Der Mensch Jens Söring

ligala schrieb: Danke

Kein Thema, ligala.

Bluelle schrieb:Deshalb reise ich trotzdem gerne in die USA und mag die Menschen dort und das Land an sich...

Dann musst du aber auch damit rechnen, nach amerikanischem Recht verurteilt zu werden.

ligala schrieb:dass Jens Söring ja auch nicht dafür eingesetzt hätte, dass sie ebenfalls nicht ausgeliefert würde.
Bringt ihr nicht viel, wenn auch Kanada die Todesstrafe hat.

Death Penalty in Canada
Canada has been a fully abolitionist country since the 10th of December 1998.

https://www.amnesty.ca/our-work/issues/abolish-the-death-penalty/death-penalty-in-canada

ligala schrieb:sie als Kanadierin zuständig

Was ich nicht verstehe. Warum ist, EH, überhaupt Kanadierin. Nur weil ihre Eltern, mal paar Jahre dort gelebt haben ?
Eigentlich, müsste sie Südafrikanerin oder Amerikanerin sein, da NH Amerikanerin war.

Nein ich glaub, was Kanada und die Todesstrafe anbelangt, musst Du dich täuschen, schau hier:

http://www.todesstrafe.de/todesstrafenatlas_kanada.html (Archiv-Version vom 12.09.2017)

ligala schrieb:Warum ist, EH, überhaupt Kanadierin.

Ja, das habe ich mich auch schon gefragt. Vielleicht hing es damit zusammen, dass die Haysoms seit ihrer Flucht aus Zimabwe bis Anfang der 80er ( ich meine 1982/83?) in Kanada gelebt hatten und Elizabeth zwar in Internaten war, aber am Wohnort ihrer Eltern natürlich offiziell gemeldet war?

@ligala
Ok, hab nur kurz gegoogelt.
Dann stimmt es so:

Vier Jahre später sah das Strafgesetz die Todesstrafe ausschließlich für Töten von Polizeibeamten und Gefängniswachen vor. Im Jahre 1976 wurde die Todes-strafe dann ganz aus dem Gesetzbuch entfernt, sie blieb aber noch im Militärge-setz verankert.
....
Letztendlich strich man die Todesstrafe in Kanada im Jahre 1998 auch aus dem Militär-gesetz.

http://www.todesstrafe.de/todesstrafenatlas_kanada.html (Archiv-Version vom 12.09.2017)

ligala schrieb:in Kanada gelebt hatten und Elizabeth zwar in Internaten war, aber am Wohnort ihrer Eltern natürlich offiziell gemeldet war?

Nur fraglich, ob sie sich wirklich als Kanadierin sieht.

Bluelle schrieb:Ich sehe das nicht so, dass er eben in Amerika die Straftat verübt hat und deshalb nach amerikanischem Recht verurteilt wird und aus die Bohne.
Es gibt viele Fälle wo sich sogar hohe Regierungsleute einmischen, damit derjenige in sein Land ausgeliefert wird.
Ich verweise da nur auf H. Clinton im Falle Knox.
Auch der Fall des deutschen Jugendlichen, der in der Türkei anscheinend ein Mädchen vergewaltigt hat, wäre das für Euch das gleiche?
Den soll man dann in einem türkischen Gefängnis lassen?

All diese Menschen haben aber kein Geständnis abgelegt. Vielleicht mag es daran liegen, dass ihm die Mehrheit einfach keinen glauben schenkt? Immerhin hat er bei der ganzen Geschichte bereitwillig mitgemacht. Ich glaube, da gibt es genügend anderer Fälle, die solche Hilfe verdient hätten. In seinem Fall sehe ich das allerdings nicht so.

Ashford1986 schrieb:Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, ist die Indizienlage gegen JS erdrückend. Obendrein noch ein detailliertes Geständnis. Im Wesentlichen deckt sich das Geständnis mit der Spurenlage.

Die ominösen Briefinhalte sprechen überdies Ihre eigene Sprache. Bei dieser Sach- und Faktenlage, stellen sich bei mir keine Zweifel zur Schuldfrage ein.

So sieht es aus. Hinzu kommen das klare Motiv (Hass auf die Eltern von EH/ falsch verstandener Beschützerinstinkt) sowie die Unfähigkeit eine plausible Geschichte zu erzählen, wie es stattdessen abgelaufen sein soll. Habe ich etwas vergessen? Bestimmt. Aber ehrlich gesagt habe ich das Gefühl, dass einige User hier das alles gar nicht hören wollen. Hauptsache Jensi plaudert in den deutschen GEZ- Dokus eloquent daher. Scheint ja nicht nur beim sog. Freundeskreis Eindruck zu machen.

@ligala
Ich bin erst nächste Woche wieder im Office. Dann werde ich das Urteil posten/ verlinken.

Bei Wiki habe ich einige Änderungen bewirkt. Korrekt soweit. Ist übrigens nicht so einfach wie hier küzlich unterstellt wurde. Man muss alles mit seriösen Quellen belegen (also nichts vom Meister selber oder deratiges). Das schaut sich dann so ein super nerd an und passt den Artikel dann ggf. Dauert aber zumeist 2- 3 Wochen.

Venice2009 schrieb:All diese Menschen haben aber kein Geständnis abgelegt.

Unterschlage doch nicht immer, dass er das Geständnis zurückgenommen hat.
Man kann doch nicht ständig sagen, dass er geständig war, aber auslassen, dass er das - sobald es mit der Todesstrafe hinfällig war- zurück gezogen hat.?

Das sind zwei Tatsachen, die man nicht trennen darf, wenn man sachlich an die Geschichte heran geht.
Was ist das für eine Denkweise, so kann ich doch nicht ständig argumentieren. Ich denke ich brauche nicht nochmals verlinken, wie oft es falsche Geständnisse gibt.

Interpretieren wieso, weshalb, warum ist völlig bedeutungslos.

Bluelle schrieb:Unterschlage doch nicht immer, dass er das Geständnis zurückgenommen hat.

Wohlgemerkt die Geständnisse! Und das er es zurückgenommen hat, ändert nichts an der Tatsache, das er die Tat detailliert geschildert u. sogar Täterwissen
preisgegeben hat.

Ich bitte hierbei die Indizien nicht zu vergessen ;)

Ist doch wirklich nichts Ungewöhnliches, wenn ein Täter sein Geständnis widerruft?

"Interpretieren wieso, weshalb, warum ist völlig bedeutungslos"..... Eben nicht! ;)

Wie kommt man bitte auf sowas?

@Bluelle
Du klammerst dafür komplett die Möglichkeit aus, dass er sein Geständnis zwar zurück zog, aber trotzdem der Mörder sein könnte. Diese Option gibt es schließlich auch.
Oder meinst du, dass JS nicht lügen würde? Wenn man nämlich die ganzen Indizien heranzieht, dann ist das für mich sogar sehr wahrscheinlich, dass er bei dem zurückgezogen Geständnis lügt.
I

@alle

"Jeder ist seines Glückes Schmied", so lautet ein altes Sprichwort. Zudem gilt bei den Gerichten weltweit als oberstes Prinzip:"Was zuerst gesagt oder gestanden wird, das gilt!"

Ungereimtheiten in den Geständnissen lassen sich leicht menschlich erklären. Wenn wir davon ausgehen dürfen, dass dieser Doppelmord die ersten verübten Morde von JS gewesen sind, dann befand sich JS in einer bisher unerfahrenen Ausnahmesituation. Es verlief sicher nicht alles nach Plan. In der Tatausführung selbst stand JS dann unter Stress, möglicherweise hat ihn die Grausamkeit seiner Tatausführung selbst auch geschockt. Dabei kann sich die Wahrnehmung sehr verzerren.

Bei einem tiefgreifende Schockerlebnis verzögert und verzerrt sich die Wahrnehmung immens. So berichten Unfallopfer oft keinen Schmerz empfunden zu haben und die Bilder vor Augen verliefen im Zeitlupentempo.

Bei der Tatausführung dürften JS unheimlich viele Gedanken durch den Kopf geschossen sein; denn es gab ja kein Zurück mehr. "The way of no Return!"

Damit, meine ich, sind alle Unstimmigkeiten aus den abgegebenen Geständnissen erklärt. Sic!

Für manche Europäer ist eben die Todesstrafe oder das Strafmaß der Amerikaner ungerecht, antisozial oder wie auch immer...wieso soll man da den Mund halten?

Stimmt. Es gibt keinen Grund, hier den Mund zu halten. Das sehen übrigens nicht nur viele Europäer so. In Südamerika ist die Todesstrafe komplett abgeschafft, in Kanada, Mexiko und Mittelamerika weit überwiegend. Sogar Kuba scheint seit langem nicht mehr zu vollstrecken. Das sollte doch zu denken geben. Die USA scheinen zudem der einzige Staat auf der Welt zu sein, die zur Tatzeit Jugendliche zu einem Leben hinter Gittern verdammen. Das Fass "Guantanamo" und "Black Sites" etc. möchte ich jetzt nicht aufmachen...

Deshalb reise ich trotzdem gerne in die USA

Ich nicht. Und ich werde es im Leben wohl auch nicht mehr tun. Bereits mit den Einreisebedingungen bin ich nicht einverstanden. Das ist unnötig zickig. An der Grenze werden prozentual zwar nur wenige Mitteleuropäer abgewiesen. Aber allein die Prozedur und die Befugnisse der Grenzbeamten (z.B. Möglichkeit des Durchforstens von Smartphones / Laptops ohne richterliche Anordnung) vermitteln einreisenden Menschen das Gefühl, per se erstmal verdächtig zu sein. Kein gutes Aushängeschild. Vielleicht so gewollt. Eigentlich sollte die EU es umgekehrt genauso machen. Kanada z.B. gefiel mir deutlich besser. Kanadier vernachlässigen nicht den Sicherheitsaspekt, aber bei ihnen herrscht ein anderer Geist.

Das Land ist technologisch einerseits führend, mindestens auf dem Papier. Aber andererseits auch marode. Bei mir überwog der Eindruck des Letzteren. Für ein auf dem Papier hoch entwickeltes Land ist das schon verwunderlich. Das Justizsystem ist wohl weder das beste noch das schlechteste auf dieser Welt, z.B. das Jurysystem hat Vor- und Nachteile, wird aber von US-Bürgern, die dafür ausgewählt werden oft als Belastung empfunden. Generell ist die Strafjustiz politischer und aufgestellt als bei uns und man kann schon von einem gewissen "Bühnencharakter" sprechen. Aber für das drakonische Rechtsverständnis besonders im Strafrecht (aber auch "punitive damages" aus dem Zivilrecht und Bußgelder gegenüber wirtschaftlichen Einheiten sind ein Thema) habe ich wenig Verständnis. Eine (wohl langsam schrumpfende) Mehrheit der US-Amerikaner will es offenbar so. Sie glaubt daran.

Ich ziehe für mich die Konsequenz und reise dort weder ein noch betätige ich mich wirtschaftlich dort.

Im Fall Söring geht es vielen Unterstützern wohl auch nicht wirklich um die Schulfrage. Ihnen geht es darum, diesem Menschen einen Lebensausklang in Würde zu ermöglichen. Es ist absolut legitim, sich dafür einzusetzen.

@Ashford1986
Deswegen sind Zeugenaussagen nicht immer stimmig. Da lügt auch niemand bewusst, sondern die Wahrnehmung ist eine andere bzw. die Erinnerung kann einem einen Streich in solchen Ausnahmesituationen spielen.

@Siebengard vielleicht aus dem Grund, weil wir auch nicht über alles erhaben sind und hier bei uns auch nicht alles rund läuft. Immer schön vor der eigenen Türe kehren, bevor man auf andere zeigt.

@Siebengard Ich finde es unmöglich, dass wir dazu neigen ungefragt anderen unsere Meinung und unsere Werte aufzuzwingen.
Schau dir Mal bei uns die Zahlen bezüglich der Resozialisierung an. Wir sind wirklich nicht in der Lage, andere zu belehren. Fühlen uns aber immer anderen weit voraus, sooo tolerant. Aber nur soweit es mit der eigenen Meinung konform geht, danach hört die Toleranz aber auch schon wieder auf.

@Siebengard
Danke für deinen informativen Bericht.
Aber wir sollten nicht zu sehr Amerika kritisieren.
Denn @Rick_Blaine arbeitet in Amerika und kann bestimmt was anderes erzählen und auch weiß ich nicht ob
@Venice2009 eine Amerikanerin ist.

Siebengard schrieb:Im Fall Söring geht es vielen Unterstützern wohl auch nicht wirklich um die Schulfrage. Ihnen geht es darum, diesem Menschen einen Lebensausklang in Würde zu ermöglichen. Es ist absolut legitim, sich dafür einzusetzen.

Stimme ich vollkommen zu! Im Prinzip weiß ich es auch nicht ob er es getan hat oder nicht, aber ich halte ihn für absolut nicht
gemeingefährlich noch rückfällig.

Wir hangeln uns ein wenig im OT Bereich durch.
Natürlich ist auch in D nicht alles im grünen Bereich bez. Strafgesetzgebung.
Allerdings ist mir die Menschenwürde sehr wichtig und ich halte absolut nichts von "Gleiches mit Gleichem vergelten".

Für manch einen ist es eben - so wie bei Siebengard und teilweise schließe ich mich da an - in manchen Punkten wichtig, für andere eben etwas anderes.
Der Vergleich zur manchmal mangelhaften Sozialisation von Straftätern hinkt für mich und ganz ehrlich, ich möchte nicht in Amerika leben, Besuch ja (Verwandtschaft dort) aber ich hätte längst meinen Schein weg und sässe sicher schon öfters im
Knast deswegen (kleines Spässle).

@Mr.Mystery1990
Das ist einfach nur noch lustig was du schreibst. Jemand der sich für die Rechte von Schwarzen einsetzt ist somit deiner Meinung nach bestimmt selber schwarz 😁you made my day

Venice2009 schrieb: Jemand der sich für die Rechte von Schwarzen einsetzt ist somit deiner Meinung nach bestimmt selber schwarz

Die meisten sind es.
Ach @Venice2009,es kann doch sein, das du eine Amerikanerin bist.

Venice2009 schrieb:you made my day

Das schreibt gerade die Richtige. 😁

@Mr.Mystery1990
Vieles ist möglich, aber deine Logik ist einfach nur witzig. Und deine messerscharfe Ableitung 😊 und deine Verallgemeinerungen nicht zu vergessen 😁

@Siebengard

Einer Entlassung des JS würde ich nur dann gutheißen, wenn dieser vorher sich zur Tat nochmals bekennen würde und eine Langzeittherapie erfolgreich durchgezogen hätte, oder gesundheitsbedingt auf einen Rollator angewiesen wäre.

Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, halte ich aus Gründen der Fairness und aus Gleichbehandlungsgrundsätzen eine Vollstreckung von Fünfzig Jahren ;ein Drittel) für zwingend geboten, schuld- und nachtatverhaltenangemessen, aber infolge des bis dahin eingetretenen Alters auch für ausreichend.

Eine Entlassung zum gegenwärtigen Vollstreckungsstandes halte ich für absolut verfrüht. Eine dermaßen hohe Freiheitsstrafe würde deren Abschreckungscharakter einbüßen, falls davon "nur" dreißig Oder eben 32 Jahre vollstreckt würden. Andernfalls könnte JS nächstes Buch den Titel führen:"Wie ich die US-Justiz austrickste - Von der Todesstrafenandrohung hin bis zur zeitlich befristeten Vollstreckung!". --- Wie ungerecht allein schon seinen Mitgefangenen gegenüber, aber nicht zuletzt besonders EH gegenüber.

@venice
Deiner Argumentation kann ich nur beipflichten.

Siebengard schrieb:Ihnen geht es darum, diesem Menschen einen Lebensausklang in Würde zu ermöglichen. Es ist absolut legitim, sich dafür einzusetzen.

Das see ich auch so. Und um so bemerkenswerter, dass auch Elizabeth Haysom und Teile ihrer Familie eine Rückführung Sörings inzwischen unterstützen, wie Nathan Heller berichtet:
"Haysom does not benefit; she told me that she hoped Soering would be repatriated. At this point, neither does most of her—which is to say, the victims’—family. Those who spoke to me wanted Haysom paroled, and any stringency levelled on Soering carries onto the future of her incarceration, too. (Haysom, who holds Canadian citizenship, is theoretically eligible for similar repatriation, although no process is currently under way.)"
http://www.newyorker.com/news/news-desk/will-jens-soering-get-go-home
Es wundert mich ein wenig, dass hier im Strang, in dem Heller ja mehrfach lobend erwähnt wurde, noch nicht darauf eingegangen wurde.
Aber es wurde ja vielleicht überlesen.
@borabora
Ich hatte dir gestern etwas zu deiner Aussage, Söring habe in der Haft sich gar nicht therapeutisch mit seinen Problemen auseinandergesetzt. Ich hoffe, du hast es gelesen?
@Ashford1986
Den Beitrag um 10.34 Uhr verstehe ich nicht.