Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

Miami-weiß schrieb:woher hat man dann die Kenntnisse über den Einsatz, wenn sich die Polizisten dazu nicht äußerten? Immerhin stimmten die Angaben bezüglich Pfefferspray und Einsatz des Tasers schon von Beginn an...

es gibt den Telefonmitschnitt des Notrufes, auch das wurde hier schon thematisiert

Der Polizist schießt also unmittelbar. Wann soll Mouhamed überhaupt auf die Polizisten losgestürmt sein?

Eigentlich sieht die Sache doch gar nicht so kompliziert aus, denn in den vorherigen Absätzen des WDR-Artikels heißt es:

Zitat: "Als dem Jugendlichen die aufgesprühte Flüssigkeit über den Kopf lief, stand er auf, wischte sich mit einer Hand über den Kopf und wendete sich mit einem Schritt nach rechts."

Also doch kein Angriff? Dennoch reagieren die Beamten laut Staatsanwaltschaft sofort und hart.

Zitat: "Unmittelbar danach setzten eine Polizeibeamtin und ein Polizeibeamter die Distanzelektroimpulsgeräte ein."

Zitat: "Sehr zeitnah – gegebenenfalls sogar zeitgleich zu dem Einsatz des zweiten Geräts – gab ein Polizeibeamter sechs Schüsse aus der mitgeführten Maschinenpistole ab."

Alle Zitate: https://www1.wdr.de/daserste/monitor/sendungen/toedliche-polizeischuesse-dortmund-100.html

Also: Der Typ steht auf und macht einen Schritt nach rechts. Wie genau das aussah, wissen wir nicht. Aber offensichtlich haben es die Beamten unabhängig voneinander als Angriff empfunden. Warum sonst haben drei Polizisten nahezu gleichzeitig den gleichen Impuls? Die Frage bei Monitor, wann der Typ denn "losgestürmt" sein soll, meint ja im Klartext, er habe gar keine Gelegenheit dazu gehabt. Bezogen auf die (nicht vorhandene) Zeit zwischen Taser und Schüssen ist das vermutlich zutreffend. Der Knackpunkt ist doch ein ganz anderer: Offensichtlich waren Taser und Schüsse die Reaktion auf den "Schritt nach rechts", und die Beteiligten gingen mindestens davon aus, dass er jetzt "losstürmt". Darauf hätten die Monitor-Macher auch selbst kommen können. Und ich bin sicher, sie sind es auch ...

es wird wohl noch Monate bis zum Prozess dauern, hier die neuesten Erkenntnisse:

Gerufen worden war die Polizei um 16.27 Uhr in die Jugendhilfeeinrichtung St. Elisabeth. Mouhamed Dramé hatte bereits am Tag zuvor Suizidgedanken geäußert, jetzt kauerte der 1,60 Meter kleine und nur 57 Kilogramm schwere Jugendliche mit einem Messer im Innenhof der Einrichtung und presste es an sich.

Wie die "Welt" schreibt, eilten zwölf Beamte zum Einsatzort. Zwei in Zivil versuchten Kontakt aufzunehmen, doch Dramé reagierte nicht – wohl auch, weil er auf Spanisch und Deutsch angesprochen wurde, diese Sprachen aber nicht beherrschte.

Pfefferspray rann Mouhamed Dramé übers Gesicht
Dann habe Einsatzleiter H. mehrfach die Anweisung erteilt, Pfefferspray einzusetzen: "Vorrücken und einpfeffern. Das volle Programm. Die ganze Flasche", zitiert die "Welt" aus Funksprüchen. Und wenige Sekunden später: "Ich wiederhole: Vorrücken. Schlagartig. Und den Mann einpfeffern! Das volle Programm aus der großen Flasche!"

Quelle: https://www.t-online.de/region/dortmund/id_100139168/dortmund-toedliche-schuesse-auf-mouhamed-drame-neue-funkspruch-details.html

das hört sich wirklich übertrieben an, die Anweisung überhaupt zu erteilen und auch in diesem Wortlaut. Ich bin wirklich gespannt, was die Verhandlungen ergeben werden.

Tussinelda schrieb:das hört sich wirklich übertrieben an, die Anweisung überhaupt zu erteilen und auch in diesem Wortlaut

Vor allem, wenn man jetzt liest, der Junge war nur 1,60 m groß und 57 kg schwer. Das ist ja wirklich sehr klein und zierlich, fast noch kindlich.
Das war mir vorher überhaupt nicht klar.

fischersfritzi schrieb:Vor allem, wenn man jetzt liest, der Junge war nur 1,60 m groß und 57 kg schwer. Das ist ja wirklich sehr klein und zierlich, fast noch kindlich.
Das war mir vorher überhaupt nicht klar.

ja, so wie er da hockte wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein Häufchen Elend. Ich bin sehr gespannt, wie der Einsatzleiter diese Anweisungen erklären, rechtfertigen wird.

Tussinelda schrieb:ja, so wie er da hockte wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein Häufchen Elend.

Genau, ein Häufchen Elend mit 'm Messer in der Hand. Die Beamten hätten ihn einfach nur in den Arm nehmen müssen ...

FriedrichA.III schrieb:Genau, ein Häufchen Elend mit 'm Messer in der Hand. Die Beamten hätten ihn einfach nur in den Arm nehmen müssen ...

was soll das bitte? Dieser unnötige Sarkasmus? Es gibt ganz viel zwischen "mit Pfefferspray überschütten und in den Arm nehmen", zum Beispiel etwas, was die Situation nicht zum Eskalieren bringt, wenn die Situation eigentlich statisch ist und der Jugendliche sich gar nicht bewegt, gar nicht reagiert.

FriedrichA.III schrieb:Genau, ein Häufchen Elend mit 'm Messer in der Hand. Die Beamten hätten ihn einfach nur in den Arm nehmen müssen ...

Geht's vll auch mal ohne den üblichen BS, die Abwertungen und Übertreibungen? Der Sachverhalt scheint ja dermaßen zu triggern, dass es nicht möglich ist bei den ermittelten Fakten zu bleiben.

Tussinelda schrieb:das hört sich wirklich übertrieben an, die Anweisung überhaupt zu erteilen und auch in diesem Wortlaut. Ich bin wirklich gespannt, was die Verhandlungen ergeben werden.

Eben von Anfang an völlig unverhältnismäßig. Ich bin auch sehr gespannt, was bei den Verhandlungen noch zur Sprache kommt, auch bez evt Dauerfeuer usw.

Photographer73 schrieb:Der Sachverhalt scheint ja dermaßen zu triggern, dass es nicht möglich ist bei den ermittelten Fakten zu bleiben.

es wird eben immer davon ausgegangen, dass die Einsatzkräfte nur diese Möglichkeit hatten, sonst wären sie oder andere womöglich jetzt tot/verletzt. Nur ist das anhand der bekannten Ermittlungsergebnisse mMn recht unwahrscheinlich, trotzdem wird der durch die Polizei zu verantwortende Tod eines Jugendlichen offenbar "leichter" hingenommen, als einfach mal einzugestehen, dass die Eskalation der Situation von der Polizei und nicht dem Jugendlichen ausging. Was wäre wenn.....ist da ziemlich nutzlos, Fakt ist, der Jugendliche ist der, der tot ist.

Photographer73 schrieb:auch bez evt Dauerfeuer usw.

ja da bin ich auch gespannt

Tussinelda schrieb:anwesend
es wird wohl noch Monate bis zum Prozess dauern,

Und warum genau wird es bis zum Prozess noch Monate dauern? Habe im Artikel darüber nichts gefunden.

Habe gedacht, es geht bald los mit dem Prozess.

@HanniNanni
das hatte ich hier gelesen:

Dass ein suizidgefährdeter Jugendlicher bei einem Polizeieinsatz erschossen wurde, sorgte im vergangenen Jahr bundesweit für Entsetzen. Bis sich ein Gericht damit befasst, kann es noch dauern. Grund ist ein voller Terminkalender.
Im Fall des in Dortmund von einem Polizisten erschossenen 16-Jährigen dauert es wohl noch eine Weile, bis darüber vor Gericht verhandelt wird. "Wir reden eher von Monaten als von Wochen", realistisch sei ein Beginn in der zweiten Jahreshälfte, sagte die Sprecherin des Dortmunder Landgerichts, Nesrin Öcal. Grund ist demnach ein recht voller Terminplan der Schwurgerichtskammer, die sich mit dem Fall befassen würde, sollte die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werden.

Quelle: https://www.stern.de/gesellschaft/regional/nordrhein-westfalen/dortmund--polizeieinsatz-koennte-erst-in-monaten-vor-gericht-kommen-33253088.html

@Tussinelda

Danke für die Information.

Ja, kann ich mir vorstellen, dass der Terminkalender des Gerichts in einer Großstadt wie Dortmund/NRW überquillt. Man hört so viel über Straftaten in der Stadt.

Ich denke hier handelt es sich tatsächlich um den "einen Fall" in dem es jetzt leider mal schief gegangen ist. Von außen herrscht in diesen Einsatzsituationen immer der Druck, die Lage schnellstmöglich sauber über die Bühne zubringen.
In den meisten Fällen geht es dann gut und in diesem Fall ist es leider komplett aus dem Ruder gelaufen. Ein Mensch hat es nicht überlebt und einige andere dürften eine schwere Last mit sich tragen.

jeba schrieb:und einige andere dürften eine schwere Last mit sich tragen.

das denke ich auch, es war offenbar eine Fehleinschätzung mit tödlichem Ausgang und gerade der Polizist, der geschossen hat, wird da sehr drunter leiden. Weshalb ich hoffe, dass das ganze vollkommen aufgeklärt wird, dass man einen solchen Fall nimmt um mehr zu schulen, Einsatzkräfte besser vorzubereiten und bessere Möglichkeiten schafft, weitere Hilfe (Dolmetscher/Psychologe etc) hinzu zu ziehen.

Tussinelda schrieb:es wird eben immer davon ausgegangen, dass die Einsatzkräfte nur diese Möglichkeit hatten, sonst wären sie oder andere womöglich jetzt tot/verletzt. Nur ist das anhand der bekannten Ermittlungsergebnisse mMn recht unwahrscheinlich,

Ich hatte die Verhältnismäßigkeit bei diesem Einsatz ja von Anfang an hinterfragt, aber natürlich sehe ich es auch so, dass Eigensicherung immer an erster Stelle zu stehen hat. Deshalb hätte ich auch keinerlei Probleme mit Reizgas, Taser oder in letzter Instanz eben auch Schüssen, wenn es eine entsprechende Gefahrenlage gibt. Nur war die hier eben nicht gegeben. Und das ist der Punkt bei diesem Fall.

Die meisten Polizisten machen einen verdammt guten Job, das ist doch völlig unstrittig. Aber wenn ein Einsatz, so wie hier, aus dem Ruder läuft, dann muss eben auch das aufgearbeitet werden und das wird es ja nun.

Photographer73 schrieb:Geht's vll auch mal ohne den üblichen BS, die Abwertungen und Übertreibungen? Der Sachverhalt scheint ja dermaßen zu triggern, dass es nicht möglich ist bei den ermittelten Fakten zu bleiben.

Ja, den Eindruck habe ich auch, wenn ich sowas hier lese:

Tussinelda schrieb:wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein Häufchen Elend

... oder das hier:

Photographer73 schrieb:Eben von Anfang an völlig unverhältnismäßig.

Sind das die ermittelten Fakten? Ein Häufchen Elend – wann wurde das ermittelt / veröffentlicht? Unverhältnismäßig – ist das ein Fakt? Mitnichten; es ist eine Meinung. Inwiefern diese zutrifft oder nicht, wird ggf. das Urteil zeigen.

Tussinelda schrieb:Fall nimmt um mehr zu schulen, Einsatzkräfte besser vorzubereiten und bessere Möglichkeiten schafft, weitere Hilfe (Dolmetscher/Psychologe etc) hinzu zu ziehen.

Ich denke nicht, dass sich solche Extremfälle dadurch vermeiden lassen. Das ist ein typischer Einsatz nach dem Motto "et hätt noch immer jot jejange". Vielleicht war dann aber in genau diesem Fall die Rollenverteilung der Einsatzkräfte nicht die besten, oder, oder, oder...
An den Möglichkeiten, zumindest des Dolmetschers würde es nicht scheitern, sondern an dem Wunsch, den Einsatz ohne stundenlange Verzögerung zu beenden. Ist ja jetzt nicht so, dass solche Einsätze grundsätzlich selten sind.

jeba schrieb:An den Möglichkeiten, zumindest des Dolmetschers würde es nicht scheitern, sondern an dem Wunsch, den Einsatz ohne stundenlange Verzögerung zu beenden.

Genau so ist es, und das ist auch ganz legitim. Es ist ja wohl völlig abwegig, bei der Aufforderung einer mit einem Messer bewaffneten Person, dieses wegzulegen, erstmal auf einen Dolmetscher zu warten.

FriedrichA.III schrieb:Es ist ja wohl völlig abwegig, bei der Aufforderung einer mit einem Messer bewaffneten Person, dieses wegzulegen, erstmal auf einen Dolmetscher zu warten.

Dann hältst du dich anscheinend für schlauer als es der Oberstaatsanwalt ist, denn der findet das in diesem Fall gar nicht abwegig. Was bringt denn eine Ansprache der Polizei, wenn die Person, um die es geht, gar nicht versteht, was man von ihr will? Und zum anderen versuchst du wieder etwas zu suggerieren, was nicht gegeben war. In einer bedrohlichen Situation, in der jemand mit einem Messer auf zb Passanten losgeht, kann natürlich nicht auf einen Dolmetscher gewartet werden, da besteht akute Gefahr für die die Allgemeinheit.

In einer Situation wie der vorliegenden, in der jemand apathisch an einer Mauer hockt und nichts macht, er auch nicht weg kann, weil es keinen ungesicherten Ausgang aus dem Areal gibt, liegen die Dinge ganz anders.

FriedrichA.III schrieb:Genau, ein Häufchen Elend mit 'm Messer in der Hand. Die Beamten hätten ihn einfach nur in den Arm nehmen müssen ...

Gibt es in deiner Welt nichts zwischen in den Arm nrhmen und erschiessen?

FriedrichA.III schrieb:Es ist ja wohl völlig abwegig, bei der Aufforderung einer mit einem Messer bewaffneten Person, dieses wegzulegen, erstmal auf einen Dolmetscher zu warten.

Wer erwartet und fordert denn sowas?
Kannst du eigfntlich auch normal kommunizieren, ohne unsachliche Übertreibungen und unangebrachten Sakasmus?