Der mysteriöse Fall Delphine Jubillar

Wir hören die Aufzeichnung eines Anrufs von Cédric bei den Gendarmen, etwa einen Monat nach dem Verschwinden, am 9. Februar.

Es war gegen 23 Uhr. Er ruft an, um zu warnen, dass Delphine mit Facebook verbunden ist. Er scheint aufgeregt: "Sie antwortet nicht, sie liest Nachrichten!" Man hört, wie er einer Person neben ihm zuruft: "Mach einen Screenshot! Machen Sie einen Screenshot!"

Wir hören eine Botschaft, die Cédric Jubillar am selben Abend um 23.28 Uhr hinterlassen hat. Man hört ihn gerade noch ausrufen: "Ihr Handy klingelt!"

Dann ein dritter Anruf um 23:29 Uhr, bei dem er behauptete, dass das Telefon seiner Frau klingelte.

Dann erfuhren wir, dass Delphines Verbindung das Ergebnis von Manipulationen durch die Gendarmen war.

Warum hat er seiner Frau keine Nachrichten hinterlassen, während ihr Telefon klingelte? "Es ist mir nicht in den Sinn gekommen, ich war zu aufgeregt, um eine Nachricht zu hinterlassen."

Generalstaatsanwalt Pierre Aurignac fragt: Was können wir aus dem Hören dieser Botschaften lernen? "Ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll, ich verstehe die Frage nicht." "Haben Sie Theater gespielt?" "Absolut nicht", antwortet Cédri.

"Ich denke, dass alle nützlichen Elemente zur Aufdeckung der Wahrheit bereits erwähnt wurden", sagt nun Hélène Ratinaud.
Die Parteien können nun die Einsicht in Unterlagen beantragen. Die Befragung ist abgeschlossen.

RA Chmani, der Anwalt der Kinder des Ehepaars Jubillar, bittet um die Verlesung eines Briefes, den Louis an die Präsidentin geschickt hat. Hélène Ratinaud liest den Brief vor:

Frau Präsidentin, ich möchte bezeugen, was Cédric Jubillar mir angetan hat. Er habe ihn gezwungen, sich dreißig Minuten lang mit den Händen auf den Kopf in die Ecke zu knien, wenn er etwas Dummes getan habe, sagt Louis. "Früher ist das passiert, wenn Mama gearbeitet hat", sagt der kleine Junge, der seinen Vater beim Vor- und Nachnamen nennt. "Er zwang mich, meine Hose herunterzuziehen, um mir den Hintern zu versohlen. Cédric hat mich immer beleidigt, zum Beispiel als riesiger Idiot", sagt der heute 11-jährige Junge. Er sagt, er habe einen Zahn verloren, nachdem sein Vater ihm auf den Hinterkopf geschlagen hatte.

"Am Abend des 15. 2020 habe ich mit meiner Mutter La France a incroyable talent geschaut. Seine Mutter trug ihre Brille, sagt er auch. "Ich hörte, wie Cédric die Tür zum Wohnzimmer öffnete, und es kam zu einem Streit", erzählt er weiter. "Cédric kam, um mich zu sehen, ich tat so, als würde ich schlafen", schrieb Louis.

"Nach dem Verschwinden hat sich Oma um Elyah und mich gekümmert", erzählt er schließlich. In seiner Box sitz Cédric regungslos. Die Vorsitzende fragt ihn dennoch, was erdarüber denkt. "Dass es traurig ist."

Die Vorsitzende liest die Anhörung der Mutter einer Pflegefamilie von Cédric vor, die den Angeklagten ab 1991 aufgenommen hatte. "Cédric war immer höchst positiv, er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen", hatte diese Frau erklärt. "Nadine war ein positives, sehr fröhliches Mädchen." Sie betrachtete den Angeklagten als ihr drittes Kind. Der Ehemann dieser Frau hieß Louis, aber sie wusste nie, ob Cédric seinen Sohn zu Ehren dieses Mannes ebenfalls so genannt hatte. "Seine Kleinen (Louis und Elyah) betreut er zu 100 %", sagte diese Frau in ihrer Anhörung. Sie fragt sich, ob Delphine nicht einen „Baby Blues“ gehabt habe. Sie beschrieb auch einen Pokerspieler als „intelligent“. Sie hielt ihn für "nicht böse". Die Anhörung ist sehr lang. Sie sprach über das Verschwinden mit Cédric: „Er sagte mir, dass es für ihn sehr kompliziert sei. Danach habe ich nicht über die Umstände gesprochen, weil es mich nichts anging. “Cédric Jubillar hat nichts weiter hinzuzufügen.

Die Vorsitzende liest einen Beschluss des Gerichts vor: RA Pressqec, Rechtsanwalt von Lolita, beantragte zusätzliche Informationen, genauer gesagt ein Gutachten über das Telefon von Donat-Jean Macquet, dem Liebhaber von Delphine, um zu prüfen, ob es in Cagnac-les-Mines ortsbezogen war in der Nacht des Verschwindens. Der Antrag wurde abgelehnt, da das Gericht der Ansicht ist, dass diese Frage durch die Anhörung des Gendarms geklärt wurde, der einen menschlichen Fehler zur Erklärung der Anwesenheit seiner Nummer in den in der Nähe der Wohnung des Paares ortsbezogenen Nummern dieser Nacht anerkannte.

Hélène Ratinaud liest die Fragen vor, die von den Geschworenen beantwortet werden müssen, nämlich: Ist der Angeklagte schuldig, Delphine Jubillar absichtlich getötet zu haben? War er an diesem Datum der Ehemann von Delphine Jubillar? [Die zweite Frage verstehe ich nicht, aber ich bin nun auch etwas müde]

Die Sitzung wird bis morgen früh ausgesetzt.

JamesRockford schrieb:Hélène Ratinaud liest die Fragen vor, die von den Geschworenen beantwortet werden müssen, nämlich: Ist der Angeklagte schuldig, Delphine Jubillar absichtlich getötet zu haben? War er an diesem Datum der Ehemann von Delphine Jubillar? [Die zweite Frage verstehe ich nicht, aber ich bin nun auch etwas müde]

Es könnte damit gemeint sein, dass sich CJ bereits als geschiedener Ehemann sah. Der springende Punkt ist die Strafandrohung bei Ehegattenmord, 30 Jahre im Regelfall.

Ich hätte gerne etwas über die Verletzungen erfahren.

Ansonsten hat mich der Brief von Louis sehr erschüttert. Furchtbar, was dem Jungen angetan wurde. Das lässt sich auch nicht mit dem Spruch "Die Vergangenheit spielt in der Gegenwart eine Rolle" und dem ganzen Schwere-Kindheits-Gedöns erklären. Das ist purer Sadismus!

Cédric hat sich immer wieder widersprochen. Die stereotypen Antworten "Ich kann mich nicht erinnern" und "Ganz genau" hat er brav auswendig gelernt. Mehr war wohl nicht drin. Dass er nach Delphines Verschwinden Game of Thrones gespielt hat, weil es ja nicht verboten sei, eine gute Zeit zu haben, spricht Bände. Der Pornofilm am nächsten Tag auch.

Und dann die Nummer mit dem Ehering! Er hofft, dass Delphine noch lebt. Wo und wie, weiß er nicht, weil er nicht darüber nachgedacht hat. Aber den Ehering schenkt er der Frau, mit der er kurz nach Delphines Verschwinden eine sexuelle Beziehung hat?

GrafOskar schrieb:Es könnte damit gemeint sein, dass sich CJ bereits als geschiedener Ehemann sah. Der springende Punkt ist die Strafandrohung bei Ehegattenmord, 30 Jahre im Regelfall.

Das kann möglich sein. Kann ja sein, dass das in Frankreich anders definiert wird. In Deutschland bräuchte man nach meiner Einschätzung mindestens das vollendete Trennungsjahr.

JamesRockford schrieb:GrafOskar schrieb:
Es könnte damit gemeint sein, dass sich CJ bereits als geschiedener Ehemann sah. Der springende Punkt ist die Strafandrohung bei Ehegattenmord, 30 Jahre im Regelfall.

Das kann möglich sein. Kann ja sein, dass das in Frankreich anders definiert wird. In Deutschland bräuchte man nach meiner Einschätzung mindestens das vollendete Trennungsjahr.

Sie hatten die Scheidung evtl. schon eingereicht waren aber ganz sicher noch nicht geschieden und somit noch Ehepartner. Er wird also vermutlich die 30 Jahre bekommen, ich sehe zumindest keine strafmildernden Gründe.

Mir tut der Junge auch sehr leid, anscheinend hat er öfter an ihm seinen ganzen Frust abgelassen.
Ich denke das Cedric heute bei einigen Fragen doch etwas ins schwitzen gekommen ist, abr er hatte dann ja einige" Erinnerungslücken".

JamesRockford schrieb:Und dann die Nummer mit dem Ehering! Er hofft, dass Delphine noch lebt. Wo und wie, weiß er nicht, weil er nicht darüber nachgedacht hat. Aber den Ehering schenkt er der Frau, mit der er kurz nach Delphines Verschwinden eine sexuelle Beziehung hat?

Ich dachte ich lese nicht richtig. Wer bitte verschenkt denn den Ehering seiner vermissten Frau! Aber da schien er sich ja sicher zu sein das Delphine nicht wiederkommt..

JamesRockford schrieb:Dass er nach Delphines Verschwinden Game of Thrones gespielt hat, weil es ja nicht verboten sei, eine gute Zeit zu haben, spricht Bände. Der Pornofilm am nächsten Tag auch.

Du sagst es! Die Ehefrau ist verschwunden, aber er redet davon eine gute Zeit zu haben, na dann..

Retsiemfoh schrieb:Wer bitte verschenkt denn den Ehering seiner vermissten Frau! Aber da schien er sich ja sicher zu sein das Delphine nicht wiederkommt..

Und er ist so dumm, das auch noch zu erzählen. Es mag ja sein, dass er schlau genug war, eine Leiche so verschwinden zu lassen, dass sie bis heute nicht gefunden wurde, aber er hat nach dem Verschwinden einen Fehler nach dem anderen gemacht. Der erste war das frühe Anrufen bei der Polizei. Er, der angeblich 10 Wecker braucht, um vielleicht wach zu werden, wird in jener Nacht von Kinderweinen wach? Und er wankt dann nicht sofort wieder ins Bett, sondern schaut nach Delphine? Er weiß, dass sie einen Liebhaber hat, aber er ruft kurz danach die Polizei. Wenn man schon lügt, sollte eine gewisse Kongruenz in den Lügen bestehen. Er erzählt aber bei jeder Gelegenheit eine andere Version. Zwei Standardantworten hat ihm die Verteidigung eingetrichtert, mehr ging wohl nicht.

Ach ja, und die Hundchen waren die halbe Nacht draußen und haben bei schlechtem Wetter geduldig gewartet, dass die Tür aufgeht. Dann ließ er sie rein und sie pinkelten sofort auf eine Decke?

JamesRockford schrieb:Ich hätte gerne etwas über die Verletzungen erfahren.

Hier die erste Seite des Briefes von Louis and die Vorsitzende:


Original anzeigen (0,2 MB)



https://www.bfmtv.com/police-justice/direct-proces-de-cedric-jubillar-l-accuse-interroge-pour-la-premiere-fois-sur-la-nuit-de-la-disparition_LN-202510130302.html

Was für ein Marathon den du heute geleistet hast. Ein ganz großes MERCI!
Man hat das Gefühl, man sitzt Live in dem Prozess. Der Tag war sehr anspruchsvoll. Ein Drehbuch für einen Indizienprozess mit einer Mordanklage.

Konnte heute nur immer zwischendurch mitlesen. Aber mir sind so viele verschiedene Aussagen aufgefallen, die muss ich mir nochmals genau durchlesen.
Aber trotz der Ernsthaftigkeit des Falles musste ich das erste Mal seit Prozessbeginn herzhaft lachen:

JamesRockford schrieb:ich befrage Sie auch zu einer alternativen Spur. Wenn Sie es nicht waren (der Delphine an diesem Abend aus dem Haus entführt hat), wer dann" "Ich sage Ihnen, dass sie an diesem Abend hinausgegangen ist, das muss so sein", versichert Cédric aus seiner Box. "Liegt die technische Analyse falsch? War der Hund erkältet?", spottet der Anwalt

Und ich muss immer noch lachen, wenn ich diesen Absatz lese.

JamesRockford schrieb:Etwas fiel dem Generalstaatsanwalt in den Nachrichten auf, die in dieser Nacht an seine Frau gesendet wurden. Er weist auf die wenig gehobene Sprache des Angeklagten im Allgemeinen hin. Also: "Warum gibt es keine Beleidigung, kein böses Wort in diesen Nachrichten?" Er antwortet: "Weil ich mich nicht aufregen muss!

Nein, er muss sich nicht aufregen. Seine Frau hat einen Liebhaber, ist morgens um 4.00 Uhr nicht zu Hause, er fragt seine Frau nicht am Telefon wo sie steckt? Nein , er ist soo höflich.

GrafOskar schrieb:Die hatten die Scheidung evtl. schon eingereicht waren aber ganz sicher noch nicht geschieden und somit noch Ehepartner.

Das glaube ich nicht. Es wurde von den Ermittlern und auch von den gesamten RA während des Prozesses nicht erwähnt. Das wäre doch sicherlich angesprochen worden, wenn die Scheidung schon eingereicht worden wäre.

Die Trennungszeit beträgt in Frankreich 2 Jahre. Wenn sie schon eine neue Wohnung gehabt hätte, sehe es wahrscheinlich anders aus. Dann wäre die Trennung ihrerseits vollzogen worden.

GrafOskar schrieb:Hier die erste Seite des Briefes von Louis and die Vorsitzende:

Er hat 3 Seiten gebraucht, um seinen Vater der Kindesmisshandlung anzuklagen. Sein Rechtsanwalt sagte aus, dass Louis eine große Wut auf seinen Vater hat.
Vielleicht liege ich falsch, aber irgendwo muss ja diese Wut und die Anklage gegen seinen Vater bei einem jungen Kind auch Gehör finden. Vielleicht wäre es für das Kind besser gewesen, es hätte in einem Nebenraum mit psychologischer Unterstützung eine Aussage machen dürfen. Dieses Gefühl mein Vater hört mich, hört meine Wut und Verzweiflung hätte ihm vielleicht gut getan.

Diese kleine Seele ist schon jetzt schwer gezeichnet.

GrafOskar schrieb:Hier die erste Seite des Briefes von Louis and die Vorsitzende:

Danke für den Link. Furchtbar, was der Junge mitmachen musste. Delphine hat 20 Tage monatlich Nachtschicht gemacht. In der Zeit war der Junge dem Vater vollkommen ausgeliefert! Und die Mutter der Pflegefamilie sagte, dass er sich zu 100% um die Kinder gekümmert hat, während Delphine unter einem Baby Blues litt! Wie kommt sie zu dieser Annahme?

JamesRockford schrieb:Ich hätte gerne etwas über die Verletzungen erfahren.

Damit meinte ich Cédrics Verletzung am Arm und an der Brust.

JamesRockford schrieb:Damit meinte ich Cédrics Verletzung am Arm und an der Brust.

Das hat @GrafOskar schon mal eingestellt.@GrafOskar könntest du das nochmal reinstellen, wenn es keine zu große Mühe macht? Es ist einfach im Moment ein bisschen viel.

JamesRockford schrieb:Streit zwischen Me Nakache-Haarfi, der Vorsitzenden und der Verteidigung über die Schlussfolgerungen des Gerichtsmediziners und über das Vorhandensein oder die „Hautverletzung“ am Arm des Angeklagten.

jeandArc schrieb am 22.09.2025:Am rechten Arm des Angeklagten wurde eine "epidermale Läsion von zehn Zentimetern" sowie eine "Hautläsion" auf der Brust festgestellt. Diese beiden Markierungen können "einer Rangelei entsprechen".

JamesRockford schrieb:Jennifer, die Ex-Freundin des Angeklagten, sagte, er habe ihr gesagt, dass er die vermisste Frau beim Senden einer Nachricht erwischt habe, dass er ihr gesagt habe, dass er sie erwürgt habe, und dass er eine Verletzung durch das Opfer durch die Installation des schwimmenden Bodens erklärt habe. Aber woher wusste sie das?

Offenbar gab es Differenzen wegen dieser Hautverletzung. Eine epidermale Läsion ist meines Wissens keine Kratz- oder Schnittwunde, sondern kann verschiedene Ursachen haben, die allerdings "von innen" kommen. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

GrafOskar schrieb am 03.10.2025:Hier findet sich eine relativ genaue Beschreibung dieser Verletzungen.

Habe den Beitrag gefunden.
Hier die Erklärung für diese epidermale Läsion

Der Gerichtsmediziner, der die Untersuchung durchführte, forderte ihn anschließend auf, sich vollständig zu entkleiden. Bei dieser formellen Untersuchung stellte der Arzt einen ziemlich langen Schnitt von etwa zehn Zentimetern fest. Dieser Schnitt wurde in seiner Akte gesondert vermerkt: „Ich stelle lediglich eine 10 cm lange epidermale Läsion im unteren Drittel der Rückseite des rechten Arms und eine 3 cm lange Hauterosion auf Höhe der Rückseite des rechten Brustkorbs fest, 20 cm von der Spitze des Schulterblatts entfernt.“

JamesRockford schrieb:Offenbar gab es Differenzen wegen dieser Hautverletzung. Eine epidermale Läsion ist meines Wissens keine Kratz- oder Schnittwunde, sondern kann verschiedene Ursachen haben,

Eine Läsion ist auf jeden fall eine Verletzung der Haut. Bei allem anderen bin ich auch draußen. Wie der Gutachter auf eine Schnittverletzung kommt, verstehe ich auch nicht. und Epidermal sagt schon das Wort ist keine Schnittverletzung.

Leider sind viele Artikel von der ersten Woche mittlerweile hinter einer Bezahlschranke. Daher ist ein Vergleich mit der Aussage auch nicht mehr möglich.