Der mysteriöse Fall der Evi Rauter aus Lana

Corydalis schrieb:darkstar69 schrieb:
und möchte nicht gefunden und identifiziert werden, dann würde ich mich nicht weithin sichtbar an einem Baum auf einem repräsentativen Hügel erhängen.

und dann kommen wir wieder zur Uhrzeit -

im Morgengrauen -- logischer wegen der Durchquerung des Kakteenfelds und den fehlenden Verletzungen an den Füßen ( auch in Sandalen )

aber so exponiert, wenn es hell wird - in Sichtweite zu einem Camper und einem Haus sich auf einen Todeskampf vorzubereiten?

Das gilt für beide ! Szenarien: eigentlich muss es doch stockfinstere Nacht gewesen sein.

Das passt aber nicht zu der Ankunft des Zuges ....
und auch die stockfinstere Nacht passt nicht zu mehreren Personen, die sich an so einer exponierten Stelle mit einer Leiche abgeben ...

Ich verstehe diese Diskussion um die 30.- € hier überhaupt nicht. Ich habe noch niemals von einem anderen erwachsenen Menschen, Angehörige und enge Freunde eingeschlossen, gewusst, wieviel Geld genau jemand bei sich hat, auch zur Zeit nicht, als man das meiste noch bar bezahlte. Umgekehrt hat das von mir auch noch nie jemand gewusst. Warum auch. Es sei denn, man erwähnt es aus irgendeinem Grund, aber das gilt dann nur für diesen Augenblick, und die Summe kann doch in einer halben Stunde der nach 10 min schon wieder eine ganz andere sein.

keeprunning schrieb:Eine Inszenierung des eigenen Suizids an geschichtsträchtiger Stelle vor besagtem Friedhof inkl. Mahnmal und so angerichtet, dass die Leiche morgens für alle sichtbar ist, ist nun auch kein einzigartiges Vorgehen beim Suizid.

Sehe ich auch so.
Genickbruch als Todesursache steht doch fest, oder? D.h. sie ist an Ort und Stelle durch Erhängen gestorben, und das bedeutet wiederum, falls sie durch Fremdverschulden umkam, sie ist lebendig aufgehängt worden. Ohne Abwehrspuren, schwer vorstellbar.

Ein Genick bricht nicht nur durch Erhängen.
Da sich die Zugfahrt für mich erledigt hat, mutmaße ich, dass Evi mit einer oder mehreren Personen in einem Fahrzeug lebend
in Portbou angekommen ist, was dann einen Suizid unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, macht.
Ich gehe davon aus, dass die beiden TV-Sendungen entsprechende Erkenntnisse bringen werden.

https://cadenaser.com/cataluna/2022/05/17/resuelto-el-misterio-de-una-chica-encontrada-colgada-de-un-pino-hace-32-anos-sercat/

In diesem bereits verlinkten Artikel findet sich ein Foto, das (angeblich) die betreffende Kiefer zeigt (vermutlich neueren Datums). Genau diese Kiefer lässt sich auch in Streetview finden (auf Höhe 6 Pujada del Mirador). Dort sieht man zum einen, dass die Kiefer sehr nahe oberhalb an der Straße steht, und zum anderen sieht man eine steile, schmale Treppe, die von der Straße nach oben führt (wohl Richtung Friedhof). Wenn es wirklich die betreffende Kiefer ist, die in dem Artikel abgebildet ist, erreicht man diese also relativ leicht; jedenfalls ohne zig Meter durchs Gelände laufen zu müssen.

Aringarosa schrieb:Ein Genick bricht nicht nur durch Erhängen.

Richtig , jedoch entstehen die sichtbaren Male nur wenn der körper Lebendig aufgehangen wurde / seid sehr kurzer Zeit Tod ist.

Tritonus schrieb:Genickbruch als Todesursache steht doch fest, oder?

Laut Gerichtsmedizin , ja.

Rick_Blaine schrieb:etzt wüsste ich z.B. auch gern, inwieweit dieses mysteriöse italienische Auto eigentlich fahrbereit usw. war.

Fahrbereit war es wohl , immerhin wurde es nach Ablauf der Verwahrfrist erfolgreich versteigert. Kann mir schwer vorstellen das "Schrott" versteigert wird . - Link zum Artikel einige Seiten zuvor von einem anderen User gepostet.

Aringarosa schrieb:Ein Genick bricht nicht nur durch Erhängen.

Alle anderen mir gerade einfallenden Verletzungsvorgänge, die zu einer HWS-Fraktur führen können, haben postmortal sichtbare Weichteil- u/o Kopfschwartenverletzungen zur Folge. Ich lerne gerne dazu, aber warum ein Genickbruch bei einer im Seil hängenden Leiche ohne weitere Verletzungen nun unbedingt was anderes sein soll, als ein Genickbruch durch Erhängen erschließt sich mir nicht ganz.

Aringarosa schrieb:Da sich die Zugfahrt für mich erledigt hat,

Warum? Sie hatte 1. ein gültiges Ticket und 2. eine genau ins Zeitfenster passende Zugverbindung.

Aringarosa schrieb:dass Evi mit einer oder mehreren Personen in einem Fahrzeug lebend
in Portbou angekommen ist, was dann einen Suizid unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, macht.

Die Verletzungsspuren am Hals der Leiche sind eindeutig durch Hängen im Seil bedingt. Selbst der forensische Renegat geht von einem lebenden "Einhängen" aus, also bestanden offensichtlich Vitalzeichen an den Strangulationsmarken.

Das Seil ist zu kurz, um sie hochgezogen haben zu können. Die Lage am Hang macht es äußerst schwierig bis unmöglich sie mit einer Leiter lebend da hoch zu bringen. Selbst das Bergen der Leiche durch die Behörden dauerte ja Stunden.

Weichteilveränderungen, die durch das Hochheben aufgetreten sein müssten (selbst, wenn es einverständlich erfolgt wäre) waren nicht vorhanden.

Einen wie auch immer gearteten spielerisch/rituell verursachter "Unfall" (wie es der bekehrte Forensiker ins Spiel brachte) ist nicht nur wegen des engen Zeitfensters in meinen Augen völlig abwegig.

Das gültige Zugticket, das Evi hatte, war ein Zugticket von Lana nach Florenz zu ihrer Schwester und vermutlich retour, nicht von Florenz
nach Portbou.
Ich widme mich diesem Thema erst wieder, nachdem ich die Erkenntnisse von TV3 erhalten habe. Alles andere bring im Moment
nichts.

keeprunning schrieb:Warum? Sie hatte 1. ein gültiges Ticket und 2. eine genau ins Zeitfenster passende Zugverbindung.

Vorsicht , dürfen wir - noch , ggf. kommt der nachweis auf einer offenen Seite nach der "Doku" - nicht belegen.
Bin da leider auch ins Fettnäpfchen getreten.

keeprunning schrieb:Einen wie auch immer gearteten spielerisch/rituell verursachter "Unfall"

Kann man das eig. irgendwo nachlesen ? Fänd ich mal sehr interessant , auch wenn - spätestens nachdem er als involvierter Mediziner Werbung macht - deutlich ist was die Beweggründe des Herren für seinen Sinneswandel sind.

Aringarosa schrieb:Das gültige Zugticket, das Evi hatte, war ein Zugticket von Lana nach Florenz zu ihrer Schwester und vermutlich retour, nicht von Florenz
nach Portbou.

Negativ , laut der Ital. Bahn waren die Studententickets grenzüberschreitend gültig und keine "Hin + Rückfahrttickets" .

Aringarosa schrieb:Erkenntnisse von TV3 erhalten habe.

Würde mich allgemein einmal interessieren was ihr alle euch von der "Doku" erwartet .

Ich persönlich denke wir bekommen viel bekanntes wieder aufgewärmt und zusammengefasst. Dazu ein paar reißerische aussagen von ehemalig involvierten .
Neue Erkenntnisse erwarte ich mir jedoch nicht wirklich da die Pol. ja erst wieder ermittelt nachdem die Tote Identifiziert ist ( voraussichtlich ende Juni ) .

Edit: Quelle das sie ein Bahnticket hatte : - https://www.elpuntavui.cat/punt-divers/article/4-divers/2140737-evi-anna-es-la-noia-de-portbou.html

Ich erwarte mir keine Aufklärung, mir reicht es schon, wenn man den ungefähren Todeszeitpunkt bekannt geben kann.
Wenn es z.B. heißt, Evi war zum Zeitpunkt ihres Auffindens um 08 Uhr seit mindestens drei Stunden tot, dann hat
sich die Zugfahrt erledigt.

keeprunning schrieb:Warum? Sie hatte 1. ein gültiges Ticket und 2. eine genau ins Zeitfenster passende Zugverbindung.

Sie hatte ein gültiges Ticket von Florenz nach Portbou??

keeprunning schrieb:Eine Inszenierung des eigenen Suizids an geschichtsträchtiger Stelle vor besagtem Friedhof inkl. Mahnmal und so angerichtet, dass die Leiche morgens für alle sichtbar ist, ist nun auch kein einzigartiges Vorgehen beim Suizid.

Das Mahnmal gab es damals noch nicht. Die Grundsteinlegung dafür erfolgte 22 Tage nach Evis Tod.
Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ein 19jähriges Mädchen am Sterbeort eines Philosophen den eigenen Freitod wählen sollte. War der Mann sehr bekannt?

Am 26. September 1990, anlässlich des 50. Todestages Walter Benjamins, wurde der Grundstein für den Gedenkort gelegt; zahlreiche Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Spanien und Israel waren dabei anwesend.

Quelle: Wikipedia: Gedenkort „Passagen“

Kaietan schrieb:Sie hatte ein gültiges Ticket von Florenz nach Portbou??

Positiv. Eine Studentenkarte welche wohl wenn ich das richtig verstanden habe auch über Landesgrenzen hinaus gültig ist. Klingt für mich ähnlich wie eine heutige Bahncard.

MollyMill schrieb:War der Mann sehr bekannt?

Gute Frage. Habe mit Philosophie 0,0 am Hut , kenne den Namen aber vom hören.
Kann mir gut vorstellen das 1990 in den damaligen Schulbüchern von ihm zu lesen war.

MollyMill schrieb:Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ein 19jähriges Mädchen am Sterbeort eines Philosophen den eigenen Freitod wählen sollte.

Kann uns hier jemand der W.B. evt. selber aus der Literatur kennt sagen was er für Texte geschrieben hat? Könnte das irgendwie eine 19 Jährige derart ansprechen?

Justreading schrieb:Kann man das eig. irgendwo nachlesen ? Fänd ich mal sehr interessant , auch wenn - spätestens nachdem er als involvierter Mediziner Werbung macht - deutlich ist was die Beweggründe des Herren für seinen Sinneswandel sind.

Hier z.B.

. “En aquest món només leviten els sants i els déus”, pontifica el forense, que aposta per la tesi que algú va penjar Evi Anna. “Un mínim de dues persones”, apunta Lacaci, que es decanta perquè el penjament es fes amb la noia viva mentre fessin algun joc o ritual.

"Auf dieser Welt schweben nur die Heiligen und die Götter", sagt der Gerichtsmediziner, der auf die These setzt, jemand habe Evi Anna gepostet. „Mindestens zwei Personen“, sagt Lacaci, die sich dafür entscheidet, dass das Mädchen am Leben gehängt wird, während sie ein Spiel oder Ritual spielen.

Quelle: https://www.elpuntavui.cat/punt-divers/article/4-divers/2142916-encerts-errors-i-dubtes-en-el-misterios-cas-d-evi-anna.html

Leider nur google Übersetzung, aber es geht klar hervor, was er sagt.

MollyMill schrieb:Ich kann mir schlecht vorstellen, dass ein 19jähriges Mädchen am Sterbeort eines Philosophen den eigenen Freitod wählen sollte. War der Mann sehr bekannt?

Hängt vom Bildungsgrad ab, damals sollten ihn alle Abiturienten gekannt haben, heute leider nicht mehr.

Sonette - XXII.
Ihr meine Lippen wollt euch stumm erzeigen
Und ungeheilt verharschen? o der Wunde
Die nie mehr purpurn wie zur Schwertesstunde
Sich öffnet lasset denn ins Schwert mich steigen

Will Klage ohne Maß aus meinem Munde
Sich nicht mehr schütten der dem Freunde eigen
So ward vorm Tode heillos auch das Schweigen
Mit seinem Sein ist ja mein Schmerz im Bunde

Nicht ehe späte eh gereifte Frühe
Aus seinen jungen Jahren überflutet
Und seiner Sterbestunde leichte Mühe

Weltmorgen rötet weil er von ihr blutet
Wird meiner Schmerzen hohe Flut gestillt
Zum ebnen Meer des Aufgangs Spiegelbild.

Walter Benjamin

Quelle: https://gedichte.xbib.de/Benjamin%2C+Walter_gedicht_0023.+Sonette+-+XXII..htm

In diesem elpuntavui.cat Artikel steht, was man NICHT (el que NO va trobar) bei Evi gefunden hat:
Personalausweis, Zugfahrkarte, 60.000 Lire.

Justreading schrieb:Positiv. Eine Studentenkarte welche wohl wenn ich das richtig verstanden habe auch über Landesgrenzen hinaus gültig ist. Klingt für mich ähnlich wie eine heutige Bahncard.

Eine Bahncard ist in der Regel kein Ticket, sondern berechtigt zu einem Rabatt auf ein Ticket. Hatte sie nun ein Fahrticket von Florenz nach Portbou, oder nicht? Bitte mit Quelle belegen.

Justreading schrieb:Kann uns hier jemand der W.B. evt. selber aus der Literatur kennt sagen was er für Texte geschrieben hat? Könnte das irgendwie eine 19 Jährige derart ansprechen?

Ja, kann es. Ich habe mit (spätestens) 19 sein Essay "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" gelesen, für mein Gefühl der wichtigste Text zu diesem Thema überhaupt. Benjamin scheint hier nicht so bekannt zu sein... er stammt aus Berlin und ist einer der vielseitigsten und wichtigsten Schriftsteller/Philosophen des 20. Jh., nicht so glatt einzuordnen, er selbst bezeichnete sich als "homme de lettres", also Mann der Schrift, der Bücher, das ist noch weiter gefasst als der Begriff Schriftsteller. Er war Jude und als solcher von den Nazis verfolgt, nahm sich in Portbou das Leben, als er von dort nach Frankreich zurück geschickt werden sollte. es gibt auch einen "Chemin de Walter Benjamin" bzw. "Ruta Walter Benjamin", also Walter-Benjamin-Weg, das ist sein Fluchtweg damals über die Pyrenäen, der in Portbou endet.

keeprunning schrieb:Warum? Sie hatte 1. ein gültiges Ticket und 2. eine genau ins Zeitfenster passende Zugverbindung.

Justreading schrieb:Negativ , laut der Ital. Bahn waren die Studententickets grenzüberschreitend gültig und keine "Hin + Rückfahrttickets" .

Sie hatte einen Studenten-/Schülerausweis, mit dem sie ermäßigt fahren konnte. Ich habe das nicht so verstanden, dass sie damit umsonst von Italien nach Spanien quer durch Europa fahren durfte.

Tritonus schrieb:Ich verstehe diese Diskussion um die 30.- € hier überhaupt nicht.

Ich vermute (!), dass die Schwestern sich über Geld unterhalten hatten, dass die Eltern annähend wussten, wieviel Geld Evi mitnahm, dass man ihre Kontobewegungen einsehen konnte, usw.

Justreading schrieb:Würde mich allgemein einmal interessieren was ihr alle euch von der "Doku" erwartet .

Ich erwarte, dass einige Fragen von Journalisten geklärt bzw angesprochen werden, die wir uns auch stellen. Dies kann durch das Zeigen von Dokumenten, Zugfahrplänen, Interviews, Nachstellen von Wegen, o.ä. sein. Dann wird hoffentlich eine Aussage getroffen, ob das alles nun mehr für Suizid oder Verbrechen oder Unfall spricht, und weshalb, usw. Ob das hinreichend ist und ob überhaupt bei Verdacht auf Verbrechen Täterwissen preis gegeben würde, bleibt abzuwarten.



Leider scheint es ja weder das Seil noch irgendwelche Abstriche o.ä. zu geben. Denn ansonsten hätte man ja DNA und könnte diese mit der Familie abgleichen. Mit dem Abgleich der Fingerabdrücke wirds wohl noch dauern. Auch das werden wir erfahren.

Weshalb Lacaci da nun Spiele und Rituale als Kontext zu Evis Tod einbringt, ist mir auch etwas unverständlich. Allerdings wäre es eine denkbare Möglichkeit. Ich weiß, dass in den 80ern und 90ern Atemspiele und Todeserfahrungsspiele und Hypnose- und Betäubungsspiele und Bondagespeile sehr verbreitet waren bei Jugendlichen. Ich habe das selbst teilweise gemacht (ja, ich weiß...) Ist nur die Frage, mit wem würde Evi solche Spiele spielen??? Allerdings könnte sie dann tatsächlich betäubt oder in eine Decke/Plane gehüllt oder oder transportiert worden sein. Ein Unfall beispielsweise. Aber dazu müssten wir wieder mehr wissnen.

MollyMill schrieb:Das Mahnmal gab es damals noch nicht. Die Grundsteinlegung dafür erfolgte 22 Tage nach Evis Tod.

Aber man weiß seit 1940, dass er sich in Portbou das Leben nahm, und das Grab in seiner heutigen Form auf dem Friedhof, keine 50m Luftlinie von der Kiefer entfernt, gibt es dort seit 1979.
Ich bin mir einigermaßen sicher, dass Evi irgendeinen Bezug zu Portbou hatte. Leider wissen wir so rein gar nichts über sie und ihre Familie.

@IreneAdler
Weißt du wo genau, an welcher Mauer sich diese Inschrift befindet? Bin über Googemaps/earth nicht weiter gekommen. An der Straße gibt es etliche Mäuerchen dieser Art.