Frauenmorde im Elbe-/Weserraum

Ein weiteres Argument, dass für den Einzelhandel sprechen würde, wäre das Tragen von Namensschildern z.B. A. Meyer, A. Weber etc. Theoretisch könnte er dort eine Vorauswahl getätigt haben, Frauen mit dem Anfangsbuchstaben A (Vornamen) auszuwählen.. dann eine öffentliche Telefonzelle aufsuchen und im regionalen Telefonbuch die Adresse von der Person ausfindig machen ggf.Elternhaus. Schließlich standen früher immer die Straßennamen im Telefonbuch. Vielleicht brauchte er vorher den Kick seine Opfer heimlich zu beobachten.. a

https://www.podcastfabrik.de/podcasts/lichtinsdunkel/

Der dritte Teil des "nassen Dreiecks" ist da. Es geht um den Fall Irene Warnke. Ich kannte viele Infos so nicht. Es gab eine operative Fallanalyse. Die Polizei geht davon aus, dass es sicherlich noch Zeugen bzw Mitwisser gibt, die sich melden könnten. Es gibt DNA-Fragmente und noch weitere Stücke in der Asservatenkammer, die mglw später noch DNA liefern könnten.

Es gab eine Aussprache von Irene mit ihrem Freund und dieser trennte sich an diesem Abend in der Disco Momo in Bederkesa von ihr. Irene wollte dann später in eine andere Disco nach Lintig.

Es gibt die Hypothese, dass Irene auf eine Tätergruppe gestoßen sein könnte.

Es gibt wohl immer noch Hinweise an die Polizei zu den Fällen bzw der möglichen Serie.

Dass Irene vom Momo zu Roes‘ Gasthof laufen wollte und nicht umgekehrt ist mir auch neu. In allen Artikeln seither stand es immer andersrum.

An was für eine Gruppe da wohl gedacht wird die sie angegriffen haben könnte? In den späteren Achtzigerjahren gab es im südlichen Cuxland viele Probleme mit Neonazis. Aber wenn so viel Verkehr auf dieser Landstraße war dass gleich mehrere Leute Irene dort haben in Richtung Lintig laufen sehen, hätte dann nicht auch eine marodierende Gruppe irgendjemandem auffallen müssen?

Schrulli schrieb:An was für eine Gruppe da wohl gedacht wird die sie angegriffen haben könnte?

Ja, das wird etwas kryptisch formuliert. Vielleicht soll da kein Täterwissen oder Zeugenwissen preis gegeben werden?
Einerseits ist man sich sicher, dass es Zeugen und Mitwisser gibt und weist auch gezielt auf die Verjährungsfristen hin, andererseits sei der Fall derart geeignet, dass es nicht auszuschließen sei, dass es eventuell doch eine Personengruppe war.
Was hieße denn dann Gruppe? Zwei bis 10 Personen? Ein größere Gruppe wäre sicherlich allen Vorbeifahrern aufgefallen.
Weshalb sollte eine Kleingruppe Irene aber ansprechen bzw in Konflikte mit ihr kommen?

Bis ca 1.30 Uhr gibt es ja verschiedene Zeugen, die Irene alleine und zu Fuß auf der Landstraße gesehen haben.

Die Polizei sieht ja keinen Anlass bzw es sei nach hinten zu stellen, dass Irene, die alleine über die Landstraße läuft, in ein Auto gezerrt wurde oder ein Fahrzeug eine Rolle spielen könnte, weil dafür zu reger Autoverkehr auf der Landstraße gewesen sei. Ich finde die Argumentation etwas merkwürdig. Denn wenn sie freiwillig in ein Auto gestiegen wäre, hätte das ja dann ebenfalls jemand sehen müssen. Und wenn es andere Fußgänger dort auf der Landstraße gegeben hätte, insbesondere ein Gruppe, wäre das sicherlich genauso aufgefallen, wie Irene. Und ein parkendes Auto am Tatort, wäre das aufgefallen?

Vielleicht hatte ein Fahrer oder ein Duo oder eine Gruppe Irene gesehen, sie überholt, dann am Graben abseits geparkt und gewartet und sie angesprochen? Der Tatort sei ja ca 10-12 Meter abseits der Straße hinter Gebüsch gewesen. Hätte dort ein Auto uneinsehbar parken können?

Ist Irene dann freiwillig zum Auto ins Dunkle abseits der Straße gegangen? Wollte sie sprechen oder einsteigen?

Oder aber ist sie zuvor schon irgendwann ungesehen in ein Auto eingestiegen und wollte aufgrund eines Konfliktes wieder aussteigen?

Sollte sie entführt werden? Ist ein Gespräch eskaliert? Ist eine blöde Anmache eskaliert? Kannte man sich oder eben genau nicht?

Vielleicht gab es ja damals irgendeine Gruppe in der Region die dafür bekannt war ständig zu pöbeln und Schlägereien anzuzetteln, aber gehen solche Leute nicht eher auf Jungs oder Männer los? Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen dass soooo viel Verkehr auf dieser nächtlichen Landstraße war dass man absolut ausschließen kann dass sie in irgendein Auto gestiegen ist. Allerdings müsste sie dann ja auch wieder ausgestiegen sein.

Möglich wäre auch: Auto mit mindestens 2 Insassen fährt vorbei, die sehen Irene, mindestens einer lässt sich eben absetzen, Auto fährt weiter. Das könnte so schnell gehen dass es niemand mitbekommt. Der- oder diejenigen könnten Irene in dem Gebüsch aufgelauert haben. Interessant zu wissen fände ich: Auf welcher Straßenseite haben die Zeugen Irene laufen sehen und auf welcher Straßenseite ist das Gebüsch?

Wenn es zwar regelmäßigen und regen Autoverkehr gab, kann es ja dennoch sein, dass es mehrere hundert Meter Abstand zwischen den Wagen gab. Wenn es tatsächlich mehr als ein Täter war, könnte einer am Steuer bleiben und einer springt aus dem Wagen und hält dem Ofer eine Waffe vors Gesicht und befiehlt, einzusteigen. Da wehrt man sich ja vor Schreck eher nicht. Und das Einsteigen geht schnell. Auto fährt los. Das dauert ja nur wenige Sekunden. Später versuchte sie dann evtl aus dem Auto zu fliehen oder das Auto hielt und sie versuchte dann zu flüchten. Ebenso, wenn zwei Täter ihr Auto im Dunkeln abseits der Straße parkten und hinterm Gebüsch hervorsprangen und sie in die Dunkelheit hinters Gebüsch zerrten, das merkt ja nicht unbedingt jemand sofort, wenn man da vorbei fährt.

Dazu müsste man wissen, welches Wissen die Ermittler dazu haben, dass diese Aussagen so treffen.

Womöglich wehrte Irene sich derart stark, dass die Entführung oder der Missbrauch oder was auch immer geplant war, misslang. Irene fiel ins Wasser und der/die Täter brache/n ab.

Interessant wäre für mich auch, wie entsteht dann solch eine Täterdynamik, wenn es sich um ein Duo oder eine Gruppe handelte. Wenn Irene den Täter/Die Gruppe kannte, dann könnte ein Streitgespräch eskaliert sein und die Mitwisser schützten sich eben gegenseitig. Das wäre dann ja aber vermutlich jetzt verjährt.

Die Ermittlungen in den Cuxhavener Fällen werden zum Ende des Jahres beendet:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/68437/5397663

Ja, da bleibt nun, zu diskutieren, weshalb die richtigen Hinweise nicht kamen. Sind die Hinweisgeber schon tot?
Oder sind die Aussagen und Alibis der Zeugen im Filmfall bestätigt?
Oder wurde im FF zu sehr auf eine Beziehungstat eingegangen, so dass andere Hinweisgeber sich nicht angesprochen fühlten?
Wurde zu wenig auf die anderen Fälle eingegangen, so dass sich Hinweisgeber nicht angesprochen fühlten?
Man weiß es nicht.

darkstar69 schrieb:Oder wurde im FF zu sehr auf eine Beziehungstat eingegangen, so dass andere Hinweisgeber sich nicht angesprochen fühlten?

Ob sie sich nicht angesprochen fühlten, ist natürlich schwer zu beurteilen. Tatsache ist, dass im Filmfall nachdrücklich gesagt wurde, dass Anja Beggers nicht länger als Opfer eines unbekannten Serienmörders betrachtet wird, sondern wahrscheinlicher von einem Bekannten umgebracht wurde, eine sogenannte Beziehungstat. Frage ist dann sofort: Welche Beziehungen hatte das 16jährige Mädchen überhaupt? Sie war (logischerweise) unverheiratet, und auch nicht geschieden. Also, Mann und ex-Mann, "the usual suspects", scheiden bereits aus. Sie hatte keinen festen Freund und von ex-Freunden wurde weder in der Sendung aus dem Jahre 1979 noch in der vom Oktober 2022 mit einem einzigen Wort gesprochen. Sie war auch noch niemals in einer Disco. Sie spielte auf dem Hof ihrer Eltern mit Schäfchen und mit ihrem kleinen Bruder. Die einzige Beziehung ist dann der Nachbarjunge, "Roland", aber der wird nicht verdächtigt. Hatte sie vielleicht in Midlum einen stillen Verehrer, den niemand kennt? Und warum bringt dieser Junge/Mann sie dann ausgerechnet um, wenn sie mal einen Tag nicht in Midlum, sondern in Bremerhaven ist? Warum sollte er sie überhaupt töten?

Mit Beziehungstat ist ja nicht zwingend eine Liebesbeziehung gemeint. Zu jedem den man kennt hat man ja irgendeine Art von Beziehung. Verwandtschaftlich, freundschaftlich, nachbarschaftlich, beruflich, Lehrer/Schüler, Arzt/Patient, die Liste ist endlos. Ich denke mit dem Begriff wird nur ausgesagt dass sie halt kein willkürliches Zufallsopfer zur falschen Zeit am falschen Ort war.

Ja, theoretisch kann Anja mit jedem, den sie einigermaßen kannte, eine Beziehung gehabt haben, sogar mit dem örtlichen Bäcker, weil sie bestimmt dort mal Brötchen fürs Frühstück gekauft hat. Praktisch bedeutet eine Beziehungstat jedoch fast immer, dass es um jemanden geht, der das Opfer liebte, verehrte oder sexuell begehrte. Aus 55 Jahren XY sind mir nur wenig Fälle von Beziehungstaten bekannt, in denen die Frauen von ihrem Bäcker umgebracht worden sind. :)

Es ist wirklich schade, dass die Ermittlungsbehörden nicht mitteilen, warum sie eine Beziehungstat für wahrscheinlicher halten. Auf den ersten Blick erscheint ein Trampmord logischer. Die Situation am Tag des Verschwindens von Anja Beggers (zwischen 23:00 und 24:00 Uhr beim Verlassen einer Disco) ist doch fast identisch mit den Fällen Kielmann und Streckenbach, in denen wohl ein Serienmörder als Täter für wahrscheinlich gehalten wird?

birotor schrieb:Es ist wirklich schade, dass die Ermittlungsbehörden nicht mitteilen, warum sie eine Beziehungstat für wahrscheinlicher halten. Auf den ersten Blick erscheint ein Trampmord logischer. Die Situation am Tag des Verschwindens von Anja Beggers (zwischen 23:00 und 24:00 Uhr beim Verlassen einer Disco) ist doch fast identisch mit den Fällen Kielmann und Streckenbach, in denen wohl ein Serienmörder als Täter für wahrscheinlich gehalten wird?

Hör dir mal den Podcast "Licht ins Dunkel" zu dem Themenkomplex "Das nasse Dreieck" an. Da kommt auch der Leiter der Cold-Case-Einheit KHK Reiner Brenner zu Wort. Zu Beginn von Folge 2 sagt er, dass ihm beim Bearbeiten der Akte aufgefallen sei, dass es ein extrem großer Zufall wäre, wenn Anja bei ihrem ersten Disco-Besuch direkt einem ihr unbekannten Täter in die Arme geaufen wäre. Es wird nicht kategorisch ausgeschlossen, aber dass es sich beim Täter um eine ihr bekannte Person handeln dürfte, wird wohl als wahrscheinlicher angenommen.

Allzu lange bestand diese Cold Case Einheit nach meinem Empfinden ja nun nicht? Wann wurde die gegründet? Der Hauptgrund war anscheinend, endlich mal DNA einzusammeln? Ist vielleicht ein Verdächtiger kürzlich gestorben und man hat gehofft dass eventuelle Mitwisser jetzt nicht länger dicht halten? Leider glaube ich nach wie vor nicht dass das passieren wird.

LackyLuke77 schrieb:dass es ein extrem großer Zufall wäre, dass Anja bei ihrem ersten Disco-Besuch direkt einem ihr unbekannten Täter in die Arme laufen würde.

Ich habe mir alle drei die Folgen bereits angehört und ich komme in den nächsten Tagen nochmals zurück auf dasjenige, was ich dort gehört habe. Ich erinnere mich auch an diesen extremen Zufall, von dem KHK Brenner gesprochen hat, aber ist nicht jedes junge Mädchen, das zu einer bestimmten Uhrzeit mit dem Daumen hoch an einem Straßenrand steht, ständig in Lebensgefahr, ob sie es nun zum ersten oder zum zehnten Mal macht und woher sollte der Täter überhaupt wissen, wie oft die Mädchen dort gestanden haben? Vielleicht war's für Angelika Kielmann das dreizehnte Mal und für Anke Streckenbach das achte Mal. Für Anja Beggers war es halt das erste Mal. Übrigens erinnere ich mich noch daran, dass irgendwo gesagt wurde, dass Anja Beggers schon mal per Anhalter gereist hätte, ich weiß nur nicht mehr, wo ich das gehört habe.

Schrulli schrieb:Allzu lange bestand diese Cold Case Einheit nach meinem Empfinden ja nun nicht? Wann wurde die gegründet?

Knappes halbes Jahr. Immerhin hat man jetzt etwas für den DNA-Abgleich, d.h. sollten wider Erwarten doch noch menschliche Überreste auftauchen, ist wenigstens eine zügige Überprüfung möglich. Wobei ich daran nicht so recht glauben mag: wenn die Leichen seit einem knappen halben Jahrhundert nicht entdeckt worden sind, werden diese in den nächsten Jahren sicherlich nicht einfach so vom Himmel fallen.

Vor diesem Hintergrund hat die Polizeiinspektion Cuxhaven im Juli 2022 die Ermittlungsgruppe (EG) "Cold Case" erneut ins Leben gerufen.

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/68437/5397663

Schrulli schrieb:man hat gehofft dass eventuelle Mitwisser jetzt nicht länger dicht halten? Leider glaube ich nach wie vor nicht dass das passieren wird.

Die Frage ist ja, ob es überhaupt Mitwisser gibt bzw. falls es Mitwisser gab, ob die noch am Leben sind.

Mitwisser, Mithelfer … wer kann ohne solche jemanden so vollständig verschwinden lassen? Ist nicht gründlich genug gesucht worden? Nach dem Motto „Wer sich in Gefahr begibt kommt halt darin um?“ Frauen und Mädchen waren früher ja oft irgendwie immer „selber schuld“.

Aber wenigstens ist man jetzt wohl endlich weg von dieser KWW-Vermutung, die hielt ich in diesem Zusammenhang immer schon für Humbug. Als wäre der der einzige Mörder im ganzen Land.

birotor schrieb:Ich habe mir alle drei die Folgen bereits angehört und ich komme in den nächsten Tagen nochmals zurück auf dasjenige, was ich dort gehört ha

Ok, alles klar. Ich habe heute den dritten Teil zu Irene Warnke gehört und fand die Podcasts wirklich verdammt gut.

birotor schrieb:macht und woher sollte der Täter überhaupt wissen, wie oft die Mädchen dort gestanden haben? Vielleicht war's für Angelika Kielmann das dreizehnte Mal und für Anke Streckenbach das achte Mal. Für Anja Beggers war es halt das erste Mal

Es gibt keine objektiven Spuren, die darauf hinweisen, dass AB einer ihr bekannten Person zum Opfer gefallen sein könnte. Diese Theorie basiert einzig und alleine auf der Intuition eines erfahrenen Ermittlers bzw. einer erfahrenen Ermittlergruppe, dementsprechend muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ob er dieser Theorie zustimmt oder nicht. Ich finde den Ansatz eigentlich ganz interessant. Wobei es natürlich auch zu berücksichtigen gilt, dass Anja in einer "Notlage" war. Sie ist ja quasi sitzengelassen worden, schwer zu sagen, wie sie sich ohne ihren Bekannten in der Diskothek verhalten hat, v.a. gegenüber Fremden, die ihr anbieten, sie nach Hause zu fahren.

LackyLuke77 schrieb:Ich habe heute den dritten Teil zu Irene Warnke gehört und fand die Podcasts wirklich verdammt gut.

Mir gefallen sie auch sehr. Der Mathis ist nüchtern und besonnen und verliert sich nicht in wilde Spekulationen, die jeder Grundlage entbehren. Außerdem hat er seine Info aus erster Hand, weil er mit Ermittlern und Staatsanwälten zusammenarbeitet.