Da es hier auch um damalige Westberliner Verhältnisse geht, möchte ich auch noch meinen "Senf" dazugeben. Wir sind in unmittelbarer Nähe der damaligen Stadionallee aufgewachsen, sind dort Fahrrad gefahren und haben dort im Herbst Tüten voll Kastanien gesammelt.
An der Stadionallee gab (und gibt) es keinerlei Wohnbebauung und nachts dort nichts außer Straßenlaternen. Angrenzend an den Bürgersteig das eingezäunte Reiterstation, wo auch damals nur selten etwas stattfand, auf der anderen Straßenseite waren Straßenbahnschienen, dahinter Büsche, und hinter denen geht es tief runter zu den S-Bahngleisen. Es ist eigentlich heute noch genauso, nur daß es keine Straßenbahnschienen mehr gibt, stattdessen Busparkplätze (für Veranstaltungen).
Tagsüber ist das heute für viele Autos eine Durchgangsstrecke, aber am späteren Abend ist auch heute dort nichts mehr los, außer vielleicht ein Gassigänger. Ich weiß nicht, ob ich dort heute nachts allein durchlaufen würde, da ist weit und breit niemand.
Da es damals noch viel weniger Verkehr gab als heute, war der Ablageort garnicht so schlecht gewählt, einmal kurz umschauen, und wenn alles frei ist, kurz mit dem Auto anhalten und dann schnell weg. Ich tippe aber auf frühestens späten Abend des 17.01. im Dunkeln, sonst wäre er früher entdeckt worden als 3 Uhr nachts (laut AZ XY).
Ich frage mich allerdings, woher der Täter diese Allee kannte (immerhin 20 km von Reiners Wohnort entfernt), denn zufällig kommt man dort keinesfalls vorbei.
Kennen würde man diese Umgebung des Stadions z.B., wenn man regelmäßiger Bundesliga-Besucher bei Hertha BSC gewesen wäre, die damals gut in der 1. Bundesliga mitmischten, das Olympiastadion war oft voll. In Neukölln gibt es übrigens auch heute noch viele Anhänger von Hertha BSC, an ein paar alten "Eck-Kneipen" sieht man die Hertha-Flagge oder Aufkleber. Aber spekulieren will ich hier garnicht weiter. Mir kam lediglich die Idee, woher z.B. ein Neuköllner diese Stadionallee gekannt haben könnte... naja, kann natürlich auch einen anderen Grund haben.
Noch was zu den damaligen Reisen von Westberlinern. Manchmal wundere ich mich, wie kompliziert oder ungewöhnlich das hier von einigen Usern dargestellt wurde, an eine ausländische Plastiktüte zu kommen. Wir sind als Schulkinder ab ca. Mitte der 60er bis Mitte der 70er Jahre jedes Jahr in den Sommerferien ins Ausland gefahren. Unsere Eltern hatten wirklich nicht viel Geld, Auto schon garnicht, es wurde sparsam gelebt. Man flog mit Pan Am oder BEA über die "Zone" (weil das eben sein mußte, um Ärgernisse an der Grenze zu vermeiden, das waren wir als Schulkinder so gewöhnt). Nach Skandinavien also Flug nach Hamburg, dann mit dem Zug weiter, Richtung Basel Flug nach Frankfurt/M, dann mit dem Zug weiter, 1970 Wandern in Österreich: Flug nach München und mit dem Zug weiter.
Natürlich hatten wir jederzeit Tüten und anderes aus diesen Ländern mitgebracht, das war normal, erstens als schöne Urlaubserinnerung und natürlich auch, um sie später weiterzuverwenden. Es gab bei uns immer einen Stapel Plastiktüten. "Auslandsflüge" waren dafür garnicht nötig, die waren zweifellos teuer, aber für Inlandsflüge gab es auch damals schon gewisse Angebote unter Normalpreis.
Ich denke, man sollte diese Tüte aus Österreich nicht überbewerten. Der Täter kann sie irgendwann aus Salzburg oder sonstwoher mitgebracht haben, oder noch wahrscheinlicher, von irgendwem mal weitergereicht bekommen haben. Interessant wäre vor allem, wenn sich jemand an die Kombination beider Tüten gleichzeitig erinnern könnte, was ich für ziemlich unwahrscheinlich halte, aber man kann ja nie wissen...
Genau:
sören42 schrieb:Zumal der Täter, wenn er der Meinung gewesen ist, dass die Spur der Tüten auf ihn weist, deren Gebrauch sicher vermieden hätte.