Aggressivität bei Jugendlichen - Was kann man dagegen tun?

Lightspeed schrieb:Wobei ich sagen muss bei den Tätern, die sich für cool halten im Knast zu sein da stimmt doch bei deren Psyche was nicht?

Kann sein, von psychischer Störung ist aber wohl nicht immer die Rede falls überhaupt.

Warum geht eigentlich niemand darauf ein, dass die Opfer Schutz brauchen, um sichergehen zu können, dass der Täter ihnen nichts mehr tun wird?

@AlteTante
Das liegt daran das wir an ein Weg arbeiten, das Täter nicht entstehen und somit es keine Opfer geben muss die Schutz brauchen.
Ich hoffe jetzt verstehst du was ich meine, wiederhole mich ungern obwohl es die ganze Zeit nur darum geht ?
Und niemand hier Täter Schokolade schenkt, und sagt die Opfer haben es verdient das hat keiner gesagt. Dennoch denken manche User hier das.

@AlteTante

weil das Thema ist

Aggressivität bei Jugendlichen - Was kann man dagegen tun?

Es soll ja, am besten keine Opfer mehr geben!

Dafür eine Lösung, wäre super.

@Lightspeed

Auf Serbien ging ich nur ein, weil @Venom
Es ansprach, ich meine Vermutung dazu aussprach.. wieso es sein könnte, das Unter den Jugendlichen dort derzeit Gewalt Groß Geschrieben wird!

@sunshinelight

Thx.
Ja, alles irgendwie nicht Einfach!

AlteTante schrieb:Warum geht eigentlich niemand darauf ein, dass die Opfer Schutz brauchen, um sichergehen zu können, dass der Täter ihnen nichts mehr tun wird?

Ich bin ja eher dafür die Opfer zu stärken. Man wird ja nicht einfach so Opfer.

Ich kann jetzt nur aus meiner beruflichen Erfahrung sprechen. Muss dazu aber sagen, dass ich nur mit Kindern von 2-10 Jahren gearbeitet habe. Es fängt aber schon im Kleinen an.

Ein kleines fiktives Beispiel auf den einfachsten Nenner herunter gebrochen.

Der Peter ärgert und triezt jeden Tag aufs neue den Bernd. Er macht ihm was kaputt, er schubst ihn, er klaut ihm die Mütze wenn sie im Garten sind, usw.

Jetzt kann ich natürlich hergehen und den Peter jeden Tag schimpfen. Er darf nicht mehr in die Nähe von Bernd, er darf nicht in den Garten. Ich nehme den armen Bernd in den Arm und tröste ihn und versichere ihm, dass wir ihn vor dem bösen Peter beschützen werden.

Ich könnte aber auch den bösen Peter in den Arm nehmen, vielleicht kennt er so was gar nicht. Vielleicht tut es ihm gut, wenn er nicht immer nur als der böse abgestempelt wird. Ich kann mit ihm reden, ihn fragen was so toll daran ist, den Bernd zu ärgern. Wer weiß was er mir erzählen wird. Ich werde ihm erklären, dass das so nicht weitergeht, aber ihm trotz allem versichern, dass ich ihn gern habe und das es mich traurig macht, wenn er sich so verhält.

Dann kann ich versuchen, den Peter und den Bernd in gemeinsame Spiele einzubinden. Den beiden vermitteln, dass sie gar nicht so verschieden sind, sondern sehr gut auch miteinander, statt gegeneinander können. Zusätzlich auch versuchen das Selbstbewusstsein von Bernd zu stärken. Ihm zeigen dass er nicht schlechter als andere ist, dass er auch was kann und sich seiner Stärken bewusst wird.

Ich weiß, in meinem Beispiel geht es nicht um Jugendliche, aber solche eingefahrenen Verhaltensweisen beginnen halt schon sehr früh. Soll auch nur ein kleiner Denkanstoß sein. Nicht immer sind die "Bösen" grundsätzlich böse und die vermeintlich "Schwachen", nicht immer schwach. Man muss halt auf  beiden Seiten ansetzen.

Carietta schrieb:Ich weiß, in meinem Beispiel geht es nicht um Jugendliche, aber solche eingefahrenen Verhaltensweisen beginnen halt schon sehr früh. Soll auch nur ein kleiner Denkanstoß sein. Nicht immer sind die "Bösen" grundsätzlich böse und die vermeintlich "Schwachen", nicht immer schwach. Man muss halt auf  beiden Seiten ansetzen.

Hm... sehr schöner Ansatz von dir... gefällt mir sehr gut und ich würde dir auch uneingeschränkt zustimmen, es genau SO zu machen... wenn ich nicht Einblick in einen Erzieher-Alltag hätte... nicht aus erster Hand, sondern von einer Erzieherin, die ich ganz gut kenne.

Im KITA-Alltag hat man für so lange Gespräche mit etwas aufsässigen Kindern einfach überhaupt keine, wirklich, gar keine Zeit... erst einmal bekommt man ja schon eine Horde vor die Nase gesetzt... es gibt da wirklich richtig große Gruppen... zweitens müsste man solche Maßnahmen öfters durchsetzen, weil du, wie ich von der Erzieherin hörte, auch mal drei bis vier solcher recht auffälligen Kindern hast.

Und drittens, so die Erzieherin, sind die Eltern der Kinder oft noch schwieriger als alles andere... und dann kommen noch die anderen überlasteten Kollegen dazu, Krankschreibungen und Vertretungen... plus Einarbeitung von Praktikanten. Man hat also auch heftig Ärger mit so manchen Eltern, die selbstverständlich es alle besser wissen, wie man ein Kind zu erziehen hat.

KITAs sind in vielen Fällen nur noch reine Aufbewahrungsorte geworden... man kann mit den Kindern spielen und ihnen vielleicht sogar etwas beibringen, aber innige Gespräche mit pädagogischem Mehrwert sind wohl nicht mehr oder nur noch in seltenen Fällen möglich.

@moric

Die Eltern sind immer das größte Problem. Schon seit jeher. Aber nicht nur bei den "Bösen". Dennoch kann man sich die Zeit für solche Kinder nehmen. Ich arbeite aber seit 2014 nicht mehr in dem Beruf. Bournout und schwere Depression. Danach Reha, Therapien und es geht mir wieder besser. Werde aber in diesem Beruf nicht mehr arbeiten können. Ja, es geht an die Substanz. Man muss auf die jungen Menschen zählen, die in diesem Berufsfeld nachkommen und noch stark sind und viel Idealismus besitzen. Den hatte ich auch mal. Außerdem bräuchte es mehr Männer in KiTas, gerade für die Jungs. Viel zu viel Weibsvolk dort und auch in Grundschulen ;)

Es ging mir auch nur darum aufzuzeigen, dass die Welt nicht nur schwarz/weiß ist. Mir ist aber bewusst, dass man nicht immer alles retten kann, die Welt schon gar nicht.

@Carietta
Das wäre auch aus meiner Sicht das Idealste. Wie denkst du aber beispielsweise bei solchen Vorfällen wie die aus Serbien? Dort ist die Lage bspw. katastrophal diesbezüglich und Selbstjustiz scheint die beste Lösung zu sein und zwar weil die Prozesse gegen die Täter meistens sinnlos sind...falls es überhaupt zu einem Prozess kommt. Der Täter läuft am Ende locker frei rum und kann bei seinen Schandtaten weitermachen. Die Eltern sind nicht selten auf der Seite ihrer Kinder bzw der Täter. Was soll man da machen? Ich habe schon zwei Vorfälle hier erwähnt gestern oder vorgestern glaube ich, vielleicht hast du da mitgelesen.

@Carietta
Wunderschön geschrieben.
Gefällt mir.

Venom schrieb:Wie denkst du aber beispielsweise bei solchen Vorfällen wie die aus Serbien? Dort ist die Lage bspw. katastrophal diesbezüglich und Selbstjustiz scheint die beste Lösung zu sein

Ich befinde mich aber nicht in Serbien und von Selbstjustiz halte ich gar nichts. Ich denke auch, dass es hier im Thread um Deutschland geht. Dass du es für gut hältst, dass man "einen Täter" halb totschlägt, sagt einiges über dich aus.

@sunshinelight Danke. Auch wenn ich dir manchmal gerne eins hinter die Löffel geben würde. ;)

Carietta schrieb:Ich arbeite aber seit 2014 nicht mehr in dem Beruf. Bournout und schwere Depression. Danach Reha, Therapien und es geht mir wieder besser. Werde aber in diesem Beruf nicht mehr arbeiten können. Ja, es geht an die Substanz. Man muss auf die jungen Menschen zählen, die in diesem Berufsfeld nachkommen und noch stark sind und viel Idealismus besitzen. Den hatte ich auch mal. Außerdem bräuchte es mehr Männer in KiTas, gerade für die Jungs. Viel zu viel Weibsvolk dort und auch in Grundschulen

*seufz... es tut weh, das zu lesen...

Die Frau, die ich kenne und als Erzieherin arbeitet, ist jetzt 50+ und hat einfach keine Kraft mehr... ausgepowert... sie will aufhören, zumindest in dieser Position. Sie will, wenn, dann nur noch in Teilzeit arbeiten, wechselt auch wieder den Standort der Kita... sie versucht, sich nun als Musikpädagoge zu etablieren, macht eine Ausbildung dorthin...

Ist wirklich ein harter, harter Job...

Das Zauberwort ist eigentlich immer die Liebe. Auch wenn man "schlimme Kinder oder Jugendliche" in seiner Obhut hat, wichtig ist, dass man ihnen zeigt, dass man sie lieb hat, sie respektiert, ihnen zuhört, sie ernst nimmt. Auch mit ihren Schwächen und Fehlern, die Starken wie die Schwachen. Eine Umarmung sagt manchmal mehr als tausend Worte. Das heißt nicht, dass man sie Grenzenlos walten und schalten lassen kann. Konsequenz ist sehr wichtig und ich kann mir schon vorstellen, dass bei einigen Hopfen und Malz verloren ist, wie man umgangsprachlich sagt.

Es wird wohl nie eine Zauberformel geben. Ich erinnere mich an meine Hauptschulzeit, ich glaube es war die 5. Klasse im Jahr 73. Wir hatten einen etwas sonderlichen Mitschüler, der wohl etwas zurück geblieben war, da er eher wie ein 15-jähriger, als ein 11-12 jähriger wirkte. Der wurde von den Jungs in der Klasse regelmäßig fertig gemacht. Das gab es auch damals schon. Wir hatten auch einen sehr gewaltätigen Mitschüler, der tatsächlich mal einem anderen in der Pause mit einer Eisenstange auf den Kopf geschlagen hat. Der konnte wunderschön Geige spielen, hatte aber seine Emotionen nicht so recht im Griff. Aggressive Jugendliche sind leider kein neuzeitliches Phänomen, das gibt es schon immer.

@moric Ich bin auch 50+ und irgendwann geht es halt nicht mehr. Ist aber auch kein Beruf, der sehr beliebt ist, weil schlecht bezahlt und es immer nur heißt, was wollen die denn, die spielen doch nur den ganzen Tag. Wie gesagt, ich würde mir mehr Männer schon in KiTas und Grundschulen wünschen. Aber das wird wohl nicht so leicht umzusetzen sein, eben wegen der Bezahlung.

Carietta schrieb:Ich denke auch, dass es hier im Thread um Deutschland geht. Dass du es für gut hältst, dass man "einen Täter" halb totschlägt, sagt einiges über dich aus.

Naja ich dachte es ging um die Jugendliche allgemein und nicht nur die aus Deutschland.

Was halbtot zusammenschlagen angeht, nein allgemein halte ich es für falsch. 

@Venom
Wir leben aber in Deutschland, wieso sollte es denn um die in der Schweiz gehen? Oder Afrika?
Wir diskutieren doch lokal, über unsere Gesellschaft. Wieso sollten wir andere Gesellschaften da mit einbeziehen?

@sunshinelight
Warum nicht? Ich lebe nichtmal in Deutschland. Außerdem steht im Titel eh nix von Deutschland alleine. 

Carietta schrieb:Ich bin auch 50+ und irgendwann geht es halt nicht mehr. Ist aber auch kein Beruf, der sehr beliebt ist, weil schlecht bezahlt und es immer nur heißt, was wollen die denn, die spielen doch nur den ganzen Tag. Wie gesagt, ich würde mir mehr Männer schon in KiTas und Grundschulen wünschen. Aber das wird wohl nicht so leicht umzusetzen sein, eben wegen der Bezahlung.

Mit der Bezahlung ist es ja ein wenig besser geworden, glaube ich, aber es stimmt, es fehlen die Männer... und aus den Kindern dort werden ganz schnell Jugendliche hier... ich gebe dir vollkommen Recht... man muss da so ansetzen, wie du es geschildert hast... denn Jugenliche zu etwas zu bewegen, ist mit Sicherheit schwieriger als Kindergartenkinder... könnte ich mir jedenfalls so vorstellen...

Wenn man erst einmal in der Pubertät steckt, will man von Erwachsenen eh nicht viel wissen, weil man glaubt, die zerren ständig an einem und lassen einen einfach nicht in Ruhe... ein bischen ist es auch so... manche brüten ihre Kinder wohl gerne zweimal aus... oder sind zu streng oder zu lasch... da gibt es 1.000.000 Sachen, die man falsch machen kann und nur so wenig richtig...

Am besten fährt man, so habe ich es fest gestellt, wenn man sie zu jederzeit ernst nimmt, wenn sie ernst genommen werden wollen... das merkt man sehr gut, finde ich.

Mit Jugendlichen arbeiten... da gehört was dazu... das ist einfach eine Berufung und mit viel Idealismus verbunden, aber auch immer mit einem strengen Blick auf die Realität, oder?

Mr.Christian schrieb am 02.11.2017:In dem Artikel steht auch, dass die Polizei nur zwei Festgenommen hat. Muss die Polizei härter eingreifen? Müssen die Gesetze härter werden? Oder was kann man gegen diese Aggressivität tun? 

@Venom
Der Thread beruht aus einem Artikel aus Deutschland, also die Zustände hier.
Es geht um unsere Gesetze, unsere Vorgänge.
Da bringt es nichts, andere Jugendliche aus anderen Ländern mit einzubeziehen, wenn es um unsere Jugend geht.

@sunshinelight
Das ist mir egal, Jugendliche aus Deutschland, Jugendliche aus Österreich. Ein Jugendlicher ist ein Jugendlicher also kann ich auch über die reden.

@Venom
Ich glaub, du verstehst dann nicht, dass es dann häufig nicht zusammenpasst, was du schreibst.

Carietta schrieb:Ich könnte aber auch den bösen Peter in den Arm nehmen, vielleicht kennt er so was gar nicht. Vielleicht tut es ihm gut, wenn er nicht immer nur als der böse abgestempelt wird. Ich kann mit ihm reden, ihn fragen was so toll daran ist, den Bernd zu ärgern. Wer weiß was er mir erzählen wird. Ich werde ihm erklären, dass das so nicht weitergeht, aber ihm trotz allem versichern, dass ich ihn gern habe und das es mich traurig macht, wenn er sich so verhält.

Dann kann ich versuchen, den Peter und den Bernd in gemeinsame Spiele einzubinden. Den beiden vermitteln, dass sie gar nicht so verschieden sind, sondern sehr gut auch miteinander, statt gegeneinander können. Zusätzlich auch versuchen das Selbstbewusstsein von Bernd zu stärken. Ihm zeigen dass er nicht schlechter als andere ist, dass er auch was kann und sich seiner Stärken bewusst wird.

Sehr interessant.

Carietta schrieb:Das Zauberwort ist eigentlich immer die Liebe.

Da gebe ich dir total Recht, ich meine wer weiß wie du gesagt hast wie die Eltern mit den Bösen Peter als Beispiel umgehen ?
Wobei ich sowieso überzeugt bin, Liebe hilft bei den meisten Sachen. :D Aber gründe hat man für alles meistens. Es haben wie gesagt viele Faktoren Einfluss auf jeden von Uns. Und die wenigstens fragen sich WARUM ist die Person so? Die meisten gucken lieber nur auf die Taten, aber fragen sich kaum wieso die taten entstehen.
Aufjedenfall schöne Denkweise gefällt mir. :)