Verweichlichung der heutigen Jugend

ardbeg schrieb:na klar gibt es den.

Fein, dann brauchst du ja keine Übertreibung, dann kannst du bestimmt echte Beispiele nennen?

Gibt es für diese unzähligen "Verweichlichung der Jugend" Theorien eigentlich auch wissenschaftlich fundierte Quellen? So oft wie es immerhin von unzähligen Freizeitempiristen breitgetreten wird, muss sich doch mal ein seriöser Forscher damit beschäftigen *hust*

Ja, einer ist mal nicht zur Arbeit erschienen, weil die Bahn ausgefallen ist. Zwei Haltestellen, 30 minuten Fußweg.
Ein anderer hat Werkzeuge im Wert von mehreren Tausend € auf der unabgeschlossenen Baustelle gelassen, weil er ja eh am nächsten Tag wieder da ist und das nicht zumutbar ist die ganzen Koffer ständig ein und aus zu laden.
Ein junger Geselle hat seinen Job gekündigt weil ihm an einem Tag gleich drei Kunden doof gekommen sind. Wieder ein anderer (Azubi) hat Verlegekabel direkt unter Putz (also ohne leerrohr) gelegt, weil er pünktlich im Stadion sein wollte.
und das sind nur die von 2014/2015 die mir grade so einfallen.

@ardbeg

Ich kenne einen, der fährt jeden Tag auf seinem Fahrrad die 15 km zu seiner Praktikumsstelle. Bei Wind und Wetter. Sommer wie Winter. Ein anderer studiert und jobbt nebenbei um sich Wohnung und Essen zu finanzieren, der geht morgens aus dem Haus und kommt nachts heim um noch für Klausuren zu lernen. Ein anderer arbeitet freiwillig in einer Flüchtlingsunterkunft in seinem Stadtteil obwohl er kurz vor den Abschlussprüfungen steht und eigentlich lernen sollte. Dann gibt es noch den Typen der in seinem Ausbildungsjob jeden Tag Überstunden macht und sich reinmalocht um am Ende vom Betrieb übernommen zu werden. Und was sagt uns das?

gar nichts! Groucho wollte Beispiele und die habe ich geliefert. Ich habe nie gesagt, das jeder so ist aber wenn man über so einen schwammigen begriff reden möchte, muss man schon zu einem gewissen Grad verallgemeinern.

und um das noch mal zu betonen, es geht um meine / unsere subjektive Wahrnehmung und nicht um Statistiken die ich zitiere. Sicher ist einiges davon verzerrt, aber war das nicht bei jeder generation so?

ardbeg schrieb:Ja, einer ist mal nicht zur Arbeit erschienen, weil die Bahn ausgefallen ist. Zwei Haltestellen, 30 minuten Fußweg.

Tatsächlich, das könnte ein Beispiel für "Verweichlichung" sein.
Könnte aber auch sein, dass der dreist ist, keinen Bock auf den Job hat und ihm jede blöde Ausrede recht ist.

ardbeg schrieb:Ein anderer hat Werkzeuge im Wert von mehreren Tausend € auf der unabgeschlossenen Baustelle gelassen, weil er ja eh am nächsten Tag wieder da ist und das nicht zumutbar ist die ganzen Koffer ständig ein und aus zu laden.

Das würde ich einfach faul nennen, das gab es schon immer.

ardbeg schrieb:Ein junger Geselle hat seinen Job gekündigt weil ihm an einem Tag gleich drei Kunden doof gekommen sind.

Naja, zu einer Kündigung gehört in der Regel eine Vorgeschichte, ich glaube kaum, dass der alles super fand und dann wegen drei Kunden kündigt.

ardbeg schrieb:Wieder ein anderer (Azubi) hat Verlegekabel direkt unter Putz (also ohne leerrohr) gelegt, weil er pünktlich im Stadion sein wollte.

Auch hier kann ich keine Verweichlichung erkennen.
Das ist nur arschig gegenüber Kunde und Firma.

ardbeg schrieb:aber wenn man über so einen schwammigen begriff reden möchte, muss man schon zu einem gewissen Grad verallgemeinern.

Falsch, dann wird es nur noch schwammiger.
Besser wäre: Scharfe Definitionen, präzise Beispiele.

@lightshot

von der Seite habe ich es noch nicht so betrachtet! Es stimmt natürlich!

meint man hier vielleicht "weniger belastbar"?

ardbeg schrieb:Groucho wollte Beispiele und die habe ich geliefert. Ich habe nie gesagt, das jeder so ist aber wenn man über so einen schwammigen begriff reden möchte, muss man schon zu einem gewissen Grad verallgemeinern.

Du hast dich von den Leuten verarschen lassen, die haben deine Argumente genüsslich dekonstruiert. Lerne daraus, für das nächste Mal.

KillingTime schrieb:Du hast dich von den Leuten verarschen lassen, die haben deine Argumente genüsslich dekonstruiert.

Ich habe seine Argumente dekonstruiert, okey.
Aber verarscht habe ich niemanden.

Also ich persönlich würde "verweichlicht" so definieren, dass man nicht bereit ist für seine Ziele Härten zu ertragen.

Wenn der Bauarbeiter scheiße arbeitet, weil er keinen Bock drauf hat, dann ist er nicht verweichlicht. Wenn jemand unbedingt eine bestimmte Ausbildungsstelle haben will aber es dann nicht macht, weil der ÖPNV halt ein bißchen ungünstig ist, dann geht's schon eher in die Richtung.
Wenn jemand mit seinem Körper unzufrieden ist aber nicht bereit ist sich beim Sport zu quälen, dann ist das verweichlicht ... wenn ein Couchpotato keinen Sport macht, weil er es einfach nicht will, dann hat das mit Verweichlichung nichts zu tun.

Härten zu ertragen, nur um des Ertragens Willen, macht niemanden hart (auch ich würde das schlicht dumm nennen). Ziele trotz Härten zu verfolgen schon.

Nachdem ich jetzt etwas mitgelesen habe und die Jugend wohl (soweit ca. 80% der Diskussion verriet) nur als "junge Männer" dargestellt wird, dachte ich, ich gebe ebenfalls mal meinen Senf dazu.

Ich habe das Gefühl, dass hier ganz außer Acht gelassen wurde, wie feinfühlig eine sich immer weiter entwickelnde Gesellschaft behandelt werden muss, wenn man sie, oder zumindest einen Teil von ihr, analysieren möchte. Natürlich kann es subjektiv so wirken, als seien die Kinder/Jugendlichen/jungen Erwachsenen nicht so, wie man sich selbst in dem Alter wahrgenommen hat, aber das einfach zu behaupten ist kaum ausreichend, um zu versuchen dieser Frage ernsthaft auf die Spur zu kommen. (Andernfalls möchte man so etwas eben nur nach Stammtischmanier in den Raum werfen und beipflichtendes Gegröhle hören, anstatt eine richtige Diskussion zu führen.)
Wir leben schließlich nicht in einem Konstrukt, das sich mit immer der gleichen Schnelligkeit entwickelt, sondern mit voranschreitender Zeit immer schneller - was schlussendlich auch zu einem sich immer schneller wandelnden Geist einer Gesellschaft mausert. Und je schneller und (für die vorherige Generation) chaotischer sich etwas entwickelt, desto weniger kann man es nachvollziehen, geschweige denn verstehen.

Neue Errungenschaften, eine überholte Diagnostik, sich immer wieder selbst aufhebende Regelungen - der Wandel läuft mittlerweile so rapide, ist es da überhaupt noch ein Wunder, dass wir kaum verstehen, warum etwas, was wir in unserer Kindheit oder Jugend als "besser" empfunden haben, heute nichts mehr wert ist? Warum arbeitet kaum jemand noch in körperlich anstrengenden Berufen? Warum ist es für einen Großteil nicht mehr "männlich", sondern einfach schwachsinnig, sich nach alten Maßstäben zu benehmen? Weil das Bewusstsein wächst, es verändert sich und das wird es auch immer tun. (Das macht diese Berufszweige natürlich absolut nicht schlechter.)

Ergo: Die Verweichlichung, die wir wahrnehmen, ist das Resultat einer wachsenden Gesellschaft, hat aber nicht wirklich mit Verweichlichung per se zu tun, sondern mit den fehlenden Einblicken in die doch (für ältere Menschen) recht gut abgeschirmte und intime Welt der sich ständig verändernden Jugend. Ob es nun Neid ist, weil man nur oberflächliche Einblicke gewinnt, oder die Angst, seine eigene, vielleicht idealisierte Jugend (mit idealisiert meine ich lediglich die Grundwerte, an denen man festhielt, ob sie einem zu der Zeit gefielen oder nicht, sei dahingestellt) durch eine neue Generation, eine vielleicht auf den ersten Blick unangenehme Generation, degradieren zu müssen, bleibt dahingestellt und wird wohl von jedem selbst subjektiv bestimmt werden können.

Enchant schrieb:Andernfalls möchte man so etwas eben nur nach Stammtischmanier in den Raum werfen und beipflichtendes Gegröhle hören, anstatt eine richtige Diskussion zu führen.

Wenn mit einem so schwammigen Begriff wie "Verweichlichung" gearbeitet wird, bleibt fast gar nichts anderes übrig.

@Groucho
Das versuchte ich damit zu sagen, ja. Verweichlichung ist hier tatsächlich unheimlich schlecht gewählt.

@What

What schrieb:von der Seite habe ich es noch nicht so betrachtet! Es stimmt natürlich!

Was meinst du genau bitte?

Grüsse
Lighshot

Na wenn das nicht dazu passt: Jetzt ist "die Jugend" auch noch zu verweichlicht zum Rebellieren und Abgrenzen :-)

http://www.tagesspiegel.de/wissen/sinus-jugendstudie-2016-generation-mainstream/13500046.html

Jahahaha,die heute dreißig Jährigen waren zu den 90er Jahren Teenie s und ich erinnere mich an die ersten peinlichen augenbrauenpiercings, Traibletattoos, plateau Schuhe auch für Männer.
Zu stacheln gedrehte haarsträhnen und jede Menge Technobeats aber jaaa die Jugend heute ist ja soviel peinlicher und verweichlichter 😂
Jetzt kommt schon übertreibts nicht ! In den späten siebziger und achtzigern Jahren wurde die Jugend auch immer schlecht gemacht und da kamen die ganzen Drogen dazu die ausprobiert wurden, weil die Jugend daran schuld ist. In den 50ern waren ja noch alle komplett durch den Wind wegen des 2ww und da haben ja auch die deutschen Frauen alles aufgebaut ,ne?😅
Ich denke mal der allgemein technische Vorschritt prägt die Jugend halt eben anders aber ich muss zugeben ich empfinde aber auch einen Teil der Jugendlichen als mehr politisch interessiert und weniger voreingenommen als uns 90er Generation. Alles hat so seine Vor und Nachteile, und wenn man auf die Jugend zugeht kann man auch viel bewirken,aber vorausgesetzt man setzt auch Kinder in die Welt,gibt genügend Mitte dreißiger die sich konsequent gegen Kinder entscheiden, dann sollte man doch lieber ruhig in der ecke sitzen und sich nicht beschweren

Opa erzählt:

Zu meiner Schulzeit waren Jeans verboten - die Nieten hätten das Schulmobilar beschädigen können und wer sich als Junge traute, lange Haare zu haben, wurde von den Lehrern aufgefordert, zum Friseur zu gehen (Du bist doch kein Mädchen!). Comics und Beatmusik galten als Sendboten des Teufels. Wer als Jugendlicher mit Altersgenossen auf der Strasse "abhing" bekam von Passanten Kommentare wie "Euch sollte man alle vergasen" oder "Unter Adolf hätte es das nicht gegeben" zu hören. Wer nicht zur Bundeswehr ging, wurde schief angeguckt und musste mit beruflichen Nachteilen, spätestens nach der Frage des Personalchefs "Haben Sie gedient?" rechnen.

@Doors

Da könnten wir schneller wieder landen als wir denken.