Siegessicher schrieb:Auf jeden Fall ist das ein super Kritikpunkt für seinen Anwalt. DNA-Fragmente UND dieses meiner Meinung nach nicht zutreffende Phantombild. Ich denke, ich würde ihn rausbekommen
Wegen eines Phantombildes ist in Deutschland noch nie einer verurteilt worden, egal ob zutreffend oder nicht. Ich meine in Erinnerung zu haben, dass Phantombilder immer so erstellt werden müssen, dass bestimmte Merkmale zu erkennen sind, aber niemals eine konkrete Person eins zu eins erkennbar ist, wegen der Unschuldsvermutung und weil keine "Hexenjagd" oder Internetpranger erwünscht sind. Hinweise zu Phantombildern führen dann zu traditioneller Ermittlungsarbeit.
Es hat zu einem Haftbefehl gereicht. Dafür muss es ein paar mehr Indizien geben, als ein Phantombild. Zunächst prüft der Haftrichter nämlich, ob ein dringender Tatverdacht (Wahrscheinlichkeit, dass jemand Täter ist und die Möglichkeit der Verurteilung vorliegt) besteht und dann erst die Haftgründe wie z. B. Verdunklungsgefahr und Fluchtgefahr. Hier ist aufgrund der Nationalität und der familiären Bindungen ins Ausland vermutlich Fluchtgefahr bejaht worden. Das ist jetzt nicht rassistisch zu verstehen, in Bayern zum Beispiel habe ich einmal erlebt, dass Fluchtgefahr bei einem Preußen, der seit über 30 Jahren mit einem Mann liiert und Unternehmer war, bejaht wurde, weil familiäre Bindungen nicht gegeben seien.
Ob eine Verurteilung erfolgt oder nicht, liegt an den ermittelten Beweisen bzw. der Indizienkette. Ob es da überhaupt auf Sichtungen durch mögliche Zeugen ankommt, wage ich zu bezweifeln. Man hat einen modus operandi, man hat DNA-Teile, man hat Handy-Daten und sucht europweit nach weiteren Taten, eventuell in der Hoffnung, dort vollständige Täter-DNA, die mit seiner DNA übereinstimmt, zu finden. Man hat aber auch die Möglichkeit, nach Opfer-DNA bei ihm zu suchen. Nicht umsonst wurde die Soko wieder auf 20 Leute aufgestockt, weil es jetzt darum geht, den "Sack zu zumachen". Erst wenn ausermittelt ist, kann der Verteidiger überhaupt eine Prognose zum Ausgang des Verfahrens abgeben. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht der Fall. Daher finde ich Aussagen darüber, ob man jemanden frei bekommt oder nicht, äusserst gewagt