Moin Ladies,
ich habe mir nochmal alles durch den Kopf gehen lassen, was hier gestern so ausgetauscht wurde und verstehe auch, dass es da mehrere Meinungen zu gibt. Ich glaube aber, dass
@traces und
@Interested auf etwas hinaus wollten, was wir uns alle zu Herzen nehmen sollten. Mir ist das nämlich auch erst heute - in einer schlaflosen Nacht - bewusst geworden, als ich mich das fragte, was die beiden mich gestern gefragt haben, nämlich: Warum bin ich eigentlich 9 Monate bei diesem Typ geblieben?
Es wäre so einfach zu sagen, dass mein Selbstwertgefühl damals einfach nicht sehr ausgeprägt war und ja, das stimmt auch, aber das ist sicher nicht der einzige Grund gewesen! Auch einfach nur zu sagen "ich habe ihn geliebt" reicht nicht aus, denn das wäre ebenfalls zu einfach.
Der wahre Grund sitzt aber um einiges tiefer: Ich habe diesen Typen vergöttert und zwar vollkommen zu Unrecht. Ich selbst habe ihn über mich gestellt. Ich habe den Boden geküsst, auf dem er lief und alles getan, um es ihm recht zu machen. Ich hatte großen Respekt vor seiner Autorität. Ich habe ihm zwar oft genug Kontra gegeben, aber nur um mich danach gleich wieder dafür zu entschuldigen, weil ich tatsächlich glaubte, dass ich nun einen Fehler gemacht habe. Wie dumm! Warum habe ich denn gedacht, dass er mehr wert ist als ich? Weil er so viel älter, erfahrener war? Weil er klug war? Weil er einen tollen Job hatte? Kein Mensch ist mehr oder weniger wert als ich, warum wollte ich selbst keine Beziehung auf Augenhöhe und habe ihn auf ein Podest gestellt? Ich habe mich klein gehalten, aus Angst, er könne mich verlassen und er hat in mir dadurch sein perfektes Opfer gefunden! Ich habe oft genug versucht, ihm die Grenzen aufzuzeigen, glaubt mir, das habe ich. Aber er hat es immer wieder geschafft, dass ich glaubte, mit mir stimme was nicht, und ja, das war auch so, mit mir stimmte etwas nicht, ich stellte einen anderen Menschen über mich selbst und ließ ihn mich kontrollieren, wie ein Puppenspieler. Ich habe zwar immer versucht mich zu wehren, aber letzten Endes doch wieder aufgegeben und ihn doch immer wieder zurück genommen. Dabei fällt mir auf, dass er sich nie entschuldigt hat für das was er tat, sondern immer nur Ausreden für alles hatte - und mir hat es gereicht, um ihn wieder zurück zu nehmen. Ich habe immer versucht, mich zu ändern, mich zu bessern: "stelle nicht mehr so viele Fragen, das stresst ihn; mach ganz ruhig; er meldet sich schon wenn er Zeit hat, er hat halt viel Stress; er hat es nicht so gemeint". ICH bin auch jemand. ICH bin auch wichtig! Warum hab ich eigentlich ständig versucht, mich zu ändern und ihm gerecht zu werden? Und wenn ich mich nicht selbst respektiere, wieso sollte er es dann tun?
Dass ich zusätzlich mit meinen zwei Jobs noch total überlastet war und oftmals keine Kraft mehr hatte, mich zu streiten, oder zu diskutieren oder gar zu gehen und es deswegen gut hab sein lassen ist auch so ein Punkt. Wie kann man nur? Man sollte sich selbst so viel Wert sein, diese Kraft aufzubringen, egal wie fertig man ist. Das Privatleben sollte immer vor gehen und man sollte immer das tun, was das beste für einen ist und nicht das, was das bequemste ist!
Ich habe mir damals gewünscht, dass er verreckt. Das sag ich ganz ehrlich. Ich hatte oft Träume davon, wie ich ihn folter oder schlimmeres, weil ich in meiner unendlichen Verletztheit durch nichts anderes Befriedigung finden konnte, als in dem Gedanken, dass er leidet. Aber seit langem sehe ich das schon ganz anders: Ich wünsche keinem Menschen dieser Welt etwas schlechtes. Ich bin kein Richter und ich bin kein Henker, nur ein subjektiv denkender Mensch. Ich wünsche jedem Menschen nur das, was er auch wirklich und tatsächlich verdient und was das ist, entscheide NICHT ich. Entweder er bekommt was gutes, oder was schlechtes. Wenn das Karma denkt, er verdient eine Abreibung, dann wird er sie bekommen und wenn nicht, dann nicht! Ich bin completely fine damit!
Ich danke jedem einzelnen hier in dem Thread für seine Erfahrungen und ich denke, ich werde endlich mit dem Thema abschließen können <3