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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

156 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gewalt, Jugend, Kindheit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

02.06.2014 um 22:50
@Kiiwii
Zitat von KiiwiiKiiwii schrieb:Aaach, Menschen zweiter Klasse haben wir genug, damals wars der Pöbel heute sinds die HartzIV Empfänger/ Niedriglohnverdiener. :D
Der Unterschied ist das man nicht Hartz Empfänger bleiben muss und ich würde nicht sagen das sie zwangsläufige zweiter. Wenn man aber sein ganzes Leben vergeigt hat nur weil man irgendein blödes Ritual in der Jugend versaut hat, ist das eine andere Sache.


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

02.06.2014 um 23:48
@Linner74
Zitat von Linner74Linner74 schrieb:Das ist falsch, das Gegenteil ist der Fall, zumindest in unserer Gesellschaft, ein Kind kostet mehr als die 184 Euro Kindergeld im Monat.
Das ist leider nicht falsch. Die "Menge" machts, tut aber hier eh nichts zur Sache.
Ich wollte damit nur sagen, dass viele Kinder emotional und in jeglichen anderen Beziehungen auf der Strecke bleiben.


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

02.06.2014 um 23:52
Mal ganz deutlich, falls das mißverständlich gewesen sein sollte:

eine Prüfung oder Initiation soll nicht der Ausgrenzung von irgendjemandem dienen, sondern die Energien junger Leute in der Sturm-und-Drang-Phase in sinnvolle Bahnen lenken.
Wer sich in einer Gesellschaft angenommen und anerkannt fühlt, wird nicht aggressiv und destruktiv gegen diese Gesellschaft.



@ahri
Zitat von ahriahri schrieb:Ich denke das ist schwierig. Wir leben ja schon in einer ziemlichen Leistungsgesellschaft. Wer nicht mitkommt hat verloren. Was ist mit den Schwachen, die es nicht schaffen solche eine "Prüfung" zu bestehen? Ich finde jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben und gleichermaßen akzeptiert und toleriert werden. Würden wir anfangen nur Menschen anzuerkennen, die gewisse Mutproben bestehen und sich damit als "stark" auszeichnen, dann würde das nur noch mehr das leistungsorientierte Denken der Gesellschaft fördern, von dem ich so wenig halte.
Deine Einwände kann ich komplett nachvollziehen - aber im Grunde ist es doch schon längst so, das viele nicht akzeptiert werden, Mobbing, Ausgrenzung, das alles existiert bereits. Die Gründe dafür können sein, dass einer besonders gut in der Schule ist - Streber! - oder dass einer besonders häßlich ist, sich komisch bewegt, anders spricht oder kleidet etc.
Behinderte gibt es auch jetzt schon, und die kommen auch so nicht mit. Auch trotz Integrations- und Inklusionsprojekten wie z.B. ihrer Teilnahme am "normalen" Schulunterricht. Aber ob sich die anderen Schüler deswegen auch nachmittags mit ihnen verabreden, sie ins Kino oder Schwimmbad mitnehmen? Hab ich zumindest noch nichts von gehört.
Für diese Mitmenschen würde sich also gar nichts ändern, außer vielleicht indirekt, dadurch dass die anderen sich durch solche Rituale erwachsener und verantwortungspflichtiger fühlen könnten und sich aus diesem Gefühl heraus mehr um die Schwanchen der Gesellschaft kümmern würden.
Typischerweise sind es ranghohe Mitglieder einer Hierarchie, die sich Schwächerer annehmen.

Ich hab mich durch ein Zitat aus der Serie "Lie to me" zu diesem Thread anregen lassen, und ich bleib auch jetzt mal dabei, indem ich die Serie und den Film "Wickie und die starken Männer" als Beispiel dafür anführe, wie sich ein körperlich unterlegener kleiner Wicht seinen Platz in der Dorfgemeinschaft und Anerkennung verdient, weil er schlau ist und seine Fähigkeiten in den Dienst der Gemeinschaft stellt.


hawking2


Möglicherweise geht es nicht um eine Prüfung, die irgendwie festgelegt werden muss, sondern darum, die nützlichen Fähigkeiten des einzelnen herauszufinden und zu wertschätzen - und vor allem darum, jedem die Chance zu geben, seine Fähigkeiten einzubringen.

Im übrigen suchen sich sehr viele Jugendliche ihre Prüfungen und Mutproben ja selbst aus, jeden Tag; S-Bahn-Surfen, Graffiti-Sprühen, gemeinsam losziehen, sich jemanden aussuchen der stark aussieht, den dann anpöbeln und verprügeln - das sind alles genau solche selbstgewählten Mutproben und Einweihungen, nur leider für die Gesellschaft völlig sinnlos und sogar schädigend.
Der Wille, sich zu beweisen, ist bei so gut wie jedem Menschen da, der muss nur in sinnvolle Bahnen gelenkt werden.

Die Rituale, die bei indigenen Völkern als Einweihung ins Erwachsenenalter vollzogen werden, sind so angelegt, dass sie zwar dem Prüfling einiges abverlangen, aber bestanden werden können. Die Gemeinschaft will ja, dass der Prüfling besteht und ein vollwertiges Mitglied wird. Es wäre unsinnig, die Prüfung so schwer zu machen, das immer wieder welche durchfallen.

Die Realität hier bei uns sieht so aus, dass Jugendliche vor Energie und Tatendrang fast platzen und dafür kein Betätigungsfeld haben, so das sie sich oftmals destruktiv ausagieren.
Hier gehts es nicht nur darum, die Schäden, die sie anrichten, zu vermeiden, sondern gleichzeitig auch darum, dieses Potential zu nutzen. Die könnten soviel sinnvolles tun, und alle würden sich dabei besser fühlen.

@Flatterwesen
@Kiiwii
@Primeval
@vincent
@Zeo
@nodoc
@Linner74
@tic
@raitoningu
@zidane

Und auch für diejenigen, die hohen Anforderungen irgedneiner Art, sei es körperlich oder intellektuell, nicht standhalten könnten, gibt es immer noch viele Möglichkeiten.
LEO LIONNI

FREDERICK

Rund um die Wiese herum, wo Kühe und Pferde im Sommer grasten, stand eine alte Steinmauer. In dieser Mauer, nahe beim Kornspeicher, wohnte eine Feldmausfamilie. Weil es bald Winter wurde, begannen die kleinen Feldmäuse Körner, Nüsse, Weizen und Stroh zu sammeln. Alle Mäuse arbeiteten Tag und Nacht. Alle, bis auf Frederick. «Frederick, warum arbeitest du nicht?», fragten die anderen. «Ich arbeite doch», sagte Frederick, «ich sammle Sonnenstrahlen für die kalten, dunklen Wintertage.» Und als sie Frederick so dasitzen und auf die Wiese starren sahen, sagten sie: «Und nun Frederick, was machst du jetzt?» «Ich sammle Farben», sagte er nur, «denn der Winter ist grau.» Einmal sah es so aus, als sei Frederick halb eingeschlafen. «Träumst du, Frederick?», fragten sie vorwurfsvoll. «Aber nein», sagte er, «ich sammle Wörter. Es gibt viele lange Wintertage und dann wissen wir nicht mehr, worüber wir sprechen sollen.»

Als nun der Winter kam und der erste Schnee fiel, zogen sich die Feldmäuse in ihr Versteck zwischen den Steinen zurück. In der ersten Zeit gab es noch viel zu essen und die Mäuse erzählten sich Geschichten über singende Füchse und tanzende Katzen. Da war die Mäusefamilie ganz glücklich, denn es war ja auch kurz vor Weihnachten. Aber nach und nach waren fast alle Nüsse und Beeren aufgeknabbert, das Stroh war aufgebraucht und an Körner konnten sie sich kaum noch erinnern. Es war auf einmal sehr kalt zwischen den Steinen der alten Mauer, und keiner wollte mehr sprechen. Da fiel ihnen plötzlich ein, wie Frederick von Sonnenstrahlen, Farben und Wörtern gesprochen hatte. «Frederick», riefen sie, «was machen deine Vorräte?» «Macht die Augen zu», sagte Frederick und kletterte auf einen grossen Stein. «Jetzt schicke ich euch die Sonnenstrahlen. Fühlt ihr schon, wie warm sie sind? Warm, schön und golden.» Und während Frederick so von der Sonne erzählte, wurde den Mäusen schon viel wärmer.

«Was ist mit den Farben, Frederick?» «Macht wieder eure Augen zu», sagte dieser. Und als er von blauen Kornblumen und roten Mohnblumen im gelben Kornfeld und von grünen Blättern am Beerenbusch erzählte, da sahen sie die Farben so klar und deutlich vor sich, als wären sie aufgemalt in ihren kleinen Mäuseköpfen. «Und die Wörter?» Frederick räusperte sich, wartete einen Augenblick und dann sprach er wie von einer Bühne herab: Wer streut die Schneeflocken? Wer schmilzt das Eis? Wer macht lautes Wetter? Wer macht es leise? Wer bringt den Glücksklee im Juni heran? Wer verdunkelt den Tag? Wer zündet die Mondlampe an? Als Frederick aufgehört hatte, klatschten alle und riefen: «Frederick, du bist ja ein Dichter!»



Youtube: Tim's Place Albuquerque's Service With A Smile | You've Got
Tim's Place Albuquerque's Service With A Smile | You've Got
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Der besteht vielleicht keine "Prüfung" - aber der besteht das Leben. :Y:


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02.06.2014 um 23:53
@tic
Zitat von tictic schrieb:um ein Mitglied zu werden/akzeptiert zu werden, nicht gemobbt zu werden was nur möglich ist wenn man eben Mitglied ist und sich seinen Platz geschaffen hat..
Du willst also unter Menschen leben die dich nur respektieren, wenn du ihnen gehorchst?

Ein Sklave ist niemals frei, lieber Tic. Auch wenn er sich in einigen, wenigen Augenblicken so fühlt. :)


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

02.06.2014 um 23:58
Zitat von ahriahri schrieb:Denkst du nicht, dass die Schwachen noch mehr gemobbt werden würden, wenn sie solch ein Ritual dann nicht bestehen? Oder was sollte deiner Meinung nach mit denen dann geschehen? Sind sie in der Gesellschaft weniger wert? Haben sie weniger Rechte? Weniger Anerkennung verdient?
Ich glaube, dass ein Mensch nur dann aggressiv und ausgrenzend mobbt, wenn er selbst mit sich nicht zufrieden ist und sich seiner selbst nicht sicher ist. Wenn jemand seinen eigenen Platz und seinen Wert kennt und sich anerkannt fühlt, tut er sowas einfach nicht mehr.


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03.06.2014 um 00:02
@LuciaFackel
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Die Rituale, die bei indigenen Völkern als Einweihung ins Erwachsenenalter vollzogen werden, sind so angelegt, dass sie zwar dem Prüfling einiges abverlangen, aber bestanden werden können. Die Gemeinschaft will ja, dass der Prüfling besteht und ein vollwertiges Mitglied wird. Es wäre unsinnig, die Prüfung so schwer zu machen, das immer wieder welche durchfallen.
Nochmal: Ich habe mich an deinem Beispiel mit der Beschneidung gestört, weil ich die für völlig sinnfrei und keine Leistung halte, die einen jungen Menschen in irgend einer Weise "wertvoller" für die Gesellschaft machen könnte. Je nach medizinischen und hygienischen Verhältnissen besteht die Leistung bei solchen Riten eher darin, sie zu überleben. Inwiefern sollten wir uns deiner Ansicht nach an sowas orientieren?


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03.06.2014 um 00:39
@Linner74
Zitat von Linner74Linner74 schrieb: Und ich finde solche Einstellungen zum Thema "Jungs müssen hart sein" eigentlich längst überholt und der Vergangenheit gehörig.

Kleine Frage: der TE ist eine Frau?
TE nennt sich LuciaFackel, Du darfst davon ausgehen, dass ich weiblich bin. ;)

Und ich will keineswegs, dass Jungs "hart" sein müssen, im Gegenteil, aber auch zu den eigenen Gefühlen zu stehen und weinen zu können bedarf mehr innerer Stärker als so manch einer glaubt. Jemand, der glaubt, seinen Rang zu verlieren, wenn er offen weint, wird dies nicht tun.

Mir geht es viel mehr darum, jedem Menschen das Gefühl zu vermitteln, dass er einen Wert für die Gesellschaft hat, denn genau das tut unsere Gesellschaft leider nicht.
Es gibt diesen scherzhaft gemeinten Satz, "Als erstes lernen Kinder laufen und sprechen, und dann stillsitzen und Mund halten", aber in der Realität ist das ein Problem. Wohin mit all der Energie, der Kraft, dem Tatendrang, der Kreativität, der permanent hintergründig vorhandenen Frage "Wo ist mein Platz?"



@Kiiwii
Wie seht Ihr das, brauchen junge Menschen, vor allem Jungs, Mutproben, Prüfungen, Einweihungszeremonien, oder ist alles in Ordnung?


Nein, wieso? Das machen die Jungens doch unter sich klar :D
Ha! :D Siehst Du, sie brauchen sie, sie schaffen sie sich selbst.

Darum geht es.
Ich würde mir eben wünschen, dass sie zu diesem Zweck nicht solche Dinge wie S-Bahn-Surfen wählen würden, bei denen immer mal wieder einer umkommt oder mit dem Schädel gegen einen Mast prallt und sich das Hirn zu Mus schlägt. Oder Prügeleien. Was für eine Verschwendung von Kraft und Motivation.
Stattdessen könnte man ihnen vielleicht was anderes anbieten, eben eine Art erwachsen-werden-Zeremonie, bei der sie sich beweisen könnten.


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

03.06.2014 um 00:53
@LuciaFackel
Es gibt Leute die sich gar nicht beweissen wollen und wirklich selbstbewusste Männer müssen sich nichts beweissen. Es ist ein Fehlschluss zu glauben das Menschen die sich ständig beweissen müssen Selbstbewusstsein haben, das Gegenteil ist der Fall....


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

03.06.2014 um 01:10
@Flatterwesen
Zitat von FlatterwesenFlatterwesen schrieb:wirklich selbstbewusste Männer müssen sich nichts beweissen.
Schwebt Dir da gerade jemand vor, den Du kennst?
Falls ja, dann frag ihn doch bei Gelegenheit mal nach Schlüsselerlebnissen, die dazu geführt haben, dass er selbstbewusst wurde, sich seiner Fähigkeiten bewusst wurde.
Frag ihn auch mal, ob er irgendwelche Sachen angestellt oder erlebt hat, die er rückblickend als Mutproben bezeichnen könnte.
Würde mich interessieren. :)

Du sprichst hier von einem selbstbewussten Mann, der sich nichts mehr beweisen muss, ich spreche die ganze Zeit von Jugendlichen, die eben noch keine Männer sind.


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

03.06.2014 um 01:14
Solche Intiitationsrituale sind dazu da, um Menschen in Gruppen "peer groups" einzuführen. Das Motto lautet "in der Gruppe bist du stark" und so streben die meisten Menschen danach Teil einer Gruppe zu sein. Dieser Wunsch raubt ihnen einen Teil ihrer Identität, und ersetzt ihn durch Verhaltensmodis der Gruppe. Letztlich kommen so auf den ersten Anschein "gesunde" Menschen zu Stande. Denn wer in der kleinen Gruppe eingetaktet wurde, der passt dann auch in die nächst Größere. Die sozialen Gruppen sind ineinander verschachtelt. Von Familie und Freunde, über Bekannte. persönlichem Umfeld, Semiöffentlichem Umfeld ( z.B Verein etc ) bis hin zum professionellen Umfeld und zur Öffentlichkeitsarbeit. Die Eintaktung in der kleinen Gruppe erzeugt Menschen die in die Gesellschaft passen. Jemand also, der grundsätzlich abseits der Regeln spielt gilt bestenfalls als liebenswerter Quergulant, gilt eher aber als suspekt und unberechenbar.

Gesund im Sinne des Wortes oder im Interesse des Individuums ist dies aber nicht. Es ist ein reiner Anpassungsprozess an die Bedürfnisse der Gesellschaft. Gesund ist es, sich selbst zu entfalten und so akzeptiert und geliebt zu werden wie man ist.

Eine Gesellschaft, in der kein Anpassungsdruck herrscht, sondern eine die - Raum - lässt, für Kreativität, für Unterschiede, und eben nicht gleichmacherisch und unterdrückend wirkt ist gesund. Von dieser Referenz sind wir allerdings weit entfernt.


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

03.06.2014 um 12:03
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Für diese Mitmenschen würde sich also gar nichts ändern, außer vielleicht indirekt, dadurch dass die anderen sich durch solche Rituale erwachsener und verantwortungspflichtiger fühlen könnten und sich aus diesem Gefühl heraus mehr um die Schwanchen der Gesellschaft kümmern würden.
Typischerweise sind es ranghohe Mitglieder einer Hierarchie, die sich Schwächerer annehmen.
Ist das wirklich deine Beobachtung, insbesondere der fett geschriebene Teil?


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Ursprung und Funktion eines gesunden Mobbings

03.06.2014 um 13:54
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Deine Einwände kann ich komplett nachvollziehen - aber im Grunde ist es doch schon längst so, das viele nicht akzeptiert werden, Mobbing, Ausgrenzung, das alles existiert bereits. Die Gründe dafür können sein, dass einer besonders gut in der Schule ist - Streber! - oder dass einer besonders häßlich ist, sich komisch bewegt, anders spricht oder kleidet etc.
Behinderte gibt es auch jetzt schon, und die kommen auch so nicht mit. Auch trotz Integrations- und Inklusionsprojekten wie z.B. ihrer Teilnahme am "normalen" Schulunterricht. Aber ob sich die anderen Schüler deswegen auch nachmittags mit ihnen verabreden, sie ins Kino oder Schwimmbad mitnehmen? Hab ich zumindest noch nichts von gehört.
Für diese Mitmenschen würde sich also gar nichts ändern, außer vielleicht indirekt, dadurch dass die anderen sich durch solche Rituale erwachsener und verantwortungspflichtiger fühlen könnten und sich aus diesem Gefühl heraus mehr um die Schwanchen der Gesellschaft kümmern würden.
Typischerweise sind es ranghohe Mitglieder einer Hierarchie, die sich Schwächerer annehmen.
Und wenn die Gesellschaft jetzt schon übermäßige Ausgrenzung der Schwächeren vornimmt, warum sollte man dann Dinge tun, die dieses Ausgrenzen noch verstärken? Dann werden nicht mehr nur die Behinderten ausgegrenzt, sondern auch die, die den Aufnahmeritus nicht absolvieren können (aus welchen Gründen auch immer). Immer mehr Menschen werden ausgeschlossen und als "Randgruppen" oder nicht so viel wert gesehen. Das fördert doch nur viel viel viel mehr die Leistungsorientiertheit der Gesellschaft. (Die ich sowieso ganz schrecklich finde).

Ich kann natürlich nicht mit Sicherheit sagen, dass durch Inklusion behinderte Menschen nun auch mit zu Nachmittagsausflügen etc. genommen werden, aber ich denke wenn sich das gesellschaftliche Denken erstmal umstrukturiert hat und man nicht mehr gar so extrem auf Leistung bedacht ist, dann sollt es durchaus normal sein auch behinderte Menschen mit in die Freizeitaktivität einzubeziehen. Nur weil man denkt es könnte möglicherweise nicht klappen, soll man es gar nicht erst probieren und statt dessen lieber etwas einführen was es noch schlimmer macht?! :ask:

Aber gut, Inklusion ist hier ja nicht das Thema. Ich wollte nur mal betonen warum ich die Idee mit den Aufnahmeriten eben sehr bedenklich finde.

Und mal ganz ehrlich. Früher wurde sich auch nicht für die Schwachen eingesetzt. Dass sich überhaupt jemand für die interessiert ist ja eher etwas Neues. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die "Starken" (wobei ich jemanden nicht stark finde, nur weil er zum Beispiel Schmerzen aushalten kann..) sich dann überhaupt noch für die "Schwachen" interessieren.

Vor allem, wer soll den bestimmen was ein Aufnahmeritus sein sollte?! Was wird gemessen? Intelligenz? Kraft? Wer die meisten Schmerzen aushalten kann? Was sollte denn dann "angesehen" sein und was eher unwichtig?
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Möglicherweise geht es nicht um eine Prüfung, die irgendwie festgelegt werden muss, sondern darum, die nützlichen Fähigkeiten des einzelnen herauszufinden und zu wertschätzen - und vor allem darum, jedem die Chance zu geben, seine Fähigkeiten einzubringen.
Ich finde auch, dass jeder die Möglichkeit haben sollte seine Stärken einzubringen. Aber es gibt eben auch Menschen die nicht so viele Stärken haben, wie andere. Soll man bei denen nicht an die Ressourcen anknüpfen? Soll man denen sagen "Ihr könnt euch eh nicht beweisen, weil ihr nichts drauf habt?" Sollte nicht jeder Mensch das Recht auf Anerkennung haben? Führt man Aufnahmerituale ein bekommen wohl einige Menschen dieses Recht abgesprochen. Und das nur weil sie etwas einfach nicht so gut können. Kann ich nicht nachvollziehen.
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Der Wille, sich zu beweisen, ist bei so gut wie jedem Menschen da, der muss nur in sinnvolle Bahnen gelenkt werden
Das kann man aber auch, indem man ressourcenorientiert mit den Menschen arbeitet. Wenn man sich an den Ressourcen der Menschen orientiert und sie dann dahingehend motiviert ihre Ressourcen zu nutzen, dann kann man sich auch beweisen. Und zwar ganz ohne, dass "Schwächere" ausgegrenzt werden. Denn auch diese haben Ressourcen. Auch das Problem mit dem Tatendrang sehe ich damit gelöst.

Ich kann zudem auch gar nicht nachvollziehen, inwiefern es "stark" sein soll, wenn man (wie zum Beispiel bei der Beschneidung) Schmerzen aushält. Jeder Mensch hat ein anderes Schmerzempfinden, für das man gar nichts kann. Warum soll man aufrund von etwas genetisch angelegtem weniger wert sein? (Ist ja im Übrigen bei Behinderungen genauso)
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:dass er einen Wert für die Gesellschaft hat, denn genau das tut unsere Gesellschaft leider nicht.
Erfährt ein Kind/Jugendlicher genug Wertschätzung, dann hat er es nicht nötig auf so eine Art und Weise seinen Wert für die Gesellschaft zu beweisen.
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Ich glaube, dass ein Mensch nur dann aggressiv und ausgrenzend mobbt, wenn er selbst mit sich nicht zufrieden ist und sich seiner selbst nicht sicher ist. Wenn jemand seinen eigenen Platz und seinen Wert kennt und sich anerkannt fühlt, tut er sowas einfach nicht mehr.
Aber seinen Platz in der Welt hat man doch sicher nicht nur, wenn man sich irgendwie beweisen kann. Ich denke sogar, wer so ein großes Bedürfnis nach Anerkennung hat, bei dem ist in der Kindheit schon das ein oder andere falsch gelaufen. Das hat dann aber wiederum nichts mit "Ritualen" zu tun, die es besser machen würden, sondern einfach mit der Erziehung.
Zitat von DeadPoetDeadPoet schrieb:Eine Gesellschaft, in der kein Anpassungsdruck herrscht, sondern eine die - Raum - lässt, für Kreativität, für Unterschiede, und eben nicht gleichmacherisch und unterdrückend wirkt ist gesund. Von dieser Referenz sind wir allerdings weit entfernt.
Davon sind wir leider meilenweit entfernt. Aber ich kann nicht nachvollziehen warum wir das ganze dann noch mehr in die andere Richtung lenken sollten. :ask:

So lange Rede, ich hoffe ich habe mich nicht zu oft wiederholt mit meinen Aussagen :D


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03.06.2014 um 14:01
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Wohin mit all der Energie, der Kraft, dem Tatendrang, der Kreativität, der permanent hintergründig vorhandenen Frage "Wo ist mein Platz?"
Wird alles in der Tretmühle der Lohnarbeit abgetötet...


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03.06.2014 um 14:50
@LuciaFackel
ich verstehe was du meinst, die jungen Leute haben zu viel Energie die kanalisiert werden muss.
Doch warum verbeißt du dich ständig in der Erwachsen-werden-Zeremonie?
Meinst du, das wenn diese Jugendlichen in einem Ritual ihre Stärke und Mut beweisen, eine Angelegenheit von vielleicht wenigen Stunden, sie dann über Jahre ausgeglichen leben und keine überschüssige Energie mehr haben?
Bestimmt nicht.

Sollen die doch Fallschirmspringen oder öfters Bungeespringen, oder boxen gehen.
Oder auch ehrenamtliche Tätigkeiten verüben, es gibt viele sinnvollere Tätigkeiten als Initationsriten.


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03.06.2014 um 15:49
@ahri
@all
Zitat von ahriahri schrieb:Aber ich kann nicht nachvollziehen warum wir das ganze dann noch mehr in die andere Richtung lenken sollten. :ask:
Das allerdings frag ich mich auch. Die Threaderstellerin konstantiert ja einen Anstieg desorientierter Jugendlicher, weil gesellschaftliche Hürden wie zuletzt die Wehrpflicht wegfallen. Der Zeitrahmen ist denk ich mal eher begrenzt auf die letzten 20-30 Jahre maximal. Vorher waren die Jugendlichen natürlich strebsam und mustergültig, freundlich und zuvorkommend. Ihre "negativen" Energien kanalisierten die Jungen bei Leibesertüchtigungen und bei handfesten Rauferein untereinander, wie es sich gehört. Dabei galt es vor den Erwachsenen zu schweigen, wer petzt wird geschnitten. Von Mädchen wurde noch was abverlangt, nicht bloß gute Noten sondern auch Gehorsam und Pflichtgefühl, sowie die praktischen Fähigkeiten, die eine Ehefrau ausmachen.

Gegebenfalls die Anzüglichkeiten des Sportlehrkörpers oder des Internatsdirex über sich ergehen lassen, denn auch diese waren darauf bedacht, den Sprößlingen nur das beste angdeihen zu lassen. Das waren Hürden die Heranwachsende meistern konnten, um ihre Kindlichkeit zu verlieren. Wer mal Törless gelesen hat, kann sich glaub ich besser vorstellen, wie eine Gesellschaft aussieht, wenn "gesundes" Mobbing zum Alltag gehört und wie es praktiziert wurde, als das Wort Mobbing noch nicht mal erfunden war.

Spass beiseite.

Was wir brauchen, immer schon und es immer wieder einfordern müßen sind Freiräume in denen sich Kinder und Jugendliche entwickeln können. Kein engmaschiges Regelwerk, das Selbstdenken abnimmt, keine Anweisungen, keine künstlichen Hürden. Intelligenz entsteht da, wo sie Raum hat sich zu entfalten. Ein Geist, dem keine Möglichkeit gegeben wird sich zu entwickeln, wird klein bleiben, wie eine Pflanze in einem zu kleinen Topf.

Intelligente und gleichzeitig stabile Systeme entstehen dann wenn a.) Handlungsraum b.) Möglichkeiten vorhanden sind. Wenn Probleme auftauchen, und Probleme sind wichtig um den Menschen voranzubringen können Lösungsmuster entstehen. Ein indoktriniertes Kind kennt nur wenig Wege, Sieg oder Niederlage, schnell ist die Frustration da, weil sich alles über Leistung definiert. Wir leben in einer Zeit, in der wir keine Arbeitsdrohnen in dem Ausmaß brauchen wie noch vor 100 Jahren, egal ob in Fabriken oder an Kriegsfronten. Wir brauchen flexible, umsichtige kluge und kreative Menschen, die ihr Selbstbewusstsein nicht daraus ziehen, sich gruppen unterzuordnen, sondern in dem jeder seine eigenen Lösungsansätze erarbeitet sich vernetzt und so das große ganze bereichert.


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03.06.2014 um 16:00
@LuciaFackel
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:In unserer durchzivilisierten Kultur gibt es keine solchen Rituale mehr, bei der ein junger Mensch zeigen kann, dass er was aushält und Wert für die Gesellschaft hat.
Es gibt bei uns den Schulabschluß, den Führerschein, die Konfirmation oder Kommunion oder Jugendweihe - alles nichts, was unter Beweis von Stärke, Wert oder sonst einem aufwertenden Begriff bestanden werden muß, nichts von all dem hinterläßt bei dem Betroffenen das Gefühl, nun in der Gesellschaft einen höheren Stellenwert oder mehr Anerkennung zu haben
Das erste Feuerwehr-/Schützenfest/anderweitiger ritualisierter Vollrausch?


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03.06.2014 um 16:36
Zitat von JesussahJesussah schrieb:Du willst also unter Menschen leben die dich nur respektieren, wenn du ihnen gehorchst?
wer sagt das ich das wirklich will? und warum gehorchen? ich sprech von "in die Gesellschaft intigrieren" nicht von gehorchen.. es schreibt einem ja niemand vor wie man zu leben hat bzw nur teilweise, wenn man aber ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft werden will muss man sich eben den Gegebenheiten anpassen, hat ja nix mit gehorchen zu tun, man hat ja schließlich die Wahl ob man was aus sich macht und dadurch ansehen bekommt und ein Mitglied wird oder ob man bei Aldi ne Pulle Korn "kauft" und es sich auf ner Parkbank bequem macht..
Zitat von JesussahJesussah schrieb:Ein Sklave ist niemals frei, lieber Tic. Auch wenn er sich in einigen, wenigen Augenblicken so fühlt.
tjoah, niemand auf der Welt ist Frei. bzw in manch fernen Ländern wo es "keine Gesetze" bzw Strafverfolgung gibt eventuell..


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03.06.2014 um 16:42
Zitat von LuciaFackelLuciaFackel schrieb:Wer sich in einer Gesellschaft angenommen und anerkannt fühlt, wird nicht aggressiv und destruktiv gegen diese Gesellschaft.
und genau das ist der Grund warum ich mich wieder versuch an zu passen, Aggressionen machen keinen Spass, führen auf lange Sicht gesehen zu Körperlichen Beschwerden und sind zum größten Teil Nachteilig..


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03.06.2014 um 16:44
Menschen die mobben tun es aus schmerz heraus. Sie konnten nie dazu gehoren und sehen andere als etwas fremdes an und wollen sie schadigen da sie selbst soviel svhmerz durchmachen mussten


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03.06.2014 um 23:08
@LuciaFackel , du hast da einen kleinen Denkfehler, der da heißt, warum sollte ICH mich als Frau/Mann beweisen?
Was würde in dieser Gesellschaft anders laufen?
Es fängt bei der Erziehung an.
Wir haben uns entschlossen weiter zugehen, also müssen wir auch weiter denken.


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