Hamburg: 16-Jähriger erstochen und seine Freundin in die Alster gestoßen

@Comtesse

Ganz genau, danke. Mich ärgert ungemein dass man durch den ganzen Focus auf Organisationen wie IS die keinen deut schlimmeren Ableger fast als gemässigt hinstellt. Das sind sie mitnichten. Wenn der Mörder von Victor aus religiös~rassistischen Gründen gemordet hat klingt das jetzt fast so als müsse ihm zum Nachweis dafür eine Mitgliedschaft beim IS belegt werden.

Das Narrativ, die Gewalt des djihadistischen Islam gehe von definierten Organisationen aus, ist falsch. Wer dieser Vorstellung anhängt, unterliegt einem konzeptionellen Mißverständnis dieses Phänomens.

Die gerade bekannten Gruppierungen kommen und gehen. Bekämpfen sie sich auch mitunter untereinander, bekämpfen doch alle zusammen die "Ungläubigen".

Die Strategie des militanten Djihad setzt gerade seit einiger Zeit auf nicht voraussehbare, individuelle Gewalttaten gegen Nichtmuslime. Prototypisch sind die Messer- und Autoattacken von Palästinensern gegen Juden in Israel gewesen.

Ich glaube übrigens, dass auch die Fahrradfahrermesserattacke in München vor einigen Monaten einen solchen Hintergrund hatte.

Sicherlich nicht zufällig ist auf dem Titelblatt der ersten Ausgabe von „Rumiyah“ ein bis dato unbekanntes Foto des IS-Propagandachefs Taha Sobhi Falaha alias „Abu Mohammed al-Adnani“ zu sehen. Der IS-Ideologe prägte eine fast schon anarchistische Strategie des führerlosen Dschihad im Westen, bei der die Opferauswahl beliebig und die Wahl der Mittel völlig frei ist.

https://ojihad.wordpress.com/

PS: das "Argument", wonach schwerwiegende gesellschaftliche Konfliktherde deshalb nicht benbenannt werden dürfen, weil die "Falschen" von dieser Benennung profitieren würden, ist wenig zielführend. Aber nur weiter so.

@planetzero

Kann man nur unterschreiben, wenn Leute aufgrund von Radikalisierung durch Internet oder Imame zu Messerattentätern werden wird man “staatspapiere“ von IS vergeblich bei ihm suchen. Gerade Politik und auch Medien stellen aber immer wieder auf diesen IS ab, in dessem Windschatten einige gut mitsegeln. Im Alsterfall frage ich mich warum die Polizei einen islamistischen Hintergrund nicht schon viel eher für möglich hielt, objektiv spricht ja einiges dafür. Weniger IS, mehr allgemein radikalislamischer Hintergrund wäre die bessere herangehensweise bei solcher Art Fälle.

@Maite

So einfach ist es aber auch nicht, mit dem islamischen Hintergrund. Spontan fällt mir der Fall des italienischen Pärchens aus München ein -da hatte auch so ein Spinner zuerst die Frau angespuckt und als der Freund den Täter zur Rede stellen wollte, zog der ein Messer und stach mehrmals tödlich zu. Der Fall ist glaube ich noch ungeklärt, jedoch gab es bisher keine Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund.

@Suinx

Dieser Fall kam bei xy ungelöst, ist noch nicht lange her. Zumindest muss der Täter ein Messer bei sich geführt haben, dass der Freund den Spucker zur Rede stellte war Zufall, er also Zufallsopfer. Victor in Hamburg ist dies dem Augenschein nach auch.

@Maite

Ja, meine ich auch: absolute Zufallsopfer. Wie aus dem nichts und ohne einen erkannbaren Grund.

Maite schrieb: Weniger IS, mehr allgemein radikalislamischer Hintergrund wäre die bessere herangehensweise bei solcher Art Fälle.

Sehe ich auch so. Ich verstehe auch ehrlich gesagt nicht warum in diesen Fällen immer eine Erbsenzählerei stattfindet. Es ist doch eigentlich völlig egal welche Organisation dahinter steckt solange im Grunde die Selbe Ideologie dahinter steckt. Wäre es "besser" nur weil der Täter nicht vom IS direkt "beauftragt" wurde? Nein, finde ich nicht. Wenn ein Rechtsradikaler einen anderen aufgrund seiner Herkunft umbringt ist es auch völlig egal zu welcher Organisation er sich nun bekennt - und ob er "wirklich" Mitglied dort war. Ich halte das für total irrelevant.

Was mich an dem Fall etwas irritiert ist die verzögerte Stellungnahme der Terroristen - wobei ich die Tat an sich schon auch typisch für islamistischen Terror halte. Wer sich mal die Vorfälle in Isreal anschaut versteht was ich meine, das passt voll ins Muster. Es wundert mich sowieso warum hier in den Medien die Attacken auf Israelis totgeschwiegen werden. Schon seit meheren Monaten sind solche Taten wirklich fast an der Tagesortnung, selbst unschuldige Kinder werden in ihrem eigenen Bett getötet ( http://www.fr-online.de/politik/israel--maedchen-von-palaestinenser-erstochen,1472596,34439868.html ). Einfach nur schlimm und zu verurteilen - egal welche Organisation nun dahinter steckt.

@VivaVioletta

Ganz deiner Meinung.

Ich fahre täglich an der Unglückstelle vorbei, und wenn ich die Kerzen sehe überkommt mich jedesmal die Wut. Es wundert mich auch gar nicht. Was sich in den letzten Monaten in der Gegend um St. Georg, Binnenalster für Publikum aufhält, ist wirklich erschreckend. Aber wir schaffen das schon.

Das kippt hier irgendwie grade in eine Wutbürger-Flüchtlingsdiskussion um, scheint mir. Das geben die bisher bekannten Fakten des schrecklichen Falls des erstochenen Jungen aber bisher nun wirklich nicht her.

Erstmal die Geduld wahren!

Und @planetzero: Der weitaus überwiegende Teil dschihadistischer Gewalt geht natürlich von definierten Gruppen aus, findet in Nahost statt, und hat fast ausschließlich Muslime zum Opfer (Syrien, Irak, Lybien, Somalia, Jemen, Afghanistan, Pakistan usw).

VivaVioletta schrieb:egal welche Organisation nun dahinter steckt

Eigentlich gibt es aber keinen Anlass davon auszugehen, dass eine Organisation dahinter steckt oder ein diffus-politisches Motiv.
In der Umgebung des Jungfernstegs, wo die Kennedybrücke mit zugehört, soll es ja seit längerem eine ernst zunehmende Gewaltproblematik geben.

Das sind drei Artikel zum Thema - ein bis zwei Monate vor diesem Mord ohne Motiv und Bezug jetzt, da kann man eine lineare Entwicklung raus lesen...
http://www.shz.de/regionales/hamburg/alkohol-drogen-gewalt-ist-der-jungfernstieg-schon-ein-brennpunkt-id14634866.html
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article157852289/Vom-Wohnzimmer-Hamburgs-zur-gefaehrlichen-Kampfarena.html
https://www.welt.de/regionales/hamburg/article157872887/Hier-zeigen-sich-gesellschaftliche-Brueche-und-Umbrueche.html

Ich würde vermuten, dass wenn man dieser mutmasslichen IS-Fake-Meldung auf den Leim geht, man schlicht auf der falschen Fährte ist...
Allerdings gibt es wohl noch keine offizielle Stellungnahme der Polizei wie sie das einschätzt...

Die Polizei hat eventuell eine neue Erkenntnis zum Täter ermittelt! Er könnte sich an der Hand selbst verletzt haben beim Zustechen.

Ärzten sollen helfen
Die Mail der Hamburger Ärztekammer ging an mehrere Tausend niedergelassene Ärzte. Darin bittet die Mordkommission um Mithilfe. In dem Schreiben heißt es, es sei zu vermuten, dass sich der Täter bei den tödlichen Messerstichen selbst verletzte. Gesucht wird nach einem Mann mit einer Schnittwunde an der Hand.

http://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Ermittlungen-nach-Mord-an-der-Alster-,gewalttat166.html

SLOGEEK schrieb: Allerdings gibt es wohl noch keine offizielle Stellungnahme der Polizei wie sie das einschätzt...

@SLOGEEK, sind weiter am prüfen.

Auch die angebliche Bekennerbotschaft der Terrororganisation IS wird weiter untersucht. An ihr bestehen erhebliche Zweifel. Auch die Bundesanwaltschaft erklärte, die Verlautbarung noch zu prüfen - mit einem Ergebnis sei erst in den nächsten Tagen zu rechnen.

Quelle s.o.

Laut MOPO hat die Polizei bereits eine heiße Spur und die hat nichts mit dem IS zu tun...

Im Gegenteil: Nach MOPO-Informationen haben die Ermittler der Hamburger Mordkommission bereits eine heiße Spur. Und die führt definitiv nicht zum IS!

http://www.mopo.de/hamburg/polizei/mord-an-der-alster-is-terroristen-missbrauchen-victors-tod-25003834-seite2

@E_M
Danke!

Ehrlich gesagt hab ich auch extrem daran gezweifelt.
Ich hoffe jetzt nur, dass diese heiße Spur wirklich heiss ist!

Die SHZ schreibt ebenfalls über die 11.500 kontaktierten Ärzte und die "heiße Spur":

Nach Informationen der „Bild“-Zeitung geht die Mordkommission bereits seit Tagen einem wichtigen Hinweis nach. Und die Hamburger Morgenpost berichtet, die Ermittler hätten eine heiße Spur, die eben nicht zum IS führe. Die Polizei wollte das nicht bestätigen. Ein Sprecher des Hamburger Verfassungsschutzes sagte allerdings: „Niemand sollte der Terrormiliz auf den Leim gehen. Die gezielte Instrumentalisierung der Medien gehöre zur Taktik des IS, um die Menschen zu verunsichern.“

http://www.shz.de/regionales/hamburg/nach-messerattacke-auf-16-jaehrigen-polizei-kontaktiert-11-500-aerzte-id15226681.html

Ich denke mir nach wie vor, dass es zwischen Täter und Opfer eine Verbindung geben muss. Den Jungen mit mehreren Stichen in den Rücken niederzumetzeln und das Mädchen zu ignorieren, spricht mMn nicht für einen politischen oder ideologischen Hintergrund.
Auch weil das Gebiet, wie in meinem letzten Post angerissen, kaum geeignet ist, um unerkannt zu fliehen, würde ich eher zu einem persönlichen Tathintergrund tendieren. Für Zufallsopfer wären der nördliche Teil der Aussenalster oder der Stadtpark geeigneter gewesen.

Vielleicht hat er das Mädel ja verschont weil er sich grade an der Hand verletzt hat. Die meisten Messer sind zum Schneiden ausgelegt und nich zum Zustechen. Kann ja mit der Hand abgeruscht sein wenn der Griff nicht besonders griffig ist. Küchenmesser ?

Über 11000 Ärzte ist mehr als die Stadt Hamburg die sie überprüfen vermute ich.

@tuctuctuc
Man wäre ja auch bräsig, das Umland und die nächsten Städte ausser acht zu lassen. Ein junger Mann mit Hamburger Anschrift, der sich beim Feiern in Kiel oder Lübeck verletzt haben soll und da direkt zum Arzt geht...

@Mr_Chemical
Die Polizei wird ja auch nicht jeden Arzt anschreiben sondern nur bestimmte Fachrichtungen.
Chirogen, alle Notaufnahmen von Krankenhäusern, Allgemeinmediziener?