@sunlightx Ist dir bekannt, dass es eine Intersexualität gibt? Also eine Überschneidung von biologischen Geschlechtsmerkmalen gegeben ist? Jetzt stell dir einfach mal vor, es gibt diese Überschneidungen auch in einer Form, die nicht äußerlich sichtbar sind. Die Neurobiologie ist jedenfalls nicht so offensichtlich, wie äußerliche Geschlechtsmerkmale. Die Transsexualität ist daher weniger erkennbar als die Intersexualität, jedoch ist sie inzwischen auch Teil der Neurowissenschaften. Sprich, die Psychologie und Psyche eines Menschen sind eben auch durch neurophysiologische Beschaffenheiten bestimmt. Eine transsexuelle Person hat eben auch in ihrer Psyche und neurobiologischen Beschaffenheit einen Zustand, bei dem es eben auch eine Überschneidung der Geschlechter gibt. Bzw. eine Transfrau eben intrinsisch die Eigenschaften des weiblichen Geschlechts nach außen hin verkörpern möchte, da sie sich damit mehr im Einklang fühlt (bei Transmännern dann auf gleiche Weise umgekehrt).
Diese geschlechtlichen Überschneidungen kann es offensichtlich (durch äußere und innere, organische) und weniger offensichtlich (neurobiologisch, endokrinologisch) geben. So gesehen, ist die Transsexualität durchaus auch ein Teil der Intersexualität. Bei Transgendern und non-binären Menschen kann das dann durchaus auch noch ein gewisses Spektrum an unterschiedlichen Zwischentönen ergeben.
Es wird in dem Bereich jedenfalls noch vieles erforscht und da werden noch viele Erkenntnisse kommen. Daher finde ich deine Reduzierung auf "psychische Probleme" viel zu unterkomplex. Doch selbst wenn es die Psyche betrifft, sollte man da keinen Menschen bewerten und es darauf reduzieren. Die Psyche selbst ist eben komplex und durch unterschiedlichste Faktoren und Eigenschaften bestimmt, die sich alle eben auch auf die Neurobiologie beziehen. Also sprich, die Neurophysiologischen Eigenschaften eines Menschen, sind durch viele Faktoren beeinflusst, innerlich wie auch äußerlich, am Ende ist dann die Psyche das mentale "System" was die Summe ihrer Teile ist.
Ein psychisches Problem ist es dann, wenn es eine Person belastet. Die "Genderdysphorie" kann ein solches Problem sein, wenn eine Person sich äußerlich (sozial und von ihrem Erscheinungsbild) nicht im Einklang mit dem inneren Wesen empfindet und daraus eine innere Disharmonie entstehen kann, die dann z.B. einer Depression münden kann. Menschen, die das betrifft, leiden also unter dieser Disharmonie, wenn diese Menschen nicht so leben können, wie sie es innerlich empfinden, also gezwungen sind, eine Rolle zu spielen, die nicht mit ihnen im Einklang ist. So gesehen leiden Menschen, die es betrifft dann eben unter dieser "Lebenslüge" und das kann dann wirklich zu einem psychologischen Problem werden. Menschen, die dann den für sie entsprechenden Weg gehen, sich trauen zu öffnen, sich nach ihren Vorstellungen auch äußerlich dem innerlich empfundenen Geschlecht angleichen, können dieses psychisch belastende Problem der Dysphorie dadurch lindern und ihre Lebensqualität verbessern. Also jene Menschen, die diesen Weg sich trauen zu gehen. Die nicht ausgegrenzt und diskriminiert werden und eine innerliche und äußerliche Balance herstellen können, bei der sie sich mehr in ihrem Körper wohlfühlen, werden eben auch weniger psychische Probleme haben und für sich ein glücklicheres Leben führen können.
Das verstehen viele die das nicht betrifft nur nicht, sie haben keine Ahnung von der Lebensrealität der Personen, die das betrifft. An der Thematik kann man aber sehr schnell erkennen, welche Menschen eine Empathie besitzen und welche weniger.
Dich betrifft es halt nicht, du kennst keine Menschen, die es betrifft und du hast in der Hinsicht auch nicht die nötige Empathie und auch nicht das Feingefühl, daher urteilst du dann über jene Menschen. Das machen hier aber leider auch noch viele andere. Jedenfalls haben Menschen sich das nicht ausgesucht, die das betrifft. Es ist eben Teil ihrer Lebensrealität.
Btw. würde man ihr das Frausein und ihre Femininität absprechen nur weil sie trans* ist?

(
Hunter Schafer)
Wikipedia: Intergeschlechtlichkeithttps://www.sueddeutsche.de/leben/interview-kim-schicklang-das-gehirn-ist-ein-geschlechtsorgan-1.1062039https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/opus4/frontdoor/deliver/index/docId/64788/file/Unireport_2-16_21.pdfhttps://www.queer.de/detail.php?article_id=31225