Der Mörder war ja ziemlich sicher geistig derangiert, sonst hätte er diese monströse Tat nicht begangen.
Trotzdem stolpere ich immer wieder über den Fakt, dass er das Messer im Schulheft abgewischt hat UND dabei angeblich seinen Fingerabdruck hinterlassen hat. Evtl. hat er in dem Moment, evtl. berauscht von der Tat, nicht mehr ganz die Kontrolle gehabt. Es ist ihm nicht aufgefallen, dass da eine Spur zurückgeblieben ist. Er hätte die Seite rausreissen können, das ganze Schulheft mitnehmen können - er hat ja auch den Rucksack mitgenommen. Er hätte sein Messer auch im Bach abspülen können, er muss ja drin gestanden haben. Oder an Tristans Kleidung.
Die Kripo hat damals vermutet, dass die versuchte Graböffnung womöglich auf sein Konto ging. Auf
https://mordfall-tristan.de/grabschaendung/ sieht man ein Foto des halb geöffneten Grabs. Das sieht irgendwie routiniert aus. Man meint fast, es hätte ein Friedhofsangestellter sein können. Das Ziel muss gewesen sein, es hinterher möglichst original aussehen zu lassen. Daher die Folie unter der Erde. Auf die Idee wäre ich vermutlich gar nicht gekommen.
Ich frage mich, ob der Daumenabdruck eine falsche Spur war. Ich frage mich, ob der Täter nekrophile Motive hatte. Es ist nicht so selten, dass solche Leute mit solchen Neigungen sich im Friedhofsgewerbe finden, Bestatter, Krematorien, Mitarbeiter in pathologischen Instituten, etc. Wäre es sehr irre, sich zu fragen, ob man sich von einer Leiche vor der Kremation einen Daumen "leiht" und den nach dem "Abstempeln" im Schulheft bei der nächsten Leiche mitkremieren lässt oder eben sonstwie entsorgt. Selbst wenn man ihn irgendwann später als möglichen Verdächtigen auskochen würde, vielleicht wegen Ähnlichkeit zum Phantombild und fehlendem Alibi zur Tatzeit, aber keine wirklichen Beweise hätte, diese fehlende Übereinstimmung der Fingerabdrücke würde in ziemlich sicher wieder auf freien Fuß setzen lassen, oder?