Habt ihr ein erfülltes Leben?

Wenn ich mir meinen Terminkalender für Oktober ansehe, dann komme ich zu dem Schulss, nicht nur ein erfülltes, sondern ein übervolles Leben zu haben. Da wäre ich gerne mehrere Personen, um das alles zu wuppen. Manchmal frage ich mich, wie ich früher noch einen 8-10-Stunden-Job und Kinder bewältigen konnte. Vielleicht lädt man sich im Alter ja auch immer mehr auf, weil die Restlaufzeit knapper wird?

@Doors
Warum tust Du Dir das an? Wär mal Zeit, Dir mehr Zeit und Ruhe zu gönnen. Qualität ist wichtiger als Quantität, gerade in Deinem Alter, finde ich. Sage ich als jemand, die gesundheitsbedingt kürzer treten muss.

@Laura_Maelle

Nach "Ruhe" strebe ich nicht unbedingt. Davon werde ich nach meinem Ableben mehr als genug haben. Vermutlich eine Ewigkeit. Oder mehrere?

Bis dahin gibt es noch eine Menge zu erledigen.

Ich halte es da mit Herrn Young:

It's better to burn out
'cause rust never sleeps

oder, auf gut Altdeutsch:

Wer rastet, der rostet.

Doors schrieb:Manchmal frage ich mich, wie ich früher noch einen 8-10-Stunden-Job und Kinder bewältigen konnte. Vielleicht lädt man sich im Alter ja auch immer mehr auf, weil die Restlaufzeit knapper wird

Wenn man jünger ist, steckt man das besser weg.

Doors schrieb:Da wäre ich gerne mehrere Personen, um das alles zu wuppen

Gut wäre es auch, mindestens 3 Arme zu haben 😁

MrOchmoneck schrieb:Ich persönlich sehe das sogenannte "erfüllte Leben" tatsächlich unter sehr klassischen konservativen Gesichtspunkten:

Ich habe mich auch für ein solches Leben (mit der gesunden Ernährung klappt aber nicht immer) entschieden und bin darüber auch froh, selbst wenn sich da zwischendrin andere Konstellationen ergeben haben.

MrOchmoneck schrieb:Eventuell hätte ich mich bei der Situation dann entsprechend arrangiert mit dem wie es läuft.

Der Mensch kann sich anpassen und arrangieren.
Das Leben ist nur bedingt planbar, nicht immer lässt sich ein Lebensplan von A bis Z verfolgen.
Da braucht nur etwas einzutreten wie z.B. eine

Laura_Maelle schrieb:gesundheitsbedingt

e Einschränkung
- Und schon muss man neu justieren/sondieren.

nairobi schrieb:Einschränkung
- Und schon muss man neu justieren/sondieren.

Ja, das ist nicht so leicht, gerade wenn man mehr machen will und es eigentlich von den Lebensumständen her erforderlich wäre, mehr zu tun. Da gerät einiges im Leben ins Wanken. Das braucht gute Nerven und die Aneignung von stoischen Eigenschaften, um in einer solchen Situation die Ruhe zu bewahren und zu akzeptieren, dass manche Sicherheiten dadurch verloren gehen.

Das Leben wird dadurch unberechenbarer, die sichere Scholle geht verloren. Es ist eher ein Schreiten über viele wankende Eisplatten im aufgelösten Eismeer. Ich habe letztlich nur mein Urvertrauen in Gott, dass mir wieder eine neue Triittunterlage zufließt, die im Moment da ist, ohne zu wissen, was morgen genau sein wird.

Deshalb bin ich froh, dass meine Wahrträume mir aufzeigen, dass ich es schaffen werde. Meine Wahrträume sind zum Glück zuverlässig.

nairobi schrieb:Gut wäre es auch, mindestens 3 Arme zu haben

Gern auch mehr:

Ein erfülltes Leben, ein sinnvolles Leben. Kein leeres Leben, aber auch nicht unbedingt ein volles oder sogar überfülltes Leben. Ein Leben, das hoffentlich gewollt und geliebt oder zumindest akzeptiert und im Bestmöglichen gelebt wird. Ein erlerntes Leben und ein fortwährendes Sterbenlernen. Ein Leben voller Sehnsüchte, die nicht alle ausgelebt werden oder sich wandeln. Eine Lebensleiter, die hoffentlich am richtigen Ort aufgestellt ist, um am Ende nicht zu beklagen, einem Irrlicht nachgestrebt zu haben.

Laura_Maelle schrieb:Kein leeres Leben,

Laura_Maelle schrieb:ein volles oder sogar überfülltes Leben

Ich denke da gerade an viele alte Menschen. Wie ist es bei ihnen? Sind sie viel alleine oder haben sie Dinge/Umstände/Mitmenschen, die ihr Leben füllen und bereichern? Das ist ja auch immer Betrachtungs- und Einstellungssache.
Ich glaube, dass es wichtig ist, sich um etwas zu kümmern und in gewisser Weise aktiv zu bleiben. Für viele ist es wichtig, sich gebraucht und geliebt/gemocht zu fühlen und zu glauben, dass sie (auch im Alter) noch etwas Sinnvolles tun können. Ob das Gartenarbeit ist, ein Haustier zu versorgen oder Handarbeiten oder etwas Caritatives oder dergleichen ist ist ganz egal.
Haben sie Kinder oder andere Verwandte, Freunde, gute Nachbarn, die Kontakt mit ihnen halten?
Im wesentlichen kommt es ja da auch auf sie selber an. Wie haben sie die Kontakte gepflegt? Da gehört natürlich auch ein wenig Engagement dazu.
Mein Vater hat sich früher um einige Gräber gekümmert, die total verwahrlost waren und von denen er durch seine täglichen Besuche auf dem Friedhof beim Grab seiner Mutter und später auch seiner Schwester wusste, dass da nie jemand kommt. Bei einem Grab erfuhr er, dass die verstorbene Frau drei Kinder hatte. Aber anscheinend war die Beziehung nicht gut, so dass sich niemand kümmerte und am Grab war. So etwas finde ich persönlich traurig, da ich zum Glück ein gutes Verhältnis zu meinen Eltern habe. Diese haben sich so verhalten, dass ich heute gerne Kontakt mit ihnen habe.
Natürlich kennt man die genauen Hintergründe bei der erwähnten Frau/Familie ja nicht.
Nur: wenn man es nicht schafft, beizeiten bestimmte Beziehungen aufzubauen und diese auch zu pflegen, kann man nicht erwarten, dass die Leute einem später "die Türe einrennen".

@nairobi
Meine Eltern hatten beide überhaupt keinen Bezug zum Friedhof und Gräbern, auch wenn beide ausgesprochen starke Familienmenschen waren und oft von ihren Familien erzählten. Beide glaubten nicht daran, dass sie nach ihrem Tod irgendwie noch Bezug zu ihren im Grab verwesenden Körpern haben, sondern verorteten sich diesbezüglich in einer besseren geistigen Welt. Deshalb besuchte ich nach ihrem Tod eher die Orte, wo meine Eltern seelisch zu Hause waren, und nicht so oft ihre Gräber. Vor allem meine Mutter sagte immer: Sucht mich nicht auf dem Friedhof, dort werde ich nicht sein!

Es muss also keineswegs so sein, dass die wenig besuchten Gräber einen zerstrittenen Familienhintergrund haben.

Laura_Maelle schrieb:Es muss also keineswegs so sein, dass die wenig besuchten Gräber einen zerstrittenen Familienhintergrund haben.

Ja, das mag bestimmt so sein. Für viele Menschen ist ein Friedhof ein angenehmer Ort, für andere hingegen gar nicht. Die Vorstellung, dass da ein geliebten Mensch unter der Erde liegt ist nicht einfach.
Und manchmal wohnen die Angehörigen ja auch weit entfernt.
Mein erster Mann wollte auch nie zum Grabe seines Vaters, zu dem er eine gute Beziehung hatte.
Heutzutage gibt es ja zum Glück auch andere Formen der Bestattung, die man wählen kann und wo keine Grabpflege erforderlich ist, wie anonyme Bestattung, Baumbestattung usw. Das ist immer mehr im Kommen.
Kürzlich begleitete ich meinen zweiten Mann zum Grabe von seiner Mutter. Ich glaube, das war nach ihrer Beisetzung letzten Dezember das erste oder höchstens zweite Mal, dass er dort war. Das Grab ist sehr gepflegt, ich weiß, dass ihr das auch wichtig war (ihr Mann liegt da schon seit Jahren).
Wir kamen an anderen Gräbern vorbei und mein Mann machte mich auf zwei nicht so gepflegte Gräber aufmerksam. Dort liegen Personen, die Blumengeschäfte hatten, die heute von den Kindern weitergeführt werden.
Die Gräber sehen nicht so aus, wie man sich das von dem Inhaber von Blumengeschäften, die ja auch viel für Beerdigungen/Gräber machen, vorstellen würde. So etwas fällt dann doch irgendwie auf. Vielleicht haben die Kinder natürlich auch beruflich so viel zu tun, dass sie es nicht schaffen.
Man weiß es nicht.

@nairobi
Ja, das erscheint erstmal unverständlich, aber meine Mutter, eine Damenschneidermeisterin, welche die schönsten Kleider für ihre reichen Kundinnen nähte, ließ mich Secondhand-Kleider tragen, obwohl sie mich sehr liebte. Sie selbst trug die einfachsten Kleider mit simpler Küchenschürze. Wir lebten sehr arm.

Meine Mutter brachte uns übrigens auf die Idee, die Gräber mit schönen Steinmustern zu belegen.

So sieht das dann aus:

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Laura_Maelle schrieb:So sieht das dann aus:

Das sieht sehr schön aus. Es ist auch etwas Individuelles.

@nairobi
Ja, so gefällt es mir auch. Und meine Eltern hatten zudem wirklich einen Bezug zu schönen Steinen. Mein Vater sass am Steinchenufer unseres Flusses und fischte und meine Mutter sammelte einzigartige Steine, wie übrigens ihr Enkel auch.

Aus unserer Kristallstein-Foto-Sammlung, wobei vieles auch wieder weitergegeben wurde, aber es bleiben schöne Erinnerungen eines erfüllten Lebens:

Abgesehen von den ganz normalen Alltagsproblemen und -problemchen definitiv.
Da steigere ich mich aber gerne mal zu sehr rein und suhle mich in Selbstmitleid.

Und seit dieser Woche können meine Hunde auch endlich wieder ein erfüllteres, freieres Leben führen. Die alles zumüllenden, wild campenden Touristen sind weg von unserem Naturstrand. Freiheit für sie....

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Ein erfülltes Leben, wie definiert man das ...?

Klar ist mein Leben erfüllt, ich habe ein Dach über den Kopf, ein Einkommen und eine Familie

Aber auch negativ Aspekte, Oma und Opa früh verloren, eine Lebenslange Behinderung die mich immer hintert "Komplett" zu sein, Vater früh verloren, Mobbing in der Schule und auch mal durch Dunkle Zeiten gegangen.

Was wünsche ich mir? Mehr Ausgeglichenheit um mehr das zu sehen was mich glücklich macht. Irgendwie schwer zu beschreiben

Wenn man sich mal die Bedeutung des Wortes "erfüllen" im Sinne des Threads anguckt, kann man davon ausgehen, dass diese Frage kaum mit einem Ja zu beantworten ist.

https://de.wiktionary.org/wiki/erf%C3%BCllen

[2] transitiv: etwas Wirklichkeit werden lassen, Wünschen oder Ansprüchen gerecht werden

Im Sinne von auf das ganze Leben bezogen völliger Blödsinn.

Doors schrieb am 27.09.2023:Wenn ich mir meinen Terminkalender für Oktober ansehe, dann komme ich zu dem Schulss, nicht nur ein erfülltes, sondern ein übervolles Leben zu haben

Wenn im Kalender so gar nichts drin stünde, wäre es aber wohl langweilig und eintönig?
Ich muss allerdings auch sagen, dass es für mich richtig schön ist, wenn ich Urlaub habe und da keinerlei Termine. Einfach in den Tag hineinleben kann ohne bestimmte Dinge zu beachten und von diesen beeinflusst zu sein.

Natürlich habe ich auch durch die Arbeit einiges an Terminen. Wenn ich mal in Pension bin wird es auf dem Gebiet zumindest ruhiger.

Dini1909 schrieb:Ein erfülltes Leben, wie definiert man das

Das ist eine gute Frage. Das definiert wahrscheinlich jeder anders für sich.

Dini1909 schrieb:Was wünsche ich mir? Mehr Ausgeglichenheit um mehr das zu sehen was mich glücklich macht. Irgendwie schwer zu beschreiben

Ja, Ausgeglichenheit ist aus meiner Sicht zentral bei der Definition "erfülltes Leben".

nairobi schrieb:Einfach in den Tag hineinleben kann ohne bestimmte Dinge zu beachten und von diesen beeinflusst zu sein.

Stimmt, ein schöner Aspekt von echter Freizeit und Erholung.