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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

29.10.2018 um 20:19
Da doch über die bayerische Einwohnerwehren und deren Bewaffnung (auch nach der Auflösung wurde mehr als die Hälfte der Gewehre NICHT zurückgegeben) offensichtlich ein falsches Verständnis herscht, hier noch weitere Informationen:
Für Anfang 1919 schätzte der bayerische Innenminister Fritz Endres die personelle Stärke der bayerischen Einwohnerwehren auf rund 200.000 Wehrmänner. Für Januar 1920 gab Rudolf Kanzler den Mitgliederbestand mit rund 260.000 und für Mai 1920 mit schon über 300.000 Wehrleuten an.

Grundsätzlich sollte jeder Wehrmann mit einem Gewehr 98 und 50 Patronen und jede Ortswehr mit einem MG und 2000 Patronen ausgerüstet sein. Beschafft wurden die Waffen größtenteils über die Reichswehrbrigade 21 (Brigade Epp) deren Waffenreferent Ernst Röhm eine große Menge an Waffen an die Einwohnerwehr lieferte. Man wollte mit den Waffentransfers den Zugriff der Siegermächte auf die Reichswehrwaffen unterbinden und den Grundstock für eine Neuaufrüstung legen. Bis Oktober 1919 konnten alle südbayerischen Gaue mit ausreichend Waffen, Munition und Wehrmaterial versorgt werden. Escherich gab in seinem unveröffentlichte Manuskript an, dass bis zu diesem Zeitpunkt über „2,5 Mio. Infantriegewehre, 130.000 leichte M.G., 3000 schwere M.G., 100 leichte Feldartillerie-Batterien, eine ganze Reihe 15-cm-Haubitzen und 13-cm-Langrohrkanonen sowie 30 Flugzeuge neuster Bauart 🧐 nach Bayern“ geliefert wurden. Zu diesem Zeitpunkt war die Bewaffnung Nordbayerns noch nicht abgeschlossen. Da aber in ganz Bayern die transferierbaren Waffenbestände zur Neige gingen, wurde der Versuch unternommen, die fehlenden Bestände beim Preußischen Innenministerium anzufordern. Daraufhin setzten sich im Februar 1920 200.000 Gewehre, 10 Mio. Patronen, 3 Panzerwagen und weiteres Wehrmaterial mittels Zug in Bewegung, Richtung der beiden Einwohnerwehr-Waffengroßlager Wasserburg und Erlangen. Somit war es möglich, ganz Bayern mit Waffen auszurüsten.

Wichtigste Waffe war das Gewehr 98 als Langwaffe und die Pistole 08 als Kurzwaffe. Eher selten waren Gewehr 88 (Ortmeier und Klein zeigen allerdings eine Aufnahme mit Wehrmännern, ausgerüstet mit dem G88), Karabiner 98a, Mauserpistole C96 oder Mauserpistole M14.

Erst am 10. März 1920 wurde eine Markierungsanweisung erlassen. Die verwendeten Waffen wurden vor allem mit Brandstempeln (Schaft) mit dem Kürzel E.W.B. bezeichnet. Stoffteile wurden mit Farbstempeln, Metallteile mit Schlagstempeln gekennzeichnet.

Mitte 1921 konnte sich die Reichsregierung dem alliierten Druck nicht mehr widersetzen, bereits im April wurde die Entwaffnung angeordnet. Am 27. Juni 1921 lösten sich die Orgesch und die bayerischen Einwohnerwehren auf. Von den mindestens 350.000 Gewehren wurden nur 169.800 zurückgegeben.
Quelle: Wikipedia: Einwohnerwehr

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30.10.2018 um 09:32
@EdgarH
Ich beziehe mich auf Deinen Beitrag :
Beitrag von EdgarH (Seite 2.338)
Zitat von EdgarHEdgarH schrieb:Hier sieht man nochmal, wo es überall Blutspuren gab. ich bzeiehe mich mit meiner Frage auf die Spuren im Flur im Wohnbereich. Die Frage für mich ist: warum an diesen Stellen? Sieht das nicht nach einem Innehalten des Täters aus, bevor er die Zimmer betrat? Wäre das kontinuierlicher Blutverlust von der mitgeführten Waffe gäbe es ein anderes Spurenbild, oder? Dann hätte man eher eine Blutspur oder viele Tropfen hintereinanderweg den Weg des Täters nachzeichnen. So aber sind es Flecken an bestimmten Orten. Die können eigentlich ja nur entstehen wenn man längere Zeit an einem Ort steht, oder? Die Frage ist: warum? Auf was hat der Täter gewartet? Hat er gelauscht?
Deine Vermutung könnte zutreffend sein, ich habe mir bei der Betrachtung der Skizze sogar einen Moment gedacht, es könnte ein mit der räumlichen Situation nicht (oder nicht sonderlich) vertrauter Täter sein, der stehenbleibt weil er sich erst in der Situation auf dem Flur zurecht finden und orientieren muß. Es sieht ja nach der Skizze sogar so aus, als habe er auf die Haustüre zugesteuert oder er sei über die Haustüre hereingekommen.

Ich glaube aber mittlerweile, das hieße die Skizze überzuinterpretieren.

Sie kann nämlich zur Frage der genauen Positionierung, Form und Größe von Blutspuren im Flur weitgehend nur symbolischen Charakter haben, weil diese Daten soweit für mich ersichtlich nicht mitgeteilt (und vermutlich auch nicht erhoben wurden).
Des weiteren habe ich nach der Quellenangabe zu Blutspuren im Flur nur den einzigen Verweis [7] auf eine einzige Blutantragung im Flur aus dem Reingruberbericht gefunden, während die Skizze Blutantragungen an zwei Stellen im Flur zeigt und eine dritte in der Küche. (Vielleicht weiß ja jemand, ob und ggf. wo die Quelle zu einer zweiten Blutantragung in Hausgang/Flur zu finden ist.)
(Ich gehe nach allem davon aus , daß die Begriffe Hausgang und Flur wahlweise identisch verwendet werden.)

Die Skizze:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Datei:Blutspuren.png

Hier das HKnet Wiki zum Stichwort Blutspuren:

2.2.6 Flur
• "in den Hausgang. Auch dort fand sich am Boden ein Blutfleck vor." [7]
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Tatort#Flur

[7] verweist auf folgende Quelle:
Reingruber
"Von der Küche aus führt in östlicher Richtung eine Türe in den Hausgang. Auch dort fand sich am Boden ein Blutfleck vor."
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_Georg

[Alle Hervorhebungen von mir]


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 09:39
@Kailahki
Von den Ermittlern wurden keine Schusswaffen aufgefunden. Auch der Gruber musste (!) seine der Wangener Einwohnerwehr dienenden Waffen wieder abgeben. Nach "Zeugenaussagen" hantierte er zwar offenbar danach mit einer Schrotflinte bzw. einem Infantriegewehr. Aber Beweise gibt es offenbar auch dazu nicht. Wie auch immer, auch mit dem Hinweis zum Stand der Einwohnerwehr von 1919 oder dem Begräbnis des Ludwig III oder gar noch zum damaligen Polizeipräsidenten Pöhner ergibt sich doch keinerlei (!) Bezug zum Mordfall Hinterkaifeck, deren Bewohner zudem auch nicht erschossen, sondern erschlagen wurden.
Der Fantasie sei aber keine Grenzen gesetzt...


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 10:07
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:... Töten kann man mit allem möglichen. Da tut es dann auch eine Reuthaue als Waffe. ...
Keine Frage. Aber wenn Soldaten kamen um zu töten, dann hätten sie schon ihre Waffen mitgebracht. Nicht wegen irgendeinem Waffen-Fetisch, sondern aus rein praktischen Gründen. Denn niemand weiß, was er vor Ort vorfinden wird. Auch andere Killer, die schon vorher zum töten entschlossen waren, hätten ihre Waffen mitgebracht.

Das hier Gegenstände vom Hof für die Morde genutzt wurden zeigt eher das es kein geplanter Mord war.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 10:20
@Ahmose
Zitat von AhmoseAhmose schrieb:Auch andere Killer, die schon vorher zum töten entschlossen waren, hätten ihre Waffen mitgebracht.
Dem stimme ich zu.
Aber der Rückschluss daraus, dass der oder die Täter unbewaffnet ankamen, ist nicht unbedingt gegeben. Das kann durchaus so gewesen sein und in dem Raubmordszenario sowie bei einem persönlichen Streit, der eskalierte, ist das sicher als Annahme erlaubt.

Bei einem militärischen Szenario, also wenn militärisch ausgebildete Täter diese Tat verübten, so kann es auch denkbar sein, dass die sich gegen den Einsatz der eigenen Waffen vor Ort entschieden haben. Bevor man hier lächelt, so muss man bedenken, dass die Polizei sehr wohl schon in der Lage war, aus der Munition Rückschlüsse auf Waffe und Täter zu ziehen.
Zudem hätten die Gegebenheiten am Tatort es eventuell erforderlich gemacht, eine "leise" Waffe zu verwendet, um die anderen Menschen im schwierig zu kontrollierenden Gebäude mit den vielen Ausgängen nicht zu warnen. Und um auch draußen keine Vorbeigehenden oder sich in der Nähe aufhaltenden Menschen auf das Geschehen aufmerksam zu machen.

Was ich damit nur sagen mag: jeder hat seine eigene Meinung, die oft gestützt ist auf persönlichen Annahmen und Erfahrungswerten. Die kann richtig sein, muss aber nicht. Es ist generell schwierig, für einen Sechsfachmörder diese Maßstäbe zu übertragen. Die Tat wäre nicht passiert, wenn der "normal" ticken würde.


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30.10.2018 um 12:01
@pensionär
Danke für Deine Einschätzung und die Quellenlage zu den Blutspuren. ich interpretiere das "auch"
Zitat von pensionärpensionär schrieb:[7] verweist auf folgende Quelle:
Reingruber
"Von der Küche aus führt in östlicher Richtung eine Türe in den Hausgang. Auch dort fand sich am Boden ein Blutfleck vor."
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_Georg
so, als sei das eine weitere Blutspur- in Ergänzung zu der ebenso von Dir vorgenannten Quelle ("Hausgang"), korrekt?
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Deine Vermutung könnte zutreffend sein, ich habe mir bei der Betrachtung der Skizze sogar einen Moment gedacht, es könnte ein mit der räumlichen Situation nicht (oder nicht sonderlich) vertrauter Täter sein, der stehenbleibt weil er sich erst in der Situation auf dem Flur zurecht finden und orientieren muß. Es sieht ja nach der Skizze sogar so aus, als habe er auf die Haustüre zugesteuert oder er sei über die Haustüre hereingekommen.
Eine hochgradig spannende Einschätzung, weil sie ja vielleicht eben einen Schritt weiterführen würde, zumindest was das Ausschließen eines bestimmten Täters beträfe, der wahrscheinlich genau gewusst haben dürfte, wo sich was in HK befand.
Unterstellen wir einmal die Lage der eingezeichneten Spuren in der von Dir und mir geposteten Skizze sind zutreffend, dann ziehst Du aufgrund welcher Tatsache, in betracht, dass der Täter durch die Haustür kam? Weil im Futtergang und Kellervorraum keine solchen Spuren zu finden sind, oder?


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 12:11
@Goggo
Von den Ermittlern wurden keine Schusswaffen aufgefunden.
Nun, dass hätte zumindest in Bezug auf die Münchener Polizei vorausgesetzt, dass Waffen hätten gefunden werden sollen. Und selbst wenn, wer läßt seinen Schießprügel schon einfach liegen.
Auch der Gruber musste (!) seine der Wangener Einwohnerwehr dienenden Waffen wieder abgeben.
Klar, hätte er; und zwar alle Waffen. Hat er aber nicht. Und nicht nur er nicht.
Nach "Zeugenaussagen" hantierte er zwar offenbar danach mit einer Schrotflinte bzw. einem Infantriegewehr.
Siehste woll. Und LS war ja zum Mordzeitpunkt nachweislich ja auch bewaffnet. Und sicher nicht nur diese zwei.
...auch mit dem Hinweis zum Stand der Einwohnerwehr von 1919 oder dem Begräbnis des Ludwig III oder gar noch zum damaligen Polizeipräsidenten Pöhner ergibt sich doch keinerlei (!) Bezug zum Mordfall Hinterkaifeck...
Na, eben doch. Ganz Gröbern und Umgebung war über die Heimwehr den nationalen Kräften ergeben und von dort auch bewaffnet; zwar nach dem Willen der Entente zwar illegal, aber von der Obrigkeit (incl. höchste Polizei- und Reichswehrkreise) gefördert und beschützt. Daher u.a. die Idee, dass Gruber z.B. durch Verratsandrohung in ‚Ungnade’ gefallen und die Familie insgesamt der Feme zum Opfer gefallen sein könnte. Könnte!
...deren Bewohner zudem auch nicht erschossen, sondern erschlagen wurden.
...
Wäre ja auch dumm gewesen. Es geht um Motivlagen und nicht das Mordwerkzeug. Und illegaler Waffenbesitz wäre jedenfalls denkbares ein Motiv.
Müssen ja nicht gleich die von Escherich benannten 30 Flugzeuge sein. Hm, wo die wohl gelagert wurden?
Escherich gab in seinem unveröffentlichte Manuskript an, dass bis zu diesem Zeitpunkt über „2,5 Mio. Infantriegewehre, 130.000 leichte M.G., 3000 schwere M.G., 100 leichte Feldartillerie-Batterien, eine ganze Reihe 15-cm-Haubitzen und 13-cm-Langrohrkanonen sowie 30 Flugzeuge neuster Bauart 🧐 nach Bayern“ geliefert wurden.... Am 27. Juni 1921 lösten sich die Orgesch und die bayerischen Einwohnerwehren auf. Von den mindestens 350.000 Gewehren wurden nur 169.800 zurückgegeben.
Da gibt‘s doch Potential über „Liebeskummer“ hinaus 😉

Die Gewehrliste zeigt mir jedenfalls, dass in Gröbern und Umgebung alle ,unter einer Decke steckten‘; und zwar auf Gedeih und Verderb. Vor den Morden, wie danach. Und irgendo im „vor“ lief etwas essentiell aus dem Ruder.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 12:28
@Goggo

Die Chronik von Alois Schlittenbauer von 2014 sollte in diesem Zusammenhang ja nicht als völlig unglaubwürdig gelten; es sei denn, man hat dessen Vater LS eh schon vorverurteilt.

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Schlittenbauerchronik2:_01
Der Gruber war Mitglied in der Bürgerwehr und besaß ein Gewehr K 88, es wurde nicht gefunden. In Hinterkaifeck sollen in der Zeit von 1919 bis 1922 Waffen, Munition und geheime Papiere versteckt gewesen sein. Die Waffen wurden wieder abgezogen und die Papiere waren noch vorhanden. Diese Papiere hat Gruber zurückbehalten. Der Oberleutnant M. hat mit Gruber verhandelt. Die Tochter Frau Gabriel war die Besitzerin des Hofes, sie wollte wahrscheinlich aus dem Vertrag 1922 aussteigen und legte am 17.03.1922 die 700,-Goldmark in der Kirche in Waidhofen in den Beichtstuhl ab. Der Pfarrer Haas nahm das Geld und wusste woher das Geld war und hat mit der Frau Gabriel darüber geredet. Wahrscheinlich hat der Pfarrer die Geldsachen mit der Behörde geregelt. (Der Bericht vom Pfarrer Haas fehlt in den Akten?) Am Sonntag den 26.03.1922 hatte die Frau Gabriel einen kurzen Streit mit einen fremden Mann. Der Streit war nach der Messe an der Kirche in Waidhofen.
Wegen eines Einsickern in den Hof von Hinterkaifeck und der Sicherstellung der Papiere, wurde der Hof überwacht. Am Mittwoch den 29.03. fragt Gruber den Postboten nach einem Brief. (Wollte Gruber eine Bestätigung wegen des Geldes?)
Am Donnerstag der 30.03. in der Früh hat Gruber einen Einbruch am Motorenhaus gesehen und zwei Spuren entdeckt. Erzählung an Schlittenbauer und seiner Tochter und an Stegmeier. Am Abend war die Suche nach dem Gruber seiner Frau im Wald, dabei fand der Gruber eine Münchner-Zeitung, sie war vom Vortag. Am Freitag den 31.03.: Die 9jährige Cäcilie ist in der Schule eingeschlafen. Gruber und Frau Gabriel waren in Schrobenhausen beim Einkaufen. Der Briefträger wird nach einem Brief und der Münchner-Zeitung gefragt. Gegen 17 Uhr kommt die Magd mit Schwester.
Es war die Mordnacht.



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30.10.2018 um 13:31
@Kailahki
Den "Erinnerungen" des Alois S. von 2014, also 92 Jahre nach der Tat, messe ich (!) keine allzu große Bedeutung bei. Nachdem er damals ein Kind von gerade mal etwa 10 Jahren war, basiert m.E. der Großteil der Aussagen auf die Ausführungen seines Vaters L.S.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 13:32
Erinnerungen von Alois Schlittenbauer
Ich war etwa 5 Jahre alt, da kam Herr Ruf ein Vertreter und Jäger aus Mühlried zu unserm Vater in den Hof. Sie setzten sich auf der Bank neben dem Hauseingang. Zu mir sagte mein Vater geh weg das geht dich nichts an, was ich leider nicht tat.
Sie erzählten und haben herum geraten, wer die Hinterkaifecker erschlagen hat. Beide waren der Ansicht, dass es versprengte Soldaten aus dem ersten Weltkrieg, die als Handwerksburschen durch die Lande zogen, oder welche aus München die wieder einen Krieg anzetteln wollten. Von einer fremden Zeitung war auch die Rede.



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30.10.2018 um 13:35
@Goggo
Ich denke, da unterschätzen Sie

- Kinder im Allgemeinen
- wie einprägsam und nachhaltig solche Ereignisse

sind. Immerhin handelt es sich noch am ehesten um ‚Zeitzeugen‘.


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30.10.2018 um 13:45
@Kailahki
@Goggo hat schon recht, diese nachträglich niedergeschriebenen, eventuell verklärten Erinnerungen nicht wörtlich bzw. unkritisch zu übernehmen. So eine Skepsis sollte halt generell gepflegt werden :D

Herr Schlittenbauer hat diese Dinge nicht 2014 niedergeschrieben. Er hat damit schon Anfang der 90er begonnen und sie sukzessive ergänzt. Wann genau sie fertiggestellt wurden ist mir nicht bekannt.
Wir haben sie 2014 von ihm erhalten verbunden mit der Genehmigung zur Veröffentlichung.
Zitat von GoggoGoggo schrieb:Nachdem er damals ein Kind von gerade mal etwa 10 Jahren war,
Ähm, nein? Er wurde erst 10 Jahre nach der Tat geboren und kann gar keine eigenen Erinnerungen an die Tatzeit und die Opfer haben. Das wurde auch nie behauptet. Er trug das zusammen, was er zum Thema selbst erlebt oder durch seine Familie mitbekommen hatte. Nicht mehr und nicht weniger.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 13:47
@Kailahki
@jaska
Sorry, ich muss mich korrigieren. Es sollte natürlich heißen, dass Alois S. erst rd. 10 Jahre nach der Tat geboren wurde. Dennoch beruhen seine Aussagen doch nur auf das , was er vom Vater gehört oder nachher aufgeschnappt hat...


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 14:09
Zitat von jaskajaska schrieb:Bei einem militärischen Szenario, also wenn militärisch ausgebildete Täter diese Tat verübten, so kann es auch denkbar sein, dass die sich gegen den Einsatz der eigenen Waffen vor Ort entschieden haben. Bevor man hier lächelt, so muss man bedenken, dass die Polizei sehr wohl schon in der Lage war, aus der Munition Rückschlüsse auf Waffe und Täter zu ziehen.
Mag sein. Wobei die meisten Opfer von Fememorden in Bayern einfach erschossen wurden. Die Täter waren sich sicher, das die Justiz nicht so genau ermittelt.
Zitat von jaskajaska schrieb:Zudem hätten die Gegebenheiten am Tatort es eventuell erforderlich gemacht, eine "leise" Waffe zu verwendet, um die anderen Menschen im schwierig zu kontrollierenden Gebäude mit den vielen Ausgängen nicht zu warnen. Und um auch draußen keine Vorbeigehenden oder sich in der Nähe aufhaltenden Menschen auf das Geschehen aufmerksam zu machen.
Dafür dauerte die Tat so oder so zu lange. Die Täter haben sich anscheinend keine Sorgen gemacht das sie gehört oder gesehen werden könnten. Und ob die Opfer leise starben darf auch bezweifelt werden. Gerade die kleine Cilli hatte sicher genug Zeit zum schreien. Wahrscheinlich war sie auch bei ihrem Todeskampf nicht leise, was die Täter aber auch nicht weiter gestört hat.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 14:51
@jaska


Wissen Sie genaueres über diesen sog. „Bericht“ aus der Cronik Alois Schlittenbauers?
Wir haben einen Bericht bei dem Besuch bei meiner Schwester in Schenkenau, von Frau Forderberg-Zankl und E. E. bekommen.
Polizei Ramers-Militär Rosner
Auftrag: Beobachtung und Beschaffung der Unterlagen. Vorkommando Vom 27.03. Bewachung des Hauses und der Bewohner.
Kommando ab 26.03. Sicherung der Unterlagen durch Oberleutnant Mehnert und seine 2 Personen.



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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 15:05
@jaska

Mir scheint unverändert die Argumentation von Dr. Distl als die in sich schlüssigste:
Die Blütezeit der politischen Morde
Historischer Hintergrund. Dieter Distl glaubt an einen Fememord. Geheimes Waffenlager?
Der Germanist und Politikwissenschaftler Dr. Dieter Distl, Neuburgs scheidender Kulturamtsleiter, stammt aus Schrobenhausen, lebt im Donaumoos und kennt die Erzählungen über den Sechsfachmord von Kindheit an. Er sieht die Tat vor dem Hintergrund des politischen Rechtsradikalismus in Deutschland zwischen 1919 und 1923.
Die Morde in der Nacht zum 01. April 1922 ereignen sich in der Blütezeit der politischen Morde in Deutschland von 1919 bis 1923.Das Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 war gleichzeitig auch das Ende aller Monarchien Deutschlands. Revolutionen von der Linken stachelten die verroht durch den jahrelangen Krieg ins Reich zurückströmenden Soldaten gegen ein neues politisches System auf, deren Vertreter diese Kreise mit der Dolchstoßlüge jede Legitimation absprachen.
Als dann auch noch die Entente-Mächte mit dem Versailler-Vertrag Deutschland wirtschaftlich und militärisch aufs Äußerste schwächen wollten, war dies Wasser auf die Mühlen der ehemaligen Frontsoldaten, die sich nunmehr in Freikorpstruppen zusammenschloßen mit dem Hauptziel einer Rechtsdiktatur in Deutschland. Diese und ähnliche Organisationen wurden geschaffen mit ausdrücklicher und stillschweigender Duldung der Behörden, um die Entwaffnungsgesetze, die auch im Versailler Vertrag festgeschrieben waren, zu verletzen.
So entstanden in Klöstern, Schlössern und abgelegenen Bauernhöfen große Waffenlager, die bei Gefahr des Verrats geborgen und anschließend wieder verräumt werden mussten. Mit Hilfe von sogenannten Fememorden griffen die inzwischen entstandenen Mordorganisationen auf mittelalterliche Rechtstrukturen zurück. Mord als äußerstes Mittel sollte auf Verräter abschreckend wirken. Der Bayrische Landtag setzte 1920 einen Untersuchungsausschuss ein, der feststellen wollte, ob sich Organisationen zur gewaltsamen Beseitigung von Menschen gebildet haben. Der Abgeordnete Gareis, der sich dieser Angelegenheit besonders widmete, wurde 1921 auf offener Straße ermordet. Der mutmaßliche Täter wurde ohne Gerichtsverfahren aus der Untersuchungshaft entlassen.
Eine Tat aus Eifersucht halte ich für völlig abwegig.
Wie so oft wurden die Taten nicht bestraft, die sich drei Gruppen zuordnen lassen:
Willkürliche Tötungen in bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen, Anschläge auf Politiker und die Beseitigung von lnformanten oder Mitwissern geheimer Waffenlager. In der letztgenannten Gruppe gehören meines Erachtens die Morde von Hinterkaifeck Zuerst möchte ich jedoch knapp erklären, warum ich andere Mordmotive ausschließe: Mord aus Habgier kann es nicht gewesen sein, wenn erhebliche Mengen Bargeld am Tatort sichergestellt werden konnten. Mord aus Eifersucht, die beliebteste Hypothese, die immer wieder den Ortssprecher Schlittenbauer diskreditierte, halte ich halte für völlig abwegig, wenn man die damaligen Lebensumstände näher beleuchtet. Er hatte 1918 nach dem Tod seiner ersten Frau ein kurzes Verhältnis mit der Frau Gabriel. Er hat 1921 eine 18 Jahre, sehr junge Frau mit einem 8jährigen Sohn geheiratet. Und war gut situiert. Warum sollte er also wegen der 8 Jahre älteren Frau Gabriel in Eifersuchtswahn verfallen sein? Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Mörder, der aus Eifersucht oder Habgier gehandelt hat, mehrere Tage am Tatort verweilt, das Vieh füttert und tränkt und auch noch die Kühe melkt. Fuhrwerksspuren führten vom Hof weg. Welcher Mörder braucht ein Fuhrwerk? Der Eifersüchtige, der Habgierige? Doch eher der, der etwas zum Transportieren hat, das mindestens so schwer ist, das man es nicht tragen kann.
Ein Vorsitzender einer deutschvölkischen Organisation in Ostfriesland erhält Anfang März 1922 aus München die schriftliche Aufforderung, zwei junge tatenfrohe Männer zu suchen, die bereit seien, für ihr Vaterland alles zu tun. Die angeworbenen Täter erhalten zunächst 25000 Mark Handgeld und noch einmal einen erheblich höheren Betrag nach vollbrachter Tat. Über dies wird ihnen danach noch eine Anstellung im bayrischen Staatsdienst zugesichert. Dies zeigt das politische Klima und den ungeheueren Einfluss dieser Mordorganisation in Bayern zu dieser Zeit.

An den Tatort Hinterkaifeck werden zuallererst nicht die zuständigen Ermittler aus Ingolstadt oder Augsburg entsandt, sondern der Spezialist für Fememorde in München, Reingruber. Zugegeben, Reingruber war ein integrer Kriminalbeamter. Nicht aber andere in den Polizeiorganisationen. Der Münchner Polizeipräsident Pöhner beispielsweise duldete, ja befürwortete den rechtsradikalen Mob. All das war bekannt und wurde umso offensichtlicher, als sich Pöhner als Gefolgsmann Hitlers am 09. November 1923 am Hitlerputsch in München beteiligt hatte.
Es gab ein verdächtiges Brüderpaar für die Morde von Hinterkaifeck, gegen das auch noch nach dem Zweitem Weltkrieg ermittelt wurde, auf das alles zutrifft, was nötig war um in dieser Zeit einen sechsfachen Mord zu begehen. Es bleiben viele Fragen offen. Die These vom Fememord halte ich für die plausibelste. Sie aber schlicht als die allein gültige hinzustellen, das wage auch ich nicht angesichts der problematischen Ermittlungsergebnisse. Doch stellen sich neue Fragen, deren Beantwortung möglicherweise aber den gleichen Schluss zulassen.
Quelle: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Schlittenbauerchronik2:_13


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 15:55
@EdgarH
Das angesprochene "auch" verwendet Reingruber in seiner Aufzählung:
"Von dem zuletzt erwähnten Vorplatz aus gelangten wir in die Küche. Dort waren auf dem Steinpflaster einzelne Blutflecken sichtbar, jedoch keinerlei Abdrücke – Fußspuren -.
.....
Von der Küche aus führt in östlicher Richtung eine Türe in den Hausgang. Auch dort fand sich am Boden ein Blutfleck vor. ...
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_Georg

An der Skizze im HK.net Wiki wird m. E. schon deutlich, daß auf dem nächsten und naheliegenden Weg des Täters durch den Stallgang und sog. Kellervorraum noch keine Blutspuren auf dem Boden festgestellt wurden und sich Blutspuren außer an den eigentlichen Tatorten Magdkammer und Schlafzimmer erst wieder jeweils eine im Hausflur und der Küche befanden.
Es scheint mir weiter Dein Gedanke durchaus erwägenswert, daß diese Blutspuren gerade dort in der Küche und dem Hausgang zu finden waren, wo der Täter - wie Du sagst - eine Weile stehengeblieben sein könnte, um zu lauschen oder - wie ich hinzufügte -, sich vielleicht orientieren mußte. Es ist aber halt auch möglich dass diese Spuren z. B. erst entstanden als auf HK schon alle tot waren. Dann stimmt davon wohl kaum was mehr.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Datei:Blutspuren.png

Du schreibst:
"Unterstellen wir einmal die Lage der eingezeichneten Spuren in der von Dir und mir geposteten Skizze sind zutreffend,... [sie sind es nach meinem jetzigen Kenntnisstand aber nicht, weil m. E. mit den zwei Blutflecken im Hausgang - folgt man Reingruber - einer zu viel im Hausgang eingezeichnet ist]
...dann ziehst Du aufgrund welcher Tatsache, in betracht, dass der Täter durch die Haustür kam? Weil im Futtergang und Kellervorraum keine solchen Spuren zu finden sind, oder?"

Ja - aber auf diesen bloßen Gedankensplitter (wer kann ihm überhaupt ggf. die Tür geöffnet haben ?) kann man noch keine Theorien stützen. Er ist vielleicht nur ein Ansatz zur Wiedervorlage zum -vielleicht aussichtslosen- weiterdenken - falls weitere stützende Aspekte auftauchen. Ich bin nur durch Deine mir einleuchtende Idee überhaupt draufgekommen.


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Mordfall Hinterkaifeck

30.10.2018 um 16:04
@Kailahki
Ich nehme an, dass das die Schilderung der Kommandotheorie war und kein offizieller Bericht.


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30.10.2018 um 22:11
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Ja - aber auf diesen bloßen Gedankensplitter (wer kann ihm überhaupt ggf. die Tür geöffnet haben ?) kann man noch keine Theorien stützen.
Ich melde mich dazu nochmal ausführlich, nur soviel: Deine Formulierung bzgl. Türöffnung bringt mir den verlorenen Hausschlüssel ins Gedächtnis. Öffnete er sich gar selbst? Dazu muss ich aber nochmal nachdenken.

Danke auch nochmal für die weitere Detaillierung bzgl. der benannten Quellen zu den Blutflecken.


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30.10.2018 um 22:21
Zitat von jaskajaska schrieb:Bevor man hier lächelt, so muss man bedenken, dass die Polizei sehr wohl schon in der Lage war, aus der Munition Rückschlüsse auf Waffe und Täter zu ziehen.
Zudem hätten die Gegebenheiten am Tatort es eventuell erforderlich gemacht, eine "leise" Waffe zu verwendet, um die anderen Menschen im schwierig zu kontrollierenden Gebäude mit den vielen Ausgängen nicht zu warnen. Und um auch draußen keine Vorbeigehenden oder sich in der Nähe aufhaltenden Menschen auf das Geschehen aufmerksam zu machen.

Was ich damit nur sagen mag: jeder hat seine eigene Meinung, die oft gestützt ist auf persönlichen Annahmen und Erfahrungswerten. Die kann richtig sein, muss aber nicht. Es ist generell schwierig, für einen Sechsfachmörder diese Maßstäbe zu übertragen. Die Tat wäre nicht passiert, wenn der "normal" ticken würde.
Das ist ein auch für mich denkbares Szenario ubd auch die dafür genannten Gründe halte ich in den Überlegungen eines Täters für plausibel, wenngleich es aber dann nach m.E. einen sehr intelligenten und auch im forensischen Bereich mitdenkenden Täter gehandelt haben muss. Andererseits ist das ja auch nicht auszuschließen.


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