mit der ganzen Situation sein.
Oder kann da jemand eine Taktik oder gar Sinn darin erkennen?
JamesRockford schrieb:Da sind sowohl die Eltern als auch Behörden in der Pflicht.Die haben sich doch gekümmert. Xenia I. war mit dem ältesten Kind in einer Mutter-Kind-Einrichtung, bevor sie dann Sebastian F. kennenlernte und vermutlich erst nach ihrer Volljährigkeit mit ihm zusammenzog. Die beiden haben Hilfe zur Erziehung erhalten, dass heisst, das Jugendamt war involviert. Da die Kinder jetzt bei ihrer Mutter sind, gehe ich davon aus, dass es da eine entsprechende Bindung gab und sie sich schon vorher mit gekümmert hat.
JamesRockford schrieb:Man stelle sich mal vor, in den USA würde jemand bei einer Wohnungsdurchsuchung zu einem Polizisten 'Kackfresse' sagen.Was dann, wird er gleich erschossen? Hier ist das auch ne Beleidigung, die in der Regel strafrechtliche Konsequenzen hat. Das lässt kein Beamter auf sich sitzen. Es kann allerhöchstens sein, dass man bereits die Erfahrung hatte, dass er auf Ladungen reagiert und man dann den für alle Beteiligten sichersten Weg gewählt hat.
Trine schrieb:Die haben sich doch gekümmert. Xenia I. war mit dem ältesten Kind in einer Mutter-Kind-Einrichtung, bevor sie dann Sebastian F. kennenlernte und vermutlich erst nach ihrer Volljährigkeit mit ihm zusammenzog. Die beiden haben Hilfe zur Erziehung erhalten, dass heisst, das Jugendamt war involviert. Da die Kinder jetzt bei ihrer Mutter sind, gehe ich davon aus, dass es da eine entsprechende Bindung gab und sie sich schon vorher mit gekümmert hat.@Trine
Trine schrieb:JamesRockford schrieb:Man stelle sich mal vor, in den USA würde jemand bei einer Wohnungsdurchsuchung zu einem Polizisten 'Kackfresse' sagen.Ich finde, dass es zwischen sich ins Gesicht spucken lassen zu müssen und jemanden abzuknallen eine ozeanische Weite gibt. Mir geht es um Respekt.
Was dann, wird er gleich erschossen?