Tussinelda schrieb:Ethnologische Studien über Gesellschaften, in denen andere Geschlechterordnungen als die Zweigeschlechterordnung von Mann und Frau – beispielsweise in Form von Drei- und Viergeschlechterordnungen oder jenen Geschlechterordnungen, in denen neben den Kategorien Mann und Frau weitere, als alternative Geschlechter bezeichnete Kategorien vorhanden sind – finden sich weltweit
Das kenne ich von einigen indigenen Völkern in Nordamerika als Two-spirits. Es ist gut, wenn es diese Akzeptanz gibt und nicht wie bei uns drauf bestanden wird, dass es nichts außerhalb von männlich und weiblich geben kann. Aber andererseits geht es dabei ja unter anderem auch um Personen, die nur soziale Verhaltensweisen des anderen Geschlechts zeigen. Dass dafür dann eigene Kategorien geschaffen werden, bestätigt doch gerade das binäre System. Wohlgemerkt, ich rede hier nicht von Geschlechtsdysphorie. Man möge mich ggf korrigieren, aber ich verstehe es so, dass es in diesen Kulturen nicht allein um Transidente geht, sondern dass es schon ausreicht, nicht die typischen Rollenerwartungen seines biologischen Geschlechts zu erfüllen, um von diesem quasi ausgenommen zu werden und man fortan als Angehöriger eines Geschlechts "dazwischen" gilt.
Eine Auflösung des binären Systems würde ich eher darin sehen, wenn kein Geschlecht mehr auf bestimmte Rollen festgenagelt ist.
Nochmal: Ich verstehe, dass es Transidentitäten gibt. Aber das Durchbrechen von Rollenbildern allein ist ja erstmal noch keine Transidentität.
Ich beispielsweise bin eine Cis-Frau, die dennoch nicht viele der "typischen" Eigenschaften und Rollenerwartungen von Frauen erfüllt und dafür tatsächlich die eine oder andere, die man häufiger bei Männern findet. Trotzdem fühle ich mich zu 100% als Frau und bin verletzt, wenn man mich misgendert - was zwar selten vorkommt, aber doch schon passiert ist.
Daher finde ich die beschriebenen Kulturen leider nicht das beste Beispiel für den Umgang mit Gender-Vielfalt. Auch wenn es in der Tat aufzeigt, wie man noch mit Transidentitäten umgehen kann im Vergleich zu uns.