Peggy Knobloch

emz schrieb:H. hatte bis zu Peggys Verschwinden kein Kind missbraucht.

1. Das wissen wir aber nicht zu 100%. Wie schon @Apolloniana in ihrem Post erklärte, kommt es nicht jedem Kind so vor, als sei es missbraucht worden, wenn sich vor ihm entblößt wurde. Es ist also durchaus möglich, dass auch er sich schon vorher vor einem anderen Kind entblößt hatte und dieses Kind das nie angezeigt hatte.

2. Er war auch unter Umständen noch gar nicht so lange "geschlechtsreif" - gerade einmal 17 Jahre alt geworden - von daher hatte UK zum Zeitpunkt von Peggys Verschwinden schon allein altersmäßig einen gewissen "Vorsprung" gegenüber HE - das sollte man vielleicht berücksichtigen.

@Frau.N.Zimmer
Mir ging es nur darum klarzustellen, dass H.E. wohl auch schon vor dem Fall Peggy in Sachen Kindesmißbrauch sehr aktiv war. Es ist doch klar, dass er damit noch stärker ins Visier der Ermittlungen rücken wird. Er kann doch einfach mal erzählen, was er am Tag des Verschwindens der kleinen Peggy wirklich und nachweisbar so gemacht hat. Zeit zum Nachdenken hat er ja bereits. Das wäre für mich ein sehr starkes Zeichen, dass er damit wohl rein gar nichts zu tun. Aber dieses bedeckt halten.. ich weiß nicht, das ist schon sehr suspekt.

@WyattE

Aber, wenn er wirklich nicht in Lichtenberg war? Was soll er denn dann sagen? Er muss seine Unschuld doch nicht beweisen.
Vllt. hat er an dem tag ein anderes Ding gedreht und wartet auf die Verjährungsfrist? Was wissen wir denn schon?
Ich würde jetzt auch nicht ohne Not sagen : An dem Tag habe ich die Sparkasse in Hintertupfing überfallen, oder so. Wenn es eng für mich würde, dann wahrscheinlich ja - aber ohne Erklärungsnot?

@WyattE

WyattE schrieb:Er kann doch einfach mal erzählen, was er am Tag des Verschwindens der kleinen Peggy wirklich und nachweisbar so gemacht hat.

Und wo stellst du dir vor, soll er das erzählen?

Vielleicht wusster er ja schlicht und ergreifend nicht ( mehr sicher ) wo er an dem Tag war.
Wann wurde er denn nach seinem Alibi für den Tattag gefragt ?

Frau.N.Zimmer schrieb:Vllt. hat er an dem tag ein anderes Ding gedreht und wartet auf die Verjährungsfrist?

Das wollte ich auch gerade schreiben: er hat sicher einen guten Grund zu schweigen, was auch sein gutes Recht ist. Er darf ja nicht nur zu den Vorwürfen gegen ihn schweigen, sondern muss auch nichts sagen, durch das er sich selbst einer (anderen) Straftat bezichtigen würde.

@Cathryn

Das oder eine andere Möglichkeit - Verhältnis mit einer Ehefrau, was auch immer - wir wissen es halt nicht. Ehrlich - wer von UNS würde sich unnötig in Schwierigkeiten bringen?

BigMäc schrieb:Vielleicht wusster er ja schlicht und ergreifend nicht ( mehr sicher ) wo er an dem Tag war.

Das ist auch gut möglich.

Es erinnert mich sehr an das, was mal einer meiner Dozenten zum Thema " Zeugenerinnerung in Verbindung mit unvorhergesehenen traumatischen Ereignissen" gesagt hat:
JEDER von uns erinnert sich vermutlich noch an den 11.09.2001 - wahrscheinlich noch an das Wetter, wo man war, was man gegessen hat, mit wem man telefoniert und was man sonst noch getan hat - aber KEINER erinnert sich genauso intensiv an den 10.09.2001.

Im Fall Peggy könnte man nun argumentieren, dass die Leute sich doch umso besser erinnern müssten - aber da das Verschwinden von Peggy erst am Abend bemerkt wurde, wurde es erst am kommenden Tag richtig publik gemacht - weswegen sich die meisten Leute wohl sehr gut an den 08.05.2001 erinnern - jedoch nicht sehr gut an den 07.05.2001.

@Frau.N.Zimmer
Was war dann stärker: Die Zuneigung zur kleinen Peggy oder der Selbstschutz ? Ich denke mal letzteres, insofern erscheinen für mich dann auch das getragene Amulett und er Name des Kindes geschrieben an der Wand in der eigenen Wohnung auch eher bizarr als aus Zuneigung. Natürlich ist auch denkbar, dass er etwas anderes decken wollte und natürlich muss er gar nix sagen. Nix sagen ist auch eine Form der Aussage.

Bei zwei weiteren Vernehmungen am 23. und 24. Juli 2002 (also volle drei Wochen später) wiederholt Ulvi seine Geständnis in allen Einzelheiten. Der Vernehmungsbeamte schildert vor Gericht, er habe Ulvi vorgehalten, der Abtransport der Leiche könne sich nicht so zugetragen haben, wie er es erzählt habe. Ulvi habe zwei bis drei Minuten still dagesessen, habe gezittert, auf seiner Stirn hätten Schweißperlen gestanden. "Dann hat er gesagt: Der Vati hat sie weg."

Eine weitere Woche später, am 30. Juli, führt die Polizei mit Ulvi vor laufender Kamera eine Tatrekonstruktion durch. Der Videofilm wird im Gericht vorgeführt. Ulvi berichtet zunächst, wie er wenige Tage vor der Tat Peggy sexuell missbraucht habe, schildert dann die Begegnung am Henri-Marteau-Platz, geht mit den Polizeibeamten den Weg ab, auf dem Peggy vor ihm davongelaufen sei.

Die Wegstrecke beträgt ungefähr 600 Meter, für einen sportlich untrainierten Mann von Ulvis Statur eine erhebliche Distanz. Ulvi demonstriert mit einer lebensgroßen Puppe, wie er Peggy erstickt habe - mit einer Hand am Genick, während er mit der anderen Nase und Mund zuhält. Auch bei dieser Gelegenheit zeigt er den moosbewachsenen Stein, über den Peggy bei ihrer Flucht gestolpert sei. Er erzählt, wie er nach der Tat die Treppe zum Schlossplatz hochgestiegen sei, wie er seinen Vater schlafend auf einer Bank in der elterlichen Wirtschaft angetroffen und ihn mit den Worten geweckt habe: "Vati, komm mit, ich hab die Peggy umgebracht."

Das Gericht beauftragt den Leiter des Instituts für forensische Psychiatrie an der Charité in Berlin, Hans-Ludwig Kröber, mit einem Gutachten über die Glaubwürdigkeit des Geständnisses, das Ulvi K. abgelegt hatte. Kröber kommt zu dem Ergebnis, dass Ulvis Geständnis mit hoher Wahrscheinlichkeit einen realen Erlebnishintergrund hat.

vom 18.8.2012


Bei einem derart authentischen Geständnis ist es mMn vergebliche Mühe nach einem anderen Täter zu suchen, den kann es nicht geben. Dieses Geständnis kann man in gewisser Weise mit dem von Magnus Gäfgen vergleichen, auch dieses kam auf eine unzulässige Art und Weise zustande. Im Ergebnis wurde aber Täterwissen offenbart das der Polizei vorher nicht bekannt war.

@Cathryn
@BigMäc

Kann man glaube ich, nicht mit 11/9 vergleichen. Er kannte Peggy und er mochte sie. Ich meine, da erinnert man sich besser als bei einem Ereignis, welchens einen nicht persönlich betrifft.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich meine, da erinnert man sich besser als bei einem Ereignis, welchens einen nicht persönlich betrifft.

Das würde dann aber bedeuten, dass er sofort davon erfahren hat - und nicht erst ein paar Tage oder vielleicht Wochen danach. Sein Onkel wird ihn sicher nicht sofort benachrichtigt haben und Peggys Mutter kannte ihn ja kaum.

@Cathryn
Doch, er hat das sofort erfahren. J.B. hat bei seinen Eltern angerufen, wenn ich mich recht erinnere.

@Frau.N.Zimmer

Das wohl schon , aber wenn er unschuldig ist konnte er ja am Vetschwindetag noch nicht wissen, das er irgendwann vielleicht ein Alibi braucht. Und ob er sich rückwirkend wirklich genau erinnern konnte was er an diesem TSG machte hängt sicher auch von Faktoren wie Befragungszeit und der Zeit zu der er erfuhr esnn Peggy verschwand zusammen. Es könnte sogar sein, das er derart geschockt über Peggys Verschwinden war, selbst so sehr über mögliche Zusammenhänge grübelte seit er es erfahren hat, das gar kein Raum mehr für Überlegungen zu eigenen Tätigkeiten am Verschwindetag mehr war.
Mir würden sich dadurch diese beiden " albernen" weil spielend widerlegbaren von ihm genannten Alibis erklären - er wusste einfach nicht mehr wo er an dem Tag war , also nennt er absteigend die Optionen , die für ihn selbst die Wahrscheinlichsten waren.

HerculePoirot schrieb:Die Wegstrecke beträgt ungefähr 600 Meter, für einen sportlich untrainierten Mann von Ulvis Statur eine erhebliche Distanz.

Als er abends 800m zwischen den Kneipen gelaufen ist, war das dann keine erhebliche Distanz?

Frau.N.Zimmer schrieb:J.B. hat bei seinen Eltern angerufen, wenn ich mich recht erinnere.

WTF?
Warum hat er das getan?
Hieß es nicht, dass er nicht bei der Suche geholfen hat oder helfen wollte? Stattdessen ruft er in Halle an und verbreitet Dorfklatsch?
Mal ernsthaft: wenn das Kind deiner Nachbarn verschwinden würde - würdest du dann auch in 160 km Entfernung deine Verwandten anrufen, anstatt zu suchen?

@BigMäc

Wir wissen eben nicht, was und ob er sich dabei was gedacht hat. Jedenfalls kann man ihm keinen Vorwurf daraus machen - es war sein Recht.

Cathryn schrieb: würdest du dann auch in 160 km Entfernung deine Verwandten anrufen, anstatt zu suchen?

Wenn sie das KInd kannten? Vermutlich schon. Der Anruf kann auch am nächsten Morgen gewesen sein, weiss nicht mehr genau. Aber spätestens am nächsten Morgen war das.

@Cathryn
Wo die Gründe für dieses nicht Mitsuchen lagen , weiss doch hier keiner.
Das gilt auch für die Umstände, wie es zu dem Anruf kam. Vielleicht hat man zufällig eh telefoniert und dabei kam Peggys Verschwinden das zu dem Zeitpunkt ja noch kein Verbrechen ahnen ließ zur Sprache .

@Frau.N.Zimmer
Ist Dir bekannt ob H.E. damals bei seinen Eltern in Halle gewohnt hat oder bei seinen Großeltern in Osmünde?
Danke schonmal 😊