321meins schrieb:Ich habe auch falsch gedacht, der Polizist hätte ja erst nach der Aufnahme der Anzeige informiert werden können durch Kollegen. Wohl aber durch die Mutter bei folgendem Szenario : Vater und Mutter suchen, Vater geht zurück in die Kneipe, Mutter nach Hause, vielleicht um nochmal zu gucken ob Reiner nicht doch noch nach Hause gekommen ist und um den Rat vom Polizisten im Haus einzuholen.
Na ja, wenn der Polizist überhaupt daheim war und nicht schon unten in der Kneipe saß, ist das schon denkbar. Die Frage ist nur, was das generell am Sachverhalt ändert. Die Frage dahinter ist doch, ob jener Polizist der ominöse Chipstütenmann "Gerhard" gewesen sein könnte und ob er damit theoretisch auch zum Kreise möglicher, verdächtiger Personen/Zeugen gehört haben könnte. Da sehe ich jetzt keinen Unterschied, ob er von der Frau informiert wurde und dann in die Kneipe ging oder er bereits in der Kneipe war und dann durch den Vater davon erfuhr. Richtig? Wenn der Polizist jener "Gerhard" wäre und er seine Kollegen informierte so wie es ein Polizist natürlich macht, dann sehe ich keinen Grund, warum die EB nicht wissen sollten das es sich bei "Gerhard" eben um ihn handelt.
321meins schrieb:Der Polizist nimmt die Vermisstenanzeige in der Wohnung auf, informiert die Kollegen und geht dann in die Kneipe um nochmal mit dem Vater zu suchen.
Passt nur nicht ganz zur Darstellung AZ, also vielleicht mache ich auch einen Denkfehler.
Ich kann mir vorstellen, dass jener Polizist, wenn er überhaupt außer Dienst davon erfahren haben sollte an dem Abend, direkt seine Kollegen informierte. Wenn die Kochs kein Telefon hatten, hatten sie dann überhaupt ein Auto? Wenn nicht könnte ich mir vorstellen, dass er diensthabende Kollegen (eine Streife) zum Haus Koch bestellte (unter Kollegen macht man sowas wohl), damit die Frau daheim bleiben kann (Falls Reiner zurückkommt), bei Eis und Schnee nicht zur Wache muss und er schonmal die Suche mit dem Vater beginnen kann. Aber das er selbst die Anzeige aufnahm und dann per Telefon(?!) an die Kollegen auf der Wache weitergab, erst dann in die Kneipe ging und die Suche mit dem Vater begann, erscheint mir wenig wahrscheinlich. Das wäre viel zu spät geworden und die Kneipe hätte wahrscheinlich zwischenzeitlich geschlossen.
Das passt für mich nicht.
321meins schrieb:Wäre da nicht ein Abgleich des gefundenen Fingerabdrucks auf der Tüte mit einem genommenen Fingerabdruck des Klaus-Dieter bei Haftantritt möglich?
Ja das wäre möglich. Fingerabdrücke wurden sicherlich von ihm genommen. Aber der Abdruck kann auch von unbekannten dritten Personen auf die Tüte gekommen sein. Vielleicht schon bevor diese Tüten als Behältnis für die Kleidung verwendet wurden. Hätten er von KDS gestammt, hätte man das sehr wahrscheinlich festgestellt.
Nightrider64 schrieb:Na es gab da auch Kohlekeller und so. Dazu noch Hinterhofbebauung unterschiedlichster Art.
Ja Hinterhöfe sind ja frei zugänglich. Da kann man problemlos suchen. Aber Keller? Dachböden? Das geht doch nur wenn der Eigentümer anwesend und damit einverstanden ist. Zudem ist ein Kohlenkeller ja auch nicht per se offen und ein unverschlossenes Loch in das man hineinfallen kann oder? Das wäre ja viel zu gefährlich.
Nightrider64 schrieb:Also wenn man sich mal so ansieht, wie sich solch eine Suche nach vermissten Kindern in Berlin abspielt, in ähnlichen Fällen, dann weis man, das die Keller und die Dachböden der Umgebung immer systematisch abgesucht wurden. So wird es bei Reiner auch gewesen sein.
Die ähnlichen Fälle sind aber nicht unbedingt vergleichbar. Vielleicht zu einer anderen Zeit, anderen Umständen, Hinweisen auf eine konkrete Straftat usw. Außerdem tritt die Polizei keine Türen auf und knackt Schlösser in einem Fall wie Reiner. Die brauchen dafür die Genehmigung des Eigentümers. Wenn der nicht da ist oder nicht will, dann haben die Pech. Ohne konkretem Verdacht keine Gefahr in Verzug. So einfach. Für einen Durchsuchungsbefehl hätte es dann auch nicht gereicht.
Nightrider64 schrieb:Auch im Rahmen von Personenfahndung.
Es wurde doch ein Kind vermisst, nicht nach konkreten Personen gefahndet. Die EB wusste ja nicht einmal das sicher eine Straftat vorliegt.
Nightrider64 schrieb:Dies ist m.E. der Grund dafür, das der Täter die Leiche so offensichtlich abgelegt hat, so das sie unmittelbar aufzufinden war.
Er wollte die Ausweitung der systematische Suche in der nähereren Umgebung verhindern.
Vielleicht, weil man dann zwangsläufig auf ihn gestoßen wäre ?
Ja und? Selbst wenn man auf ihn gestoßen wäre, hätte das doch keine unmittelbaren Folgen. Es gab keine Handhabe, keinen Durchsuchungsbefehl, keine Gefahr in Verzug. Er hätte noch nicht einmal die Tür öffnen müssen.
Nightrider64 schrieb:Man hat halt in der Requisite heraus gesucht, was zu der damaligen Mode anno 1973 passte. Wenn da nichts ausdrücklich erwähnt wurde , war das wohl unwichtig was der oder die jetzt genau an hatten
So sehe ich das auch. Man kann ja auch nicht alles (jede Kleidung, jedes Detail, jeden Dialog) eins zu eins rekonstruieren.
Ahn-Dung schrieb:kann auch alleine die Vermeidung von Fußspuren der Grund für diese offene Ablage sein.
Auch der Grund, nicht mit dem Fahrzeug die Leiche in den Wald oder nächsten Feldweg zu fahren, denn dann hätte man ja sogar Fußspuren und Reifenspuren hinterlassen.
Ich denke, die Fußspuren wären -wenn überhaupt- eher ein nachgelagertes Problem gewesen. Da kann man sicher Mittel und Wege finden, selbige Spuren zu umgehen und die Leiche trotzdem dort abzulegen wo sie nicht so schnell entdeckt wird. Die Spuren halten eh nur so lange, wie der Schnee überhaupt liegt.
321meins schrieb:In der Zeitung Bild 16 steht "von einem Berliner Autofahrer gefunden" wenn ich es richtig entziffert habe
Oh ja danke! Dann stellt sich tatsächlich nur die Frage, ob sich der Melder überhaupt den Inhalt ansah oder nicht.
JamesRockford schrieb:Es hätte ganz viele bessere Orte gegeben, um die Leiche und die Kleidung zu verstecken. Hier wurde allerdings nichts versteckt, sondern alles auf dem Präsentierteller serviert, die Kleidung nicht in einer Woolworth oder Aldi Tüte, sondern in Tüten, die eher selten waren.
So nämlich! Ich persönlich denke auch, dass Leiche und Kleidung bewusst dort abgelegt wurden, damit alles schnell dort gefunden wird. Der Täter hatte keine Sorge, dass ihn die Leiche oder deren Kleidung oder eben deren Ablageort verraten könnte. Er achtete deshalb besonders darauf, trotz sehr exponierter Lage, möglichst keine Zeugen zu haben. Das gelang ihm auch. Der Grund dafür muss aber nicht sein, dass er mit dieser Aktion von sich ablenken wollte. Vielleicht war es auch eine Art Machtdemonstration, weil er sich sicher und überlegen fühlte. An eine Panikreaktion denke ich dabei derzeit weniger. Aber ich kann mich natürlich auch täuschen. Es ist nur eine Annahme.
JamesRockford schrieb:Der einzige Grund, der mir hierzu einfällt, ist, dass der Täter vom Tatort und auch vom Milieu ablenken wollte und Leiche und Kleidung loswerden musste.
Das ist auch denkbar. Allerdings hätte er dann die Leiche/Kleidung trotzdem verstecken können. Das tat er aber nicht. Für mich ist das der entscheidende Punkt.
JamesRockford schrieb:Für mein Empfinden kam der Täter aus der unmittelbaren Umgebung.
Oder aber er hielt sich nur temporär in der unmittelbaren Gegend auf und als ein Ende seines Aufenthaltes absehbar wurde, beging er spontan diese Tat und entsorgte die Leiche schnell und unkompliziert, weil er sowieso bald nicht mehr vor Ort sein würde. Das könnte ich mir auch vorstellen.