Mordfall Heinz Puschnik bis heute ungelöst

Maria_Maryam schrieb am 17.05.2022:llo Zusammen,

habe im Forum lange nichts mehr geschrieben, sondern nur gelesen. Auch hier alle Beiträge. Ich habe intensiv über „relativ kleine Summen“, „abkassieren“ und „weite/große Gebiete“ nachgedacht. Sowie Bargeld und Notizbuch und die damalige Zeit.

Könnte es sein, dass er für ein Schneeballsystem abkassiert hat (Hintergrund Anlagenbetrug bzw. ein vermeintliches Produkt)?

Damit sind doch in den 90er Jahren einige Leute betrogen worden.

Das war auch mein erster Gedanke! Das war zu der Zeit sehr in Mode, ich bin selber damals mehrfach von Bekannten auf die Teilnahme an so einem Spiel angesprochen worden. "Pilotenspiel" gab es übrigens auch.

Vielleicht hatte Heinz P. ja schon zu Langnese-Zeiten die Idee zu so einem Betrugssytem, und hat es dann im Gefängnis perfektioniert und Komplizen gefunden, oder entsprechende Täter waren schon im Bau und haben in Heinz P. einen perfekten Mitstreiter gefunden.

Denn, wie hier schon mehrfach gesagt, solche Knackis sind sehr rar. Die meisten sind halt nicht besonders helle und können nur ihre Muskeln einsetzen.

yachtmaster70 schrieb:Das war auch mein erster Gedanke! Das war zu der Zeit sehr in Mode, ich bin selber damals mehrfach von Bekannten auf die Teilnahme an so einem Spiel angesprochen worden. "Pilotenspiel" gab es übrigens auch.

Danke für dein Feedback. Ich war Anfang/Mitte der 90er mal zu einer Veranstaltung eingeladen, da ging es darum, für irgend so ein System zu arbeiten (im Ruhrgebiet). Ich fand das Ganze völlig dubios und bin gegangen.

Frage die sich mir stellt (sollte es so etwas gewesen sein): Hat er Leute abkassiert, die in so ein Spiel/System eingezahlt haben und definitiv „leer“ ausgingen oder eher welche, die zu Beginn einstiegen und somit zumindest zunächst noch verdienten, da sie weitere warben?

Ist in der Richtung vielleicht noch mal ermittelt worden?

yachtmaster70 schrieb:Was auf jeden Fall passt ist, dass diese Kolonnen sich überwiegend aus ehemaligen Strafgefangenen usw. zusammensetzen.

War das nicht mehr so, dass diese Zeitschriften-Kolonnen-"Drücker" das sagen sollten, sie wären frisch aus der Haft entlassen, damit man ihnen aus Mitleid ein Abo abnahm?

Wurde da direkt bar kassiert oder kam die Rechnung/Abbuchung vom Konto später? Weiß das jemand?

sören42 schrieb:War das nicht mehr so, dass diese Zeitschriften-Kolonnen-"Drücker" das sagen sollten, sie wären frisch aus der Haft entlassen, damit man ihnen aus Mitleid ein Abo abnahm?

Auf jeden Fall, aber bei vielen war das tatsächlich so! Eine Branche mit sehr rauhen Sitten, viele waren auch ohne Schulabschluss, aus dem Erziehungsheim usw.

schluesselbund schrieb am 07.03.2022:geboten gekriegt hat. Der ihn als Inkassoeintreiber durch halb Deutschland führt. Wovon die Polizei ausgeht. Ob da ein Zusammenhang mit seiner Wesensveränderung besteht scheint dann irgendwie

sören42 schrieb:War das nicht mehr so, dass diese Zeitschriften-Kolonnen-"Drücker" das sagen sollten, sie wären frisch aus der Haft entlassen, damit man ihnen aus Mitleid ein Abo abnahm?

Wurde da direkt bar kassiert oder kam die Rechnung/Abbuchung vom Konto später? Weiß das jemand?

Später, lief dann ganz normal über den Verlag via Rechnung. Hab mir sowas mal aufschwatzen lassen, weil ich das Magazin eh vorhatte zu abonnieren. Hab aber bewusst keine Bankverbindung angegeben und mir da auch nicht reinreden lassen.

angellost schrieb:Später, lief dann ganz normal über den Verlag via Rechnung. Hab mir sowas mal aufschwatzen lassen, weil ich das Magazin eh vorhatte zu abonnieren. Hab aber bewusst keine Bankverbindung angegeben und mir da auch nicht reinreden lassen.

Aber dann passen zu diesem Geschäftsmodell keine Barzahlungen. Denke, solchen Typen konnte man auch kein Bargeld anvertrauen. Die wären sofort nach dem ersten Jahresabo mit dem Geld stiften gegangen. Deswegen glaub ich nicht, dass Puschnik bei "Zeitschriften-Drückern" abkassierte.

sören42 schrieb:Aber dann passen zu diesem Geschäftsmodell keine Barzahlungen. Denke, solchen Typen konnte man auch kein Bargeld anvertrauen. Die wären sofort nach dem ersten Jahresabo mit dem Geld stiften gegangen. Deswegen glaub ich nicht, dass Puschnik bei "Zeitschriften-Drückern" abkassierte.

Völlig richtig! Daher war auch meine Idee, dass er vergleichbar strukturierten Kolonnen nachgereist ist, die aber aus irgend einem Grund Bargeld kassieren. Da wäre Spendenbetrug für vermeintlich wohltätige Zwecke eine Idee, oder etwas ähnliches an der Haustür oder auf der Straße....

yachtmaster70 schrieb:Da wäre Spendenbetrug für vermeintlich wohltätige Zwecke eine Idee

Dazu passen dann wieder die glatten Summen nicht. Selbst wenn nur einer einen krummen Betrag spendete, würde nie mehr ein glatter Betrag rauskommen. Es muss etwas anderes gewesen sein, meiner Ansicht nach.

Er könnte illegale Parteispenden oder andere Schmiergelder eingesammelt haben. Ebenso könnte er Unterstützer rechtsgerichteter Organisationen besucht und dort vereinbarte Handgelder eingesammelt haben.

Z.B. “Wehrsportgruppe Hoffmann“ oder rechtsextreme Verlage, die oft einige Unterstützer in zahlungskräftigen Kreisen (Freiberufler, mittelständische Unternehmer) hatten.

Es gab bei XY auch mal den Fall einer Bankraubserie im Raum Bergstraße, bei dem der Tatverdächtige später bei einem Schusswechsel mit Schweizer Grenzpolizisten ums Leben kam. Es stellte sich heraus, dass die Raubdelikte nicht dem Lebensunterhalt, sondern der Finanzierung rechtsterroristischer Aktivitäten dienten.

Ein Zusammenhang mit diesem Fall ist mir allerdings nicht bekannt, es ist rein spekulativ.

Was ist mit illegalen Lottospielgemeinschaften. Ich glaube legal war das seinerzeit noch verboten.
Damit könnte man die unrunden Beträge evtl erklären.
Nur so ne Idee

Nightrider64 schrieb:Damit könnte man die unrunden Beträge evtl erklären.

@Nightrider64
Na, die Beträge waren ja einigermaßen rund. Das könnte schon sein, dass immer glatte Beträge eingesammelt wurden.

Maria_Maryam schrieb am 25.05.2022:Frage die sich mir stellt (sollte es so etwas gewesen sein): Hat er Leute abkassiert, die in so ein Spiel/System eingezahlt haben und definitiv „leer“ ausgingen oder eher welche, die zu Beginn einstiegen und somit zumindest zunächst noch verdienten, da sie weitere warben?

Ich vermute, dass er nach Art eines "Franchise"-Systems abkassiert haben könnte. Die örtlichen Veranstalter nutzten sein System und seine "Marke", dafür mussten sie ihm dann einen bestimmten Betrag, je nach Teilnehmerzahl, bezahlen. Diese Spiele wurden ja zum Teil recht professionell beworben, und Ahnung von Marketing hatte er ja auch genug!

sören42 schrieb am 26.05.2022:Aber dann passen zu diesem Geschäftsmodell keine Barzahlungen. Denke, solchen Typen konnte man auch kein Bargeld anvertrauen. Die wären sofort nach dem ersten Jahresabo mit dem Geld stiften gegangen. Deswegen glaub ich nicht, dass Puschnik bei "Zeitschriften-Drückern" abkassierte.

Richtig, ich dachte auch an ähnlich strukturierte, reisende Kolonnen, die natürlich keine Zeitschriften verkaufen, sondern etwas anderes, halbseidenes machen, wo es schnell Bargeld gibt. Nur eine Idee: Es gab doch auch immer diese "Impulskäufe", wo den Leuten dann vom LKW minderwertige Lautsprecherboxen, Messersets usw. angeboten wurden.

yachtmaster70 schrieb:Ich vermute, dass er nach Art eines "Franchise"-Systems abkassiert haben könnte. Die örtlichen Veranstalter nutzten sein System und seine "Marke", dafür mussten sie ihm dann einen bestimmten Betrag, je nach Teilnehmerzahl, bezahlen. Diese Spiele wurden ja zum Teil recht professionell beworben, und Ahnung von Marketing hatte er ja auch genug!

Finde den Gedankengang sehr überzeugend. Danke. Zumal bei einigen der Systeme/Produkte ja auch die unteren Ränge durchaus davon ausgingen, das sei eine Möglichkeit zum Aufbau einer Selbstständigkeit. Bar wurde ja auch noch viel über „Quittungen“ abgewickelt. Mich würde wirklich interessieren, ob die Ermittler in der Richtung Ansätze hatten bzw. konkret ausschließen konnten.

yachtmaster70 schrieb:Richtig, ich dachte auch an ähnlich strukturierte, reisende Kolonnen, die natürlich keine Zeitschriften verkaufen, sondern etwas anderes, halbseidenes machen, wo es schnell Bargeld gibt. Nur eine Idee: Es gab doch auch immer diese "Impulskäufe", wo den Leuten dann vom LKW minderwertige Lautsprecherboxen, Messersets usw. angeboten wurden.

Richtig, oder minderwertige Topf-Sets. Sowas wurde mir mal auf einem Supermarkt-Parkplatz angeboten, allerdings war das viel später.

Zur Wendezeit gab es doch auch diese Hütchenspieler, wo man 100 Mark setzen sollte, der Hütchenspieler setzte ebf. 100 Mark. Wenn man korrekt angeben konnte, unter welchem Hütchen die Erbse ist, erhielt man 200 Mark zurück, gewann also 100 Mark. Der Trick war, dass man einen "Kollegen" in das Publikum einschleuste und diesen ein paar Mal gewinnen ließ. So wurden die Leute geködert. Dann gewannen sie natürlich nicht... Wenn die Polizei kam, wurde alles schnell abgebaut und die Gruppe lief in unterschiedlichen Richtungen davon. Sowas in der Art wäre hier auch vorstellbar.

Die Fahrten von Heinz Puschnik waren auf Süddeutschland beschränkt, also Bayern, BW und Südhessen. Ich frage mich, ob es analoge Fahrten auch in NRW und Norddeutschland gegeben haben könnte, nur von anderen Fahrern. Dafür spricht die erste Fahrt nach Hannover und Hagen, bei denen wohl kein Geld eingetrieben wurde. Hatte er sich in den Städten mit Pendants zum Nürnberger Gerd getroffen und vorgestellt? Wenn das der Fall wäre, würde man über eine Organisation reden, die in der gesamten BRD Geld eingetrieben hatte und von deren Existenz niemand einen blassen Schimmer hatte.

Zum anderen hatte die Eintreibertätigkeit sicherlich nicht mit Puschnik angefangen und wieder aufgehört. Es muss für die nachvollzogenen Touren eigentlich einen Vor- und Nachfolger gegeben haben.

LackyLuke77 schrieb:Die Fahrten von Heinz Puschnik waren auf Süddeutschland beschränkt, also Bayern, BW und Südhessen. Ich frage mich, ob es analoge Fahrten auch in NRW und Norddeutschland gegeben haben könnte, nur von anderen Fahrern. Dafür spricht die erste Fahrt nach Hannover und Hagen, bei denen wohl kein Geld eingetrieben wurde. Hatte er sich in den Städten mit Pendants zum Nürnberger Gerd getroffen und vorgestellt? Wenn das der Fall wäre, würde man über eine Organisation reden, die in der gesamten BRD Geld eingetrieben hatte und von deren Existenz niemand einen blassen Schimmer hatte.

Wenn das Ganze so groß war, dann gab es womöglich eine legale Fassade? Irgendwelche Firmen, über die das lief? Wo aber was illegales oder zweifelhaftes ablief oder irgendwie abgezweigt wurde?

Was mir noch aufgefallen ist: Heinz P. war früher Abteilungsleiter in einer Eisfabrik. Herbert K. war Abteilungsleiter in einem Discounter und kam auf mysteriöse Weise und Leben. Sein Job zuvor, den er noch nicht lange beendet hatte: Angestellter in einer Eisfabrik. Kann natürlich Zufall sein, mir fiel das nur auf, dass beide Ex-Angestellte einer Eisfabrik waren.

sören42 schrieb:Was mir noch aufgefallen ist: Heinz P. war früher Abteilungsleiter in einer Eisfabrik. Herbert K. war Abteilungsleiter in einem Discounter und kam auf mysteriöse Weise und Leben. Sein Job zuvor, den er noch nicht lange beendet hatte: Angestellter in einer Eisfabrik. Kann natürlich Zufall sein, mir fiel das nur auf, dass beide Ex-Angestellte einer Eisfabrik waren.

Und Herbert K. hatte 20 Monate vor seinem Ableben 30000 DM für nicht ermittelte Zwecke ausgegeben, jeweils in 500-1000 DM großen Abbuchungen. Das deckt sich mit den Summen, die HP kassiert haben will. War beides in den 80igern.

LackyLuke77 schrieb:Und Herbert K. hatte 20 Monate vor seinem Ableben 30000 DM abgeholt, jeweils in 500-1000 DM großen Abbuchungen. Das deckt sich mit den Summen, die HP kassiert haben will.

Genau. Und der Verbleib des Geldes ist unklar. Herbert K. hatte bescheiden gelebt.

@LackyLuke77
Weitere Parallelen: Herbert K. wurde erschossen und gefesselt aufgefunden. Puschnik wurde ebf. gefesselt.