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Mordfall Charlotte Böhringer

28.473 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, München, 2006 ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Charlotte Böhringer

Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 11:39
@meermin

Ok. Wegen mir auch 18.16 Uhr ...

Zum Weg, den er genommen haben könnte, der Routenplaner gibt mir für das Fahrrad drei Alternativen aus.

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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 11:41
@aberdeen Könnte man die Routen ohne Angabe der Hausnummer des Hauses in dem Bence wohnte hier einsetzten, also nur der Weg von einer Strasse zur anderen ohne exakte Hausnummer?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 11:43
besser nicht.
besser über PN


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 11:49
@d.b.cooper
@meermin

erledigt


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 12:57
Für die Freunde der Süddeutschen Zeitung, 19.06.2007



Todesahnung von Böhringer

Im Mordprozess gibt es Streit um eine Zeugenaussage

Die ermordete Parkhaus-Millionärin Charlotte Böhringer fürchtete offenbar, einmal eines gewaltsamen Todes zu sterben. Sie werden mich eines Tages umbringen, vertraute sie einer Freundin an, die am Montag im Prozess als Zeugin auftrat. Die 62-jährige Judith E. erklärte auf Nachfrage, dass Böhringer in dem Gespräch aber keine Namen genannt habe. Bei einer früheren polizeilichen Vernehmung soll die Zeugin allerdings konkret die Neffen als mögliche Täter ins Spiel gebracht haben. Aus ihren Gesprächen war mir aber klar, dass es nur ihre Neffen sein konnten, steht in einem Verhörprotokoll. Judith E. bestreitet diesen Satz. Das muss ein Irrtum sein, versicherte sie und äußerte indirekt massive Kritik an dem ermittelnden Beamten.

Die 59 Jahre alte Böhringer war am 15. Mai 2006 in der Penthouse-Wohnung oberhalb ihres Parkhauses in der Baaderstraße mit einem scharfkantigen Gegenstand erschlagen worden. Angeklagt wegen Mordes ist ihr Neffe Benedikt T., 32. Er soll Geld aus den Parkautomaten für sich abgezweigt und eine Aufdeckung befürchtet haben. Das Hauptmotiv soll seine angeblich bevorstehende Enterbung gewesen sein. Der Angeklagte bestreitet die Tat, schweigt aber im Prozess.

Das Ehepaar William und Judith E. war mit Böhringer lange Jahre eng befreundet. Böhringer habe zwei Gesichter gehabt, meinte William E. Sie war einerseits eine toughe Geschäftsfrau, andererseits eine charmante und liebenswürdige Gastgeberin. Über die bei ihr angestellten Neffen habe Böhringer viel geschimpft, weil sie ihren hohen Ansprüchen nicht genügte. Am meisten aber habe sie über den faulen Geschäftsführer hergezogen. Sie sagte einmal, ich bin umgeben von inkompetenten Personen, so William E. Auch Judith E. bestätigte, dass Böhringer vor allem die mangelhafte Leistung des Geschäftsführers kritisiert habe, so auch kurz vor ihrem Tod.

Sie selbst, so die Zeugin weiter, habe zu keinem Zeitpunkt die Neffen als potentielle Täter in Erwägung gezogen: Warum auch? Der strittige Satz in dem Vernehmungsprotokoll sei so von ihr nicht abgezeichnet worden. Vielmehr habe sie gebeten, das Protokoll später nochmals lesen zu dürfen. Der Beamte habe sie aber nur angeschrien: Er wurde ganz rot im Gesicht, unsere Nasen haben sich fast berührt. Der Prozess wird heute fortgesetzt. Alexander Krug (Hervorhebung von mir)


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:02
@aberdeen
Das ist ja heftig. Bestätigt aber die Annahme, dass nur belastendes Material verwendet wurde, Aussagen, die Bence hätten entlasten können wurden nicht hinzugezogen bzw.gar nicht erst ins Protokoll aufgenommen und dann wären auch noch Aussagen von Zeugen falsch protokolliert worden. Unglaublich!

Wurde diese Zeugin später noch einmal von der Verteidigung befragt?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:04
Hmm..
Es ist als als fernliegend auszuschließen, dass die Zeugen die Unwahrheit sagen.
Sie zeigen keinen Belastungseifer.

Die Art der Befragung wird auch durch den Angeklagten bestätigt.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:06


Aufgrund der vielen Enten ;)


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:12
Bei den GeFüs steige ich irgendwie immer noch durch:
Der W. war der
- der erst kurz dort gearbeitet hat,
- über den Ch.B. geschwärmt hat.

Der R. war der
- der mit ChB. als letztes telefoniert hat,
- der im Testament bedacht wurde,
- gegen den eine Intrige gesponnen sein sollte,
- mit dem sie unzufrieden war.

Stimmt das so?
Fehlt etwas?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:13
@d.b.cooper

Yep!


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:15
Sollte ich ein Verbrechen planen, dann suche ich mir einen Platz an dem so viele Zeugen wie möglich sind ...


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:33
Hallöchen,

im Einverständnis mit @aberdeen möchte ich gern meine Gedanken aus unserem PN-Verkehr offen posten, da ich mir erhoffe, dass hierzu weitere Anregungen, Kritik und Überlegungen von allen Usern kommen, damit wir vielleicht Fragen zu Theorien klären können, die auch bei mir bestehen. Sorry, wenn ich jetzt also einfach in den Thread platz, aber mich/uns würden eure Meinungen interessieren.

Grob gings bei uns nochmal um die Frage, ob und inwieweit narzisstische Tendenzen im Verhalten von Bence und der Gesamtsituation eine Rolle spielen könnten und Parallelen zur Tat erkennbar wären.

Hier also mal meine Gedanken:

Sicherlich spricht eine mögliche narzisstische Persönlichkeit Bences auch nicht gleichzeitig für seine Täterschaft, da hast du Recht. Ich finde halt einige Dinge einfach auffällig, womit ich nicht gesagt haben will, dass Bence der Täter war (ich war schließlich nicht dabei, als es passiert ist).

Zu deinen Fragen:

Zum Bindungsverhalten und der systemischen Sicht:

Narzissten sind i.d.R. durchaus in der Lage, langfristige Bindungen einzugehen - doch selbst diese müssen nicht zwangsläufig, nur weil sie von Dauer sind, "stabil" und "intensiv" sein. Über die Dauer bestimmt meist der Grad der Abhängigkeit des Partners (Co). Dessen Zugeständnisse sowie der "Zweck" oder Benefit, den ein solcher Partner für den Narziss darstellt, sind da u.a. aufrechterhaltende Faktoren.

Zu meiner Vermutung einer mangelnden Empathiefähigkeit:

Auch diese verhindert keine langandauernden Beziehungen, da sie meist (zumindest bei Narzissten) mit Manipulation kompensiert wird. Voraussetzung dafür ist "lediglich" ein Partner, der manipulierbar ist und/ oder sich bereitwillig manipulieren lässt. Interessant bei solchen partnerschaftlichen Konstellationen ist meist, dass der Partner denjenigen, der manipuliert oder auch lügt, vor Anderen entschuldigt ("der meint's nicht so").

Zur Systemik der familiären Geschäftsstruktur:

In ungarischen Familien, insbesondere, wenn sie der mittleren Oberschicht angehören, spielt der Erstgeborene eine wichtige Rolle. Ob es Zufall ist, dass er Benjamin genannt wurde ("der Glückliche")? Der Erstgeborene wird i.d.R. als "Stammhalter" angesehen, was weiter reicht, als unsere deutsche scherzhaft geäußerte Zuschreibung. Er ist nicht nur der "Stolz der Familie", sondern wird tatsächlich als potentieller Nachfolger und Träger der familiären Werte, Traditionen und Geschäfte angesehen und erhält entsprechende Förderung, die bei dem zweit und drittgeborenen Kindern diese Tragweite meist nicht hat.

Der Erstgeborene wird von vornherein als "fehlerfrei" aufgefasst, als würdig und fähig, ohne, dass er dafür etwas leisten muss. Salopp gesagt, wird das erste Kind von Geburt an "gehypt". Wiederkehrend wird diesen Kind gesagt, wie gut es ist und wie besonders und für welche besonderen, wichtigen Aufgaben es vorgesehen ist.
Ob dies bei Bence so war, weiß ich nicht - ich denke, ich muss nicht wiederholen, dass ich mir bewusst bin, dass ich mich auf dem Boden von Hypothesen bewege.

Wie dem Urteil bzgl. der Aussagen der Fam.-Angehörigen zu entnehmen ist, war das Erbe und die Weiterführung der Geschäfte von Ch.B. durch Bence wiederkehrend Thema, wobei allen klar gewesen sei, dass er alles weiterführen werde. Ich frage mich: Wenn das alles doch "klar" war und feststand - warum wurde dann wiederkehrend darüber gesprochen? Warum nahm das wiederkehrend Platz in den familiären Gesprächen ein?

Zur Systemik der Bedeutung der Parkgarage für B.T.:

Ich setze voraus, dass meine Ausführungen als Hypothesen aufgefasst werden (!).
Bence wurde frühzeitig wiederkehrend klargemacht, dass er der "Auserwählte" ist, der die Familientradition weiterführen werde, die der ganze Stolz seines Onkels war. Dieser Onkel hat innerhalb der Familie (und wahrscheinlich darüber hinaus) großes Ansehen gehabt, so dass die Tragweite, eine Parkgarage zu übernehmen, weniger mit einer Edeka-Verkaufsleitung vergleichbar ist, sondern vielmehr mit Respekt, unternehmerischem Talent und Ehre. Es wäre aus Böhringer-Sicht eine "Ehre", das Unternehmen weiterführen zu dürfen. Nicht zuletzt der Stolz der ganzen Familie wäre einem sicher gewesen.
Wahrscheinlich bereits zu Schulzeiten ist Bence also klargeworden, dass Großes auf ihn wartet und er begann nach dem Abi auch mit der Erfüllung der dazugehörigen Voraussetzungen. Als frischer Student dürfte man zunächst den Druck haben, für sein Auskommen zu sorgen und gleichzeitig sein Studium auf die Reihe zu bekommen. Dieser Druck mag für Bence weit weniger existent gewesen sein, da dies mit den Zuwendungen durch seine Tante und die Arbeit bei ihr bereits geregelt war. Die Sorge um einen Job während und nach dem Studium musste sich Bence auch nicht machen, da auch dies bereits im Vorhinein geregelt war (welcher Student kann derart entspannt an sein Studium gehen?). München ist ein teures Pflaster, selbst 1000 Euro pro Monat sind da sehr wenig Geld, es sei denn, man hat Quellen, die zusätzlich angezapft werden können. Insofern dürfte die Abhängigkeit Bences von seiner Tante "erträglich" gewesen sein.
Problematisch wird eine solche Situation aus meiner Sicht erst dann, wenn diese Abhängigkeit dazu führt, in seinem eigenen Leben beschnitten und kontrolliert zu werden sowie dann, wenn zwar alles fertig geregelt ist (das Ziel also feststeht), der Weg dahin sich aber als kaum gangbar erweist.
ich vermute, dass die Parkgarage aus Bences Sicht nicht nur aus finanziellem Interesse interessant war, sondern letztlich der Garant, seine Lebensperspektive zu sichern - in sozialer, zukünftiger und persönlicher Sicht. Man muss sich Folgendes vor Augen halten:
Jahrelang bist du nur auf EIN Ziel ausgerichtet und dieses Ziel steht für dich fest. Was, wenn du plötzlich feststellst, dass dieses Ziel mit den gesetzten Vorgaben nicht erreichbar ist? Das Einzige, das Bence hatte, war sein Abitur. Hätte er gesagt: ich schmeiße alles hin, dann hätte das bedeutet, dass er:
a) seine Familie enttäuscht
b) mit 30 vor der Frage steht, wofür er überhaupt taugt
c) der Einzige aus seinem Freundeskreis ist, der nichts vorzuweisen hat, während alle anderen gerade ihre Studienabschlüsse feiern
d) sein bester Freund derjenige ist, der es zum Anwalt gebracht hat, aber er nicht
e) Bence keinen Anspruch auf BAföG oder ähnliche Leistungen hat, schon gar nicht mit zwei abgebrochenen Studien und somit ein erneutes Studium kaum machbar gewesen wäre (und selbst wenn? Das was er meinte, was sein Interesse WIRKLICH treffen - nämlich Schauspielerei/ Kreativität - wurde ihm als nicht ausreichend beschieden!)
f) er in München hätte versuchen müssen, über Aushilfsjobs erstmal dafür zu sorgen, dass er überhaupt seine Miete zahlen kann
g) er einen Sturzflug hingelegt hätte von einstigen Stolz der Familie hin zum Versager auf ganzer Linie

Bence hätte mit dem Verlust der GF in der Parkgarage weitaus mehr verloren, als nur die Knete...

Gehen wir weiter zu M.T.:
Ja, auch ich frage mich, wie er die mögliche, jahrelange "Bevorzugung" seines Bruders erlebt haben könnte. Er erscheint mir recht still, hintergründig und farblos. Hat auf der anderen Seite allerdings einen beruflich sehr zielstrebigen, klaren Lebenslauf hingelegt, wobei sich vermuten ließe, dass er sowohl über Disziplin als auch Zuverlässigkeit verfüge. Zu seinem Alibi gab es im Urteil für meinen Geschmack zu wenige Ausführungen, da lediglich gesagt wurde, dass seine Täterschaft ausgeschlossen werden könne, da er im Kassierraum bei hohem Publikumsverkehr schlecht hätte weggehen können. Als Täter hätte seine Kleidung allerdings mit Blut verschmutzt gewesen sein müssen (es sei denn, er hat einen Mechaniker-Overall getragen), so dass ein Umkleiden nach Rückkehr in den Verkaufsraum sicher anderen Beschäftigten aufgefallen wäre. Zu M.T. liegen leider zu wenige Informationen vor, als dass man Hypothesen aufstellen können, zu möglichen Tatmotiven. Im Vergleich könnte man nur Folgendes feststellen:
M.T. hatte ebenso wie B.T. die Aussicht auf ein Erbe, allerdings hatte M.T.nie die Aussicht auf die GF. Schaut man sich seinen Lebenslauf an, scheint unwahrscheinlich, dass es in seinem Interesse lag, eines Tages eine Parkgarage zu leiten. Bliebe noch auch bei ihm das Motiv Bestrafung. Da liegen mir allerdings zu wenige Hinweise zu seiner Persönlichkeit und seinen Verhaltensweisen vor, als dass ich dazu ne Hypothese aufstellen könnte.

Weiter geht's mit seiner Beziehung und dem Freundeskreis:

Trotz, dass sich alle Beteiligten derart für Bence ins Zeug legen um ihn zu unterstützen, hatte ich im Vid den Eindruck, dass er eher die Rolle eines "Angeheirateten" innehat. Ich fragte mich die ganze Zeit, ob sie ihn wirklich deswegen unterstützen, weil er ihr Freund ist, oder ob sie ihn unterstützen, weil er der Freund ihrer Freundin Frauke ist. Die gewisse Absolutheit in ihren ihn verteidigenden Aussagen sind mir aus dem Umfeld von Narzissten gut bekannt und zeichnen sich durch extreme Haltungen aus: entweder Idealisierungen seiner Person (einschließlich aller Bewertungen einer möglichen Täterschaft als "unmöglich", "absurd" und "er ist so ein Lieber und jeder der was anderes sagt kannte ihn nicht wirklich", "wir sind die einzigen die ihn wirklich kennen") oder aber extreme Ablehnung, so, wie seine Freunde und auch Frauke z.B. das erste Kennenlernen beschrieben.

Umfassende Lügen, Legenden, die bis zu Fakten reichen, wann sich Bence wo und wie aufgehalten hat, was er plane und womit er befasst sei, rufen auch bei sehr engen Bindungen zunächst die normal-menschliche Reaktion der Ablehnung, Enttäuschung und Wut hervor. Man klagt denjenigen an, fragt ihn, warum er einem das angetan hat. Auch, wenn klar wird, dass er dies unter Druck getan hat, ist die erste Reaktion im normalen zwischenmenschlichen Gefüge Wut und persönliche Verletztheit - meist verbunden mit dem Wunsch, Abstand von dieser Person zu nehmen.

Nicht so bei Frauke. Ihre erste Reaktion: Revidierung der tatsächlichen Zeit ihres Aufbruchs zu Geburtstagsfeier, nachdem ihr ein Ermittler von davon differierenden Angaben Bences erzählte.
Das erscheint mir wie der dringende Wunsch, ihn nicht zu belasten und ihn über jeden Zweifel erhaben sein zu lassen. Schaut man sich das näher an, hat sie eine klassische Falschangabe gemacht, die zudem durch ihre Freunde zusätzlich offenbar wurde. Sie hat gelogen, sich damit selbst in ein zwielichtiges Licht gerückt und ist die Gefahr eingegangen, selbst bestraft zu werden durch eine potentielle Falschaussage. Den rechtlichen Hintergrund dürfte sie gekannt haben, da sie unmittelbar im Anschluss, als sie der Beamte fragte, ob sie von Bences Studienlüge wusste, sich auf ihr Recht berufen hat, ihren Anwalt zu konsultieren und dazu nichts zu sagen.
Darüber hinaus deutete Frauke im Vid und auch in Interviews der Printmedien mehrmals an, eine Familie geplant und einen Kinderwunsch zu haben. Ein Kinderwunsch spielt für eine Frau nicht in der gleichen Riege, wie z.B. die Anschaffung eines Haustieres, sondern hat die Tragweite eines neuen, erweiterten Lebensentwurfs und grundsätzlichen Lebensziels, dass Frauen seltenst freiwillig einfach aufgeben.

Sie spricht von Liebe zu Bence und der Akzeptanz, dass dieser Lebensentwurf durch dessen Inhaftierung nun nicht mehr umsetzbar sei.
Ihr Verhalten (nicht nur das o.g.) erscheint mir dependent. Wie wir wissen, beinhaltet auch co-abhängiges, dependentes Verhalten eine narzisstische Komponente, z.B. dadurch, dass man Anerkennung durch Aufopferung erhält. In ihrer Person erscheint sie mir farblos, ein wenig naiv und dem Gutmenschentum verbunden, wobei ich mich den Eindrucks nicht erwehren konnte, dass sie inbesondere in Bezug auf die Kinderfrage die Rolle der heroischen, sich aufopfernden, da liebenden Frau skizziert. Dieses Verhalten ist mir von Partnerinnen narzisstisch-gestörter Männer sehr gut vertraut. Systemisch und sozialpsychologisch betrachtet funktionieren narzisstische Beziehung durch die Verbindung des Narzissten mit einem co-abhängigen - meist selbstunsicheren Partner, da er einen Spiegel benötigt, der ihn idealisiert und der Co einen Partner benötigt, der ihm die vertraute Rolle bereitstellt, sich aufzuopfern - und dabei das Gefühl zu haben, etwas Bedeutsames geleistet zu haben.
Die Frage, die sich mir stellt ist:
Über welche Eigenschaften müsste eine Frau verfügen, um für einen Partner enorme Unterstützung bereitzustellen und ihren Wunsch nach Familie, Kinder und ein schönes Leben (ja, hier geht's nämlich auch um ihren Lebensentwurf) aufzugeben, der sie jahrelang belogen und hintergangen hat und mangels beruflichen Abschlusses nicht in der Lage ist, eine Familie ernähren zu können, sondern von einer Frau abhängig ist, die seine Partnerin nicht ausstehen kann und sogar kränkt, weil Sonderschullehrerin nicht in noble Konzept passt? Welche mit gesundem Selbstwert und Selbstbewusstsein ausgestattete Frau nimmt das alles in Kauf?

Zur Rolle von Witting und der ersten Vernehmungssituation:

Ausgehend von der Hypothese, Bence könnte narzisstisch geprägt sein, ist Folgendes sehr interessant. Sein Freund (der übrigens seit kurzem Anwalt ist - d.h. seine StE bestanden hat^^) organisiert ihm Unterstützung durch Witting und sagt Bence das auch. Er sagt ihm auch, dass er nicht weiter mit den Vernehmungsbeamten sprechen solle. Weder an seinen Freund noch an den Ratschlag von Witting hält er sich. Wie deutlich wurde, hat er damit sowohl seinen Freund als auch Witting damit ziemlich unter Druck gesetzt. Sie gaben sich Mühe, um ihn in dieser Situation zu beraten - und er macht einfach so weiter und verschlechtert damit nicht nur seine eigene, sondern auch die Ausgangsposition einer Verteidigung für ihn. Gut, man könnte sagen: er war einfach zu unsicher und ängstlich, um sich durchzusetzen und den Beamten zu sagen, dass er sich nicht weiter äußern werde. Man könnte allerdings genausogut den Eindruck haben, dass hier jemand "sein Ding" durchzieht (recht egoistisch übrigens), weil er der Meinung sei, er habe es im Griff.
Bence hat seinen Freund selbst angerufen. Ihm wird also klar gewesen sein, dass dieser Freund sich mit derlei Situationen auskennt und einen beraten wird (warum sonst sollte man ihn sonst anrufen?). Die Frage ist: Wieso hält er sich dann nicht an dessen Ratschlag? Und auch nicht an den Ratschlag eines erfahrenen Anwalts, der noch mehr Umgang mit derlei Situationen hat, als der Freund?
Die Frage, die sich für mich stellt, ist:
Welche Eigenschaften/ Haltungen/ Auffassungen muss ein Mensch haben, dass er in einer Bedrohungssituation zwar Hilfe aufsucht, diese jedoch nicht annimmt?
Von welchen Auffassungen/ Haltungen muss ein Mensch motiviert sein, um sich anschließend als Opfer der Vernehmungsbeamten zu skizzieren?
Die Haltung, die sich mir dabei erschließt (Alle böse - ich gut) ist eine narzisstische.

Zu Herrn Wilfling:

Ich kann nicht behaupten, ein besonderer Freund dieses Kommissars zu sein. Und ja, auch und besonders in seinen Ausführungen zum Fall Kaufmann hat er sich nicht mit Ruhm bekleckert.
Zum Fall Böhringer:
In einer Mordkommission, die mit Ermittlungen zu einem Tötungsdelikt betraut ist, ermittelt nicht nur ein Beamter. Sondern eine Vielzahl von Beamten. Der verschwörungstheoretische Ansatz, dass ein Ermittler die Ermittlungen (ob bewusst oder unbewusst) in eine bestimmte Richtung gelenkt habe, erachte ich als absurd, da dies impliziert, dass auch die SpuSi, die Labore usw. in exakt DIESE und keine andere Richtung untersuchen und auch nur Aufträge erhalten, Untersuchungen vorzunehmen, die in Bences Richtung zeigen. Wie man im Urteil insbesondere an der Alibiüberprüfung Dritter (einschließlich Weg/Zeitberechnungen) sowie DNA- Untersuchungen (auch bei den unwahrscheinlichsten Kandidaten) erkennen kann, war das nicht der Fall. Bei "gelenkten" Ermittlungen dürften später vor Gericht häufiger die Sätze fallen: "Öhm.... das haben wir nicht untersucht", "das schien uns nicht relevant".


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 13:42
@traces

Vielen Dank dafür, dass Du auch die Punkte eingegangen bist.
Zitat von tracestraces schrieb:Narzissten sind i.d.R. durchaus in der Lage, langfristige Bindungen einzugehen - doch selbst diese müssen nicht zwangsläufig, nur weil sie von Dauer sind, "stabil" und "intensiv" sein. Über die Dauer bestimmt meist der Grad der Abhängigkeit des Partners (Co). Dessen Zugeständnisse sowie der "Zweck" oder Benefit, den ein solcher Partner für den Narziss darstellt, sind da u.a. aufrechterhaltende Faktoren.
Ich sag erst einmal nur kurz: Frauke. :-)


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:05
@traces
sehr interessante Ausführungen.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:21
@traces

Auf welches Konzept von Narzissmus beziehst Du Dich?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:23
@traces
Ich bin da völlig bei Dir! Meine Anerkennung!

Sehe Bences Persönlichkeit ebenfalls als Narzisst - die Co-abhängige Frauke vervollständigt sein Bild und gibt ihm die Möglichkeit, sich auszuleben.

Man kann das glaube ich sehr gut an der Beziehungsstruktur der beiden erkennen. Wann immer sie ihn auf das Studium ansprach, blockte er ab und wollte nicht weiter darüber reden...uns sie ließ ihn gewähren.

Auch betrachte ich Frauke als Verbindungsglied zu den Freunden. Denn hätte sich auf Frauke abgewandt, so würden sie zwar sicherlich aufgrund der langjährigen Freundschaft weiterhin Knast-Besuche unternehmen, der Rest hielte sich aber in Grenzen.

Ich fragte hier schon einmal, warum Bence, dessen Lage ja relativ aussichtslos ist, Frauke nicht freigibt. Sich für ihre tiefe Verbundenheit bedankt, ihr aber ein eigenständiges Leben ermöglicht. Zumal sie ja von Familienplanung träumte!

Es gab bereits zwei Trennungen, die Gründe mögen sicherlich nicht so schwerwiegend wie Mord und Knast gewesen sein!

Auch ich habe @aberdeen bereits per PN auf die Strukturen in ungarischen Familien hingewiesen.

Diese sind vielleicht nach außen hin nicht ganz so ausgeprägt, wie man es hier aus den Medien kennt und hört von anderen Migrationsgruppen - aber sie sind klar vorhanden.

Aufgrund des beruflichen Werdegangs von Mate - glaube ich, wäre dieser auch ohne Parkgarage in der Lage gewesen, anderweitig unterzukommen. Allerdings bestanden viele seiner Tätigkeiten auch hauptsächlich in Praktika. Dennoch erscheint mir von seinem Auftreten her eine Täterschaft seinerseits ausgeschlossen. Dazu fehlen eindeutige Marker.

Zur Ermittlungsarbeit habe ich mich mehrfach geäußert - diese wird von so vielen Seiten geleistet und erst am Ende werden die Teile zusammengefüht - UNABHÄNGIG von einander! Hier hat es definitiv keine Verschwörung gegeben und auch keine einseitigen Ermittlungen. Ist auch gut im Urteil nach zu lesen.

Bence konnte nur so funktionieren, solange an allen anderen Eckpfeilern keine große Veränderungen stattfanden - diese gab es aber. Das Studium, welches er nicht erbringen konnte, der Streit mit Hausverbot, die desolate finanzielle Situation, nicht zu vergessen das gesamte Ansehen im Familien-und Freundeskreis, das Auffliegen seiner großen Lüge, die drohende Enterbung.....Er hätte nicht weiterhin der sein können, den er sich geschaffen hatte.

Das Verhalten bei Ermittlern, vor Gericht (Hungerstreik, Haare abrasieren, austicken) - diese Instanzen waren nicht zu manipulieren, wie der Rest.

Es ist auch für Bence eine neue Situation gewesen, die er nicht in ihrem Ausmaß abschätzen konnte.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:24
@aberdeen

auf das für mich Schlüssigste: Kernberg.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:30
@traces

Ja, das dachte ich mir: leicht, mittel oder schwer?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:32
@Interested

Du bist Dir aber jetzt schon bewußt, dass @traces einen Teil des Urteils in Frage stellt und sehr viel spekuliert?

Ich beziehe mich auf die stattgefundene psychiatrische Begutachtung durch Professor Hennig Saß.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:33
@aberdeen

Wenn du das bereits dachtest, warum fragst du dann?

Kernberg stellt die Dynamik und Interaktion dieser Störung gut dar - das beinhaltet keine diagnostische Schweregradeinteilung, die ich auch in diesem Fall nicht vornehmen werde, da es sich bei meinen Überlegungen um eine Hypothese handelt, die ich nicht verifizieren kann.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:34
@aberdeen
Mir ist bewußt, das @traces ein sehr gutes Bild von Bence skizziert hat, welches passt. Dank Deines Hinweises auf das BI Forum, hatte auch Troyaner diese Ansätze und Bence ebenfalls so gedeutet.

Ich kann mit @traces Spekulationen leben, da sie diese unter Vorbehalt tätigt und lediglich auf Bences Persönlichkeitsstruktur eingeht.


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:35
@aberdeen
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Du bist Dir aber jetzt schon bewußt, dass @traces einen Teil des Urteils in Frage stellt und sehr viel spekuliert?
Ich stelle keinen Teil des Urteils in Frage, sondern hätte zu einzelnen Aspekten gern mehr Informationen gehabt. Ein Urteil fasst Aussagen lediglich zusammen und gibt sie nicht transkribiert wieder. Ich hätte gern, wenn du so willst, die transkribierten Aussagen - die ich allerdings nie erhalten werde ;)


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:38
@traces

Damit ich nicht zu Unrecht etwas kritisiere, wollte ich vorher sicher gehen. In seinem Buch "Schwere Persönlichkeitsstörungen" (5. Aufl., 1996) nimmt Kernberg sehr wohl eine Schweregradeinteilung vor. Er schreibt auf S. 279:

"Aus praktischen Gründen können wir Narzißmus in normalen Narzißmus bei Erwachsenen, normalen infantilen Narzißmus und pathologischen Narzißmus einteilen".

Wo würdest Du B. T. eingruppieren?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:40
@traces
@Interested



Es gibt jetzt aber schon irgendwie das Problem, dass ein Sachverständiger nach Aktenstudium, Exploration und unmittelbarer Verhaltensbeobachtung zu der Auffassung kommt, es lägen keinerlei Anzeichen für eine seelische Störung vor, @traces aber aus der Ferne und mit ein Minimum an Informationen zu einer anderen Auffassung zu kommen scheint?


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Mordfall Charlotte Böhringer

04.08.2013 um 14:42
@aberdeen
Zitat von aberdeenaberdeen schrieb:Damit ich nicht zu Unrecht etwas kritisiere, wollte ich vorher sicher gehen. In seinem Buch "Schwere Persönlichkeitsstörungen" (5. Aufl., 1996) nimmt Kernberg sehr wohl eine Schweregradeinteilung vor. Er schreibt auf S. 279:

"Aus praktischen Gründen können wir Narzißmus in normalen Narzißmus bei Erwachsenen, normalen infantilen Narzißmus und pathologischen Narzißmus einteilen".

Wo würdest Du B. T. eingruppieren?
Schön erkannt. Er beschreibt Arten von Narzissmus - nicht Schweregrade.

Sein Verhalten in den Vernehmungen, vor Gericht und (sollte er der Täter sein) bei der Tat könnte man pathologische Züge mutmaßen.


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