loisel schrieb:So was gab es, aber das hätte seine Frau gewusst und erzählt.
Einen vollkommen Fremden hätte man gar nicht ins Haus gelassen.
In der Tat, Frau Schlittenbauer hätte mitbekommen, bzw ihr Mann hätte ihr Bescheid gesagt, wenn er zu einem Notfall zu Nachbarn geholt worden wäre.
Und L.S. wäre sicherlich nicht über Nacht zum Schlafen geblieben.
Dass Gruber keinen vollkommen Fremden ins Haus ließ, hat auch ein Nachbar ausgesagt. Nur einen Blaubeersammler oder Verkäufer habe er einmal Obdach gewährt. Dazu muss ich anmerken, dass demjenigen, der dies aussagte, wohl nur dieser eine Fall bekannt war.
Es war allgemein üblich, dass man Leute im Heu übernachten ließ, die eine Arbeit auf dem Hof verrichteten. Entweder wenn es länger als einen Tag dauerte, wenn das Wetter sehr schlecht war oder wenn sie es sehr weit nach Hause hatten.
Die Hinterkaifecker hielten sich wahrscheinlich auch an diese Sitte. Zumeist waren diese Übernachtungsgäste den Bauern bekannt, denn sie kamen in gewissen Zeitabständen immer wieder. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich ein kleines Kind war und im Bayrischen Wald wohnte, kam öftermal eine sogenannte Handelsfrau, die Textilien verkaufte. Abends durfte sie in der leeren Magdkammer nächtigen.
Es wurde damals sehr viel auf diese Art gehandhabt. Handel, Handwerk, Dienstleistungen funktionierten so. Hausierer, Vertreter, Störarbeiter, Handelsfrauen hatten oft ihr „Revier“, das sie von Zeit zu Zeit abklapperten.
Es würde mich nicht wundern, wenn so ein „Gast“ auch vor der Mordnacht in Hinterkaifeck anklopfte.