Mord an Frauke Liebs

Vermutlich sind auch nur die prägnantesten Sätze in Erinnerung geblieben. Bei Filmen merkt man sich in der Regel auch nur die "Schlüsselszenen". Wenn ich manche Filme ein zweites Mal schaue, kann ich mich auch nicht an alles erinnern, aber ich hab zum Beispiel noch genau vor Augen wie die Titanic sank. Und dann waren Chris und Karen noch in einer enormen Ausnahmesituation.

frauZimt schrieb:Dann bliebe zu bemerken, dass es nur erinnert ist und sicher Sätze fehlen.

Hallo, liegt in der Natur von Erinnerungen, dass Sachen vergessen oder gar umgedeutet, interpretiert werden. Oder auch Betonungen und Gefühle verloren gehen, im Ohr des dritten Zuhörers interpretiert werden. Ja, vollständig.

Das ist halt so, wie wenn man bei einem Meeting dazu verdonnert wurde, Protokoll zu führen.
Da kann es ganz schnell passieren, dass man was Wichtiges nicht gleich richtig mitschreibt.

emz schrieb:Das ist halt so, wie wenn man bei einem Meeting dazu verdonnert wurde, Protokoll zu führen.
Da kann es ganz schnell passieren, dass man was Wichtiges nicht gleich richtig mitschreibt.

Wobei ich mir vorstellen könnte, dass Frauke Chris ausgewählt hat, gerade weil er besonders aufmerksam zuhören kann, schnell schaltet und seine Emotionen unter Kontrolle bringt, wenn es sein muss.

Könnte
Vielleicht musste sie Chris auch anrufen, das wissen wir nicht

Wenn der Täter aber meinte, sie soll ihren Angehörigen sagen, dass sie freiwillig weg ist, hat sie vielleicht erklärt, dass Chris die Person ist, die ganz schnell die Polizei informiert. Darum muss unbedingt er beruhigt werden.

frauZimt schrieb:Wenn der Täter aber meinte, sie soll ihren Angehörigen sagen, dass sie freiwillig weg ist, hat sie vielleicht erklärt, dass Chris die Person ist, die ganz schnell die Polizei informiert. Darum muss unbedingt er beruhigt werden.

@frauZimt
Und wenn Frauke anstelle von Chris ihre Mutter angerufen hätte, welchen Grund hätte Chris dann gehabt trotz dieser Meldung von Frauke bei ihrer Familie die Polizei zu informieren?

F.Einstoff schrieb:Und wenn Frauke anstelle von Chris ihre Mutter angerufen hätte, welchen Grund hätte Chris dann gehabt trotz dieser Meldung von Frauke bei ihrer Familie die Polizei zu informieren?

@F.Einstoff
Wenn Frauke gesagt hätte Ich muss meine Mutter anrufen. Die macht sich schreckliche Sorgen und geht zur Polizei!,
wäre das absolut verständlich gewesen. Der Entführer hätte gedacht: Klar. die Mutter muss beruhigt werden.

Wenn Frauke gesagt hätte: Ich muss meinen MITBEWOHNER anrufen. Der macht sich schreckliche Sorgen und geht zur Polizei!,
wäre das absolut verständlich gewesen. Der Entführer hätte gedacht: Klar. Der Mitbewohner muss beruhigt werden.

Ich hatte ein Arbeitskollegin, die nachts viel unterwegs war. Die hatte mit ihrer Mitbewohnerin einer Vereinbarung getroffen. Wenn sie am nächsten Tag nicht zurück ist und sich nicht telefonisch meldet, soll sie die Polizei informieren.

So eine Verabredung hatten einige junge Frauen in meiner Bekanntschaft. Da ging es um Wohnungsbesichtigungen. Weil ein Wohnungsinserat eine Falle sein könnte. Manchmal steht ausdrücklich in der Anzeige, dass eine Nachmieterin gesucht wird.
Die haben sich dann auch durch verabredete Anrufe bei einer Freundin rückversichert.

Daher finde ich nicht ungewöhnlich, dass Frauke mit Chris telefoniert hat.

Aber wie gesagt, die Anrufe sind ja ein Rätsel an sich.
Vielleicht hat der Anrufer bestimmt, dass Frauke Chris anrufen soll?

Ich hab mir nur Gedanken gemacht, weil hier immer wieder gefragt wird, warum sie Chris angerufen hat und nicht ihre Mutter.

Entweder der Entführer wollte das so.
Oder Frauke wählte Chris, weil Chris ein ruhiger und aufmerksamer Zuhörer ist, der die Gespräche nicht mit Fragen überfrachtet (die zum Gesprächsabbruch geführt hätten)

frauZimt schrieb:Entweder der Entführer wollte das so.
Oder Frauke wählte Chris, weil Chris ein ruhiger und aufmerksamer Zuhörer ist, der die Gespräche nicht mit Fragen überfrachtet (die zum Gesprächsabbruch geführt hätten)

Wenn Sie zu Beginn noch "teilweise" freiwillig weg gewesen ist, musste sie quasi Chris anrufen, da sie auf ihn angewiesen war (Schlüssel). Wäre vielleicht auch eine Überlegung.

Frau_H schrieb:Wenn Sie zu Beginn noch "teilweise" freiwillig weg gewesen ist, musste sie quasi Chris anrufen, da sie auf ihn angewiesen war (Schlüssel). Wäre vielleicht auch eine Überlegung.

@Frau_H
An Chris und seine Lage scheint sie bei der ersten Kontaktaufnahme (SMS) nicht gedacht zu haben.
Sie erwähnt wie lustig das Spiel gewesen ist, aber sie teilt ihm nicht mit, was er eigentlich wissen wollte.
Wann ist mit ihrer Heimkehr zu rechnen?

Was sollen die SMS und der erste Anruf an der Schlüsselsituation verbessert haben?

Hier wird oft vermutet, dass Frauke vielleicht versteckte Zeichen gegeben hat.
Vielleicht war "weglassen" so ein Zeichen?

Dass sie nicht über den Schlüssel spricht, war vielleicht ein Mittel Chris zu sagen "Ich bin in Not."

Eine Idee, Chris hatte seinen Schlüssel vergessen, also war es nun sein Problem, sie reinzulassen.

frauZimt schrieb:Hier wird oft vermutet, dass Frauke vielleicht versteckte Zeichen gegeben hat.
Vielleicht war "weglassen" so ein Zeichen?

Gar nicht so schlecht.... wäre ich in der Situation von Chris gewesen, hätte ich mich gefragt, was ich mit der Info anfangen soll. Ich hätte wahrscheinlich noch eine SMS geschrieben, wann sie denn vor hat nach Hause zu kommen. Später hat er sie versucht anzurufen und ihr Handy war aus. Da hätte ich mir vermutlich schon Sorgen gemacht (soll kein Vorwurf sein), geändert hätte es vermutlich nichts.

Frederick7 schrieb:Eine Idee, Chris hatte seinen Schlüssel vergessen, also war es nun sein Problem, sie reinzulassen.

Diesen Bringschuld-Gedanken habe ich noch nie (wurde ja derart hier schon häufiger formuliert) nachvollziehen können. Eine sehr nahestehende Person hat seinen Schlüssel vergessen und nun muss er für die Gefälligkeit des Ausleihens bitteschön auch dafür mit allen Konsequenzen geradestehen ("nun sein Problem")?
Das Überlassen des Schlüssels dürfte doch vielmehr einem beiderseitig gedanklichem Deal entsprochen haben: "Kommst ja dann in ein paar Stunden ohnehin heim."
Anderenfalls hätte Chris sicherlich den Schlüssel anschließend gleich wieder im Pub abgeliefert.

AnNevis schrieb:Diesen Bringschuld-Gedanken habe ich noch nie (wurde ja derart hier schon häufiger formuliert) nachvollziehen können.

Unter Freunde macht man nicht so ein Theater.
Da hilft man sich gegenseitig. War sicher vorher auch schon mal umgekehrt der Fall.

AnNevis schrieb:Anderenfalls hätte Chris sicherlich den Schlüssel anschließend gleich wieder im Pub abgeliefert.

Ja, das denke ich auch.

Avancini schrieb:Frauke: „Bitte frag mich nicht. Ich würde gerne bei euch sein. Ich würde gerne nach Hause."

Chris nimmt das Telefon

Chris: „Melde dich wenigstens einmal am Tag."
Frauke: „Ja, mache ich. Ciao. Bis bald."

[/quote]

Mir war nicht bewusst gewesen, dass Chris noch einmal das Telefon an sich genommen hat.

Avancini schrieb:Darüber hinaus wirkt es so, dass sie bei Karen etwas ausführlicher antwortet....

Diesen Eindruck hatte ich auch.
Jeder hat seine eigenen Interpretationen der Geschehnisse oder der Protokolle, mein Eindruck bei dem Gespräch mit der Schwester ist, dass viel mehr eine Bedrohungslage ersichtlich ist, als beim Telefonat mit Chris.

In meinen Unterlagen steht, dass Frauke bei dem Telefonat mit ihrer Schwester sagt: "Das geht nicht. Ich lebe noch"
Wenn Frauke ihr Leben in Gefahr sah, wie konnte ein Täter sich sicher sein, dass sie keinen Namen nennt?

Frau_H schrieb:Später hat er sie versucht anzurufen und ihr Handy war aus. Da hätte ich mir vermutlich schon Sorgen gemacht (soll kein Vorwurf sein), geändert hätte es vermutlich nichts.

Das ihr Handy nach der SMS wieder ausgeschaltet war, ist für mich ein Indiz, dass es schon zu dieser Zeit keine Freiwilligkeit mehr gab.

Mir möchte da keiner mit meinen Gedanken folgen, aber wir beziehen die erste SMS auf das Warten von Chris.
Ich tendiere zu einer anderen Möglichkeit.
Der Inhalt der ersten SMS gleicht sich mit der 2 SMS, dem Inhalt beim Anruf des Bruders, dem Anruf am Samstag und Sonntag.
In diesen geht es von Anfang an um ein baldiges, unmittelbaren oder zeitnahes wieder nach Hause kommen und da sehe ich eine "Linie" die sich durch den ganzen Fall zieht und das ist das nach Hause kommen, was von Anfang an kommuniziert wird, aber nie eintritt.
Aus meiner Sicht, war dieses von Anfang an gewollt. Es ging den Festhaltenden nie um eine Freilassung von Frauke.

Sven1213 schrieb:wie konnte ein Täter sich sicher sein, dass sie keinen Namen nennt?

Weil sie keinen nennen konnte, selbst wenn sie gewollt hätte eventuell? Ergibt für mich jedenfalls weit mehr Sinn als der Stalker, der nah genug dran war, um alle für ihn wichtigen Infos zeitnah zugetragen zu bekommen, aber weit genug entfernt, um komplett unterm Radar der Polizei drunter her zu tauchen. Zudem konnte er nicht sicher sein, welche Route FL vom Pub aus nach Hause einschlägt, erst ab Kilian- Ecke Karlstr. vereinigen sich die beiden kürzesten Routen, und er hätte ab dort irgendwo warten müssen, um gezielt FL abzufangen, gesichert gewesen wäre aber auch das nicht.
Insofern ist das für mich nur eine realistische Konstellation, wenn (einer) der Täter irgendwo am Heimweg wohnhaft war.

Ich bin irgendwie davon überzeugt das die Kripo genau weiß um welche Person es geht.
Solange die Beweise für eine Verurteilung nicht ausreichend sind wird da auch nichts weiter öffentlich gemacht!
Die Person wird hier auch regelmäßig mitlesen und sich immer wieder wundern auf was für Ideen manche Leute kommen!

Fabriano124 schrieb:Die Person wird hier auch regelmäßig mitlesen und sich immer wieder wundern auf was für Ideen manche Leute kommen!

So etwas wird oft vermutet, auch in anderen Krimithreads.
Ich glaube nicht, dass Täter hier mitlesen.

Die meisten Täter werden ihre Tat verdrängen wollen. Warum immer wieder daran erinnert werden?

Ausserdem wäre die Versuchung viel zu groß, sich anzumelden und einzumischen.
Sei es um auf falsche Spuren zu lenken- oder gewisse Behauptungen gerade zu rücken.

Z.B. wenn ein User schreibt: Der Täter war bestimmt NICHT die hellste Kerze auf der Torte. Der hatte einfach nur Glück....

Wer sich da nicht angestachelt fühlt zu schreiben: In meinen Augen ist der Täter super klever....


Täter werden sich fern halten, wenn sie nicht total beknackt sind.
Die Versuchung mitzuschreiben und sich dabei zu verraten, ist zu groß.

Fabriano124 schrieb:Ich bin irgendwie davon überzeugt das die Kripo genau weiß um welche Person es geht.

Das könnte ich mir auch gut vorstellen. Genau genommen glaube ich sogar ein wenig daran. Ich glaube auch daran, dass 95% der hier verbreiteten Theorien (die sich zudem ständig im Kreise drehen und nur zu "Widersprüchen" führen) mit der Realität nichts zu tun haben. Was auch daran liegt, dass von Ermittlern offizielle Aussagen gemacht wurden, die das Tatszenario in groben Zügen schon ziemlich festlegen. (Man denke z. B. an die OFA, aber nicht nur.)

frauZimt schrieb:Ich glaube nicht, dass Täter hier mitlesen.

Ganz genau. Die Art von Täter, die wir hier haben, denke ich wird das ganze nicht ständig präsent haben wollen und vermeidet die Konfrontation mit der Tat.

Die Art von Täter der hier mitlesen würde, wäre stolz auf seine Taten und vermutlich ein Serientäter, um diesen Kick zu wiederholen oder hätte es schon längst irgendwie ausgeplaudert.

Neonweiss22 schrieb:Die Art von Täter, die wir hier haben, denke ich wird das ganze nicht ständig präsent haben wollen und vermeidet die Konfrontation mit der Tat.

Die Art von Täter der hier mitlesen würde, wäre stolz auf seine Taten und vermutlich ein Serientäter, um diesen Kick zu wiederholen oder hätte es schon längst irgendwie ausgeplaudert.

@Neonweiss22
Genau das denke ich auch.

Und die Verrückten, die für ihre Schlauheit gelobt und bewundert werden will, möchte sich mit den Ermittlern messen. Nicht mit den Usern eines Krimiforums.

Der Kripobeamte sagte ja auch deutlich dass er sich sicher ist dem Täter bereits gegenüber gesessen zu haben. Das heisst für mich dass die Indizien deutlich sind aber der entscheidende Beweis fehlt, zur Anklage reichts dann nicht.