Mysteriöse unbekannte Frau in Italien 2007 erhängt gefunden

@FrankM
@mitH2CO3
@Sophie98
@Stauder
@VanDusen

Zum Papierschnipsel mit französoschem Text (Bild 3):

Seht Euch mal an, wie im übrigen Text das mehrfach auftretende "r" geschrieben wird. Leider ist ja der Zettel direkt oberhalb des zweiten Wortes der ersten Zeile abgerissen, unter gewissem Textverlust. Ich glaube, daß der allererste Haken jenes Wortes das Reststück eines "t" ist, dessen obere Hälfte dem Abriß zum Opfer gefallen ist, und daß darauf ein "r" folgt. Mit anderen Worten, ich lese hier:

trouve oder trouvé (dann: dans...; gefunden in ... ?)

Da danach (man weiß nicht, wie lang die erste Zeile ursprünglich mal war) von einem Gebetsort (lieu de prière) die Rede ist, halte ich es für naheliegend, daß mit den "sœurs de gaudium" tatsächlich Schwestern gemeint sind. (An ein Bordell zu denken, kommt mir bei dieser Verbindung abwegig vor.) Ob "gaudium" sich auf die Pastoralkonstitution "Gaudium et spes" bezieht, die auf das Zweite Vatikanische Konzil (aus dem Jahr 1965) zurückgeht?

snowdon schrieb:trouve

halte ich auch für wahrscheinlich, hatte ich hier Beitrag von FrankM (Seite 24) auch schon vorgeschlagen

snowdon schrieb:lieu de prière

kann Gebetsort heissen, damit kann auch ein Gebetsraum z.B. in einem Flughafen gemeint sein
- allerdings könnte es auch "(au) lieu de prière" - "statt zu beten" heissen - wir wissen eben nicht was in der vorherigen Zeile steht.

snowdon schrieb:sœurs de gaudium

gegen Ordensschwestern sprechen mMn mehrere Punkte
- Mischung Französisch/Latein
- Ordens-Name wäre mit Großbuchstaben geschrieben "Sœurs de Gaudium"
(Genauso im handgeschrieben Teil "écriture" = Schreiben, Schriftstück - "Écriture" = Heilige Schrift)
- Ganz Allgemein - alles was man zu dem Begriff findet bezieht sich auf diesen Fall

snowdon schrieb:Bordell

wäre ja nur die "Extrem-Version"

gaudium wird normalerweise als Freude, Vergnügen, Spass übersetzt

@FrankM
wie gesagt, ich spreche kein Französisch. Könnte man unter "soeurs de gaudium" ggf. auch Hebammen verstehen?

mitH2CO3 schrieb:Hebammen

Hebamme = "la sage-femme" wörtlich in etwa "die kluge/vernünftige Frau"

FrankM schrieb:Hebamme = "la sage-femme" wörtlich in etwa "die kluge/vernünftige Frau"

Ok, danke! Ich dachte da mehr so an umgangssprachliche Möglichkeiten (z.B. Hebamme als Schwester der Freude), aber dann ist das wohl eher abwegig.

snowdon schrieb:lieu de prière

Das p in priere sieht hier ganz anders aus als die p am Wortanfang des wissenschaftlichen Texts - "plasmons" "propagate". Auch die r sind im religiösen Text nur noch Haken in denen man keine Schlinge mehr sieht. Ich würde vermuten die SchreiberInnen kommen zwar eventuell aus dem selben Land und ähnlichem Alter, aber sind nicht die selbe Person.

FrankM schrieb:Ordens-Name wäre mit Großbuchstaben geschrieben "Sœurs de Gaudium"

Vielleicht hat es damit zu tun, dass man im Dänischen alles klein schreibt, im Englischen und Italienischen auch.

Ich finde es eher seltsam, wenn man so Papierseiten zerreist um sie zu entsorgen, dass dann ein Schnipsel in der Tasche bleibt. Vor allem warum man in einem Briefumschlag nur ein Schnipsel drin behält... Aber vielleicht stand sie gerade unter Medikamenten (Drogen oder Alkohol). Anscheined hatte sie diese Tasche immer dabei, wenn sie Konferenzen besuchte, die beiden in Kanada und Italien lagen ja zeitlich nicht so weit auseinander. Vielleicht wollte sie einer Kollegin auf der Konferenz ganz einfach die dänische Königsfamilie zeigen.

Wahrscheinlich steht irgendeine banalere Geschichte dahinter - der Mann ist verstorben, sie hat keine Kinder, und der Italienische Partner hat jetzt eine andere... Und irgendjemand aus ihrem früheren Umfeld hatte mal Kontakt mit dem dänischen Königshaus (ich glaube sie ist Dänin, veilleicht ein Elternteil emigriert aus Polen) , und sie mochte Prinz Henrik einfach, der so wie sie viele Sprachen beherrschte, und kreativer Kunst-und Musik-Liebhaber war, nicht nur Jurist.

Sieht es nicht auf dem Foto so aus als hätte sie eine Lippen-Verletzung?
Ich finde, sie hat schon auch etwas Slawisches in ihren Gesichtzügen. Die Haare sind, glaube ich, gefärbt - kein Wunder wenn man primär in Dänemark gelebt hat, wo die Mehrheit blond ist.
(am Rande - ich habe etliche Jahre russsich gelernt und kann nichts Zyrillisches in den Handschriften erkennen).

Den Antalya-Prospekt hat sie vielleicht auf der Konferenz aufgegabelt, wenn dort in der türkischen Touristen-Gegend Kollegen günstig Laser-Behandlungen anbieten. Vielleicht wollte sie dort mal Urlaub machen und eventuell bei der Gelegenheit eine Kollegin besuchen, die sie auf der Konferenz angesprochen hat.
Die Frau mochte rosa - es hieß rosa Nagellack. Und offensichtlich rosa Stift. Und angeblich Ärztin - könnte auf eine einfühlsame Person hinweisen.

TrackX. schrieb:Das p in priere sieht hier ganz anders aus als die p am Wortanfang des wissenschaftlichen Texts

Eigentlich schreibt sie in allen Texten leicht unterschiedlich - manche Buchstaben werden auch im gleichen Text unterschiedlich geschrieben

Wir wissen auch nicht, wann die einzelnen Texte geschrieben wurden
- der "wissenschaftliche" Text vermutlich frühstens im September 2007
- Die Adresse im Science-Park hatte nur bis 1999 zum Herstellers des auf der anderen Seite erwähnten Lasers gepasst

TrackX. schrieb:Englischen und Italienischen

die Ordens-Bezeichnungen würden in englischen oder italienischen Texten als Eigennamen auch groß geschrieben werden.

Der zitierte Beitrag von TrackX. wurde gelöscht. Begründung: Auf Wunsch des Erstellers

Kannst du das mal zitieren?

Der einzige Zusammenhang zwischen "Henrik Eis" und der Konferenz den ich im Zeitungstext finde, ist daß die Adresse auf der Karte und der Kongress-Ort auf dem gleichen Kontinent waren.
Zu einer Bilddokumentation des Kongresses finde ich im Text nichts

FrankM schrieb:Eigentlich schreibt sie in allen Texten leicht unterschiedlich - manche Buchstaben werden auch im gleichen Text unterschiedlich geschrieben

Ich bin der Meinung, dass sie die französischen Texte nicht geschrieben hat. Es könnte sich um einen Brief an sie handeln. Vorderseite mit den aufgedruckten Wünschen zum Neuen Jahr nebst den Unterzeichnern (.. Roberta, Michel), auf der Rückseite der handgeschriebene Text (aber mMn. nicht von ihr).

@FrankM
Mir würde das ganz genauso gehen. Ich schreibe auch Buchstaben im selben Text unterschiedlich, r ist da Kandidat dafür. Manchmal mache ich Striche über dem u, das ich dann wie n schreibe, manchmal nicht.

Ich denke, bis auf die Abokarte können daher trotzdem alle Schriftstücke von ihr stammen.

Ich habe einmal gelesen, wenn sich die Unterschrift beim Abgleich von z. B. EC-Karte - Ausweis zu sehr ähnelt, ist das ein Beleg dafür, dass sie gefälscht wurde. Ich finde leider keine Quelle dafür.

mitH2CO3 schrieb:Roberta, Michel

Roberta sieht für mich nach einer anderen Handschrift aus
Michel wieder nach der gleichen Handschrift wie die anderen Texte

FrankM schrieb:Roberta sieht für mich nach einer anderen Handschrift aus
Michel wieder nach der gleichen Handschrift wie die anderen Texte

Ja, Roberta könnte die Wünsche zum neuen Jahr lediglich mitunterschrieben haben.
Michel hat vllt. ebenfalls auf der Vorderseite unterschrieben, und den (französischen) Text auf der Rückseite verfaßt. Oder eben jemand weiteres. Ich denke jedenfalls, dass es nicht die Person war, die die englischen und dänischen Texte geschrieben hat.

Zwei Gedanken von einer ansonsten stillen Mitleserin:

Vielleicht war die Dame nicht wegen des Kongresses an sich, sondern aufgrund einer dort anwesenden Person vor Ort. Könnte es ein/e ehemalige/r Freund/in, ein Familienmitglied, ein Ex-Partner oder eine Jugendliebe gewesen sein? Möglicherweise suchte sie den Kontakt zu jemandem, den sie aus den Augen verloren hatte. Ein persönlicher Hintergrund erscheint mir ein wahrscheinlicheres Motiv zu sein, da für mich nicht viel dafür spricht sich nach einem Kongress der einem einfach interessiert das Leben zu nehmen.

Bezüglich den verschiedenen Handschriften - sie stammen womöglich aus unterschiedlichen Zeiten ihres Lebens. Da verändert sich die Handschrift. Oder auch von verschiedenen Leuten.
Ich beispielsweise habe eine „Erinnerungs-Kiste“ in der ich alte Briefe, Zeitungsausschnitte, Eintrittskarten, Bilder, Tagebücher, Fahrkarten und alles mögliche aufbewahre. Wenn ihr eine Auswahl davon vorfinden würdet, würde kaum etwas Sinn ergeben und dennoch - es wären alles Dinge, die in direktem engen Zusammenhang zu mir stünden. Vielleicht sind es also Überbleibsel einer ähnlich gearteten Sammlung?

@FrankM Hast Recht! Danke fürs Korrigieren.

FrankM schrieb:Der einzige Zusammenhang zwischen "Henrik Eis" und der Konferenz den ich im Zeitungstext finde, ist daß die Adresse auf der Karte und der Kongress-Ort auf dem gleichen Kontinent waren.

Der Google Translator schreibt "In Amerika, genauer gesagt in Kanada, leitet er auch das Bildmaterial einer Konferenz auf Vancouver Island" - was Quatsch ist! Es heißt wohl: das Bildmaterial führt hin zu der Konferenz in Vancouver (In America, più precisamente in Canada, conduce anche il materiale illustrativo di un convegno nell'isola di Vancouver, al Centro congressi Victoria.")

nuriamonfort schrieb:Vielleicht war die Dame nicht wegen des Kongresses an sich, sondern aufgrund einer dort anwesenden Person vor Ort. Könnte es ein/e ehemalige/r Freund/in, ein Familienmitglied, ein Ex-Partner oder eine Jugendliebe gewesen sein? Möglicherweise suchte sie den Kontakt zu jemandem, den sie aus den Augen verloren hatte. Ein persönlicher Hintergrund erscheint mir ein wahrscheinlicheres Motiv zu sein, da für mich nicht viel dafür spricht sich nach einem Kongress der einem einfach interessiert das Leben zu nehmen.

Alles möglich. Dennoch fahren nicht wenige aus nördlichen Gefilden nur mit suizidaler Absicht in den Süden. Vllt. wollte die Frau noch die Konferenz mitnehmen, und danach dann gehen.

Ich kann mir vorstellen, dass eine Frau, die so gebildet ist - viele Sprachen spricht und herumreist, an Forschung interessiert ist, keine Familie hat. Und Selbstmord begehen so manche aus Einsamkeit. Was ich mit der Vorliebe für Rosa assoziiere ist, dass Farben eine psychologische Wirkung haben, und Frauen die Rosa mögen, oft auch was Liebes im Leben haben wollen.
Vielleicht war ja die Menschenansammlung auf dem Kongress ein Auslöser, aus dem Leben zu gehen - viele Menschen auf einer Versammlung, aber doch keine persönliche Freundschaft dabei... Vielleicht hat sie sich einfach schwer getan, Kontakte zu knüpfen, obwohl sie die gerne gehabt hätte? Irgendwann tut man's dann halt mal. Vielleicht tat sie's lieber nicht in Dänemark, war dort gerade erst weggezogen, weil man dann nicht so leicht herausfindet, wo oder wem sie doch abgehen könnte?

mitH2CO3 schrieb:Alles möglich. Dennoch fahren nicht wenige aus nördlichen Gefilden nur mit suizidaler Absicht in den Süden

Wirklich? Gibt es dafür eine Erklärung?

mitH2CO3 schrieb:Dennoch fahren nicht wenige aus nördlichen Gefilden nur mit suizidaler Absicht in den Süden.

Wobei sich dann wieder die Frage stellt warum sie Prato ausgewählt hat.

Prato ist zwar die zweitgrößte Stadt der Toskana, wenn ich mir Reiseführer anschaue (Beitrag von FrankM (Seite 24)) aber kein Touristen-Ziel.

Ich kannte Prato vorher nur aus Berichten über Firmen die mit illegalen Arbeitern in Prato (oft gefälschte Marken-) Kleidung produzieren. (Wikipedia: Prato (Toskana)#Chinatown)

Passend dazu war hier (https://issuu.com/ileniareali/docs/articoli_dce15fa4d7b574 - erste Seite) unter dem Bericht über das Auffinden der Frau auf der gleichen Seite ein Bericht über eine Razzia, bei der u.A. zehntausende gefälschte Sportschuhe beschlagnahmt wurden

mitH2CO3 schrieb:Ich denke jedenfalls, dass es nicht die Person war, die die englischen und dänischen Texte geschrieben hat.

FrankM schrieb:Michel wieder nach der gleichen Handschrift wie die anderen Texte

Das sehe ich genauso. Wobei Michel auch nicht zwingend eine Unterschrift sein muss. Es könnte auch nur eine Notiz auf der freien Fläche des Blattes sein. Im Grunde gilt das auch für Roberta die mMn auch ein Roberto sein könnte.

nuriamonfort schrieb:Vielleicht war die Dame nicht wegen des Kongresses an sich, sondern aufgrund einer dort anwesenden Person vor Ort.

An sowas habe ich auch schon gedacht, allerdings mehr in dem Zusammenhang mit der Spionage-Theorie.

FrankM schrieb:Ordens-Name wäre mit Großbuchstaben geschrieben "Sœurs de Gaudium"

Vor dem sœurs stand ja noch ein Wort, dass vermutlich mit einem s endete. Vielleicht Les sœurs de gaudium.

TrackX. schrieb:Wirklich? Gibt es dafür eine Erklärung?

Ja wirklich. Ich kann dafür zwar keine Erklärung liefern, vermute jedoch, dass es mit Sonne und Wärme zu tun hat. Vermutlich will man auch die vertraute Umgebung verlassen, möglichst weit weg.
Ich hatte mal in einem anderen Thread erwähnt, dass ich mit der Botschaft in Barcelona zu tun hatte, und die erzählten bei einer Gelegenheit, dass es immer wieder vorkommt, dass Menschen aus GB oder den nördlichen Ländern dort hin reisen, um teils von den Hoteldächern herunter zu springen. Man fragt sich natürlich, wozu sie dafür in den Süden fahren.

In diesem Fall hier könnte ich mir vorstellen, dass sie in der Gegend gute Zeiten verbracht haben wird (Urlaub o.Ä.), und es sie dorthin zog, um genau da zu sterben.