Lucien Scherer (26) tot in Ostsee gefunden. Verbrechen?

Staller schrieb:Schon tragisch.

Ja absolut, ein tragischer Fall. Es ist schlimm genug, ein Familienmitglied zu verlieren. Aber dann noch nicht mal zu wissen weshalb, ist bestimmt sehr sehr schlimm.

Staller schrieb:Manchmal glaube ich, dass man manche Informationen nur zurückbehält.

Davon gehe ich aus.

Wie lange dauert Verwesung?
Die Dauer der Verwesung hängt vor allem von der Umgebungstemperatur und Sauerstoffzufuhr für den Körper ab.

Bei reichlicher Sauerstoffzufuhr schreitet die Verwesung am schnellsten voran.
Wärme beschleunigt die Verwesung, Kälte verlangsamt sie.
An der frischen Luft schreitet die Verwesung etwa zweimal so schnell voran wie im Wasser und sogar achtmal so schnell wie in einem Erdgrab.

Quelle: https://november.de/ratgeber/todesfall/verwesung/

Aber soweit mir bekannt ist, zersetzt sich eine Wasserleiche nach der Bergung sehr, sehr schnell. Vielleicht war es hier der Fall.

mitH2CO3 schrieb:Ich frage mich, ob man de facto weiss, dass er am Sierksdorfer Bahnhof ausstieg?

In den Informationen der Behörden heißt es, dass er von Hamburg offenbar mit der Bahn nach Sierksdorf fuhr:

Derzeit wird angenommen, dass Herr Scherer bis zu seinem Auffinden in Sierksdorf aufhältig gewesen sei.

Das legt nahe, dass er dort am Bahnhof auch ausgestiegen ist.

Staller schrieb:Mich irritiert auch, dass man irgendwie gar keine Todesursache feststellen konnte. ... Manchmal glaube ich, dass man manche Informationen nur zurückbehält.

Dass die Behörden jetzt nicht alles ausplaudern, das ist richtig, dann wird eben erst gar nichts gesagt. Aber in Erwägung zu ziehen, sie würden lügen, das halte ich für nicht angebracht.

emz schrieb:, sie würden lügen, das halte ich für nicht angebracht.

Ist das jetzt so rübergekommen. Das war nicht meine Absicht und ich sehe es auch nicht so. Wenn etwas zurückgehalten wird, dann bestimmt aus ermittlungstechnischen Gründen.

Staller schrieb:- Es gibt keine Anhaltspunkte für einen Selbstmord.

Das heißt es immer. Ganz genauso war es damals bei dem Leichenfund dieses jungen Mannes bei Erfurt und letztendlich war es doch Suizid.

Da musst du schon deutlicher werden. Ich weiß nicht, wovon du redest.

emz schrieb:Da musst du schon deutlicher werden. Ich weiß nicht, wovon du redest.

Da gab es einen jungen Mann, der eine neue Arbeitsstelle antreten wollte, noch Geld abhob und losfuhr. Er kam aber nie an. Schließlich fand man sein Auto bei Eisenach (nicht Erfurt, wie ich zuerst schrieb) und man glaubte an keinen Suizid. Als man ihn dann endlich fand, wurde aber gerade das bestätigt.

emz schrieb:In den Informationen der Behörden heißt es, dass er von Hamburg offenbar mit der Bahn nach Sierksdorf fuhr:

Ja, das stimmt schon. Seine Leiche wurde ja zudem im Gewässer vor dem Sierksdorfer Strand gefunden.

Mir kam dieser Gedanke, ob er tatsächlich in Sierksdorf ausgestiegen ist, in den Sinn, weil man explizit auch nach Sichtungen in SH fragte:

Die Polizei ruft Menschen auf, die Lucien Scherer (er)kennen und Angaben zu seinem Aufenthalt in Hamburg und Schleswig-Holstein machen können oder ihn zwischen dem 12. und dem 19. Juni in Sierksdorf gesehen haben, sich mit den Ermittlern in Verbindung zu setzen.

https://www.abendblatt.de/hamburg/polizeimeldungen/article232869515/leiche-ostsee-sierksdorf-offene-fragen-zeugen-aufruf-polizei.html

Staller schrieb:Ist das jetzt so rübergekommen. Das war nicht meine Absicht und ich sehe es auch nicht so. Wenn etwas zurückgehalten wird, dann bestimmt aus ermittlungstechnischen Gründen.

Wenn es heißt, die Todesursache sei nicht zu ermitteln, dann hat das nichts mit Zurückhalten zu tun, sondern ist eine definitive Information.

mitH2CO3 schrieb:Mir kam dieser Gedanke, ob er tatsächlich in Sierksdorf ausgestiegen ist, in den Sinn, weil man explizit auch nach Sichtungen in SH fragte:

... und Angaben zu seinem Aufenthalt in Hamburg und Schleswig-Holstein machen können oder ihn zwischen dem 12. und dem 19. Juni in Sierksdorf gesehen haben,

Verstehe, wie du drauf kommst.

Aber gefragt wird nach SH in Verbindung mit Hamburg. Also scheint nicht bekannt zu sein, wo er sich im Zeitraum Ankunft und einchecken im Hotel aufgehalten hat.
Nach seiner Ankunft in Sierksdorf soll er den Ort jedoch nicht verlassen haben.

Woran die Ermittler allerdings diese sehr zielgerichteten Fragen festmachen, da habe ich auch keine Ahnung.

emz schrieb:Aber gefragt wird nach SH in Verbindung mit Hamburg.

Ja, das ist irgendwie mehrdeutig formuliert:

man fragt nach Angaben/Sichtungen in den Bundesländern Hamburg UND Schleswig Holstein
oder
nach Angben/ Sichtungen vom mutmaßlichen Ankunftstag (12.06.) in Sierksdorf bis zum Auffindetag in Sierksdorf (19.06.)

Das man Schleswig Holstein (SH allgemein) und den Ort Sierksdorf (ist ja in SH) trennt, veranlaßte mich zu der Überlegung.

Wenn er bspw. in Haffkrug (ein Ort vor Sierksdorf) ausgestiegen wäre, um dort zuerst jemanden zu treffen, hätte die Bahnfahrkarte von HH nach Sierksdorf dennoch Sinn gemacht, weil er -nach einer angenommenen Verabredung- von Haffkrug nach Sierksdorf mit der Bahn hätte weiterfahren können.

(Ich lasse für diese Überlegung mal für einen Moment außen vor, dass man seine Leiche bei Sierksdorf fand.)

Berlinergirl schrieb:Wozu ich mir bislang überhaupt nichts, null, nada vorstellen kann: ein Unfall. Wie könnte der sich hier in diesem Fall zugetragen haben?? Schon so oft gefragt

Wie schon mal erwähnt, gibt es in der Ostsee bei bestimmten Windverhältnissen eine gefährliche Unterströmung (Brandungssog), gegen die auch gute Schwimmer keine Chance haben. Die Strömung kann sogar Erwachsene, die nur bis zu den Knien im Wasser stehen, von den Beinen reißen und mitziehen.* Ein solches Szenario wäre – nur als Hypothese – auch bei Lucien vorstellbar:

Vielleicht wollte er gleich nach seiner Ankunft in Sierksdorf zuerst einmal ans Meer. Zum Baden war es vermutlich zu kalt, und es waren dann wohl auch nicht viele Strandbesucher dort. Aber Lucien wollte wenigstens ein Stück durchs Wasser laufen. Die Schuhe hatte er ausgezogen und in seinen Rucksack gesteckt. Den Rucksack legte er schnell am Strand ab, er wollte ja nicht weit weggehen und hatte ihn immer im Blick. Er krempelte die Hosenbeine hoch, oder vielleicht trug er sowieso kurze Hosen, und ging ins Meer.

Wie stark die Strömung war, bemerkte er erst, als das Wasser ihn umriss. Vielleicht gelang es ihm nicht mehr, auf die Beine zu kommen, evtl. konnte er auch nicht gut schwimmen. Er wurde immer weiter hinausgetragen und kam gegen die Strömung nicht mehr an. Da sich am Strand kaum Besucher aufhielten, blieb der Notfall unbemerkt. Später entdeckte jemand zufällig den herrenlosen Laptoprucksack und nahm ihn kurzerhand mit.–

So zum Beispiel könnte ein Unglücksfall abgelaufen sein. Jedes Jahr ertrinken in der Ostsee Menschen, weil sie die Strömung unterschätzen oder die roten Warnflaggen am Strand übersehen. Unmöglich ist ein solches Szenario nicht. Wie wahrscheinlich es im Fall von Lucien ist, wird die Polizei sicher anhand weiterer Indizien und der Gesamtumstände ermitteln.
__________________

* "Brandungssog und Unterströmung: Wassermassen, die von der Brandung gegen Sandbänke oder den Strand geschleudert werden, fließen mit großer Kraft wieder zurück. Der Brandungssog kann bereits im flachen Wasser Erwachsene von den Füßen reißen, eine besondere Vorsicht ist beim Baden mit Kindern geboten."
https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Baderegeln-So-baden-Sie-sicher-in-Nord-und-Ostsee,badetipps104.html

Weitere Berichte:
https://www.ln-online.de/Lokales/Ostholstein/Toedliche-Stroemung-Ostsee-Lebensretter-klagen-ueber-leichtsinnige-Schwimmer
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Luebecker-Bucht-Baden-kann-gefaehrlich-sein,badeverbot172.html

@rattich
Danke. In dem Fall hätte er zumindest die Schuhe ausgezogen. Ob er mit oder ohne aufgefunden wurde, wissen natürlich nur die Ermittler. Den Rucksack hätte jemand mitgenommen, behalten oder entsorgt bzw. sich zumindest bislang nicht gemeldet. Wenn ich einen Rucksack am Strand finden würde, weit und breit kein Mensch, würde ich schon reinschauen. Wenn ich ihn mitnehme, dann sowieso. Wären da jetzt Schuhe, Laptop u. andere persönliche Gegenstände drin, alles noch recht frisch und sauber (Auffindezustand) - mein erster Gedanke wäre, dass da jemand ins Meer gegangen ist. Ich persönlich hätte das dann gemeldet.

Berlinergirl schrieb:Ich persönlich hätte das jdflls sofort gemeldet. Irgendjemand muss der Rzcksack ja gehören.

Ja, sicher, aber Gelegenheit macht Diebe. Und wenn der Dieb dann erfuhr, dass eine Leiche gefunden wurde, die Todesumstände unklar sind und die Polizei jetzt einen Laptoprucksack sucht, hat er es vielleicht vorgezogen, sich nicht zu melden? Es wäre auch nur eine mögliche Erklärung, warum man Luciens Gepäck nicht findet. Und es ist ja auch gar nicht sicher, dass es ein Unglücksfall war.

mitH2CO3 schrieb:Scheinbar konnten sich nicht mal mögliche Mitreisende auf der Strecke Hamburg-Sierksdorf an ihn erinnern?

Man würde sich nicht erinnern, wenn er unauffällig gekleidet war, sich unauffällig verhielt, und dann ist da ja auch noch die Maske...
Da sehen viele junge Männer ähnlich aus.

mitH2CO3 schrieb:Ja, das ist irgendwie mehrdeutig formuliert:

Sorry, aber das ist nicht mehrdeutig formuliert.
Ob man die Fahrt in Haffkrug unterbrechen kann, und dann mit der gleichen Fahrkarte fortsetzen kann, wollen wir das jetzt wirklich hier diskutieren?

emz schrieb:Sorry, aber das ist nicht mehrdeutig formuliert.

Ach so.

emz schrieb:Ob man die Fahrt in Haffkrug unterbrechen kann, und dann mit der gleichen Fahrkarte fortsetzen kann, wollen wir das jetzt wirklich hier diskutieren?

Natürlich nicht .. wozu auch.

Hanseatin schrieb:und dann ist da ja auch noch die Maske... Da sehen viele junge Männer ähnlich aus.

Guter Einwand! Die Maske hatte ich überhaupt nicht vor Augen 🥴 Bin seit Jahren nicht mehr Bahn, S-/U-Bahn oder Bus gefahren.

rattich schrieb:* "Brandungssog und Unterströmung: Wassermassen, die von der Brandung gegen Sandbänke oder den Strand geschleudert werden, fließen mit großer Kraft wieder zurück. Der Brandungssog kann bereits im flachen Wasser Erwachsene von den Füßen reißen, eine besondere Vorsicht ist beim Baden mit Kindern geboten."

Sehr interessant. Dann wäre es nicht ausgeschlossen, dass er am Strand lag und döste oder auch nur saß und von den Wassermassen ins Meer gerissen wurde. In dem Fall hätte es sein Gepäck wohl mit ins Wasser gerissen. Genausogut könnte er aber dann auch von der Sierksdorfer Steilküste gestürzt sein und dann ins Meer gerissen worden sein. Es gibt zig Möglichkeiten. Danke für deine Information.

Staller schrieb:Dann wäre es nicht ausgeschlossen, dass er am Strand lag und döste oder auch nur saß und von den Wassermassen ins Meer gerissen wurde. In dem Fall hätte es sein Gepäck wohl mit ins Wasser gerissen. Genausogut könnte er aber dann auch von der Sierksdorfer Steilküste gestürzt sein und dann ins Meer gerissen worden sein.

Das halte ich für absolut unrealistische Szenarien. Beim Dösen am Strand von Wassermassen ins Meer gerissen? Unvorstellbar! Eine starke Strömung kann dich von den Beinen reißen, aber dann musst du zumindest schon mal ins Wasser reingegangen sein!

Steilküste? Es gibt viele Bilder im Internet, ich bin auch selber schon dort gewesen. Es gibt keine Stelle wo man derart ins Meer abstürzen könnte, dass man ertrinkt. An der Ostsee gibt es keinen starken Tidenhub oder Sturmflut.

Das einzig vorstellbare Unfallszenario ist für mich ein Sturz von einer der Seebrücken oder einem Bootsanleger. Oder er ist mit einem Boot rausgefahren und dieses Boot ist auch untergegangen und wird auch von niemandem vermisst.