Rentnerin nach Friedhofsbesuch verschwunden

Ich frage mich was das Motiv war.
Sie war auf einem Friedhof, um sich um das Grab von ihrem Mann zu kümmern. Was ist, wenn jemand ganz schlimm sauer war auf ihren bereits verstorbenen Mann? Seit wann ist er eigentlich tot? Vielleicht hat sich die Wut auf ihren Mann auf sie übertragen, um Rache zu verüben.

Es kann natürlich auch das Wetter ein Grund dafür gewesen sein, die Brille nicht zu tragen. War nicht von Regen bzw feuchter Luft die Rede?
Bei so einem Wetter beschlägt eine Brille gern und das ist natürlich nicht unbedingt hilfreich, wenn man auf bzw an einem Grab arbeitet. Die Entscheidung kann natürlich ganz bewusst so gewählt worden sein.

Ich glaube allerdings nicht, dass Fr Koch einfach so allein den Friedhof orientierungslos verlassen hat. Das liegt daran, dass sie sich so iwie hätte die Wunde verbinden bzw. abdecken müssen, da ja angeblich keine weiteren Blutspuren entdeckt worden sind.

Es muss iwas passiert sein, was weitestgehend geräuschlos passiert. Ansonsten wäre den Zeugen iwas damals aufgefallen bzw sie hätten etwas gehört. Dh niemand hat geschriehen, es gab keinen Schuss, keine lautstarke Auseinandersetzung.... Ggf wurde es auch durch andere Geräusche zB einen Zug überhört. Dafür muss man die Begebenheiten vor Ort kennen...

borabora schrieb:Das Auto steht die ganze Zeit da mit angelehntem Gerät u. keiner macht sich da Gedanken, Leute, die auf den Friedhof gehen u. ihn wieder verlassen.
Am nächsten Morgen müsste es doch auch Besucher gegeben haben oder Friedhofsmitarbeiter u. keiner bemerkt den Blutfleck oder Schlüssel bzw. das Auto mit angelehntem Gerät.

Der 21.05.1999 war ein Freitag und es ist 19:45 Uhr auf einem sehr überschaubaren, ziemlich ländlich gelegenen Friedhof. Da dürfte von dem Zeitpunkt an bis zum nächsten Morgen die Zahl der anwesenden Personen stark in Grenzen halten.

@brigittsche
Es gibt ja noch andere Mittel um da weg zukommen ausser zu Fuss zum bsp mit dem Fahrrad. Ein Fahrrad ist leicht zu verstecken.

Eine fehlende Schubkarre wäre dem Friedhofsgärtner aufgefallen. Die sind bei sowas echt genau.

Koernchen schrieb:Eine fehlende Schubkarre wäre dem Friedhofsgärtner aufgefallen.

Und außerdem kann ich nur jedem raten, sich einmal eine Schubkarre zu besorgen und dann eine Freundin mit der Statur von Frau Koch zu bitten, sich da reinzulegen. Selbst bei einer Schubkarre mit tiefer Wanne, wie man sie auf dem Bau benutzt (und ich nehme mal an, dass es auf dem Friedhof WENN ÜBERHAUPT, dann leichtere Modelle gab) ist es schon kaum möglich, jemanden so hineinzulegen dass kein Körperteil heraushängt. Und wenn man dann auch noch irgendwelches Grünzeug drüberdecken muss, damit niemand die Person sieht, entsteht ein ziemlich hoher und instabiler Haufen. Mit so einer Ladung fährt man nicht ewig weit und unbemerkt durch die Gegend um eine Leiche ungesehen verschwinden zu lassen.

Marinopay schrieb:Ein Weg neben dem Friedhof führt zu einer Stelle für Grünabfälle.
Dieser wurde am Tag des Verschwindens lt. Kommissar Schiotka stark benutzt.
Fällt dann da jemand auf wenn er mit einer Schubkarre unterwegs ist?

Auffallen würde es wahrscheinlich nicht, obwohl der Weg doch recht weit wäre mit Schubkarre, um Abfälle zu entsorgen.
Zudem.. warum sollte ein Zufallstäter oder einer, der die Tat geplant hat, so vorgehen.

Wie schon öfter erwähnt, ist kein Motiv erkennbar, Frau Koch Gewalt anzutun oder sie gar zu töten.

Domino420 schrieb:auf einem sehr überschaubaren, ziemlich ländlich gelegenen Friedhof. Da dürfte von dem Zeitpunkt an bis zum nächsten Morgen die Zahl der anwesenden Personen stark in Grenzen halten.

Schon doch es gab ja schließlich einige Besucher, die befragt wurden u. zu welcher Uhrzeit der Sohn an der Örtlichkeit eintraf, ist nicht bekannt.
Bis dahin gab es vermutlich weitere Besucher.

Ich habe mal den Zeitpunkt des Sonnenuntergangs und auf kachelmannwetter.com das Wetter an diesem Tag recherchiert.

Die Sonne geht dort an einem 21.05. um etwa 21:25 Uhr unter und danach ist es ja noch nicht direkt stockduster. Von daher hat man um 19:45 Uhr noch rund 2 Stunden Helligkeit.

In puncto Temperaturen war es ein normaler Frühlingstag, die Temperatur gegen 19-20 Uhr betrug rund 19°C. Zudem schien den gesamten Nachmittag bis 20 Uhr die Sonne, erst dann war der Himmel wohl etwas bedeckter, aber es gab keinerlei Regen.

https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/deutschland/temperatur/19990521-1700z.html
https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/deutschland/sonnenschein-min/19990521-1700z.html
https://kachelmannwetter.com/de/messwerte/deutschland/niederschlag/19990521-1700z.html

Der Ort befindet sich auf der Karte auf Höhe von Hannover, dann etwas westlich, dort wo die Grenze NRW-Niedersachsen diese große "Delle" nach unten hat.

Das würde zumindest erklären, warum Aenne Koch noch zum Friedhof fuhr. Die äußeren Umstände boten sich auch um diese Zeit noch an, wenn sie nur ein paar kleine Arbeiten am Grab vornehmen wollte.

Balumpa schrieb:die Temperatur gegen 19-20 Uhr betrug rund 19°C. Zudem schien den gesamten Nachmittag bis 20 Uhr die Sonne,

Ich dachte, gelesen oder gehört zu haben, dass sich erst gegen Abend das Wetter besserte/es nicht mehr regnete, und dass dies als Grund angenomen wurde, weshalb Frau Koch erst abends zum Friedhof fuhr. Das stellt sich lt Wetterkarte von @Balumpa
ganz anders dar. Jetzt glaube ich noch weniger daran, dass Frau Koch geplant hatte, so spät mit der Grabpflege zu beginnen.

Kuno426 schrieb:Jetzt glaube ich noch weniger daran, dass Frau Koch geplant hatte, so spät mit der Grabpflege zu beginnen.

Das Wetter als Grund fällt damit natürlich weg, aber es kann immer noch andere Gründe gegeben haben, warum sie zu diesem Zeitpunkt auf den Friedhof fuhr. Wenn es bereits dunkel gewesen wäre und sie mit einer Taschenlampe gearbeitet hätte, das wäre ungewöhnlich, aber davon ist ja keine Rede.

Da die Polizei ja offensichtlich mehrere Zeugen ermitteln konnte, waren um diese Uhrzeit noch mehrere Leute an/um/auf dem Friedhof unterwegs. Es ist also offensichtlich, warum auch immer, nicht ganz so ungewöhnlich gewesen, dass jemand an diesem Tag und um diese Uhrzeit noch draußen arbeitete.

Es kommt ja auch darauf an, welche Arbeiten sie geplant hatte. Klar, wenn sie quasi das gesamte Grab neu herrichten wollte, wäre es ziemlich sinnfrei gewesen, erst um 19:45 Uhr am Friedhof zu erscheinen, aber wenn sie vielleicht nur ein bisschen die Erde harken, die Blumen gießen und eine neue Grabkerze anzünden wollte, hätte wenig dagegen gesprochen, noch um diese Uhrzeit zu fahren.

brigittsche schrieb am 08.01.2022:In dem Beitrag heißt es ausdrücklich, dass diese Zeitangabe 19:40 bis 19:45 auf "mehreren" Zeugenaussagen beruht, die miteinander "abgeglichen" wurden.

Nightrider64 schrieb am 08.01.2022:Wenn ihr Sohn sie hat gegen 19:45 zum 2km entfernten Friedhof hat aufbrechen sehen und man davon ausgehen muss das die Tat beim Ausladen der Geräte geschehen sein muß, kommt man auf diese Zeitspanne

Mir kommen die Zeitangaben merkwürdig vor.
Der Sohn gibt an, gesehen zu haben, wie seine Mutter um 19:45Uhr zum Friedhof aufbrach. Aber das Zeitfenster ihres Verschwindens wird mit 19:40 - 19:45Uhr angegeben.

Man wird ja doch einige Minuten, auch mit dem Auto, zum Friedhof brauchen. Also entweder ist Frau Koch früher gestartet und der Sohn hat sich vielleicht in der Zeit geirrt.
Oder Frau Koch traf später auf dem Friedhof ein und die "mehreren" Zeugen irrten.

CaiaLia schrieb:Man wird ja doch einige Minuten, auch mit dem Auto, zum Friedhof brauchen. Also entweder ist Frau Koch früher gestartet und der Sohn hat sich vielleicht in der Zeit geirrt.

Woher die Angabe 19.45 Abfahrt stammt, weiß ich nicht, da die meisten Zeitungsartikel zum Fall hinter der Bezahlschranke sind.

Es gibt aber hier https://germanmissing.blogspot.com/2021/02/stripe-oelingen-vermisst-aenne-koch-1999.html

einen eingescannten Artikel, der offenbar direkt nach dem Verschwinden erschienen ist und in dem Zeugen für die Zeit ab 19.30 Uhr gesucht werden. Natürlich wird man das etwas großzügiger fassen, damit niemand abgeschreckt wird, weil er meint, fünf Minuten zur früh dort gewesen zu sein - aber offenbar wollten sich die Ermittler damals auf 19:45 nicht zu 100% festlegen.

CaiaLia schrieb:Aber das Zeitfenster ihres Verschwindens wird mit 19:40 - 19:45Uhr angegeben.

Wenn die Zeugen auf dem Friedhof nur das Auto auf dem Friedhof gesehen haben, war der Sohn derjenige, der sie zuletzt um ca. 19:45 Uhr gesehen hat. Ich würde mich da jetzt nicht auf die genaue Minute festlegen. Die fahrt zum Friedhof dauerte glaube ich nur 2 Minuten. Und ob das Auto tatsächlich schon um 19:45 oder erst 19:55 da stand. Mmh, man guckt ja nicht alle naselang auf die Uhr. Würde eher davon ausgehen, dass ein Zeugen gesagt hat, es muss so ca. 19:45 Uhr gewesen sein. Und wenn der Sohn eine ähnliche Zeit angibt, war die Zeitspanne ihres Verschwindens halt gering.

Es bleibt halt immer noch die Möglichkeit, dass sie nicht selbst zum Friedhof gefahren ist und wir wissen auch nicht, was sie den Tag über gemacht hat. Die Blumen scheint sie ja schon vorher besorgt zu haben, wenn sie von Zuhause aus losgefahren sein soll.

Ohne Leiche oder weiteren Zeugensichtungen wird man hier wohl nicht weiterkommen. Selbst wenn man DNA im Auto oder auf der Harke finden würde, reicht das noch lange nicht als Beweis aus.

Leider. Aber bei Frau Koch erfährt man nicht, ob etwas geraubt wurde. Fast "gegenteilig" wurde sogar der Autoschlüssel/das Auto zurückgelassen. Auch nicht aus Hass/wg Vergeltung zerstört/angezündet/zerkratzt. Der Blutfleck nicht weggeharkt oder mit den Füssen zugescharrt. Die Hacke am Auto lehnen gelassen. Das sieht nicht so aus, als hätte man einen Tatort (zB Unfallort) vertuschen wollen!
Vom Gefühl her wirkt es auf mich so, als wäre der Parkplatz als Tatort inszeniert worden.

Kuno426 schrieb:Aber bei Frau Koch erfährt man nicht, ob etwas geraubt wurde.

Die Frage wäre ja schon, ob es denn überhaupt etwas gab, dass sich zu rauben lohnte: Sie hat nicht weit entfernt vom Friedhof gewohnt, es war schon relativ spät an diesem Tag. Warum hätte sie da z. B. Geld mitnehmen sollen? Sie ist von zu Hause aus zum Friedhof gefahren, hatte also alles was sie evtl. für das Grab brauchte, schon dabei und musste es nicht erst kaufen.

Dass sie ausgerechnet für die Grabpflege (also nicht einen Spaziergang mit Grabbesuch) wertvollen Schmuck angelegt hat, ist auch unwahrscheinlich. Sie wird vermutlich nicht einmal eine Handtasche dabeigehabt haben. Das Auto blieb stehen und war sowieso nicht so wertvoll, dass man dafür jemanden umbringt.

Ein Raubmord macht hier keinen rechten Sinn, egal ob er nun echt war oder nur inszeniert.

Beispiele von Junkies, die die Oma auf dem Friedhof für fünf Euro umbringen, passen hier auch nicht recht, weil ländliche Gegend (=Junkies eher unwahrscheinlich) und eine "Oma" die vermutlich in alten Klamotten und ohne Handtasche (=ohne Geldbehälter) aufgetaucht ist. Selbst wenn es ein Täter war, der nichts über Frau Koch wusste, wird sie nicht den Eindruck gemacht haben, dass bei ihr "was zu holen" ist außer vielleicht einer Gartenhacke und ein paar Blumen.

Kuno426 schrieb:Vom Gefühl her wirkt es auf mich so, als wäre der Parkplatz als Tatort inszeniert worden.

Das gleiche Gefühl habe ich auch.
Wenn man genau davon ausgeht, würde es vieles erklären.

Das sie keiner gesehen hat, das nichts bemerkt wurde, die kurze Zeitspanne von ca. 5 Minuten, indem sich das Ganze abgespielt haben
soll...

Mit dem Blutfleck ein wenig gruselig dann.

Kuno426 schrieb:Aber bei Frau Koch erfährt man nicht, ob etwas geraubt wurde.

Na das hätte man wohl mitgeteilt. Es wird nicht zwingend von einem Verbrechen ausgegangen, sondern es ist nur eine Möglichkeit (vielleicht die wahrscheinlichste). Bei einem Raub wäre die Sache klar.

Kuno426 schrieb:Der Blutfleck nicht weggeharkt oder mit den Füssen zugescharrt. Die Hacke am Auto lehnen gelassen. Das sieht nicht so aus, als hätte man einen Tatort (zB Unfallort) vertuschen wollen!

Das stimmt. Der Täter hat nur die Frau verschwinden lassen. Vielleicht hatte er zu mehr aber auch keine Zeit.

borabora schrieb:Das gleiche Gefühl habe ich auch.
Wenn man genau davon ausgeht, würde es vieles erklären.

Das sie keiner gesehen hat, das nichts bemerkt wurde, die kurze Zeitspanne von ca. 5 Minuten, indem sich das Ganze abgespielt haben
soll...

Mit dem Blutfleck ein wenig gruselig dann.

Aber eine Inszenierung des Blutfleckes halte ich für technisch nicht möglich.

Wenn jemand Frau Koch zu Hause überfallen und verletzt hat, so dass sie aus einer Wunde geblutet hat, hätte er ihr davon eine größere Menge Blut abzapfen müssen, um damit den den Fleck auf dem Parkplatz zu erzeugen. Blut gerinnt ja recht schnell, innerhalb von Minuten, wenn es mit Luft in Kontakt kommt und wenn man den dann entstehenden Blutklumpen auf den Schotter gekippt hätte, wäre da kein Fleck sondern eben eine Koagel gelegen.
Auch wenn er ihr das aus einer Wunde austretende Blut mit einem Lappen abgewischt hätte, hätte das nie gereicht, um mit dem Blut auf dem Lappen den Blutfleck auf dem Parkplatz zu simulieren.

Es wurde ja labortechnisch auch festgestellt, dass es sicher ihr Blut und nicht z.B. Tierblut war.

Deshalb kann ich mir eigentlich nur vorstellen, dass Frau Koch tatsächlich auf dem Parkplatz war und der Blutfleck durch Blutfluss aus einer Wunde von ihr entstanden ist.