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Welches Buch lest ihr gerade?

7.161 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bücher, Lesen, Literatur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

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16.01.2018 um 07:33
Fotografieren lernen (Band 3)

51heuA5dHrL. SX258 BO1204203200

Dies ist der dritte Band der Reihe des Fotografenehepaars Banek. Dieser bildet eine Überblickseinführung in die Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung, ist jedoch kein ausführliches Lehrbuch.

Positiv ist, dass Beispiele mit verschiedenen Bildbearbeitungsprogrammen - auch freien wie GIMP oder RawTherapee - vorgestellt werden.

Dass das Buch schon über sieben Jahre alt ist, merkt man an der Software, die Grundlagen jedoch sind auch für heutzutage noch aktuell.

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16.01.2018 um 22:02
Leo Trotzki - Der neue Kurs

neuerkurs

Eigentlich kein Buch, sondern ein Artikel, in dem Trotzki einen Monat vor Lenins Tod, im Dezember 1923, über die Zerrissenheit der russischen kommunistischen Partei schreibt.

Einerseits ist er gegen eine Fraktionierung, die er für schädlich und illegal hält, andererseits appelliert er an den bürokratischen Apparat der KP, die innerparteiliche Demokratie nicht zu demontieren. Auch wirft er diesem Apparat vor, durch absolutistische Maßnahmen eben diese Fraktionierung zu fördern.

Ein sehr frühes Zeitdokument des Streits, der Trotzki ins Exil trieb und Stalin an die Macht hievte. Letztlich jedoch nur eine Nuance totalitären Denkens, denn auch für Trotzki hört der Diskurs dort auf, wo er eine Manifestation der "dem Proletariat feindlichen oder halb feindlichen Klassen" wittert.

Der Text ist hier online zu lesen:
https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/1923/leo-trotzki-der-neue-kurs


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17.01.2018 um 11:22
"The First Law"-Trilogie von Joe Abercrombie


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17.01.2018 um 22:11
Carlo Schmid - Was heißt eigentlich: Grundgesetz?

Auch das kein wirkliches Buch, sondern eine zweistündige Rede vor dem Parlamentarischen Rat in Bonn am 8. September 1948.

Faszinierend die hohe Qualität dieser Rede (ich gehe davon aus, dass Schmid sie selbst geschrieben hat) und nicht nur für Deutschland ein Beitrag zur Verfassungs- und Völkerrechtstheorie.

Dass die Reichsbürgerbewegung diese Rede missinterpretiert und für sich beansprucht, soll kein Grund sein, sich damit nicht auseinanderzusetzen. Ein historisches wie rhetorisches Highlight.

Alleine dieser Abschnitt ist sehr nachdenkenswert:
Demokratie ist nur dort mehr als ein Produkt einer bloßen Zweckmäßigkeitsentscheidung, wo man den Mut hat, an sie als etwas für die Würde des Menschen Notwendiges zu glauben. Wenn man aber diesen Mut hat, dann muß man auch den Mut zur Intoleranz denen gegenüber aufbringen, die die Demokratie gebrauchen wollen, um sie umzubringen.
Im Original nachzulesen:
https://web.archive.org/web/20140713204158/https://www.spd.de/linkableblob/5652/data/rede_carlo_schmid.pdf
http://www.krr-faq.net/pdf/redeschmid.pdf (Archiv-Version vom 24.09.2021)

Zu hören:




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18.01.2018 um 22:00
Heinrich von Kleist - Das Erdbeben in Chili

u1 978-3-596-90137-1.50034797

Immer wieder habe ich diese Erzählung gelesen, und bei jeder neuen Lektüre komme ich nur zu einem Schluss: es ist die perfekte Erzählung.

Anhand einer gesellschaftlich nicht akzeptierten und dennoch verwirklichten Liebe sowie einer Naturkatastrophe wird das Menschsein bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet.


  1. Da ist zunächst die illegitime Liebe zwischen einem Hauslehrer Jeronimo und seiner Schülerin Josephe. Als die Liebe auffliegt, wird sie in ein Kloster gesteckt. Sie finden sich dennoch, lieben sich, sie wird schwanger und bringt ihr Kind in einer Kathedrale zur Welt. Folge: sie wird zum Tode verurteilt, er landet im Gefängnis.
  2. Zum Zeitpunkt der Hinrichtung erschüttert die Stadt St. Jago ein heftiges Erdbeben. Jeronimo wollte sich soeben erhängen, nützt aber im Schock der Zerstörungen die Möglichkeit zur Flucht. Josephe entkommt im Chaos ihrer Hinrichtung und kann ihr Kind aus dem brennenden Kloster retten.
  3. Beide können aus der Stadt fliehen und finden sich in einer Schlucht außerhalb, in die sich viele Bewohner retten konnten. Dort entsteht spontan eine ideale, fast paradiesische Gesellschaft, in der sich alle gegenseitig helfen.
  4. Als zu einem Gottesdienst zur Verhinderung weiterer Naturkatastrophen in die nicht zerstörte Dominikanerkirche aufgerufen wird, machen sich auch die Menschen in der Schlucht auf den Weg dorthin.
  5. Der Gottesdienst entpuppt sich als Fanal, in dem das Erdbeben als Strafe Gottes wegen unzüchtiger Lebensweise gesehen wird. Jeronimo und Josephe sind die Schuldigen und sollen zu Tode gebracht werden. In einem Blutrausch werden diese beiden ermordet, aber auch die Frau und das kleine Kind ihres Freundes Fernando. Als die rasende Menge schließlich aufgrund ihrer Taten in Schockstarre verfällt, nimmt Fernando das Kind Jeronimos und Josephes an sich.


In dieser kurzen Novelle konfrontiert uns Kleist letztlich mit radikalsten Manifestationen menschlicher Gesellschaft, welche in der Naturkatastrophe ungefiltert an die Oberfläche treten:


  1. Ausgangspunkt ist eine streng hierarchische Gesellschaft mit rigiden Normen, welche individuelles Glück nicht nur ablehnt, sondern brutalst bestraft, wenn sie den moralischen Prinzipien widersprechen.
  2. Die Naturkatastrophe bildet eine Gesellschaft, welche innerhalb kürzester Zeit sich in einer mitfühlenden, solidarischen Gemeinschaft sich realisiert.
  3. Diese jedoch ist nicht von Bestand. Sie trifft auf einen rasenden, sich gegenseitig aufhetzenden mörderischen Mob, welche die letzte Kruste an Zivilisation ablegt und blindwütig mordet.


Die Erzählung hinterlässt uns jedoch nicht im Nihilismus, sondern mit der Adoption des Kindes durch den schicksalsgebeutelten Fernando bleibt ein Hoffnungsschimmer am Horizont.

Dieser kurze Text ist so dermaßen dicht geschrieben, dass sich auch die Frage nach der Theodizee, der Gerechtigkeit Gottes stellt. Der rasende fundamentalistische Mob sieht im Erdbeben eine Strafe Gottes, doch gerade diejenigen, welche als Verursacher dieser Strafe gesehen werden, werden durch das Erdbeben gerettet. Doch! Nur kurz. Sie werden erschlagen.

Es gibt keine eindeutige Aussage dieses Textes, keine eindeutige Entscheidung. Jeder neue Lesevorgang eröffnet neue Sichtweisen. Und das seit 200 Jahren.

Kleists Erzählungen online:
http://www.gutenberg.org/ebooks/6645


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18.01.2018 um 22:11
Hans-Georg Schede - Das Erdbeben in Chili. Erläuterungen

512Bvaf7BvSL. SX358 BO1204203200

Dies war eigentlich das Buch, das mich zur neuerlichen Lektüre des Originaltextes geführt hat. Schede bringt einem diesen sehr informiert näher. An die Grenzen stößt das Buch bei der sprachlichen Analyse, die fällt mir wegen der einzigartigen und mächtigen Sprachführung Kleists einfach zu knapp aus. Kleist ist einer der größten Meister der deutschen Sprache, und sein Stil ist bis zum heutigen Tag einzigartig und unerreicht.


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18.01.2018 um 22:11
@Narrenschiffer
Ich kann mit deinen Büchern kaum was anfangen aber ich mag deine Rezensionen sehr :lv:


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18.01.2018 um 22:14
Schließe mich an. Vote for @Narrenschiffer als buchclubleiter.


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19.01.2018 um 00:23
Ich habe heute Paradox von Peterson zu Ende gelesen, und gleich mit Paradox² begonnen. Bei Seite 31 breit gegrinst und das Buch bei Seite gelegt bevor ich morgen weiter lese. :)

Ich habe 2017 einige Sci-Fi Bücher gelesen, unter anderem "Das Objekt" von Sandford, "Die Frequenz" von J.F. Wells und "Breakthrough" von Grumley. Band 2 von letztgenannten steht auf meinem Plan in naher Zukunft.


Noch einige Worte zu Paradox ohne viel zu spoilern:

Ich hatte am Anfang Probleme mit der Charakterzuweisung (Ed/David). Ich mag die Entwicklung von David im Verlauf gesehen, Ed empfinde ich als... "coole Socke" trifft es nicht wirklich, eher als erfahren/abgebrüht. Ich mag wie er auch öfters Kraftausdrücke benutzt, eine willkommene Abwechlung zu den anderen Bücher. Den Einstieg in Band 2 finde ich gut gelöst, wie gesagt bei Seite 31 mein Grinsen. ;)


Was mich bisher bei allen Büchern nervte war der Mittelteil, der von uninteressant bis beinahe langweilig (Seiten nur "überfliegen") ist. Gibt es im Sci-Fi Genre auch Bücher, die das nicht haben? Für Empfehlungen von Euch wäre ich dankbar. :)


Gruß Max


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19.01.2018 um 09:16
@Luke.Skywodka
Klar gibt es die.
Lies mal von Richard Morgan "Das Unsterblichkeitsprogramm".
Eines der besten und rasantesten SciFi-Bücher, die ich gelesen habe.


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19.01.2018 um 13:57
Zitat von Luke.SkywodkaLuke.Skywodka schrieb:Für Empfehlungen von Euch wäre ich dankbar. :)
Dann lies mal Alien Wars von Marko Kloos, da wird es nie langweilig^^
Erinnert etwas an Starship Troopers von Heinlein, das ja mit dem Film eigentlich nichts zu tun hat.


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19.01.2018 um 14:21
Ich kann nur die "Leviathan Wakes" Reihe empfehlen. Ist auch als "The Expanse" verfilmt worden.


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20.01.2018 um 15:47
@Antioch
@webinator
@gardner

Vielen Dank für eure Vorschläge, habe ich notiert.

Eine Frage habe ich noch, hat jemand "Spiegel" von Cixin Liu gelesen? Im Buchladen hatte ich das schon öfters in der Hand, aber immer wieder zurück ins Regal gestellt ;)

Gruß Max


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21.01.2018 um 00:10
@Luke.Skywodka
Ich hatte von Cixin Liu den Bestseller "Die Drei Sonnen" gelesen.... ein schwieriges aber recht interessantes Buch.
Möglich das "Spiegel" einen ähnlichen Charakter besitzt.
Cixin Liu hat einige SF Preise abgeräumt....


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21.01.2018 um 01:41
@Luke.Skywodka

Ich hab "Spiegel" gelesen, fand es auch ziemlich interessant und tiefsinnig, aber zu kurz. Die eigentliche Geschichte umfaßt nur etwas mehr als 100 Seiten, danach kommen Anmerkungen usw. "In der Kürze liegt die Würze" - das kann ich in dem Fall nur eingeschränkt unterschreiben. ;) Lesenswert ist es dennoch.


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21.01.2018 um 01:57
Sturmwarnung - Das aufregende Leben des Kapitäns Jürgen Schwandt
Ein Leben wie ein ewiges Abenteuer: Orkane auf See, Stürme im Rotlicht der Häfen. Momente zwischen Leben und Tod. Kapitän Jürgen
Schwandt, Jahrgang 1936, hat alles erlebt. Aufgewachsen in den Trümmern Hamburgs, ging er früh zur See - und tauchte ein in jene exotische Welt aus Fernweh und Sternenstaub, von der er immer geträumt hatte. Dabei lernte er auch früh die Schattenseiten der Seefahrt kennen: den unbarmherzigen Ozean und die harte Arbeit. STURMWARNUNG ist eine liebevoll und mit Augenzwinkern erzählte Lebensgeschichte. Eine turbulente Biografie voller Weisheit, Toleranz und ... Zigaretten.
Auf Kapitän Schwandt bin ich bei FB gestoßen, wo er sich mit klaren Worten gegen rechte Hetze positioniert. Geprägt wurde er schon früh, durch seinen Vater, einen überzeugten Nazi.
Der Käpt'n hat seine Prinzipien. Bei den Auseinandersetzungen mit seinem Vater habe er sich geschworen: "Wenn ich irgendwann wieder auf rechte Tendenzen stoße, werde ich mich dagegen ganz klar positionieren und Stellung beziehen. Ohne Angst vor Konsequenzen." AfD und Pegida stellt er sich mit lautstarkem Widerspruch in den Weg - in seiner Kolumne in der "Hamburger Morgenpost", im Ankerherz-Blog oder bei Facebook. Dort haben mehr als 60.000 User seine klaren Ansagen abonniert. "Auf meinen Reisen habe ich gelernt, weltoffen und tolerant zu sein. Es gibt überall reizende Menschen. Und es gibt überall Arschlöcher. Das hat nichts mit Religion, Nationalität, Hautfarbe oder politischer Einstellung zu tun."
Der Mann hat viel zu erzählen und nimmt dabei in keinster Weise ein Blatt vor den Mund.


schOriginal anzeigen (2,3 MB)


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21.01.2018 um 19:19
@Photographer73

Danke für den Eindruck, bestätigt den Grund warum ich es immer wieder zurück ins Regal gestellt habe. Vielleicht bekomme ich mal günstig gebraucht, dann bekommt es eine Chance.


@Gwyddion

Die drei Sonnen höre ich gerade als Hörspiel, bin etwas über die Hälfte und es gefällt mir sehr gut :)


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23.01.2018 um 21:30
Miguel Abensour - Demokratie gegen den Staat

58574Original anzeigen (0,2 MB)

Das Buch des 2017 verstorbenen französischen Philosophen Miguel Abensour hat nicht gehalten, was es versprochen hat. Dazu ist es viel zu versponnen.

Abensour setzt sich mit "wahrer" und "wilder" Demokratie auseinander. "Wahre Demokratie" sucht er in Karl Marx' Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie aus dem Jahr 1843, in dem Marx die Verwirklichung der Demokratie gegen einen Machiavellischen Staat sucht, einen Staat, der ein "il stato" ist, ein Gemeinwesen, das absolute Herrschaft ausübt. Auf dieser Grundlage sieht Marx auch im Kommunismus - der wahren Demokratie - das Absterben des Staates.

Den Versuch, "wahre Demokratie" gegen einen machiavellischen Staat umzusetzen, sieht Abensour in zwei historischen Ereignissen: in der Pariser Kommune von 1871 sowie im Aufstand in Ungarn 1956.

Mit dem Begriff "wilde Demokratie" greift Abensour in die Gegenwart und schließt an anarchistische Denkweisen an. Die parlamentarische Demokratie und den Rechtsstaat sieht er als Machtmittel eines machiavellischen Staates, gegen den "wilde" demokratische Ausdrucksformen legitim sind. Den Begriff /wild/ setzt er in Beziehung mit "wilden Streiks", also mit nicht von Gewerkschaften organisierten Kampfformen der Arbeiterschaft.

Was Abensour genau damit für die politische Tätigkeit meint, bleibt verschleiert, da diese Positionen aus dem Buch herausgeschält werden müssen. Gefühlte 90% sind schwer zu lesende, rein philosophische Auseinandersetzungen über Positionen von Hegel und Marx bis Arendt und französischen Anarchisten.

Wikipedia: Miguel Abensour
http://www.suhrkamp.de/buecher/demokratie_gegen_den_staat-miguel_abensour_58574.html
http://www.zeit.de/2012/35/Miguel-Abensour-Demokratie-gegen-den-Staat


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29.01.2018 um 23:52
2E889D5F-7B8E-42EB-A094-023D269DC905Original anzeigen (2,3 MB)


Ein tolles Buch, welches mir als Student dieses Fachbereiches in der heutigen Zeit eine andere, außergewöhnliche Sichtweise zu dem in der Uni vorgekautem Inhalt gibt.


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01.02.2018 um 14:23
Von Literatur Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro - Alles, was wir geben mußten
Der Tod ist eine Gewissheit. Nicht zwingend heute oder morgen, doch irgendwann bestimmt. Wir können dann Trost in unterschiedlichster Form finden, etwa im Glauben oder in der Überzeugung, dass unsere Zeit nicht vertan war. Zumeist lässt auch die Unkenntnis darüber, wann die eigene Existenz endet, diese Unausweichlichkeit erträglich werden. Vor allem aber macht die Sterblichkeit uns alle zumindest in den letzten Dingen gleich, und sie ist essentielle Grundlage des Respekts vor dem Leben. Dem entgegen setzte Kazuo Ishiguro in seinem 2005 veröffentlichten Bestseller "Never Let Me Go" das Bild einer Gesellschaft, deren Verhältnis zu Leben und Tod sich radikal verschoben hat.

Aus der Erzählperspektive der "Spender Betreuerin" Kathy H. blickt das Buch nicht nur auf ihr Leben zurück. Beginnend mit ihrer Kindheit in Hailsham, einer idyllisch gelegenen Internatschule im Großbritannien der ausgehenden Siebziger. Dort leben die junge Kathy, ihre übermütige Freundin Ruth und der verschlossene Tommy zusammen mit anderen Kindern unter dem streng-freundlichen, sehr auf das körperliche Wohl ihrer offenbar elternlosen Schützlinge bedachten Regiment der Schulleiterin Miss Emily.

Von Anfang an bekannt - Die Kinder von Hailsham sind anonym erzeugte Klone, erschaffen, um im Erwachsenenalter ihre Organe zu spenden. Diese Eröffnung nimmt der weiteren Erzählung nichts von ihrer Wucht und Sogwirkung. Die Gesellschaft betrachtet die Klone als Eigentum und letztlich rechtloses Humanmaterial; im Regelfall versterben Spender vor ihrem dreißigsten Lebensjahr im Zuge der dritten oder vierten Transplantation. Unterteilt in drei große Lebensphasen wird eins immer wieder deutlich - Die perfide Logik eines hermetischen Systems, das die Bedingungen des Menschseins nach Belieben definiert. So ist die größte Grausamkeit, die Kathy, Tommy und Ruth widerfährt, die vermeintlich humane Konditionierung von Kindesbeinen an: Sie haben kein Bewusstein für das Unrecht, das ihnen fortwährend angetan wird.
Alles was wir geben mussten zps654d1608


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