Wieso denken so viele Menschen, Französisch sei schwer?

@Kc
Ich habe auch niemanden, mit dem ich mich unterhalten könnte. Mein Onkel kann ein paar Sätze, weil er das mal von berufswegen in grauen Vorzeiten gelernt hat. Und mein Nachbar, der jedoch leider langsam dement wird, kann es, weil er aus Belgien stammt. Ansonsten versuche ich, meine "Kenntnisse" zu behalten, indem ich ab und an mal französischsprachige Bücher lese (ist allerdings ziemlich zeitaufwendig und schleppend) oder einen Blick auf die Onlineseite einer seriösen französischen Zeitung werf. Ist übrigens sehr interessant, denn ich habe herausgefunden, dass da irgendwie zu ein und demselben Thema mehr Infos drinstehen als in den deutschen News. Vielleicht irre ich mich aber auch, denn der Übersetzer ist jederzeit ein treuer Helfer

@Nessi96

Das hab ich auch schon überlegt, mit Büchern oder Zeitungen.
Aber brauchst du da nicht erstmal die Grundlagen? Und du musst ja auch wissen, wie man alles halbwegs richtig ausspricht.

Sonst kannst du am Ende vielleicht Bücher lesen, was ja auch schön ist, aber der Herr Franzose versteht dich dann trotzdem nicht.

@Kc
Ich hatte Französisch ja drei Jahre in der Schule, bis ich sie leider wechseln musste und die neue Lehrerin keinen Kurs aufmachen wollte. In deinem Falle bringt es wahrscheinlich nicht viel, auf eigene Faust zu lernen. Erstmal muss man jemanden haben, der es einem halbwegs beibringt. Aber wenn man dann die grundlegenden Sachen weiß, kann man loslegen und sein Ding machen.
Gerade die Aussprache ist im Prinzip am simpelsten, weil es dort - soviel ich weiß- die wenigsten Ausnahmefälle gibt. Eigentlich wird da ja nur die Endung nicht ausgesprochen bzw. der letzte Buchstabe. Und ein "i" wird oft wie ein "a" ausgesprochen und Endungen wie "ent" wie "o". Klingt auf dem ersten Blick kompliziert, aber wenn man es einmal internalisiert hat, geht es in der Regel gut.

Als ich in Paris war, bin ich da einem Restaurantbesitzer begegnet, der sehr hilfsbereit war. Er bat mich, die Speisekarte vorzulesen und hat mir geholfen bei der Aussprache. In Belgien ist mir vor ein paar Jahren Ähnliches passiert. Das fand ich einfach so toll, das die Leute dort so aufgeschlossen und lieb waren.

Die beste Methode ist natürlich wie immer, im Land zu lernen.
Ich habe ja Französisch studiert und muss sagen, dass ich vielleicht am meisten noch durch Fernsehen gelernt habe. Sicher, der Anfang war hart, weil ich erst kaum etwas verstanden habe, aber mit Hilfe eines guten (also großen) Wörterbuchs war ich dann nach Jahren (!) soweit, fast alles zu verstehen. Das Gute am Fernsehen ist halt, dass man oft auch sehen kann, worüber denn da gesprochen wird, das hilft schonmal. Erinnere mich noch gut, wie der Fernsehmoderator z.B. zu einem Fernsehgast gesagt hat JE VOUS REJOINS, was man von der Situation her als "ich komme später nach" verstehen musste (aber wörtlich "ich schließe mich euch an" heißt wie auf englisch ja auch I'LL JOIN YOU, vom lateinischen IUNGERE'verbinden'). Nie hätten wir solche Sachen in der Schule gelernt, das lernt man nur im Land, oder eben durch TV-Kucken.
Habe auch immer die teils langen Wörterbuchartikel in dem großen, teuren PONS- und anderen Wörterbüchern gelesen, wo ja schon sehr viele Wendungen und Sätzchen übersetzt sind. Das hat mir auch sehr viel geholfen. Trotzdem, es dauert Jahre, bis man ein gutes Niveau erreicht. Sprachen sind halt so schwer, weil die Sprache das gesamte Leben abbildet, jeden Teilbereich.

@Chiharu
Was ich auch gerne mache, ist Radio-Hören. Das hat mir mega dabei geholfen, meine Satzmelodie abzufeinern

Ja, das habe ich natürlich auch getan, wobei beim Radiohören wiederum der Vorteil ist, dass man nicht vom Sehen abgelenkt wird. Der Mensch ist ja evolutionär so gebaut, dass 90% über das Sehen aufgenommen werden und nur vielleicht 10% über die Sprache. Aber wie gesagt, das Sehen erleichtert wiederum die Kontextverortung! Man muss halt beides machen, und Zeitschriften noch dazu. Persönlich habe ich beim Sprachenlernen auch anfangs immer noch gerne eine Übersetzung dabei, um Fehler auszuschließen. Diese (absolut korrekten) Sätzchen kann man dann auswendig lernen und saugt so fast die gesamte Grammatik auf! Die paar Regeln sind ja alle in diesen paar Sätzchen verbaut und man hat die Grammatik so automatisch intus. Das ist eine angenehme Methode. Was nicht heißen soll, dass man auch mal öfter in eine Grammatik schaut, das kann gar nichts schaden!

Die einzige Französchstunde meines Lebens ist zwar 40 Jahre Jahre her, mir aber noch in lebhafter Erinnerung. Der Lehrer schrieb einen Satz an die Tafel, sagte "das heißt: was ist das" und sagte drei Worte, die sich wie "Kes ke sää" anhörten. An der Tafel standen aber fünf Wörter die mit dem eben gehörten nur eine entfernte Ähnlichkeit hatten. Irdendwie dämmerte es mir, dass das nicht leicht werden würde.
Dann ging die Tür auf und ein Mensch meinte, in Spanischkurs wären noch Plätze frei. Ich war sowas von schnell auf dem Flur...
Die Sache mit den Verben und dem Konjugieren ist wie bei allen romanischen Sprachen eine elende Fleißarbeit, aber die Aussprache ist im Spanischen um Lichtjahre einfacher.
Doppel-L wie lj (kennen wir von Billanten), das H eher stimmloser als im Deutschen, das J eher gerotzt (wie ein erkältetes ch oder wenn ein Schweitzer spricht). Das wars. Ist in fünf Minuten zu lernen, zumindest um verstanden zu werden. Größere Schwierigkeiten bereitet einem als Norddeutschen da schon das rollende R.
Spanisch hört sich - zugegeben - längst nicht so gut an wie das melodische Französisch.
Romanische Sprachen sollte man wirklich nur lernen, wenn man unbedingt muß, z.B. wenn man dort wohnen will oder aus beruflichen Gründen oder wenn einem das Sprachenlernen ganz einfach liegt und Spaß macht. Das soll es ja auch geben und die Bekanntschaft mit einer anderen Lebensart über die Sprache ist auch nicht zu verachten.

Ja, ich würde auch empfehlen, zuerst Spanisch oder Italienisch zu lernen, bevor man mit dem Französischen anfängt. Das alte, mittelalterliche Französisch war auch in der Aussprache noch sehr nah an Spanisch und Italienisch, aber seitdem hat sich doch sehr vieles abgeschliffen und nur die Schrift zeigt meistens noch die enge Verwandtschaft. Viele Unregelmäßigkeiten und Schwierigkeiten verschwinden vor spanischem, italienischem oder lateinischem Hintergrund und es wird einem alles viel klarer, z.B.
'ich schicke dir meine besten Wünsche'
JE T'ENVOIE MES MEILLEURS VOEUX
ital. IO TI INVIO + lat. MEOS MELIORES VOTOS
wobei das irgendwie lautlich schwer zu greifende ENVOYER mit dem Hintergrund von ital. INVIARE total durchsichtig wird als IN+VIA, also 'auf den Weg tun', IN ist EN und VIA ist VOIE. So wird vieles leichter, wenn man es sich aus verwandten Sprachen ableiten kann.

Persönlich hatte ich jahrelang Französisch in der Schule, allerdings ist nichts hängengeblieben. Ich wollte die Sprache damals auch nicht wirklich lernen.

Das schlimmste war für ich immer das passe compose. Unser Lehrer hat sich wirklich bemüht es uns immer und immer wieder zu erklären. Nach einem Jahr gab er es aber schliesslich auf, weil wir es einfach nicht kapierten. :D

Kommt noch hinzu dass man viel schreibt aber die meisten Buchstaben dann nicht ausspricht. Das hat das ganze nebst dem Desinteresse noch weiter für mich erschwert.

Um es zu lernen ist Radio hören und Fernsehen sicher ganz gut. Am besten fängt man aber mit einer Daily Soap an. So furchtbar diese anzusehen sind, sie bedienen sich einer einfachen Sprache. Damit kann man sich einen Grundstock an Wörtern erarbeiten. :)

Passé Composé ist doch wie im Deutschen:
ICH HABE GESEHEN
Man nimmt also ICH = JE
+ HABE = AI
+ GESEHEN = VU
also J'AI VU
Aber die Franzosen sagen 'ich habe gewesen', nicht 'ich bin gewesen', deswegen heißt es J'AI ÉTÉ genau wie span. YO HE ESTADO

Frankreich ist immer eine Reise wert - hohe Kultur, alte Burgen und Schlösser, gutes Essen und herrliche Landschaften. Auch in Monaco spricht man französisch:

Gp von Monaco1993 (6)

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@Chiharu
Danke, aber vergiss es, beim Passe Compose bin ich wohl ein hoffnungsloser Fall. :D

@Chiharu

"yo he estado" ist aber eine Ortsangabe, (ich bin - in sowieso - gewesen), das andere von "sein" wäre dann "yo he sido" ;)
Wird aus deinem Posting nicht ganz klar.

Finde diese Form in Spanisch sehr einfach.

Französisch... tja ja, ich hatte Latein und irgendwann in der neunten Klasse freiwillig ein Jahr Französisch lernen wollen, aber die Lehrerin war eine menschliche und didaktische Katastrophe.. :D
Zum Schuljahresanfang waren wir ca 15 Leute, zum Halbjahr nur noch halb so viele und in der zehnten Klase wollten nur noch exakt zwei Schülerinnen weiter mchen (wir waren eine "reine" Lateinklasse).

Ja, wieso denken viele Menschen das eigentlich? Millionen Franzosen sind da ganz anderer Meinung.

@Doors

Na ja, zumindest die Rechtschreibung ist im Französischen eine spannende Sache...

Wie wäre sonst die landesweite Begeisterung für Diktate zu erklären?

Sogar bis hin zum Präsidenten...

http://www.focus.de/politik/ausland/frankreich-zum-diktat-bitte_aid_160538.html

Wieso denken so viele Menschen, Französisch sei schwer?

Französisch ist nicht schwer, es ist nur beschissen definiert. Ich meine wozu haben die überhaupt Buchstaben, wenn die meisten sowieso nicht ausgesprochen werden? Vor allen Dingen, wieso werden die noch geschrieben, wenn sie nicht ausgesprochen werden? Da gefällt mir Deutsch und Russisch besser, hast ne ordentliche Grammatik und man spricht die Wörter so aus wie man sie schreibt, bzw. umgekehrt. Sprache ist dazu da um sie zu sprechen und dazu muss die Zunge bewegt werden und nicht wie Englisch oder Französisch, wo man alles durch die Nase zu ziehen versucht.

Chiharu schrieb:Die paar Regeln sind ja alle in diesen paar Sätzchen verbaut und man hat die Grammatik so automatisch intus.

Deswegen ist es mir eigentlich nie sonderlich schwer gefallen, das bisschen Grammatik zu lernen. Bei Spanisch geht das komischerwese nicht :(

Chiharu schrieb:Ja, ich würde auch empfehlen, zuerst Spanisch oder Italienisch zu lernen, bevor man mit dem Französischen anfängt.

Ich persönlich habe mitsamt einiger meiner Mitschüler die Erfahrung gemacht, dass wir hinterher ganz durcheinandergekommen sind mit Französisch und Spanisch. Ich vertue mich immer noch mit der Endung "-tion" und "-ción" und mit "et" und "y" :D

@Snowman_one

Snowman_one schrieb:Um es zu lernen ist Radio hören und Fernsehen sicher ganz gut. Am besten fängt man aber mit einer Daily Soap an. So furchtbar diese anzusehen sind, sie bedienen sich einer einfachen Sprache. Damit kann man sich einen Grundstock an Wörtern erarbeiten

Oder kurze, knappe Texte, die irgendwie einen Bezug zu einem Bild haben, z.B. ein Comic oder so. Damit habe ich es voll schnell gelernt.

@Mr.Palooza

Mr.Palooza schrieb:Französisch ist nicht schwer, es ist nur beschissen definiert.

:troll: Naja, das ist eben Französisch :D eigentlich werden die meisten Buchstaben ausgespochen, außer das "h" (auch "stummes H" genannt) und halt die jeweiligen Endungen der meisten Wörter. Und wenn Vokal auf Vokal oder "h" trifft.

Weil die Franzosen maximal die Hälfte von dem aussprechen, was sie unnützerweise schreiben. Und dann nuscheln sie noch :)

Naja, je höher das Level, desto mehr normal nicht ausgesprochene Konsonanten tauchen in der Bindung ja wieder auf. In Liedern und Psalmen oder wenn in der Kirche aus der Bibel vorgetragen wird muss sowieso alles oder fast alles gebunden werden. Noch in den 60-er Jahren hat Louis de Funès alles gebunden, was sich im großbürgerlichen Lager binden ließ:
https://www.youtube.com/watch?v=d5l4LOYqz9U
2.44 sagt er z.B. JE VOUS PRIE DE VOUS EN ALLER R-IMMEDIATEMENT, was man heute doch nur noch bei Fernsehnachrichten hat oder in der Kirche oder bei Dichterlesungen.
Dass man VOUS S-EN N-ALLER aber auch auf dem allerniedrigsten Niveau sprechen muss, ist auch klar. Viele normal nicht gesprochene Konsonanten müssen unter Umständen doch gesprochen werden, weil es sich so eingebürgert hat!

Mr.Palooza schrieb:Wieso denken so viele Menschen, Französisch sei schwer?

Na, weil es schwer ist, für viele nehme ich an! :D

Achso...hier gehts um die Sprache... ;)
Die ist vermutlich für viele noch schwerer...