Justsaying schrieb: Ich finde, man kann schlecht etwas zu sympathisch/unsympathisch sagen. Oder ob LD oefter mal sternhueckvoll war oder ob es eher 2 bis 3 Bier beim Grillen waren.
Ich finde, es wurde schon vorsichtig angedeutet, dass Alkoholprobleme eine Rolle spielen könnte: Beim Grillen trinken viele Leute, aber es ist doch ungewöhnlich, einen Freund auf ein Sportevent zu begleiten und dann an dem Event gar nicht teilzunehmen, sondern sich zu betrinken (wenn es sich denn so abgespielt hat). Zudem sind auch die Alkis morgens noch nicht in Kneipen etc., an einem Samstagmorgen machen Kneipen ja oft gar nicht auf - er muss sich an einer Tankstelle oder im Supermarkt eingedeckt haben und dann alleine getrunken haben, was dann doch ungewöhnlich ist und auf eine Problematik hindeutet. Es blieb ja auch offen, aus welchem Grund der Führerschein entzogen wurde, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass das über längere Zeit (wie beim Alkoholkonsum) war, weil der Chef sicher nicht zwei Gehälter bezahlt hätte, wenn es nun vier Wochen wegen erhöhter Geschwindigkeit sind, ist es wohl er mal, dass man sagt "nimm zwei Wochen Urlaub und fahre zwei Wochen bei Y mit", um einen zuverlässigen Mitarbeiter zu überbrücken. Bei einem Jobverlust hätte sich die Lage ja nochmals massiv verschärft.
Justsaying schrieb:Aber er kam rueber als Mann, der seiner Lebensgefaehrtin keine Stuetze im Alltag war; als Kindskopf, der nicht viel Verantwortung fuer seine Familie uebernommen hat. Dafuer war er wohl nicht der Typ.
Typ oder nicht, er war ja nun nicht 20 und war sehenden Auges langfristige Verpflichtungen eingangen (Kind, Haus). Keine Ahnung, wie die Lage dort war, bei uns auf unserem Dorf gab es um 2000 noch jede Menge kleine superbillige renovierungsbedürftige Häuser auf dem Markt, damals war eher eine Stadtflucht und oft bekam man ein Haus sozusagen für ein Appel und ein Ei, wenn man bereit war, dann selbst Hand anzulegen. Da war sein Haus eher in einer höherpreisigen Lage, da hätte es auch billigere Alternativen gegeben. Mir schien es bei der Grillszene schon so, als zeige man gerne, was man habe. Wenn er samstags Zeit hatte, ganztägige Ausflüge zu machen, hätte man ruhig auch in einem Getränkemarkt etc. aushelfen können, um die Familienfinanzen zu stabilieren.
Justsaying schrieb: Dazu passt, dass er finanziell nicht klar kam (zwei einkommensschwache Menschen, dazu das Kind - das Haus zu finanzieren, war da doch sehr heruasfordernd bis unrealistisch). Und diese Spinnerei mit Spanien in ca. 10 Jahren - bis dahin waere noch nicht mal das Haus abbezahlt gewesen.
Das machen aber viele Leute, die in "diesem Leben" scheitern - sie flüchten sich in die Vorstellung einer Parallelwelt und reden sich das eigene Leben schön. Ich kenne auch jemanden, die seit über einem Jahrzehnt dauerarbeitslos ist, hier in der Gegend eigentlich schon überall angefangen hat und gekündigt wurde, die nun 1x im Jahr mit den Enkelkindern in Urlaub fliegt (finanziert von der Tochter, sie übernimmt dafür abends das Babysitting) und darüber philosophiert, dass sie nächstes Mal einfach in Griechenland bleibt ... Davon ist sie überzeugt, vielleicht auch der berühmte Strohhalm ...
Justsaying schrieb:Ich koennte mir gut vorstellen, dass LD in seine Rolle als Hausbesitzer (gepuscht vom seinen Elern) und Familienvater (gepuscht von seiner Freundin) eher so hereingerutscht ist, als dass dies seinen Herzenswuenschen entsprochen haette.
Ich würde ihn nicht als "Opfer Entscheidungen anderer" hinstellen. Er war erwachsen, als er das Kind zeugte und das Haus kaufte. Er schien eher wie jemand, der nicht langfristig planen kann. So nach dem Motto "klingt gut", ohne über Folgen nachzudenken. Dazu ist es durchaus so, dass die Haftungsfrage der Banken in dem Jahrzehnt noch nicht so ausgeprägt war. Da gab es z.T. irre Finanzierungen. Außerdem sind Banken auch heute noch blauäugig. Es ist noch keine 10 Jahre her, als wir unsere Hütte finanziert haben, da sagte der Bänker noch "sie sind aber vorsichtig, sie können sich viel mehr Haus leisten" - nun studieren Kind #1 und #2 gleichzeitig und wir haben Monate, wo es richtig knapp ist. Würden wir mehr abzahlen, wäre es echt kritisch.
Justsaying schrieb: Sein bester Freund war ueberigens juenger, erst 31. Sie scheinen viel Zeit miteinander verbracht zu haben und die Hobbies (wie die Frisur) waren in den 90ern nicht so ungewoehnlich.
Das bedingte ja sein Lebensstil und seine Lebensphilosophie. Wenn er die Rollen aus verantwortungsvoller Familienvater etc. richtig ausgefüllt hätte, hätte er Samstags auch keine Zeit gehabt, in der Gegend herumzufahren: Da hätte er seinen Sohn auf Fußballspiele begleitet, irgendwas im Haus renoviert oder einen Nebenjob angenommen, um ohne externe finanzielle Hilfe über die Runden zu kommen. Da das viele Familienväter so machen, musste er die Altersgruppe wechseln, um jemanden zum "Abhängen" zu finden.