Bekannter Anwalt Alex Murdaugh in South Carolina vor Gericht wegen Doppelmordes

ringelnatz schrieb:B. dass der Vater von Alex drei Tage nach den Morden verstorben ist. Weiß man an was?

Ja, das fand ich auch krass.

Ich glaube er hatte Krebs und war in einem Hospiz.
John M hatte vorgestern kurz was dazu gesagt, dass man wohl zuerst eine Lungenentzündung vermutete.
Ob das todesursächlich weiss ich nicht.
Aber die Zeitverläufe wo Menschen zu Schaden kommen im Umfeld der family sind schon etwas spooky.

ringelnatz schrieb:Ja genau! Selbst wenn er sich im Auto / Golfcar "versteckt" hätte - wäre er für einen externen Täter doch leichte Beute gewesen, oder?

Zudem die ganze Zeit der freie Blick auf seine toten Liebsten? Mir würde sich der Magen umdrehen oder ich müsste aus Sichtweite...

Ja, da bringst Du einen durchaus spannenden Aspekt ins Spiel. Wahrscheinlich hätte jeder Mensch ganz furchtbare Angst nach so einer grausigen Tag auf seinem Anwesen. Und mit dieser Angst würde man sich vermutlich anders verhalten, als es AM getan hatte. Wir düfen sicher sein, dass das den EB auch aufgefallen sein wird.

Vor Gericht wurde das aber nirgendwo thematisiert oder hast Du etwas davon gehört oder gelesen?

Ich finde Deine Beobachtung wirklich interessant, weil genau solche "Nebensächlichkeiten" im Verhalten, dann ja oft zum Täter führen. Hiervon etwas zu wenig, davon etwas zu viel und man kann als erfahrener Ermittler definitiv andere Schlüsse ziehen, als man als Täter wahrhaben möchte. Wobei falls AM es war, dann ist er ja durch seine langjährige Tätigkeit mit all dem Bestens vertraut - was ihn natürlich auch nicht vor Fehlern schützt, wie man im Prozess ja auch gut verfolgen kann.

inala schrieb:Wobei falls AM es war, dann ist er ja durch seine langjährige Tätigkeit mit all dem Bestens vertraut - was ihn natürlich auch nicht vor Fehlern schützt, wie man im Prozess ja auch gut verfolgen kann.

Ich habe mir längere Zeit den Mitschnitt der Vernehmung von AM angeschaut, in der es vor allem um seine Berufstätigkeiten und um den möglichen Mißbrauchs eines offiziellen Ausweises ging. Demnach war AM nur am Anfang seiner juristischen Laufbahn eine Art Assisstent seines Vaters, des Staatsanwalts, danach war er wohl vor allem zivilrechtlich in großen Schadensersatzprozessen tätig. Das ist zumindest der Eindruck, den AM wohl vermitteln wollte.

Das hat ihn aber nicht daran gehindert, sich in einer Zeit, als er schon lange nicht mehr für die Staatsanwaltschaft tätig war, ein Blaulicht in seinen Geschäftswagen einbauen zu lassen.

Rick_Blaine schrieb:Man muss unterscheiden zwischen den Aufgaben einer "grand jury" und einer "petit jury," heute meist "trial jury" genannt:

Dankeschön, schon wieder was gelernt! Ich habe noch keinen US Prozess so intensiv verfolgt und bin tatsächlich mit den Begrifflichkeiten hier noch nicht 100% vertraut.

Rick_Blaine schrieb:Interessant ist hier allerdings, und auch auf amerikanischen webseiten immer mal diskutiert, dass hier kein Antrag, weder von der Staatsanwaltschaft noch von der Verteidigung gestellt wurde. Offensichtlich gehen beide Seiten davon aus, auch so einen fairen Prozess durchführen zu können.

Sehr interessant, denn ich hätte das genaue Gegenteil erwartet. Und vielleicht wurde es auch unterlassen, um diesen möglichen "Heimvorteil" genießen zu können. Nur so ein Gedanke, keine Unterstellung. Aber es wundert mich hier tatsächlich, dass das so gehandhabt wurde. Immerhin sind die Murdaughs nicht irgendwer und es bestehen unzählige, über Generationen gewachsene Verbindungen und auch Abhängigkeiten.

Serecato schrieb:Helen559 schrieb:
Allerdings sagt die heutige Expertin über den Kopfschuss, er kam "von unten".

Sehr verwirrend. Ist das jetzt wieder eine "neue" Version des Tatgeschehens?
Sind die Ausführungen von der Pathologin Riehmer weitestgehen hinfällig ?
Ich muss vorausschicken, dass ich dem trial gestern nicht folgen konnte.

der Kopfschuss auf Paul?

Ich habe mich bereits gefragt, ob Paul nicht etwa handgreiflich wurde (evtl. auch in Notwehr) gegen seinen Vater, dieser stürzte und dann schoss. Der Plan mag ein anderer gewesen sein. Ich denke aber, dass AM ganz sicher einen Plan hatte.

Körperlich war Paul sicher unterlegen, aber um einen Menschen zu Fall zu bringen reicht es doch meistens, jemanden auf dem sprichwörtlichen "falschen Fuß" zu erwischen.

inala schrieb:Vor Gericht wurde das aber nirgendwo thematisiert oder hast Du etwas davon gehört oder gelesen?

Nein, ich habe darüber noch nichts gelesen / gehört und mich sehr gewundert!

Was mich auch überrascht: hat er denn sonst niemanden angerufen als er gewartet hat? Also Polizei und dann gewartet?
Da würde man doch auch irgendeine Art von seelischer Unterstützung suchen durch ein Telefonat mit Freunden / Verwandten, oder? Um nicht durchzudrehen...

@ringelnatz
Er hat eine Menge Verwandte und Freunde angerufen und hinbestellt.

"Alles nur geklaut" hat ein 6 std Video, da bekommst Du eine Menge Informationen, ist alles Wort für Wort übersetzt, kann ich nur empfehlen.

Die anderen Videos sind dann nicht mehr solang.

Ab ca. 17.00 Uhr wird die Jury zurück im Gerichtsgebäude erwartet. Danach beginnen die Plädoyers. Ich bin echt gespannt!

Hier wird wieder mit perfekter Übersetzung live übertragen: https://www.youtube.com/@allesnurgeklautleider/streams

Law & Crime Network ist natürlich auch schon am Start, dort werden aktuell Stimmen von Zuschauern eingefangen und natürlich finden auch die üblichen Experten-Statements und Diskussionen statt.

@Rick_Blaine, darf ich Deine Zeit nochmal kurz in Anspruch nehmen? Welche Begründung gibt es eigentlich, dass die Jury zum Tatort gebracht wird? Das kommt nicht so oft vor und ist eher ungewöhnlich, oder? Was steckt in diesem Fall also dahinter, dass man sich dafür entschieden hat?

Statt dieses Handy-Wurf-Experiments hätten sie lieber mal die Zeit stoppen sollen, wie lange man mit einem Golfcart von den Kennels zum Wohnhaus braucht.

Ach ja und noch eine Frage an @Rick_Blaine : Was ist dann noch der Unterschied zwischen einer Grand Jury und dem Preliminary Hearing? Oder ist die Grand Jury beim Preliminary Hearing?

Sonnenlicht333 schrieb:Er hat eine Menge Verwandte und Freunde angerufen und hinbestellt.

Danke, das ging mir unter...
Ok, dann ist nur niemand in der Nähe gewesen, um kommen zu können, oder? Er war ja alleine, als die Polizei kam.

Finde ich sehr unglücklich arrangiert, dass das Plädoyer jetzt wegen Lunch unterbrochen wurde.
Das muss ja wohl nicht sein.

Sherlock_H schrieb:Das hat ihn aber nicht daran gehindert, sich in einer Zeit, als er schon lange nicht mehr für die Staatsanwaltschaft tätig war, ein Blaulicht in seinen Geschäftswagen einbauen zu lassen.

Ich würde mal behaupten, dass AM plus Familie sich von nichts und niemanden bei irgendwas hindern lassen.
Dieser Bezirk scheint ihr kingdom zu sein.
Nach allem was ihm vorgeworfen wird, ist sein Blaulicht noch das Wenigste über das man sich sorgen müsste, aber zeigt schön seine attitude auf 😉.

Serecato schrieb:Bzgl. John's aussage hatte ich exakt die gleiche Wahrnehmung wie du.
Und das der case auf Schuldunfähigkeit / Unzurechnungsfähigkeit aufgrund von "Intoxikation" des AM rauslaufen könnte,habe ich auch im Hinterkopf, aber ich kenne die gesetzlichen Regelungen diesbezüglich in SC nicht.

Und interessant, denn dem versucht der Staatsanwalt ja eigentlich schon im Plädoyer einen Riegel vorzuschieben. Er stellt es in Frage, ob diese Angaben tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Ob das funktioniert?

Serecato schrieb:Finde ich sehr unglücklich arrangiert, dass das Plädoyer jetzt wegen Lunch unterbrochen wurde.
Das muss ja wohl nicht sein.

Ich war auch überrascht, dass da eine Pause gemacht wird. Da darf er gleich nochmal ganz neu Anlauf nehmen, um alle wieder einzutunen.

Wie findet Ihr das bisherige Plädoyer?

inala schrieb:Wie findet Ihr das bisherige Plädoyer?

Durchwachsen würd ich sagen.

Der darf gerne mehr Feuer geben.

Eben hatte er eine effiziente Phase ...

Ihr seid leider schon weiter als ich, aber geht es nur mir so oder sieht man nie Tränen bei AM wenn er heult? Seine Nase läuft und er heult sprichwörtlich rotz nur in diesem Fall ohne Wasser. Kommt nur mir das sehr sehr unnatürlich vor?

Serecato schrieb:Durchwachsen würd ich sagen.

Der darf gerne mehr Feuer geben.

Eben hatte er eine effiziente Phase ...

Zwischendrin war er richtig gut, ja. Mit der Timeline hat er brilliert, finde ich. Und diese 19 Sekunden in Raum zu stellen, das war schon sehr gut. 19 Sekunden klingen echt unrealistisch für: raus aus dem Auto, Leichen finden, Paul umdrehen, Puls fühlen und 911 rufen. Und all das in 19 Sekunden. Never ever.

Ansonsten finde ich ihn tendeziell auch etwas lahm. Aber wenn er einen Höhepunkt hat, dann ist er sehr überzeugend.

SherlockMaren schrieb:Ihr seid leider schon weiter als ich, aber geht es nur mir so oder sieht man nie Tränen bei AM wenn er heult? Seine Nase läuft und er heult sprichwörtlich rotz nur in diesem Fall ohne Wasser. Kommt nur mir das sehr sehr unnatürlich vor?

Immerhin weint er ja wie auf Kommando immer an den richtigen Stellen. Und - ja, definitiv ist das unnatürlich wie er weint. Das war ja schon im ersten Dashcam Video aus dem Auto so. Weinen ohne, dass man Tränen sah. Hat er ja noch an den Fingern überprüft, so wie es schien.

Muss mal kurz reinschieben, dass ich ihn sehr überzeugend finde.
Mich hat er schon (fast) bekommen.
AM macht einen unglaublich angefressenen Eindruck.

Stumpf schrieb:Muss mal kurz reinschieben, dass ich ihn sehr überzeugend finde.
Mich hat er schon (fast) bekommen.
AM macht einen unglaublich angefressenen Eindruck.

Nach der Lunch Pause fand ich ihn überzeugender. Und vielleicht ist es ja auch seine Taktik, dass er nicht ganz so dick aufträgt - immerhin suggeriert er ja auch, dass AM genau das sehr gekonnt macht. Möglicherweise ist genau das der "Trick", den er anwendet.

Ich finde auch, dass AM im Laufe der Stunden immer weniger selbstsicher wirkte. An einem Punkt hatte ich das Gefühl, dass ihm total klar wurde, dass seine Felle davonschwimmen.

Und wir diskutieren hier ja auch über die Seilschaften und Verbindungen der Murdaughs und warum der Prozess nicht in einen anderen Bezirk verlegt wurde. Witzig, dass dann prompt der Staatsanwalt in einem Nebensatz erwähnte, dass er früher auch für den Vater von AM arbeitete.

Bin wirklich gespannt auf das morgige Plädoyer der Verteidiger. Ich hätte es besser gefunden, wenn sie heute noch drangewesen wären. Denn so haben sie noch eine Nacht Zeit und können nochmal gezielter auf das heutige Plädoyer der Staatsanwaltschaft eingehen. Ist ein Vorteil für sie. Aber klar, wenn die dann auch nochmal 5 Stunden gebraucht hätten, hält ja auch niemand durch.

inala schrieb:@Rick_Blaine, darf ich Deine Zeit nochmal kurz in Anspruch nehmen? Welche Begründung gibt es eigentlich, dass die Jury zum Tatort gebracht wird? Das kommt nicht so oft vor und ist eher ungewöhnlich, oder? Was steckt in diesem Fall also dahinter, dass man sich dafür entschieden hat?

Man muss begründen, dass es am Tatort etwas so wichtiges zu sehen gibt, dass die Jury ohne diese Inaugenscheinnahme kein faires Urteil fällen kann und dass es nicht möglich ist, der Jury die gleiche Erkenntnis durch Foto- und Filmaufnahmen vom Tatort zuführen zu können. Da so ein "Ausflug" sehr teuer und zeitraubend ist, wird in 99.9% der Fälle der Tatort der Jury durch Fotos und Videos gezeigt und das reicht meistens auch vollkommen.

Da ich diesem Fall nicht wirklich folge, kann ich nicht sagen, warum hier ein Lokaltermin stattfand.

bobotiger schrieb:Ach ja und noch eine Frage an @Rick_Blaine : Was ist dann noch der Unterschied zwischen einer Grand Jury und dem Preliminary Hearing? Oder ist die Grand Jury beim Preliminary Hearing?

Die Frage ist gut: das Strafprozessrecht in den allermeisten Staaten der USA hat sich aus dem englischen Recht entwickelt, und ist teilweise hunderte Jahre alt. In früherer Zeit gab es anscheinend weniger Verbrechen, oder weniger Verbrecher wurden erwischt, oder die Leute hatten mehr Zeit, jedenfalls war damals die sehr lobenswerte Idee, der Macht von Staatsanwaltschaft und Polizei eine Kontrollinstanz vorzusetzen, die grand jury, in der meist 24 Bürger entscheiden sollten, ob die Ermittler überhaupt einen plausiblen Tatverdacht haben.

Das ist ein immenser Aufwand. Mit der Zunahme der Fälle hat man sich überlegt, das System einfacher zu machen und hat beschlossen, die Entscheidung über die Zulassung der Anklage im Regelfall vom Richter fällen zu lassen, ähnlich wie das auch in Deutschland der Fall ist. Das geschieht im "preliminary hearing." Dabei hat die Verteidigung das Recht, zu erfahren, was die Staatsanwaltschaft vorbringt, hat das Recht eigene Zeugen zu benennen usw. Der Richter entscheidet.

Allerdings haben die Staaten die "grand jury" nicht abgeschafft, meistens ist sie auch verfassungsrechtlich verankert, sondern überlassen es der Staatsanwaltschaft, zu wählen, ob sie ein "prelim" will oder ein "indictment" durch eine "grand jury" sucht.

Für die Staatsanwaltschaft kann es Vorteile einer grand jury Ermittlung geben, vor allem den, dass die Verteidigung nicht beteiligt wird, und daher nicht unbedingt erfährt, welche Beweismittel etc. die Staatsanwaltschaft hat. Auch politisch kann es vorteilhaft für einen Staatsanwalt sein, z.B. wenn das Verbrechen grosses Aufsehen erregt hat, aber die Beweislage dünn ist: er kann dann sagen "ich hätte ja angeklagt, aber die grand jury sah das anders..." :)

Was sagt ihr denn zum Schlussplädoyer der Verteidigung?
Also ich bin fast schon fassungslos, er stottert, verhaspelt sich ständig, scheint unkonzentriert und AM ist sichtlich verärgert, damit haben sie sich keinen Gefallen getan.

Stumpf schrieb:Was sagt ihr denn zum Schlussplädoyer der Verteidigung?
Also ich bin fast schon fassungslos, er stottert, verhaspelt sich ständig, scheint unkonzentriert und AM ist sichtlich verärgert, damit haben sie sich keinen Gefallen getan.

Ich kam erst vor 20 Minuten dazu, aber was ich bisher gesehen habe, überzeugt mich auch nicht. Er wirkt echt total neben sich irgenwie, fahrig und wie nicht ganz bei der Sache. Seinen Einstieg, also die ersten 5 Minuten, die habe ich gehört, als er die Geschworenen an die Wichtigkeit und Tragweite ihrer Entscheidung erinnerte, das fand ich psychologisch gesehen noch ganz gut gemacht. Danach war ich aber im Termin und wie gesagt, von dem was ich bis jetzt gesehen habe, bin ich auch ziemlich irritiert. Das wirkt alles schlecht vorbereitet und amateurhaft.

AM schaut als würde er den Job am liebsten selbst machen...