Detmold: Dreijähriger Halbbruder im Schlaf mit 28 Stichen getötet

emz schrieb:Wenn, dann müssen wir warten, bis die einschlägigen Medien weitere "Zeitzeugen" aufgetan haben, die ihre Kenntnisse zum Besten geben.

Die tauchen ja meist ziemlich flott auf. So auch hier:

Die Mutter der 15-Jährigen war 2013 aus Polen nach Deutschland gekommen. Nachdem sie einen Job als Putzfrau gefunden hatte, habe sie laut "Bild" ihre Tochter nachgeholt. Eine Freundin der Familie erklärte gegenüber "Bild": "Oliwia lebte sich schnell ein, fühlte sich wohl." In den letzten Wochen habe sie aber eine Veränderung bei der 15-Jährigen sehen können. "Oliwia war depressiv. Sie hatte immer ein Messer unter dem Kopfkissen und sagte, dass sie ihre Familie umbringen wolle."

http://m.news.de/panorama/855802072/mord-in-detmold-news-ticker-aktuell-3-jaehriger-niko-ermordet-schwester-hinterliess-blutbotschaft-nach-toetung-durch-28-messerstiche/1/

Mich packt hier halt nicht die Wut, sondern tiefes Bedauern. Insgesamt sehr tragisch.

sooma schrieb:Die Mutter der 15-Jährigen war 2013 aus Polen nach Deutschland gekommen. Nachdem sie einen Job als Putzfrau gefunden hatte, habe sie laut "Bild" ihre Tochter nachgeholt. Eine Freundin der Familie erklärte gegenüber "Bild": "Oliwia lebte sich schnell ein, fühlte sich wohl." In den letzten Wochen habe sie aber eine Veränderung bei der 15-Jährigen sehen können. "Oliwia war depressiv. Sie hatte immer ein Messer unter dem Kopfkissen und sagte, dass sie ihre Familie umbringen wolle."

Sehr tragisch. Oliwia hat sicher sehr darunter gelitten, dass ihre Mutter nach Deutschland ging und sie in Polen blieb.

Sehr tragischer Fall.

Venice2009 schrieb:Sollte das tatsächlich so gewesen sein, fragt man sich natürlich, wie es dazu gekommen ist, dass das Mädchen trotzdem auf ein Kleinkind aufgepasst hat. Sofern es so gewesen ist.

Eine 15 jährige, die einen 3 jährigen beaufsichtigt, deren Mutter erst um 21 Ihr von der Arbeit kam. Kann man also annehmen , je nachdem wann die Mutter das Haus vorher verließ, dass das Mädchen damit betraut war, seinen Halbbruder alltäglich mit zu versorgen - Abendbrot machen, bettfertig machen, vll noch Windeln wechseln, zu Bett bringen etc
Auch, wenn eine 15 jährige durchaus Alltagspflichten haben sollte, gehört diese hypothetische Versorgung eines Kleinkindes nicht dazu

msbarnaby schrieb:je nachdem wann die Mutter das Haus vorher verließ,

du sagst es, je nachdem,wann sie das Haus verlies und darüber wissen wir rein gar nichts und damit halten wir uns bitte mit weiteren Spekulationen, welche Aufgaben das Mädchen zu verrichten hatte, absolut zurück.

Cuchulain schrieb:Sehr tragisch. Oliwia hat sicher sehr darunter gelitten, dass ihre Mutter nach Deutschland ging und sie in Polen blieb.

Tragischer für das Kleinkind, was grausam zu Tode gekommen ist.
Natürlich erleben manche Menschen Schicksale, aber längst nicht alle werden zu Tätern.

Ja, aus der Sicht des Kindes ist sicher alles nicht "besser" geworden, wie die Mutter es bestimmt wollte... mit neun die zeitweise Trennung von der Mutter, Ungewissheit, dann Übersiedlung nach Deutschland. Eingewöhnen, Schule, neue Menschen (besonders auch die Partner der Mutter - und nein, dass ist kein Vorwurf der Mitschuld*, sondern eine ganz unemotionale Feststellung). Als sie zwölf ist, kommt der kleine Bruder zur Welt, der Vater lebt aber nicht mit ihnen zusammen, von "Dimintri" wissen wir das nicht (oder nur ich hab es überlesen). Sie versorgt dann den kleinen Nico mit, während die Mutter mittags/nachmittags zur Arbeit geht. Klingt nach wenig (Frei-)Zeit für O. (sie ging ja zur Schule) und vielen Belastungen. Die sich ja auch einigen Leuten in ihrem Verhalten deutlich bemerkbar machten. Unternommen wurde aber weiter nichts, ob aus Hilflosigkeit, Unkenntnis oder Ignoranz, das spielt auch gar keine Rolle und hat ja auch immer individuelle Gründe. Das Schlimme: das ist leider Alltag in Deutschland (die zum Glück in den seltensten Fällen mit Mord enden) - und da muss man nicht für immigriert sein.

*Ich betrachte solche Schicksale eher fern von "Schuld" und "Unschuld", weil das einfach nicht zuzuordnen ist. Es spielen sich immer Prozesse und Dynamiken ab, die die Situation, in der sich Personen befinden, bestimmen. Ich schaue lieber auf die Prozesse, die da stattfinden, statt mir ein wertendes Urteil über die Beteiligten zu machen. Ich finde es deshalb auch nicht beleidigend, wenn man "schwierige Familienverhältnisse" sachlich benennt und beleuchtet - und damit auch die "Rollen" der Beteiligten. Je mehr man auch die Diskussion über Misshandlung und Vernachlässigung mit dem Mantel von Scham und Schuld bedeckt, desto weniger ist den Kindern (und den Eltern) geholfen. Kann doch jede Mutti bestätigen, die mal überfordert war und Hilfe gesucht hat: da hat man auch viel mit dem eigenen Selbstwert und der Wahrnehmung des Umfeldes zu kämpfen. Weil man ja eine "schlechte" Mutter, eine "Rabenmutter" sein könnte.

Wikipedia: Rabenmutter

sooma schrieb:*Ich betrachte solche Schicksale eher fern von "Schuld" und "Unschuld", weil das einfach nicht zuzuordnen ist. Es spielen sich immer Prozesse und Dynamiken ab, die die Situation, in der sich Personen befinden, bestimmen. Ich schaue lieber auf die Prozesse, die da stattfinden, statt mir ein wertendes Urteil über die Beteiligten zu machen. Ich finde es deshalb auch nicht beleidigend, wenn man "schwierige Familienverhältnisse" sachlich benennt und beleuchtet - und damit auch die "Rollen" der Beteiligten. Je mehr man auch die Diskussion über Misshandlung und Vernachlässigung mit dem Mantel von Scham und Schuld bedeckt, desto weniger ist den Kindern (und den Eltern) geholfe

Danke.

Kein Kind kommt böse zur Welt.
Es ist immer 'Produkt' seiner frühkindlichen Entwicklung und Erfahrungen, vermittelter und nicht vermittelter Werte und erworbener Resilienz, also psychischer Widerstandskraft, der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Hier sind mehrere Opfer zu finden in einer ganz tragischen Geschichte, die aufgeklärt werden muss und wird

Mich interessieren die Väter der Kinder. In welchem Verhältnis stehen diese ? Darf ich fragen über Konstellation im Familiengefüge. Ist die Mutter fern ab aller Beziehungen im Dreieck: Kinder - Mutter - Väter! Mutter nur alleinerziehend ohne der Bezugsväter?

msbarnaby schrieb:Kein Kind kommt böse zur Welt.
Es ist immer 'Produkt' seiner frühkindlichen Entwicklung und Erfahrungen, vermittelter und nicht vermittelter Werte und erworbener Resilienz, also psychischer Widerstandskraft, der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen.
Hier sind mehrere Opfer zu finden in einer ganz tragischen Geschichte, die aufgeklärt werden muss und wird

Fachsprache, sehr schön, man versteht mich. ;)
Ich weiss, kein Einzeiler-Spam, aber hier kann ich nur mitgehen.

hahnundhenne schrieb:Mutter - Väter! Mutter nur alleinerziehend ohne der Bezugsväter?

da sie ihren Halbbruder getötet haben soll, haben die beiden unterschiedliche Väter. Der Ex-Freund der sich vor 3 Monaten von der Mutter getrennt hat war weder der Vater von der Tochter noch von dem Sohn. Also alles wohl nicht so leicht gewesen.

Mir stellt sich die Frage, wer auf das Kind aufgepasst hat, wenn die Mutter gearbeitet hat?

sooma schrieb:ie Mutter der 15-Jährigen war 2013 aus Polen nach Deutschland gekommen. Nachdem sie einen Job als Putzfrau gefunden hatte, habe sie laut "Bild" ihre Tochter nachgeholt. Eine Freundin der Familie erklärte gegenüber "Bild": "Oliwia lebte sich schnell ein, fühlte sich wohl." In den letzten Wochen habe sie aber eine Veränderung bei der 15-Jährigen sehen können

dann kann es gut möglich sein, dass der Vater von Oliwia noch immer in Polen lebt.

Äußerst schwierige Familienkonstellation!
Um keine Spekulationen aufkommen zu lassen, warten wir einmal ab bis ein Gutachten oder die Vernehmung mehr in die Öffentlichkeit bringt! Wenn überhaupt zum Schutz der Minderjährigen. Hier greift das JugGG.

Venice2009 schrieb:Mir stellt sich die Frage, wer auf das Kind aufgepasst hat, wenn die Mutter gearbeitet hat?

Mit drei Jahren, da war er vielleicht im Kindergarten, läge jedenfalls nahe. Geht uns aber auch nichts an. Die Mutter wird ihn schon nicht allein zuhause gelassen haben, würde ich mal voraussetzen.

Venice2009 schrieb:Mir stellt sich die Frage, wer auf das Kind aufgepasst hat, wenn die Mutter gearbeitet hat?

Aus den Infos in der Presse ist zu entnehmen, dass das (nachmittags) auch die 15-jährige übernommen hat, an diesem Tag zumindest war es ihr wohl aufgetragen. In welchem Maße ansonsten, ist nicht klar.

Oliwia sollte am Mittwoch, 6. November, eigentlich auf ihren Halbbruder (3) aufpassen. Die Mutter war nicht zuhause. Als sie heimkommt, findet sie den Dreijährigen tot auf. Von der 15-jährigen Oliwia fehlt jede Spur. Das berichtet die Bild-Zeitung.

https://www.kreiszeitung.de/deutschland/oliwia-15-mord-bruder-3-detmold-nrw-28-messerstiche-niko-polizei-erstochen-festnahme-zr-13200755.html

Die Mutter kam gegen 21:00 nach Hause, hiess es.

Hier gibt der bestellte Verteidiger eine kurze Stellungnahme ab:

Der Verteidiger Helmut Wöhler strebe eine möglichst rasche psychiatrische Untersuchung seiner Mandantin in der U-Haft in Iserlohn an. Das sagte er dem Westfalen-Blatt. Auf die Frage, ob die 15-Jährige realisiere, was sie mutmaßlich getan habe, antwortete Wöhler. „Ich weiß nicht, wie es in ihr aussieht.“ Man komme schlecht an sie heran.

https://www.derwesten.de/region/detmold-nrw-maedchen-bruder-erstochen-mord-obduktion-oliwia-15-bielefeld-id227578451.html (Archiv-Version vom 10.11.2019)

Man ist eben immer schnell dabei, die Schuld bei anderen Menschen zu suchen.
Gibt ja auch sowas wie Eigenverantwortung, trotz widriger Umstände.

Ich finde auch das der Mama erst mal kein Vorwurf gemacht werden soll.

Sie hat gerade im grunde 2 Kinder verloren.
Mein bedauern.

klompje schrieb:Sie hat gerade im grunde 2 Kinder verloren.
Mein bedauern.

Dem möchte ich mich gerne anschließen.
Es muss für die Mutter ein unvorstellbarer Horror sein, den sie gerade durchlebt.
Ich wünsche ihr viel Kraft und gute Freunde an der Seite, die sie auffangen.