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Mordfall Hinterkaifeck

51.742 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 12:17
Folgende Frage stellt sich mir (ist nicht Tat-relevant):
Falls die Blutschande zwischen Viktoria und ihrem Vater wirklich schon 19 Jahre andauerte, kann es dann sein, dass sie nur ganze 2 Mal schwanger war und genau zu diesen Zeiten auch jeweils einen (möglichen externen) Erzeuger präsentieren konnte? Das klingt nach reichlich Zufall. Oder war der Andreas Gruber gar nicht zeugungsfähig? Der Obduktionsbericht sagt ja (wurde hier irgendwann mal erwähnt), dass die Viktoria bei ihrem Tod nicht schwanger war. Sollte sie aber des öfteren abgetrieben haben, dann könnte so etwas ja auch ihren inneren Seelenfrieden angeknabbert haben und würde Geldspenden (Absolutionszahlungen), übermäßiges Beichten usw. in ein neues Licht rücken.
Historisch interessant ist ja auch, wer damals evtl. Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen hat, eine Hebamme vor Ort? Ob es einen Arzt gab ist ja auch nicht bekannt, oder? Oder fuhr man um dem Geschwätz der Leute zu entgehen in eine Stadt?
Laut versch. Quellen gab es damals schon diverse Verhütungsmittel und -methoden, doch ob die auf dem Dorf bekannt waren bzw. angewandt wurden, wer weiß das schon...
Habe Ihr dazu eine Meinung? Infos?
Jaska


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 12:18
Frage zu Bildergalerie - Bild 1

Was für einen Rostfleck sehen wir da auf der Erde?


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 12:38
@jaska

Für mich ist die Frage auch sehr interessant, wie es kam, dass Viktoria in 19 Jahren Inzucht hierdurch keine bzw. evtl nur ein Kind bekommen hat. Der alte Gruber war nicht zeugungsunfähig. Er hatte mit seiner Ehefrau zusammen mehrere Kinder, die außer Viktoria entweder kurz nach der Geburt oder nach ein paar Jahren verstorben sind. Du kannst dieses in WIKI I bezüglich der Cäzilia Gruber nachlesen.

Schwangerschaftsabbrüche hat es damals schon gegeben. Die Tochter von Bgm. Greger ist im Rahmen einer privat durchgeführten Abtreibung gestorben. Ärzte haben vermutlich keine Abtreibungen vorgenommen.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 12:46
Die Verwendung von Verhütungsmitteln oder Verhütungsmethoden (Knaus Ogino) setzt voraus, dass hierüber gesprochen wurde. Dass hierüber auf dem Dorf Gespräche geführt wurden, möchte ich anzweifeln.

Außerdem ist die Methode Knaus Ogino ziemlich unsicher, weil sie einen regelmäßigen Zyklus voraussetzt, der nicht immer gegeben ist. 19 Jahre lang hätte man sie m.E. mit Sicherheit nicht erfolgreich anwenden können.


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08.02.2008 um 12:51
@AngRa: Das mit der Zeugungsunfähigkeit war eine (zugegeben provokante) Nachfrage. Danke für den Hinweis bzgl. der Bürgermeisterstochter.
Grüße
Jasmine


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08.02.2008 um 12:56
Vielleicht waren sie auch durch regelmäßigen und ständigen Verkehr in der Verhütungsmethode coitus interruptus erprobt und erfahren.


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08.02.2008 um 12:58
@AngRa

19 Jahre - das ist eine lange Zeit. Entweder wurde der Inzest wirklich nicht mit einer gewissen Intensität durchgeführt oder es gab tatsächlich Abtreibungen. Die Zeugungsfähigkeit von A. Gruber (zumindest früher) steht außer Frage.

Der Hinweis auf die Tochter des Bürgermeisters Greger ist hierbei sehr interessant.

Frühers wurden Abtreibungen häufig durch die sog. "Engelmacherinnen" durchgeführt, allerdings unter fragwürdigen und medizinisch gefährlichen Umständen.

Interessant wäre es einmal herauszufinden, wie häufig Abtreibungen auf dem Lande damals waren, um das in diesem Zusammenhang einschätzen zu können.


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08.02.2008 um 13:01
Die Dunkelziffer bei diesen "Engelmacherinnen" wird wohl kaum statistisch erfasst worden sein.


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08.02.2008 um 13:06
@schatten69

in welcher Statistik werden schon Dunkelziffern erfaßt .....?

vielleicht gibt es aber trotzdem Abhandlungen zum Thema "Abtreibungen um die Jahrhundertwende 1899/1900" ?


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08.02.2008 um 13:07
@kcefiak: Es kann dann höchstens sein, dass irgendwelche Einzelfälle geschildert werden. Was sagt dies aber über das Große Ganze aus?


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08.02.2008 um 13:11
@schatten69

Die von Dir angesprochene Verhütungsmethode war wohl auch eher provokativ gemeint. 19 Jahre lang hätte sie wohl kaum Schwangerschaften verhindert.


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08.02.2008 um 13:12
@AngRa: Vielleicht wurde diese Methode von "Könnern" aber doch dauerhaft richtig angewandt.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 13:13
@schatten69

interessant wäre es doch einmal zu erfahren, wie das Thema "Abtreibung" in der damaligen Gesellschaft positioniert war.

- wie wurde das strafrechtlich verfolgt
- In welcher Gesellschaftsschicht kam das häufiger vor
- reisten die "Engelmacherinnen" übers Land oder gab es illegale Praxen
- was mußte für so eine Abtreibung bezahlt werden
- usw., usw.

und im Speziellen: bestehtdoch der Verdacht, daß die Viktoria erpreßt worden ist.

- möglicherweise vielleicht aus diesem Grund ? ?


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08.02.2008 um 13:19
@schatten69

was muß ich da lesen: ..."Könnern" ....

Ich denke, daß das über einen Zeitraum von 19 Jahren nicht nur einmal "ins Auge" gehen kann.

So einfach vom "Intellekt" gesteuert ist das nicht beherrschbar :-)))


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08.02.2008 um 13:20
@AngRa: Ich sehe das auch wie Du.
Wenn Vic nur ein wenig gottesfürchtig war, muss ihr schlechtes Gewissen sie sehr geplagt haben (Inzest, Schuldgefühle der Mutter gegenüber, Scham, "Mord" an unschuldigen Kindern (wobei hier lieferte die katholische Kirche vielleicht ja einen Ausweg: Embryos sprach man ja den Status "Mensch" lange Zeit ab)).
Unter http://www.grin.com/de/preview/51643.html kann man einen guten Überblick über die katholischen Vorstellungen zu ungetauften Kindern machen. Der nachfolgende Ausschnitt beschreibt die Abtreibungsproblematik damals.
Egal was nun bei Vic überwiegte, das Pragmatische oder die religiösen Dogmen, leicht war es in keinem Fall
Jaska

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Aus: http://www.ahf-muenchen.de/Tagungsberichte/Berichte/htm/1999/35-99.htm (Archiv-Version vom 16.02.2006)
In ihrem abschließenden Referat "Gestocktes Blut oder verfallen? Wie Frauen am Anfang des 20. Jahrhunderts eine unerwünschte Schwangerschaft wahrnahmen" versuchte Cornelie Usborne (London), die Stimme der Frauen hörbar zu machen, und zwar die Stimme von Frauen der unteren Schichten in Deutschland. In den Gerichtsakten und anderen Dokumenten, die mit Schwangerschaftsunterbrechung zu tun haben, läßt sich in spezifischer Weise ermitteln, wie Schwangerschaft – und zwar in diesen Fällen eine unerwünschte – wahrgenommen wurde. Dabei fällt zunächst ein scheinbarer Widerspruch auf. Die betroffenen Frauen bewiesen einerseits eine sehr "rationelle" Denkweise, waren über alles, was ihren Körper betraf, gut informiert und zogen aus Veränderungen schnell praktische Schlußfolgerungen. Andererseits finden sich bei ihnen Vorstellungen und Redeweisen, die gänzlich außerhalb des medizinischen Diskurses ihrer Zeit stehen, so die Redewendung von der "Blutstockung", die eher in das frühe 18. als das 20. Jahrhundert zu passen scheint. Sogar in den Gerichtsprotokollen lassen sich diese unterschiedlichen sprachlichen und semantischen Ebenen feststellen. Gewiß hatte der Gebrauch solcher Begriffe auch eine taktische Funktion; sie konnten von Personen und Firmen, die ihre Dienste anboten, in Zeitungsanzeigen benutzt werden, ohne gleich zu strafrechtlichen Folgen zu führen. Doch drückt diese Sprache auch aus, daß Frauen, die in einer bestimmten Situation kein Kind haben wollten, das Ausbleiben der Menstruation wie eine Krankheit wahrnahmen, für die sie Heilung suchten. Diese ihre Wahrnehmung war völlig verschieden von dem offiziellen Diskurs über den positiven Wert von Schwangerschaft und Mutterschaft. Diese Frauen betrachteten eine Abtreibung nicht als letzten verzweifelten Ausweg, sondern als eine legitime Form von Kontrazeption. Daher sprachen sie in ihrer vertrauten sozialen Umgebung und insbesondere unter Frauen recht offen von ihrer "Krankheit" und deren Heilung. – Die abschließende Diskussion spannte noch einmal den Bogen über die Jahrhunderte und die verschiedenen Aspekte, die die Tagung behandelt hatte. Es wurde erörtert, inwieweit ältere Wahrnehmungen und Vorstellungen von der Schwangerschaft und der Natur des Ungeborenen durch "moderne" medizinische abgelöst wurden oder wie weit sich beide verschränken und durchdringen konnten. Nicht nur das Gegeneinander, sondern auch das Nebeneinander unterschiedlicher Rationalitäten wurde deutlich. – Insgesamt waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einig, daß die Tagung wesentlich dazu beigetragen hat, die sehr heterogenen Perspektiven auf Schwangerschaft und ungeborenes Leben in Beziehung zu setzen und dabei den Vergleich zwischen verschiedenen Kulturen, Konfessionen, Gebieten und Perioden voranzutreiben.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 13:21
@Kfeciak: Also nach Schilderungen bei uns im Religionsunterricht wurde dieses Handwerk häufiger von Hebammen als Nebenbeschäftigung ausgeübt....


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 13:23
Auf die Schnelle:

Gemäß § 218 Reichststrafgesetzbuch i.d.F. von 1872, die bis 1926 hinsichtlich des Strafmaßes galt, bestand ein Strafrahmen für Abtreibung von 1/2 Jahr Zuchthaus bis fünf Jahre Zuchthaus.( Abtreibungen wurden strengstens strafrechtlich verfolgt, da man Wert auf eine hohe Anzahl von Geburten legte.)

Erst 1926 wurde das Strafmaß abgeändert von 1 Tag bis 5 Jahre Gefängnis.

Nach dem 1.WK stiegen die Zahl der Abtreibungen von 30 (manche Schätzungen sagen auch 50) auf 100 Geburten.

( Aus : "Historische Entwicklung des §§ 218,219 StGB")


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 13:27
Diese Zahl 30-50 pro hundert Geburten erscheint mir äußerst hoch. Wer wollte das schon so genau schätzen. Ich denke, das meiste kam gar nicht ans Tageslicht.


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 13:27
@jaska / @AngRa

vielen Dank für Eure Mühe - das sind sehr interessante Informationen !!


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Mordfall Hinterkaifeck

08.02.2008 um 13:30
@jaska

Ich danke Dir auch für die Informationen!


@schatten69
Was habt ihr nur im Religionsunterricht besprochen? Ich muss mich doch wundern!


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