DNA-Treffer in Datenbank lange unentdeckt: Tote Frau aus dem Bugsinsee identifiziert – Ehemann unter TatverdachtGroßer Ermittlungserfolg für das LKA Brandenburg: Eine am Samstag, den 26. Juni 2004, im Bugsinsee im Landkreis Barnim nördlich von Berlin gefundene Frauenleiche konnte identifiziert werden. Wie das
Westfalen-Blatt zuerst berichtete, handelt es sich um eine Mutter aus Versmold im Kreis Gütersloh. Diese war bereits im Mai 2004 als vermisst gemeldet worden. Nun stehe der Ehemann unter Tatverdacht.
Dem Bericht zufolge hätte die Identität der Toten schon seit Jahren geklärt sein können. Demnach hatte die Tochter der vermissten Frau, beim Verschwinden ihrer Mutter selbst erst drei Jahre alt, im Jahr 2013 eine DNA-Probe bei der Kriminalpolizei Gütersloh abgegeben. Die Probe sei 2015 in die DNA-Analysedatei des Bundeskriminalamts eingestellt und automatisiert mit dem Datenbestand abgeglichen worden, ein Zusammenhang zu der Frauenleiche aus dem Bugsinsee sei jedoch nicht hergestellt worden, berichtet das
Westfalen-Blatt:
Ob ein technischer Defekt der Grund war, ob jemand bei der Eingabe einen Fehler gemacht hatte – dazu ist vom BKA nichts zu erfahren. Ohne Wissen der Ermittler standen also die DNA der Tochter und die ihrer vermissten Mutter seit 2015 in der DNA-Datei – bis das Bundeskriminalamt 2023 einen Abgleich aller DNA-Spuren vornahm, und diesmal wurde ein Treffer gemeldet.
Im Februar 2023 teilte das LKA NRW der Kripo Gütersloh die verwandtschaftliche Übereinstimmung mit, und auch die Ermittler in Brandenburg wurden informiert.
Zum Fall: Am 26. Juni 2004 fand ein Angler am Bugsinsee bei Althüttendorf einen dunklen Seesack im Wasser treiben. Bei näherer Betrachtung konnte er durch eine aufgerissene Naht bereits einen menschlichen Fuß erkennen und verständigte die Polizei. Bei der Obduktion der Leiche wurde festgestellt, dass die Frau einem Tötungsdelikt, aber vermutlich keinem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen war. Die Leiche war aufgequollen und das Gesicht nicht mehr erkennbar. Die Liegezeit im Wasser konnte nur grob auf drei Wochen bis sechs Monate geschätzt werden. Die Frau war demnach zum Todeszeitpunkt 35 bis 41 Jahre alt, 160 bis 165 Zentimeter groß, wog 50 bis 60 Kilogramm und hatte rot getönte Haare. Markant war eine genähte Narbe am rechten Oberarm. Die Tote war bekleidet, die Teile können jedoch nicht zugeordnet werden oder es handelte sich um Massenware. Im Slip konnte das Teilprofil eines männlichen Spurenlegers isoliert werden, welches jedoch keinen Treffer in der Datenbank ergab. Auch die Fingerabdrücke der Toten, die in einem aufwändigen Verfahren genommen werden, waren nicht bekannt [
ZDF].
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ZDFWeil niemand die Frau zu vermissen schien und der See direkt an der Autobahn 11 nach Polen liegt, war eine Theorie, dass es sich um eine Prostituierte aus dem nahen Osteuropa handeln könnte [
Westfalen-Blatt]. Die Kripo Eberswalde ließ daher auch die Amtskollegen in Stettin einen Aufruf veröffentlichen [
KWP]. Die Spur nach Osteuropa schien sich später auch zu konkretisieren: Im März 2006 wies eine erste Isotopenanalyse nach, dass sich die Frau im Kindes- und Jugendalter im Einflussbereich von rumänischem Umweltblei aufgehalten haben muss. 2012 konnte eine verbesserte Analyse zeigen, dass sie in Rumänien, Jugoslawien oder Griechenland geboren worden war und vermutlich drei Jahre vor ihrem Tod nach Deutschland kam. Auch eine Öffentlichkeitsfahndung in den Balkanländern und ein Rechtshilfeersuchen in Rumänien brachte jedoch nicht den gewünschten Erfolg [
Berliner Zeitung].
Im Dezember 2019 wurde zudem von einer Magdeburger Expertin eine Gesichtsweichteilrekonstruktion durchgeführt [
Berliner Zeitung]:

Bildquelle:
ZDFNun gibt es, über 19 Jahre nach dem Fund der Leiche, offenbar einen Durchbruch. Laut
Westfalen-Blatt hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder ein Ermittlungsverfahren gegen den früheren Ehemann der Frau eingeleitet. Der Mann stammt demnach aus Eberswalde, nur 15 Kilometer vom Burgsinsee entfernt. In den 1990er Jahren heiratete er dort eine Polin. Als seine Frau schwanger war, zog er mit ihr nach Versmold, wo bereits seine Eltern lebten. Die gemeinsame Tochter war drei Jahre alt, als ihre Mutter im Mai 2004 spurlos verschwand.
Rechtsanwalt Dr. Holger Rostek, der den Tatverdächtigen vertritt, erklärt: "Mein Mandant hat seine Frau nicht getötet. Aber selbst, wenn man unterstellt, er hätte es getan: Ein Mord ist nicht nachweisbar. Das Verfahren muss eingestellt werden." [
Westfalen-Blatt]