Der Kindermord an Claudia Ruf

Das LKA NRW unternimmt einen neuen Anlauf, um mit der Aufklärung der 1160 Cold Cases im Lande seit 1970 voranzukommen. Dazu sollen 28 engagierte Pensionisten wieder aktiviert werden, um die Akten zu digitalisieren und auch um mit neuen Ermittlungstechniken abzugleichen. Unter den Fällen ist auch der Cold Case Claudiahttps://rp-online.de/nrw/panorama/pensionierte-ermittler-sollen-in-nrw-cold-cases-loesen_aid-61868485

Im Juni wurde in verschiedenen Medien (RTL, Rheinische Post,...) der aktuelle Stand der DNA-Auswertungen bekanntgeben:

Von 2200 von 2400 Männern wurden negative Proben genommen. Bei den restlichen 200 handelt es sich um solche bei denen der Proband ins Ausland verzogen oder bereits verstorben ist und Verwandte nicht mehr ausfindig gemacht werden können. Das LKA lässt aber nicht locker.

https://www.rtl.de/cms/moerder-von-claudia-ruf-11-aus-grevenbroich-auch-25-jahre-nach-der-tat-noch-nicht-gefunden-4770289.html[/url

https://rp-online.de/nrw/staedte/grevenbroich/fall-claudia-ruf-in-grevenbroich-mordkommission-verfolgt-neue-spuren_aid-58780079

https://m.bild.de/regional/duesseldorf/duesseldorf-aktuell/grevenbroich-dna-massentest-ohne-heisse-spur-zu-claudias-rufs-moerder-78132126.bildMobile.html###wt_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F&wt_t=1636442578713

Keine heiße Spur nach Massengentest.

Auch zwei Jahre nach Beginn des Massengentests in Hemmerden gibt es noch keine heiße Spur. Es verbleiben noch Hoffnungen auf 15 Rechtshilfeersuchen im Ausland und einige Verwandtentests von Verstorbenen. Falls auch diese zu keinem Ergebnis führen, gilt der aufwändige Großtest mit über 2400 Probanden als gescheitert. Da inzwischen auch Verwandte Dritten Grades einbezogen werden dürfen, ist davon auszugehen, dass der Täter keinen unmittelbaren Bezug zu Hemmerden hatte, sondern eher ein Zufallstäter war. Entweder aus einem größeren Umkreis als die ein bis zwei km vom Ortskern oder doch ein Fernfahrer von der A46 (Parkplatz Vierwinden Nord).

Es bleibt zu hoffen, dass Kommissar Zufall noch erfolgreich wird.

Weiß jemand ob der DNA - Test schon beendet ist?

kobra1411 schrieb:Weiß jemand ob der DNA - Test schon beendet ist?

Der Massengentest begann bekanntlicherweise vor 3 Jahren. Ca. 3000 Proben wurden in mehreren Etappen genommen. Vor etwa einem halben Jahr waren nur noch wenige Dutzend Proben offen (entweder noch nicht ausgewertet oder noch nicht genommen). Seitdem gibt es keine offiziellen Verlautbarungen. Die vorhandenen Proben müssten mittlerweile alle ausgewertet worden sein. Besonders bei den außereuropäischen Kandidaten (USA, Australien,...) könnten es aber noch Probleme geben. Es verbleiben jetzt also nur noch m. E. folgende Möglichkeiten:
1. Der Täter hat sich im Ausland versteckt oder
2. Die Profilanalyse des Tatgeschehens war doch anders, der Täter stammte nicht aus dem unmittelbaren Umfeld von Hemmerden.

Im zweiten Fall wäre es nahezu unmöglich, den Täter zu fassen, da er nach dieser Tat nicht mehr aufgefallen ist.

Vielen Dank für die ausführliche Info, Silberkaut! Wollen wir das Beste hoffen...

Es kommt wieder Bewegung in den Fall.

Mord an Elfjähriger – Ermittler bitten 200 Autofahrer zum DNA-Test

Im Fall der vor 27 Jahren getöteten Claudia Ruf aus Grevenbroich verfolgen die Ermittler einen neuen Ansatz. Eine Zeugenbeobachtung lenkt die Aufmerksamkeit der Fahnder auf den Kreis Recklinghausen.

Hier der Link zum Artikel

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/grevenbroich-mord-an-elfjaehriger-claudia-ruf-ermittler-bitten-200-autofahrer-zum-dna-test-a-68f17292-12b7-4a64-95fe-caca5adbeb55

Rotkäppchen schrieb:Eine Zeugenbeobachtung lenkt die Aufmerksamkeit der Fahnder auf den Kreis Recklinghausen.

Die Ermittler begründen die späte Verfolgung der Fahrzeugspur, die ja schon 1996 vorlag, damit, dass man 1996/1997 nur die Halter besuchte, deren Wagen sich zu 100% mit der Beschreibung des Zeugen deckte. Jetzt wurden auch Halter identifiziert, deren Fahrzeug und/oder Kennzeichen sich leicht von der Beschreibung des Zeugen unterscheidet.Pressemitteilung

Das neue Cold Case Team NRW geht jetzt offenbar jede Spur nach, die noch nicht vollständig ausermittelt worden war.

Der groß angelegte Massen-DNA-Test von 2019 konnte leider nicht vollständig zu Ende geführt werden, aus verschiedenen Gründen (von einigen Verstorbenen konnten keine Verwandten gefunden werden, einige ins Ausland verzogen blieben unauffindbar DNA offen).
So konnten von den ca. 2400 Kandidaten bisher ca. 120 bis 150 noch nicht zur Probe eingeladen werden.

RTL berichtet nun erstmals über nähere Details zur Spur "RE-Kfz-Kennzeichen"

Damit gehen die Ermittler einer Zeugenbeobachtung nach, wonach ein Auto mit Orts-Kennzeichen „RE“ für den Kreis Recklinghausen im Zusammenhang mit der Tat stehen könnte. Der Zeuge „hat aus allem Dafürhalten die tatsächliche Fluchtsituation wahrgenommen. Ein Fahrzeug mit einem entführten Opfer, was aus dem Tatortbereich flüchtet“, schildert Polizei-Hauptkommissar Andreas Müller

Quelle: RTL

Der Podcast Stern Crime lässt in seiner neuesten Ausgabe NRW OFA-Chef Andreas Müller zum Thema "Der Fall Claudia Ruf - wie Fallanalytiker arbeiten" zu Wort kommen. Der Fall wird exemplarisch erklärt, jedoch gibt es keine Infos zum aktuellen Ermittlungsstand. So erfährt man nicht, was aus den über 2400 Speichelproben oder aus dem Hinweis zum Fahrzeug mit RE-Kfz-Kennzeichen wurden:

Stern Crime

Silberkaute schrieb am 17.06.2023:So erfährt man nicht, was aus den über 2400 Speichelproben oder aus dem Hinweis zum Fahrzeug mit RE-Kfz-Kennzeichen wurden:

Wenn man nichts darüber hört, dann wird wohl alles negativ gewesen sein. Die Daten wurden gelöscht. Dann muss man auch nicht weiter darauf eingehen.

mister schrieb:Wenn man nichts darüber hört, dann wird wohl alles negativ gewesen sein. Die Daten wurden gelöscht. Dann muss man auch nicht weiter darauf eingehen.

Ganz so einfach ist es nicht. Bei den seit 2019 identifizierten DNA-Probanden (insgesamt ca. 2400) waren nach der Untersuchung gut 2000 negativ (Der Spiegel

Im Frühjahr war noch davon auszugehen, dass ca. 150 Probanden unauffindbar im Ausland leben oder bereits verstorben sind ohne bekannte Angehörige. Hierzu gibt es kein Update.

Zu dem neuen Massengentest in Recklinghausen und Umgebung wurden bisher 180 Proben genommenen. Die Ergebnisse stehen noch aus. 24Rhein

Trotz der bisher negativen Ergebnisse geht die Polizei (lt. Sprecher Scholten) weiterhin von einer Nahraumtat ("der Täter kam aus dem Ort Hemmerden") aus und wird den Suchradius (z. B. auf den nahe gelegenen Autobahnparkplatz Vierwinden A46) nicht vergrößern.

Ein Mann aus dem Kreis Recklinghausen hat im Mordfall um die 1996 getötete Claudia Ruf eine DNA-Probe abgeben müssen. Ob er als Verdächtiger in Frage kommt, ist offen.

Auch 27 Jahre nach dem Mord an der damals elfjährigen Claudia Ruf beschäftigt das Verbrechen weiter die Mordkommission aus Bonn. Nun haben die Ermittler eine DNA-Probe eines Mannes aus dem Kreis Recklinghausen erwirkt.

Dieser hatte sich laut Polizei massiv geweigert, freiwillig eine solche Probe abzugeben. Das mache ihn aber nicht automatisch zu einem Tatverdächtigen, sagte ein Sprecher der Mordkommission.

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/claudia-ruf-mordkommission-100.amp

Das lässt zumindest ein wenig hoffen. Die Frage ist, wie man auf diesen Mann kam.

reicht eigentlich eine weigerung für einen richterlichen beschluss oder muss da noch "mehr sein"? Frage mich auch, wie sie auf den kamen

TimScott schrieb:reicht eigentlich eine weigerung für einen richterlichen beschluss oder muss da noch "mehr sein"?

Nein, eigentlich muss ein sog. Anfangsverdacht bestehen. Allerdings ist der Verweigerer in der Beweispflicht: Kann er kein Alibi vorweisen, kann der im Zweifelsfall schon angenommen werden. Auch deshalb stehen diese Reihenuntersuchungen in der Kritik:

Wikipedia: DNA-Reihenuntersuchung

Man wird durch seine Verweigerung auf ihn gekommen sein.

TimScott schrieb:reicht eigentlich eine weigerung für einen richterlichen beschluss oder muss da noch "mehr sein"? Frage mich auch, wie sie auf den kamen

War da nicht vor geraumer Zeit etwas in Sache Kennzeichen aus dieser Region ?

Hab nochmal nachgeschaut :

Damit geht die Mordkommission einer Zeugenbeobachtung nach, wonach ein Auto mit Orts-Kennzeichen RE für den Kreis Recklinghausen im Zusammenhang mit der Tat stehen könnte. Der Zeuge hatte sich am Tag der Entführung der Schülerin aber nur Fragmente des Nummernschilds am verdächtigen Wagen gemerkt. Nach RE- könnte die Buchstabenkombination DB oder BD gestanden haben, dann die Zahl 146.

Quelle: https://www.ksta.de/region/euskirchen-eifel/kreis-euskirchen/mordfall-claudia-ruf-haelfte-der-autofahrer-war-beim-neuen-dna-test-560630

Damit ging die Polizei einer Zeugenaussage nach

Kennzeichen RE

Nabelschnur schrieb:War da nicht vor geraumer Zeit etwas in Sache Kennzeichen aus dieser Region ?

Hab nochmal nachgeschaut :

Es kam auch gerade im Radio Bonn/Rhein-Sieg, dass man dem Hinweis eines Autos mit Recklinghausener Kennzeichen nachgehen und der Mann sich in dem Zuge geweigert habe.

Das hatte ich auch so vermutet, ich frage mich trotzdem, nach welchen Kriterien man vorgegangen ist.

Nabelschnur schrieb:Nach RE- könnte die Buchstabenkombination DB oder BD gestanden haben, dann die Zahl 146.

Hat man z.B. die Kennzeichen eingegrenzt und auch die Fahrzeugtypen, Farben etc?
Hatte dieser Mann zudem möglicherweise damals einen Bezug zu der Gegend?

Rotkäppchen schrieb:Hat man z.B. die Kennzeichen eingegrenzt und auch die Fahrzeugtypen, Farben etc?
Hatte dieser Mann zudem möglicherweise damals einen Bezug zu der Gegend?

Laut Bild soll es sich um eine dunkle Limusine handeln.

Im Frühjahr 2023 wurden die Ermittlungen auf den Kreis Recklinghausen ausgedehnt. Reinhold Jordan, Leiter der Bonner Mordkommission, sagte im April: „Grundlage für unsere aktuellen Ermittlungen sind Zeugenangaben zu einem Pkw mit Recklinghäuser Kennzeichen.“ Das Auto sei am Tag der Entführung beobachtet worden. Die Zeugen sprechen von einer dunklen Limousine. Beim Kennzeichen könne es sich womöglich um die Buchstabenfolge RE – DB oder RE – BD handeln, dazu die Zahl 146.

Quelle: https://m.bild.de/regional/duesseldorf/duesseldorf-aktuell/mordfall-claudia-ruf-mann-weigerte-sich-dna-probe-abzugeben-85650560.bildMobile.html?t_ref=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Ein Mann hatte sich demnach geweigert, die Probe freiwillig abzugeben. In weiteren zehn Fällen werde noch versucht, die DNA von Angehörigen Verstorbener oder von Männern, die unbekannt verzogen sind, zu bekommen.

KSA

Neben diesen 10 Personen stehen noch die Proben von weiteren ca. 10 Personen aus, aus dem Massengentest seit 2019. Bei diesen Personen wurden Amtshilfegesuche in den USA und Lateinamerika gestellt. Diese Gesuche dauern extrem lange. Hinzu kommt, dass die Polizeilabore sehr überlastet sind.

Auch die erst auf einen richterlichen Beschluss hin durchgeführte Speichelprobe an einem Recklinghäuser Autohalter hat keinen Treffer ergeben. Das hat Polizeisprecher Robert Scholten der WAZ bestätigt. Es gebe nun nur noch einen kleinen "Überhang" an ins Ausland verzogenen Kandidaten. Damit zeichnet sich ein Ende der Recklinghäuser Fahrzeugspur in den Ermittlungen zum Fall Claudia Ruf ab:

Der Massengentest im „Mordfall Claudia Ruf“ hat keine heiße Spur hervorgebracht. Gut 200 Fahrzeughalter aus dem Vest Recklinghausen waren im April von der Polizei gebeten worden, eine Speichelprobe abzugeben. Zu einem Tatverdächtigen habe diese DNA-Reihenuntersuchung allerdings nicht geführt, sagt der Sprecher der Bonner Polizei, Robert Scholten, auf Nachfrage dieser Redaktion. Vielmehr würden alle Teilnehmer als Tatverdächtige ausscheiden – auch die Person, die ihre Speichelprobe erst aufgrund eines richterlichen Beschlusses zur Verfügung stellte.

„Entweder wir machen den Täter ausfindig, oder wir können das Paket mit der Recklinghäuser Fahrzeugspur zuschnüren“: Das, so der Erste Polizeihauptkommissar, seien die beiden Möglichkeiten im Vorfeld der DNA-Reihenuntersuchung gewesen. Und jetzt laufe es wohl darauf hinaus, „dass wir die Fahrzeugspur für uns abschließen können“. Wobei: Die Ermittlungen dauerten an, weil man noch den einen oder anderen Fahrzeughalter aus dem Kreis Recklinghausen suche, der ins Ausland verzogen und bislang nicht greifbar gewesen sei. Scholten spricht hier von einem kleinen „Überhang“, der noch abgearbeitet werden müsse.

Quelle: https://archive.ph/zEzLF

Einen kleinen Überhang gibt es noch immer:

Reinhold Jordan (lächelt): Das bleibt auch weiterhin mein Motto. Wir haben jetzt durch die letzten Speichelproben rund 3.000 Proben entnehmen können. Die sind bis auf wenige Ausnahmen, etwa wie Rückläufer von Rechtshilfeersuchen oder neue Zeugenaussagen - untersucht. Bisher negativ.

Quelle: wdr.de Mordfall Claudia Ruf: Fast alle Spuren abgearbeitet

Es wird angenommen, evtl. noch nicht alle damals dort aufhältigen erfasst zu haben (Quelle wie zuvor)

Reinhold Jordan: Wir mussten uns ja von Anfang an auf die Daten von den Einwohnermeldeämtern zum Beispiel aus Grevenbroich fokussieren. Die haben wir alle überprüft. Wir wissen aber weiter noch nicht, ob zu der Zeit in Hemmerden (Anmerkung der Red.: Wohnort von Claudia Ruf) Personen gewohnt haben oder wurde eine Lagerhalle, eine Garage angemietet, von der wir noch nichts wissen. Daher ist es für uns wieder wichtiger, den Zeugenaufruf zu starten, wer solche Beobachtungen gemacht hat oder solche Personen kennt, uns das mitzuteilen. Aufgeben werden wir nicht. Wir werden allen Hinweisen, die kommen, nachgehen.