Vier Heimbewohner in Potsdam getötet - Pflegehelferin festgenommen

rhapsody3004 schrieb:Es gibt einfach bestimmte Berufsgruppen, da könnte ich mir wirklich vorstellen, dass psychische Erkrankungen dort häufiger auftreten.

Man muss seine Grenzen akzeptieren, wie man dahin kommt wird durch zig Fortbildungen gestützt. Wir sind nicht da um, nennen wir es Leid, wegzuzaubern, wir sind da um es erträglicher zu machen, wenn man hier sein Bestes gibt und seine Grenzen akzeptiert, kann man gut damit leben. So wird es in den anderen genannten Berufen auch sein.

Ich bin noch so platt, von den Geschehnissen, dass ich noch nicht mal "gespannt" bin, warum das passiert ist.

Frau.N.Zimmer schrieb:Man muss seine Grenzen akzeptieren, wie man dahin kommt wird durch zig Fortbildungen gestützt. Wir sind nicht da um, nennen wir es Leid, wegzuzaubern, wir sind da um es erträglicher zu machen, wenn man hier sein Bestes gibt und seine Grenzen akzeptiert, kann man gut damit leben. So wird es in den anderen genannten Berufen auch sein.

Ich bin noch so platt, von den Geschehnissen, dass ich noch nicht mal "gespannt" bin, warum das pa

Leid wird es immer geben, das stimmt. Lässt sich nicht wegzaubern. Nur darauf vorzubereiten und darüberhinaus damit lernen umzugehen, das kann man versuchen.

Das Motiv, falls es ein bestimmtes gibt, würde mich schon interessieren. Ebenso wie alles, was zu dieser Tat geführt haben könnte.

Es wird mir hier zu viel über die Arbeitsbedungungen und den beruflichen Druck spekuliert. Mag sein, dass sich darin das Motiv verbirgt.

Genau so gut könnte sie anderweitig unter psychischem Druck gestanden haben, finanziell, familiär o.Ä.

Was bisher über den Tathergang bekannt ist, lässt vermuten, dass sie von Zimmer zu Zimmer gegangen ist und die Menschen mit brutaler Gewalt getötet hat bzw. versucht hat zu töten. Dieses fast planmäßige und zielstrebige Vorgehen erinnert mich sehr an schizophrene oder psychotische Schübe, bei denen "Stimmen im Kopf" die Täter lenken.

Das sind natürlich alles reine Mutmaßungen von mir, die auch beeinflusst wurden durch die schnell geäußerte Ersteinschätzung, sie sei "nicht schuldfähig".

Die BILD berichtet aktuell, dass die Tötungen der vier Heimbewohner tatsächlich so lange nicht bemerkt wurden, bis der Ehemann der mutmaßlichen Täterin die Polizei alarmierte und diese zum Tatort fuhr. Das heißt also, dass die Pflegehelferin am Abend allein für die Bewohner zuständig war.

Weiters steht in dem Artikel geschrieben, dass die Pflegehelferin namens Ines R. noch immer zur Tat schweigt.

Einer ihrer Söhne soll selbst schwerbehindert sein.

Sie ist seit ihrer Jugend auf die Einnahme von Psychopharmaka angewiesen.

Ines R. trat bisher zweimal polizeilich in Erscheinung: 2013 verstieß sie gegen das Betäubungsmittelgesetz, 2015 machte sie sich des Ladendiebstahls schuldig.

https://m.bild.de/news/inland/news-inland/pflegehelferin-toetete-4-heimbewohner-opfer-lagen-unentdeckt-in-ihren-zimmern-76240476.bildMobile.html

Hier noch eine Information aus der BZ: Der Sohn der mutmaßlichen Täterin ist Autist und lebt selbst in der Einrichtung, in der seine Mutter als Pflegehelferin angestellt ist.

Ein Gutachten zum Gesundheitszustand von Ines R. wird in den nächsten Tagen erwartet.

https://www.google.de/amp/s/www.bz-berlin.de/berlin/umland/opfer-lagen-unentdeckt-in-ihren-zimmern-von-potsdamer-wohnheim%3famp

Ich merke bei derartigen Untaten, dass ich folgendes denke:
1. Wenn die Täterin erst zur Besinnung kommt, wird sie ihre Tat schwer bereuen.
2. Das macht kein normaler Mensch. Die muss psychisch krank sein.

Ich sehe, dass viele ähnlich denken. Und ich vermute, wir liegen damit oft falsch. Wir gehen zu sehr davon aus, in welchem Zustand wir sein würden, nachdem wir derartige Untaten angerichtet hätten.

Bei längerem Nachdenken kann ich mir gut vorstellen, dass die Pflegehelferin einfach eine böse und empathielose Frau ist. Rache üben an anderen Menschen, weil man selbst ein verpfuschtes Leben führt, ist oft genug Tatmotiv.

Analyst schrieb:Bei längerem Nachdenken kann ich mir gut vorstellen, dass die Pflegehelferin einfach eine böse und empathielose Frau ist. Rache üben an anderen Menschen, weil man selbst ein verpfuschtes Leben führt, ist oft genug Tatmotiv.

Schon bei kurzem Nachdenken komme ich zu dem Schluss, dass dies eine sehr anmaßende und abfällige Sichtweise darstellt.

Du unterstellst ihr also ein verpfuschtes Leben. Warum konkret?
Und eine böse und empathielose Frau? Dann hätte sie wohl kaum 20 Jahre in einer Pflegeeinrichtung gearbeitet, ohne auffällig zu werden.

Ein psychotischer Schub kann fast jeden treffen.

@Egi
Aber nur, wenn die Dispositionen dafür vorhanden sind! Gesund und psychisch stabil! Dann wohl nicht!
Ich bin mir nicht sicher, ob vielleicht der Pflegehelferin zuviele Zugeständnisse gemacht worden sind, da sie selbst einen Sohn in der Einrichtung hatte!

Es ist etwa 10 Jahre her, damals arbeitete ich auch als Pflegehelferin, Quereinstieg über eine Zeitarbeitsfirma (die übrigens wirklich sehr gut war). Ich war in der normalen Altenpflege, Behindertenheimen und Stationen mit behinderten Suchtkranken tätig.
Auch Demenzhäuser gehörten dazu. Es mag einen Unterschied geben zwischen den einzelnen Bereichen, aber der ist nicht sehr gravierend, denn die mit dem höheren Pflegeschlüssel haben auch entsprechend bedürftige Bewohner.
Ich erinnere mich an ein Demenzhaus mit insgesamt 60 Plätzen, verteilt auf 3 Etagen. Die Nachtschichten machten eine junge Kollegin, frisch aus der Ausbildung zur Altenpflegerin - und ich. Wir zogen alle 2 Stunden durch das Haus und versorgten die Bewohner.
Ich erinnere mich sehr gut an Nächte, die völlig aus dem Ruder liefen. Jemand klingelte ununterbrochen in Etage 1, andere wanderten derweil auf Station 2, einer stürzte, eine aggressive Auseinandersetzung auf der 3, die beide Kräfte erforderlich machte. Stress pur! Manchmal haben wir geguckt, ob vielleicht Vollmond war, später die Belegung/Namen/Berichte der Vorschicht gecheckt. Einen Zusammenhang haben wir nur selten gefunden. Aber wer in seiner Wochenschicht 4x solche Nächte durch hat ist wirklich fix und groggy.

Von den ehemaligen Kollegen weiß ich heute, dass sich die Situation nicht gebessert hat. Die Anforderungen sind noch gestiegen. Gerade wenn zwei kognitiv eingeschränkte Bewohner in einen Streit geraten und handgreiflich werden, kann das die gesamte Gruppe beeinflussen.

Es hilft alles nichts: jeder, der in einen solchen Job einsteigt muss wirklich für sich selbst seine eigenen Grenzen beobachten und immer wieder ausloten. Eigenverantwortlich, denn in den meisten Häusern wurden die festen Teams - die also Hand in Hand arbeiteten und sich gut einspielten, auch kannten, auseinander gerissen. Es wurde immer wieder eine neue Konstellation auf den verschiedenen Stationen zusammengewürfelt. Das wurde damals üblich in vielen Häusern. Da ist es kein Wunder, wenn Kollegen keine Alarmsignale wahrnehmen, man kennt sich nicht wirklich gut. Und nein, das ist dennoch keine Erklärung für solch eine Tat. Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz ist heftiger Tobak und lässt tatsächlich auf eine instabile Person schließen. Bei Konsum gibt es Begleiterscheinungen - und die will niemand wahrgenommen haben? Das wiederum kann ich mir nicht vorstellen in all den Jahren. Es muss sich vor der Eskalation irgendwas angebahnt haben.

Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz würde doch schon vorliegen, wenn die Frau "was zum Rauchen" für den Eigenbdarf erworben hatte und dabei erwischt wurde.

@lysanne
Deiner Ausführung gebe ich voll und ganz recht.
Du hast eine gute Darstellung gebracht.
Arbeitest Du heute noch in dem Bereich?

Analyst schrieb:Bei längerem Nachdenken kann ich mir gut vorstellen, dass die Pflegehelferin einfach eine böse und empathielose Frau ist.

Wenn jemand so empathielos ist, das er eben mal 4 Schutzbefohlene ermorden kann, würde ich das als Psychopathisch bezeichnen, was auch wieder auf eine psychische Erkrankung hinausläuft.
Aber über die Hintergründe kann man lange rätseln, das werden wir erst später erfahren, wenn überhaupt.

Dill schrieb:Aber nur, wenn die Dispositionen dafür vorhanden sind! Gesund und psychisch stabil! Dann wohl nicht!

Doch. Ein psychotischer Schub kann auch jene treffen die vorher nach allen Kriterien als "gesund und psychisch stabil" galten. Wobei Menschen in einem psychotischen Schub äußerst selten derart grausame Gewalt zeigen.

Auch die äußerst blutige Tatausführung ist für Frauen untypisch. Beim klassischen Fall eines sogenannten "Todesengels" in Krankenhäusern/Pflegeeinrichtungen wird über längere Zeiträume unauffällig mit einer Überdosis Medikamenten gemordet. Hier nicht. Irgend eine Kombination - ob nun äußere Ereignisse und/oder eine psychische Krankheit bzw. Drogen-/Medikamentenmissbrauch - dürfte die Frau unvermittelt völlig aus der Spur geworfen haben.

@Egi
Schließt nicht aus, dass sie trotzdem im Wahn die Leute erlösen wollte. Bleibt aber weiter alles spekulativ. Ich kann mich aber auch nicht an eine Tat erinnern die dem hier ähnelt, zumindest nicht im Pflegebereich. Ansonsten stimme ich dir da völlig zu, irgendeinen Auslöser wird es gegeben haben.

@paxito
Nein! Ich habe selbst eine Sache erlebt, dass ein äusserst auffälliger Typ mit diagnostisch festgestellter Schizophrenie zwei Menschen in zeitlicher Folge bestialisch umgebracht und die Polizei selbst anschliessend verständigt hat!

Dill schrieb:Nein!

Doch!

Dill schrieb:Ich habe selbst eine Sache erlebt, dass ein äusserst auffälliger Typ mit diagnostisch festgestellter Schizophrenie zwei Menschen in zeitlicher Folge bestialisch umgebracht und die Polizei selbst anschliessend verständigt hat!

Und das zeigt jetzt was? Das Menschen mit Psychosen grausame Dinge tun können stellt doch niemand in Frage. Trotzdem bleiben das auch unter Psychotikern absolute Ausnahmen.

Hier mal ein Artikel über die Gefährlichkeit (und Gefährdung) von Schizophrenen:
https://www.deutschlandfunk.de/opfer-und-taeter-schizophrenie-kranke-leben-gefaehrlicher.676.de.html?dram:article_id=289496

Darin wird deutlich gesagt, dass Schizophrene öfter Gewalttaten begehen, öfter Suizide begehen, früher sterben als die Durchschnittsbevölkerung. Es bleibt aber auch dabei (aus dem Artikel):

Was mir ganz wichtig ist: Es ist immer noch so, dass die meisten Menschen mit einer Schizophrenie – trotz des erhöhten Risikos – nie gewalttätig werden. In ihrem ganzen Leben nicht.

Dill schrieb:ch bin mir nicht sicher, ob vielleicht der Pflegehelferin zuviele Zugeständnisse gemacht worden sind, da sie selbst einen Sohn in der Einrichtung hatte!

War der Sohn da aktuell noch zur Tatzeit untergebracht?

Sonnenenergie schrieb:War der Sohn da aktuell noch zur Tatzeit untergebracht?

Er lebt anscheinend nicht in der Wohngruppe, in der die Frau die Taten begangen hat. Die Einrichtung ist ja insgesamt auch riesig.
Ihr Sohn hat Autismus (kann man hier im Thread nachlesen) und wird dort vermutlich einen Wohnplatz für Menschen mit Autismus beanspruchen.

@Pony2.4


Vielleicht hat das in irgendeiner Weise mit der Tat zu tun. Also, dass man hier irgendwo ein Motiv finden könnte

„Ich habe Ines immer bewundert, wie sie das alles schafft. Die Altenpflege und dann das mit ihrem Sohn“

wird eine Nachbarin zitiert. Diese Aussage lässt darauf schließen, dass die Beschuldigte übermäßiger Belastung ausgesetzt war (aus Sicht Außenstehender).

Quelle: https://www.google.de/amp/s/www.bz-berlin.de/berlin/umland/opfer-lagen-unentdeckt-in-ihren-zimmern-von-potsdamer-wohnheim%3famp