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Welches Buch lest ihr gerade?

7.167 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Welches Buch lest ihr gerade?

05.01.2018 um 15:55
Ludwig Laher - Bitter

bitter

Ein nicht schwer zu entschlüsselnder Roman über den österreichischen Gestapo- und SS-Schergen Friedrich Kranebitter, im Buch Fritz/Friedrich Bitter genannt.

Formal ein Doku-Roman mit eingebauten zeitgenössischen Dokumenten sowie Interviews mit Familienmitgliedern. Sprachlich von einem ewig präsenten, fast aufdringlichen Erzähler in sehr nüchterner Sprache vorgetragen, "Kanzleisprache" nennt es Laher, die Greueltaten mehr als einmal beinahe grotesk schildert, was ich nicht immer passend finde.

Bitters Leben ist chronologisch aufbereitet, und neben seinen Tätigkeiten als Nazi wird viel Raum seiner Zielstrebigkeit, seiner Weiberei, seiner Familie (Frau, Kinder, Schwester) und seinem Alkoholismus (er wird an Leberzirrhose und Leberkrebs sterben) gewidmet.

Inhaltlich lässt sich das Buch dritteln.


  1. Karriere als Polizist in Wien mit Doktorat in Juristik, illegaler Nazi
  2. Gestapo in Wiener Neustadt und Wien (Bereicherung durch wilde Arisierungen - Auto, Villa), Kommandant für den SD in Charkow (Teilnahme an LKW-Vergasungen), Einsatz in den Lagern Fossoli und Bozen
  3. Kriegsgefangenschaft in Italien, England und Deutschland, 1948 Verurteilung wegen illegaler Mitgliedschaft bei den Nazis, schließlich Arbeiter in einer Plastikfabrik und später Versicherungsvertreter


Wichtig ist Laher herauszustreichen, dass Bitter sowohl als Gestapo-Mann in Wiener Neustadt und Wien an Folter wie KZ-Verschickungen mit Todesfolge als auch als SS-Mann in Charkow wie in Italien an Massenmorden beteiligt war, wegen dieser Verbrechen jedoch nie Anklage erhoben wurde, womit Bitter - auch mit Hilfe seiner Seilschaften - im Nachkriegsösterreich ein geordnetes Leben führen konnte. Erst nach Bitters Tod kamen Rechtshilfeansuchen aus Italien wie aus Deutschland.

Mit dem Genre Doku-Roman habe ich jedoch meine Probleme, es ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Nicht Fisch, da es kein Kunstwerk ist, welches an einer fiktiven Person Grenzen auslotet und in seelische Tiefen steigt. Nicht Fleisch, da das Buch akribisch mit Hilfe von Quellen, die ein ganzes Team ausgehoben hat, arbeitet, diese jedoch nur genannt, aber nicht nachvollziehbar offengelegt sind. Nicht mal ein Quellverzeichnis gibt es in einem Anhang.

Damit ist das Buch als Quelle für Kranebitter nicht geeignet, da nicht nachrecherchiert werden kann. Außerdem gibt der Erzähler am Ende des Buches an, aus dramaturgischen Gründen gewisse Ereignisse verdichtet zu haben, sprich: es ist nicht die Realität nach bestem Wissen und Gewissen dargelegt, sondern der Text ist fiktiv geformt, ohne zu wissen, was in Bezug auf die Realität geändert wurde.

Wenn man sich nun den Wikipedia-Eintrag von Friedrich Kranewitter betrachtet, sieht man jedoch, dass dort Lahers Roman als historische Quelle herangezogen wird:
Wikipedia: Friedrich Kranebitter

Mit dem hier vorgelegten Text des Genres Doku-Roman habe ich also die gleichen Probleme wie mit den derzeit so beliebten Doku-Dramen: er ist keine geeignete historische Quelle, gibt es jedoch vor zu sein.

Auch auf der Website von Laher finden sich keine weiteren Informationen oder Quellangaben, dafür aber eine lange Liste an überschwänglichen Kritiken:
http://www.ludwig-laher.com/bitter.htm

Dies hinterlässt einen fahlen Beigeschmack.

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05.01.2018 um 15:56
@Narrenschiffer
Ey liest du die Bücher eigentlich wirklich alle? O_o


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05.01.2018 um 15:59
Zitat von interrobanginterrobang schrieb:Ey liest du die Bücher eigentlich wirklich alle?
Ja. Ich habe keinen Fernseher, und das bringt unglaublich viel zusätzliche Lebenszeit ;)


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05.01.2018 um 16:00
@Narrenschiffer
Krass... So hart hab ich früher bücher gefressen als ich noch keinen pc hatte..


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06.01.2018 um 18:21
@interrobang
Wars lecker

Roter Mars wird gerade von mir verschlungen.


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08.01.2018 um 22:17
Victor Klemperer - Revolutionstagebuch 1919

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Klemperer ist vermutlich aus drei Gründen bekannt: sein Überleben des Holocausts in Dresden, da er Dank seiner "nicht-jüdischen" Frau bei den sehr "Späten" hätte sein sollen, sein Buch über die Sprache des Dritten Reichs (LTI - Lingua Tertii Imperii), sein Tagebuch von 1933 bis 1945.

Der Aufbau-Verlag hat seine Aufzeichnungen zur Münchner Räterepublik in der ersten Hälfte des Jahres 1919 veröffentlicht. Sie bestehen aus zwei Teilen: aus seinen Berichten als "A.B.-Mitarbeiter" (A.B = Antibavaricus) an die sehr konservative Zeitung Leipziger Neueste Nachrichten (LNN) sowie seinen Reflexionen der Münchner Zeit, die er im "Judenhaus" 1942 niedergeschrieben hat.

Klemperer war Kriegsfreiwilliger und als Sohn eines Rabbi wie einer jüdischen Mutter zum lutherischen Christentum konvertiert und begann eine Karriere als Literaturwissenschafter über moderne französische Literatur. Seine Habilitation schrieb er über Montesquieu.

Nach dem Krieg erhielt er eine Privatdozentur an der Uni München, wurde aber von den politischen Ereignissen überrollt und begann Artikel für die LNN zu schreiben, von denen sehr viele gar nicht ankamen, da das Postwesen zusammengebrochen war.

Klemperer war deutsch-patriotisch, politisch liberal, ein Anhänger der Weimarer Koalition und sowohl gegen den Bolschewismus wie auch den Deutschnationalismus der Burschenschaften. Somit war klar: mit der Ermordung Eisners und der Flucht Hoffmanns war in München keine politische Kraft übrig, die eigentlich seine Überzeugungen vertreten hätten, somit stellte er sich sehr lakonisch gegen die Entwicklungen in München. Und seine Beobachtungen sind höchst interessant.

Ausgehend von seiner beruflichen Stellung an der Uni München, die mehr als einmal sehr unsicher war, da die Uni von Bewaffneten besetzt war sowie einer radikalen Umstrukturierung bedroht war, konnte er auf der einen Seite die radikalen Deutschnationalen beobachten, die von einem religiösen zu einem Abstammungsantisemitismus umschwenkten, der ihn als Konvertierten auch bedrohte. Und alle seine Befürchtungen von 1919 waren eingetroffen, als er 1942 die Münchner Zeit reflektierte. Selbst von den Akteuren 1919 waren viele 1942 bereits zu aktiven Nationalsozialisten gewandelt.

Auf der anderen Seite analysierte er völlig richtig, dass viele der führenden Räterepublikaner keine Münchner, ja nicht mal Bayern waren, sondern in der ersten Phase aus der Bohéme stammten ("Schwabing spielt Weltrevolution"). Auch seine Prophezeiung, dass nach Eisner, Hoffmann die erste Räterepublik nicht bei Landauer und seinem anarchistisch-künstlerischen Kreis bliebe, sondern dass die Bolschewiken unter Max Levien putschen würden und dies nur zum militärischen Eingriff der Weißen unter Epp führen würde, erwies sich als korrekte Voraussage.

Klemperer zeigt auf, dass die Räterepublik keine Chance hatte, da die Münchner sich indifferent verhielten, das restliche Bayern sich verweigerte und die Nahrungsmittelversorgung daher mehr als prekär war, auch hatte die Regierung unter Hoffmann die Prägestempel für Banknoten über ein Mark mitnehmen lassen, also war auch die Finanzsituation höchst kritisch, was auch die militärische Kraft schwächte, da die vielen Kriegsrückkehrer für diejenigen kämpften, welche am meisten bezahlten.

Und so kam es auch: die Dichotomie zwischen illegalisierter parlamentarischen Vertretung sowie der Rätevertretung wurde militärisch von Truppen gelöst, die weder eine parlamentarische noch eine Räterepublik haben wollten.

Auch dies kommt bei Klemperer zu Wort: für die exzessive Gewalt der Roten wie auch der Weißen hatte er nichts übrig, auch wenn das Leben in München für ihn sehr friedlich schien (obwohl: die Schießereien, von denen er berichtet, möchte ich nicht erleben!). Die Indifferenz der Münchner gegenüber den Roten wie auch den antisemitischen Weißen führte bei ihm beinahe zu einem Hass auf die Stadtbewohner, da er sich ein Eintreten für liberaldemokratische Werte wie auch die Weimarer Koalition ersehnte.

Faszinierend für mich ist, wie Klemperer bereits im München des Jahres 1919 die Konstellation erkannte, welche die Weimarer Republik schließlich zerreißen würde und ein Mörderregime an die Macht hieven konnte.

Vorbildlich auch die Edition des Aufbau-Verlags mit einem ausführlichen Fußnotenanhang wie einem sehr brauchbaren Index sowie einem informierten Nachwort des Historikers Wolfram Wette.

Infolinks im Spoiler
Verlagsinfo:
http://www.aufbau-verlag.de/index.php/man-mochte-immer-weinen-und-lachen-in-einem.html

Rezensionen:
https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article143850383/Wie-Victor-Klemperer-die-Muenchner-Raeterepublik-sah.html
http://www.fnp.de/nachrichten/kultur/Man-moechte-weinen-und-lachen;art679,1497875
http://www.tagesspiegel.de/politik/politische-literatur/victor-klemperers-revolutionstagebuch-als-preusse-vor-ort/12203740.html
https://www.nzz.ch/feuilleton/buecher/wirklich-haben-die-juden-es-hier-nicht-besser-als-die-preussen-1.18587061
http://www.sueddeutsche.de/kultur/historisches-tagebuch-polit-gaudi-1.2553104
http://www.kleinezeitung.at/kultur/4776295/Neuerscheinung_Victor-Klemperers-Revolutionstagebuch
http://www.deutschlandfunkkultur.de/victor-klemperer-besonderer-zeitzeuge-der-muenchner.950.de.html?dram:article_id=324883



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09.01.2018 um 11:35
"Game of Thrones" echt super die Reihe


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09.01.2018 um 12:32
@BossMeng
Âh... Die bücher heißen aber anders.. :D


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09.01.2018 um 13:08
@interrobang
das Lied von Feuer und Eis ich weiß


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09.01.2018 um 13:50
@gardner
mit den Titel nehm ich es nicht so ernst haha


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09.01.2018 um 14:02
Zitat von NONsmokerNONsmoker schrieb am 04.01.2018:Nach Wesley Chu's "Zeitkurier", "Die Leben des Tao", "Die Tode des Tao", bin ich jetzt bei seinem "Die Wiedergeburten des Tao".
Bin immer noch begeistert von seinem Schreibstil.

Es können gern noch weitere Bände folgen.
@NONsmoker

Danke , habe mir ausgehend von deinem Post durchgelesen um was es bei "Die Leben des Tao" geht und zugelegt :Y:

Hab die ersten 2 Kapitel durch und bin mir sicher das es mich alten SF Fan nicht enttäuschen wird :rock:


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09.01.2018 um 15:45
@gardner
@interrobang

Eure Privatfehde gehört hier definitiv nicht her. Also verlagert das in eure PNs damit hier nicht wieder etliche Off-Topic-Beiträge gelöscht werden müssen.


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09.01.2018 um 18:34
Zitat von King_KyussKing_Kyuss schrieb:Hab die ersten 2 Kapitel durch und bin mir sicher das es mich alten SF Fan nicht enttäuschen wird :rock:
Besonders das erste fand ich wirklich spannend. An den Anfang des zweiten musste ich mich gewöhnen, war irgendwie ein Sprung. Aber ich lese jetzt im letzen Teil des 3. Bandes immer noch gerne die Geschichte zu Ende.
Wobei ich noch nicht weiß, ob sie dann wirklich zu Ende ist. Hoffentlich nicht :D


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11.01.2018 um 20:42
Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen
2017 fehlen in Europa 7 Milliarden Bienen

Die Bienen sterben in Massen und keiner weiß warum. Diese Nachricht steht beinahe jeden Tag in der Zeitung. Dass mit den Bienen irgendwann auch die Menschen sterben könnten, weil etwa 80 Prozent der Pflanzen auf eine Bestäubung durch Bienen angewiesen sind, sickert leider nur sehr langsam ins kollektive Bewusstsein. Maja Lunde hat aus der Beschreibung dieser bedrohlichen Entwicklung einen facettenreichen Roman gemacht. „Die Geschichte der Bienen“ erzählt aus drei verschiedenen Perspektiven vom Leben der Bienen und ihrer Menschen.

England im Jahr 1852: Der Biologe und Samenhändler William kann seit Wochen das Bett nicht verlassen. Als Forscher sieht er sich gescheitert, sein Mentor Rahm hat sich abgewendet, und das Geschäft liegt brach. Doch dann kommt er auf eine Idee, die alles verändern könnte – die Idee für einen völlig neuartigen Bienenstock.

Ohio, USA im Jahr 2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Tom aber träumt vom Journalismus. Bis eines Tages das Unglaubliche geschieht: Die Bienen verschwinden.

China, im Jahr 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn Wei-Wen. Als der jedoch einen mysteriösen Unfall hat, steht plötzlich alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.

Obwohl Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ ein Roman ist, ersetzt dieses Buch die Lektüre eines Sachbuchs über Bienen und ihre Bedeutung für uns Menschen. Das Werk ist akribisch recherchiert und zeigt anhand dreier menschlicher Schicksale, auf welche Katastrophe die Menschheit gerade zusteuert. Wenn es noch jemanden gibt, der daran zweifelt, dass die Weltengemeinschaft schnellstmöglich den Einsatz von Pestiziden, die weitere Ausbreitung von Monokulturen, die Ausweitung der extensiven Landwirtschaft und den Klimawandel bekämpfen muss – dieses Buch wir ihm die Augen öffnen. Maja Lunde zeigt, wie alles zusammenhängt und führt am Ende die Erzählstränge zusammen.
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Zurecht hoch gelobt, sehr spannendes, tiefsinniges und teilweise erschreckendes Buch.


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11.01.2018 um 21:21
Robert Louis Stevenson - Treasure Island

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In meiner Jugend auf Deutsch (vermutlich eine Jugendausgabe) gelesen und völlig vergessen, habe ich das englischsprachige Original gelesen.

Der Inhalt dürfte bekannt sein: in einer Kneipe eines kleinen Hafenorts bei Bristol tauchen Piraten auf, und der Sohn der Wirtin, Jim Hawkins, entdeckt bei dem verstorbenen Freibeuter Kapitän Flint eine Karte, die zu einem Schatz auf einer Insel führt. Mit Honoratioren der Stadt wird eine Expedition zusammengestellt, um den Schatz zu finden. Aber auf dem Schiff heuern auch Piraten des verstorbenen Flint an.

Damit sind die Probleme vorgezeichnet, die dann auf der Schatzinsel zu heftigen Kämpfen führen. Letztlich einigen sich alle (niemand will auf der Insel verrecken) und der Goldschatz wird geteilt. Die überlebenden Piraten können mit einem Teil der Beute abhauen, Jim und die Honoratioren kehren nach Hause zurück und nützen den Reichtum für gute Zwecke.

Dies ist der erste große Erfolg von Stevenson, und auch in diesem Roman lässt sich schon beobachten, dass Gut und Böse nicht einander ausschließende Werte sind. In Dr. Jekyll and Mr. Hyde hat Stevenson dieses Thema zur Perfektion geführt.

Der Originaltext ist auch online:
http://www.gutenberg.org/ebooks/120 (Archiv-Version vom 07.12.2017)

Für die schnelle Info:
Wikipedia: Die Schatzinsel


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11.01.2018 um 22:06
Ferdinand von Schirach.
Der schreibt nichts Ausgedachtes.
Er schreibt Dinge, die er selbst erlebt hat :)


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11.01.2018 um 23:15
Zitat von NarrenschifferNarrenschiffer schrieb:Robert Louis Stevenson - Treasure Island
Ein Klassiker :rock:


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14.01.2018 um 01:44
Eben angefangen mit Kill Decision wieder von Daniel Suarez. Scheint um Drohnenkriege und lethale Autonomie zu gehen. Also Drohnen, die selbstständig Ziele definieren und Tötungsentscheidungen treffen sollen.


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15.01.2018 um 22:25
Ralf Uwe Hill - Das Deutschland-Protokoll

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Ist wohl die Reichsbürgerbibel schlechthin.

Kernstück ist der Taschenspielertrick, dass es kein „vereintes Deutschland“ gibt, wie es im 2+4-Vertrag festgelegt ist, da der Vereinigungsvertrag zwischen der BRD und der DDR eine Einverleibung der DDR ins Gebiet der BRD war, ergo noch immer ein Staat BRD existiert, der jedoch keinen 2+4-Vertrag ratifizieren kann. Aufgrund dessen gelte immer noch die Viermächteerklärung, dass der Besatzungsstatus ausgesetzt sei (vorgesehen zwischen der Zeit der Vereinigung am 3. Oktober 1990 und der Ratifizierung des Vertrags). Somit sei auch kein Friedenszustand gegeben.

Auch gelte immer noch das von den Alliierten definierte Gebiet Deutschlands: in den Grenzen vom 31. Dezember 1937. Also müssten für eine neue deutsche Verfassung die Deutschen dieser Gebiete auch repräsentiert sein, oder alternativ müsste die Weimarer Verfassung gelten. Das Grundgesetz sei keine Verfassung für Deutschland, sondern nur das Grundgesetz der BRD, die jedoch keinen 2+4-Vertrag ratifizieren kann.

Da sich die BRD anmaßt, Deutschland zu sein, sei jeder Deutsche nach Alliiertendefinition gegenüber der BRD „exterritorial“ und „neutral“. Die illegitimen und illegalen staatlichen Vertreter hätten gegen deutsche Bürger keinerlei Hoheitsrechte auszuüben.

Die „Strippenzieher im Hintergrund“ wissen genau davon und lassen die BRD gewähren, da es sich ordentlich abkassieren lässt und die SHAEF-Gesetze von 1945 immer noch gelten (SHAEF = Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force), die ihnen Allmacht gewähren.

Aufbauend auf dieser Taschenspielertrickideologie wird das ganze Reichsbürger-Bullshitbingo ausgefahren („Personalausweis“, Reisepassfarbe,

Der Form nach ist der Text ein Roman. Der Rahmen: ein ziemlich dümmlicher Deutscher wird von seinem angehenden US-amerikanischen Schwiegervater (deutschstämmig, Vater als Soldat bei der Landung in der Normandie gefallen, selbst langjährig in geheimer Mission in der CIA tätig) in einer unglaublich arroganten und besserwisserischen Art und Weise über den politischen Sachverhalt in Deutschland aufgeklärt. Und im Laufe des Textes kommt noch ein weißrussischer Freund des Schwiegervaters dazu, der eine KGB-Vergangenheit in der Sowjetunion hinter sich hat und Fantastisches erzählt (siehe weiter unten).

In den dämlichen und nervigen Dialog werden viele Gesetzestexte und Originalquellen montiert, die jedoch nicht in ihren Kontext gesetzt sind, sondern aus dem textlichen wie historischen Zusammenhang gerissen werden, um sie für den eigenen Zweck (miss-)interpretieren zu können.

Dazu kommen fiktive "Tatsachenberichte" ohne jegliche Quellen, dass z.B. in New York Demonstranten mit Schallwaffen angegriffen wurden und daraufhin mit blutenden Ohren und Nasen auf den Straßen rumlagen. Oder dass Weißrussland seit den 80er Jahren Dank der Sowjetunion über Quantencomputer bzw. über „holographische Kommunikationsmittel“ verfüge.

Beängstigend sind die meist kurz gehaltenen, eingebetteten Positionen zum Nationalsozialismus bzw. dessen Verbrechen, welche diesen Text in die Nähe den Nationalsozialismus verteidigender oder verherrlichender Publikationen bringt. Hier eine Auflistung meiner Fundstücke:

  • Polen provozierte den 2. WK
  • Eichmann wurde nur verhaftet, da die SS nie kapitulierte
  • Heß wurde ermordet, weil er legitimer deutscher Präsident war
  • Die Urteile von Nürnberg sind ein Kriegsverbrechen
  • Der Kriegseinstieg der USA diente einer schlechten Sache, da er zur Bereicherung weniger geführt wurde
  • Deutschland wurde im 2. WK von Verbrechern besiegt
  • Deutschland heute ist das okkupierte Deutsche Reich
  • Der Grenzvertrag mit Polen ist kein Gebietsabtretungsabkommen
  • Deutschland umfasst das Gebiet des Deutschen Reichs vom 31. Dezember 1937
  • Gleichsetzung von Camp X-Ray mit Konzentrationslagern der Nationalsozialisten
  • Der Versailler Vetrag ist ein „Schund- und Schanddiktat“
  • Parteien haben nur ein Interesse: sich die Parteienförderung in die Tasche zu stecken
  • Der „khasarische Sauron des Geldes“
  • „Das deutsche Volk bekam seit 1914 einen Schlag nach dem anderen versetzt“
  • „Mir kam der Verdacht, daß noch andere belegte, historische Tatsachen auch Fälschungen sein konnten. Ich wußte, daß es Themen gab, die man öffentlich nicht in Zweifel ziehen durfte, da sie unter Strafe standen.“
  • Zahlungen an Opfer des Nationalsozialismus und Israel hätten auf „behaupteten kollektiven Sünden des deutschen Volkes während der Hitlerzeit“ basiert
  • „Von einer Nazi-Diktatur kann kaum die Rede sein.“


Mir liegt die erste Ausgabe von 2008 vor, die zweite umgearbeitete Ausgabe wurde von Holger Fröhner als Autor firmiert und liegt mir nicht vor.


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15.01.2018 um 23:19
Karl Olsberg - Schwarzer Regen

Es ist nicht die Frage, ob es passiert, sondern wann ...

Der größte Horror wird Realität – ein tödlicher Anschlag auf eine deutsche Großstadt. In Karlsruhe wird eine Atombombe gezündet. Hunderttausende sterben oder werden verstrahlt. Schnell werden islamistische Hintergründe für die Tat genannt, ein Rechtsruck geht durch Deutschland, rechtsgerichtete Parteien gewinnen an Ansehen, Übergriffe auf Menschen anderer Hautfarbe oder mit Migrationshintergrund häufen sich. Unter den zahllosen Opfern ist auch Ben, der Sohn des Ex-Kommissars Lennard Pauly. Bei einem Überwachungsauftrag stößt der Privatdetektiv auf Informationen, die ihn an der offiziellen Aufklärung des Attentats zweifeln lassen. Während das ganze Land von einem Feuer aus Hass und Gewalt verzehrt wird, sucht er nach der Wahrheit. Ist es möglich, dass die, die jetzt vom Zorn über den Anschlag profitieren, die eigentlichen Drahtzieher sind?
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