Amazon - Perfektes Konzept oder handfeste Bedrohung?

CMO schrieb am 17.11.2017:handfeste Bedrohung?

Ach komm das ist doch maßlose Übertreibung.

Nutze selbst auch Amazon und das auch sehr häufig.

Außerdem haben jeder das Recht, ebenfalls eine solche Online-Kette aufzuziehen.
Was andere ja auch getan haben und tun. Erfolg kann ihnen keiner garantieren. Nennt sich freier Wettbewerb.

Dieses Geschrei gegen Amazon kommt mir schon wie eine Mobbing-Verschwörung vor. Als die großen Kaufhäuser, Quelle, Saturn, MediaMarkt anfingen, nahmen die den "Kleinen" auch die Butter vom Brot und waren "die Bösen". Aber auf einmal soll ich mit diesen großen Ketten Mitleid haben, nur weil es Amazon gibt?

Abgesehen davon, gibt es alle drei Supermärkte ebenfalls online.

Neben vielen, vielen, vielen anderen.

Kotknacker schrieb am 31.05.2018:Wo kaufst du stattdessen ein? Wie sicher kannst du dir sein, dass es dort fairer zugeht?

Lebensmittel kaufe ich meist direkt beim Erzeuger oder in "3.Welt-Läden". Bücher und andere Medien bei einem kleinen befreundeten Buchhändler. Selbst bei Kleidung suche und finde ich Anbieter, die meinen Vorstellungen näher kommen als Amazon oder KIK. Okay, bleiben noch Elektronikgeräte und Autos. Da liegt die Kunst dann in der Selbstbeschränkung.

Natürlich ist ein Leben, in dem man sich bemüht, den "Konsumterror" (wie wir um 1970 sagten), nicht mitmacht, beschwerlicher als der blindwütige Kauf von irgendwas. Aber wer hätte behauptet, dass das Leben einfach sei?

@Doors
Wow. Alle Achtung. Ich werd's mal als Inspiration mitnehen und bei den Einkäufen im Hinterkopf behalten. Es ist echt nicht einfach nachhaltig zu konsumieren, wenn alles andere so einfach zugänglich ist.

Eine meiner vielen (noch) unrealisierten Ideen dreht sich um die Erfassung der Wertschöpfungsketten sowie Arbeitsbedingungen etc. eines Produkts mit Hilfe einer APP, die Zugriff auf einen riesige Datenbank (Big Data) mit allen relevanten Produktinformationen hat. Man muss lediglich den EAN-Code scannen oder alternativ die korrekte Bezeichnung eingeben. Dann kann erst das Bewusstsein dafür geweckt werden was da eigentlich alles in eigenen Warenkorb drin ist, womit man sich eigentlich ethisch & moralisch nicht identifiziert.

Hier mal wat ganz schönes...

Retouren für den Müll - Frontal 21 | ZDF

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Hochwertige Ware wegschmeißen und dann die Arbeiter so schlecht bezahlen?
Das ist bar jeglicher - menschlicher - Vernunft. Das kann nur aus dem Kapitalismus heraus entstehen...

Nein, da bleibt einem die Spucke weg.


Man könnte ja auf die Idee kommen, solche Warenlager mal zu "besuchen" und diese Produkte "abzuholen"...

Negev schrieb:Das ist bar jeglicher - menschlicher - Vernunft. Das kann nur aus dem Kapitalismus heraus entstehen...

Nein, das Gebaren ist der Gleichgültigkeit des BMU, welches schon seit Jahren der SPD unterstellt ist, geschuldet. Das die das nicht wussten, zeigt wieviel denen die Natur und Ressourcen wert ist.

Bauli schrieb:Das die das nicht wussten, zeigt wieviel denen die Natur und Ressourcen wert ist.

Wer hätte das gedacht? Die Politik zeigt sich handlungsunfähig? Als nächstes sagst du mir, das sich Politiker bestechen lassen würden...
So viel Realität halte ich nicht aus 🤔.

Aber was hat das mit meiner Aussage zu tun?

Ich denke, Amazon ist eher für die Discounter und Billigketten eine Gefahr, weniger für die richtig guten, originellen und echten Einzelhändler.
Wir haben einen Status in Deutschland erreicht, bei dem alle wichtigeren Sachen und zahlloses unwichtiges Zeug fast immer und überall zu sehr günstigen Preisen verfügbar sind.
Die bisher noch ausreichend gute Infrastruktur sorgt dafür, dass man sich sehr schnell alle möglichen Güter nach Hause liefern lassen kann.

Wie kann man da als physischer Einzelhändler überleben und die Leute ins Geschäft bekommen?

Indem man dafür sorgt, dass es nicht mehr nur um das reine Einkaufen geht. Sondern der Besuch des Geschäfts zu einem positiven Erlebnis wird. Weil man da tolle Gespräche führen kann. Weil man da spontan mal eine neue Kaffeekreation bekommt. Weil einem die Musik und die Einrichtung den Eindruck vermitteln, man sei im New York der 30er-Jahre. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten. Wichtig ist, dass es konzeptuell stringent ist und zu den Produkten und Diensten passt. Auch gute, fachkundige Beratung ist ein großer Pluspunkt.
Der eigentliche Verkauf von Produkten wird eine Nebensache.

Die großen Billigketten haben durch ihre Struktur und Aufstellung bedeutende Defizite. Denn sie basieren auf standardisierten Prozessen, Massenware, immer gleichen Massenkonzepten, vergleichsweise niedrigen Löhnen und Margen.
Das war in der Vergangenheit ein Vorteil, da so Massenware zu vergleichsweise sehr geringen Preisen angeboten werden konnte.

Daran sind aber heute immer mehr Kunden nicht mehr so sehr interessiert. Sicherlich sind die Preise immer noch ein Hauptfaktor.
Aber bei Weitem nicht der einzige Faktor.
Ich hab mal als Verkäufer für exotische Gewürze gearbeitet. Wir hatten Pfeffersorten im Angebot, da zahlte man teilweise das Zwanzigfache im Vergleich zum gewöhnlichen Schwarzen Pfeffer aus dem Supermarkt/Discounter.

War das gerechtfertigt? Naja, die Kunden sahen das schon so, die Pfeffersorten waren während meiner Zeit da mehrfach ausverkauft, das dürfte sich nicht viel geändert haben.
Warum bezahlen die Leute 20€ für Pfeffer, statt 2€?

1. Weil sie es können und wollen.
2. Weil ihnen der Geschmack, das Ambiente im Geschäft, die Beratung, die Erklärungen, die Besonderheit der Ware das wert waren.

Aldi oder Lidl können sich sowas nicht leisten, das passt nicht in ihr Konzept.


Amazon verändert die Wirtschaft. Eine Bedrohung ist es nur für diejenigen, die die Veränderung nicht mitgehen können und wollen.

Negev schrieb:Aber was hat das mit meiner Aussage zu tun?

Mit dem von Dir eingespielten Film hat das was zu tun.

Amazone ist gut. Ich hab da Aktien 😃
Die müssen steigen. 😃

Kc schrieb:Wichtig ist, dass es konzeptuell stringent ist und zu den Produkten und Diensten passt. Auch gute, fachkundige Beratung ist ein großer Pluspunkt.
Der eigentliche Verkauf von Produkten wird eine Nebensache.

Für Delikatessen mag das gurt funktionieren, ich kaufe z.B. gerne in ein Lebensmittelfachgeschäft, das überwiegend an Restaurants verkauft.

Bei anderen Produktgruppen wird es schnell schwieriger, denn das notwendige Fachwissen und die breite Produktpalette überfordern Einzelhändler schnell. Insbesondere im technischen Bereich kann der Einzelhandel fast gar nicht mit der Auswahl im Internet konkurrieren.

Wenn ich in besagtes Lebensmittelgeschäft gehe, dann will ich was leckeres. Das kann ein Fisch sein, oder ein schönes Filetsteak oder Käse, was halt gerade frisch eingetroffen ist und gut aussieht. Dann nehme ich noch frischen Kaffee mit, ein paar asiatische Sachen und italienisches Gebäck, weil es so gut duftet. Es ist ein Einkaufserlebnis, da passt einfach alles (muss ich aber auch nicht jede Woche haben)

Andere Sachen kaufe ich zielgerichtet und sehr speziell. Wenn das Produkt nicht genau meinen Vorstellungen entspricht, sondern nur so ähnlich und in etwa gleich gut ist, dann kaufe ich nicht. Daher kaufe ich so gut wie alles außer Lebensmittel und Bekleidung online.

@Negev

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft, während andere im Elend verrecken. Und dann beklagen wir uns noch, wenn sie herkommen.

Samsaraa schrieb am 15.06.2018:Amazone ist gut. Ich hab da Aktien 😃
Die müssen steigen. 😃

Ich habe auch ziemlich intensiv darüber nachgedacht, ob es sinnvoll ist AMZN Aktien ins Portfolio aufzunehmen - schon zu Beginn des Jahres als der Kurs noch unter 1.000 EUR bzw. das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei etwa 200 lag.

Mir war der Preis für eine Aktie mit einem KGV von 200 aber einfach viel zu hoch. Mittlerweile liegt der Kurs der AMZN Aktie bei über 1.500 EUR und das KGV bei knapp 300.... 🤪

Ich weiß zwar nicht wann Du gekauft hast - aber womit ist Deiner Meinung nach so ein irrwitziges KGV (bzw. so ein hoher Preis) zu rechtfertigen?

Negev schrieb am 14.06.2018:Hochwertige Ware wegschmeißen und dann die Arbeiter so schlecht bezahlen?
Das ist bar jeglicher - menschlicher - Vernunft. Das kann nur aus dem Kapitalismus heraus entstehen...

Entschuldige wenn ich das jetzt frage aber: Hast Du das Video in Deinem Beitrag eigentlich angesehen? 😅
Darin wird doch sehr deutlich erwähnt, dass das deutsche Steuerrecht die Ursache ist weil es dazu führt, dass es für Amazon teurer ist die Ware zu spenden als sie zu vernichten.

Und wie kommst Du darauf, dass Amazon seine Mitarbeiter schlecht bezahlt? Woran machst Du das fest? Woher hast Du die Information?

CMO schrieb:Und wie kommst Du darauf, dass Amazon seine Mitarbeiter schlecht bezahlt? Woran machst Du das fest? Woher hast Du die Information?

Hast du das Video gesehn? Da wird doch gesagt, wie die Arbeiter behandelt werden... im Übrigen gibt es hierzu auch zahlreiche andere Berichte.

CMO schrieb:Darin wird doch sehr deutlich erwähnt, dass das deutsche Steuerrecht die Ursache ist weil es dazu führt, dass es für Amazon teurer ist die Ware zu spenden als sie zu vernichten.

Hoffentlich sind wir uns wenigstens einig, dass das vernichten neuwertiger Ware, keine gute Sache ist.

Und natürlich ist mir klar, dass das Steuerrecht in Deutschland verkorkst ist - Überraschung - die wissen doch selbst nicht mehr was gut ist... trotzdem haben wir festgestellt, so als kleinsten gemeinsamen Nenner, dass das vernichten der Ware nicht gut ist. Trotzdem wird Weggeworfen. Und natürlich sucht Amazon Wege, Kosten zu drücken - auf Gedeih und Verderb!

Aber so ist das eben im Kapitalismus, und eigentlich kann man den Firmen keinen Vorwurf machen, da hast du schon recht, Geld geht vor Moral bei großen (börsennotierten) Unternehmen!

Das ist schon ziemlich verrückt.
Es ist billiger, nagelneue Ware, die im Prinzip völlig in Ordnung ist, zu vernichten, als sie zu verschenken oder verbilligt anzubieten.
Abgedrehte Überflussgesellschaft.

Also ich wohn in der Nähe von Bad Hersfeld. Kenn einige leute die dort schon bei Amazon waren. Der Lohn ist angeblich nicht besser als über Leiharbeit... ich will da jedenfalls nicht hin^^

Negev schrieb:Hoffentlich sind wir uns wenigstens einig, dass das vernichten neuwertiger Ware, keine gute Sache ist.

Und natürlich ist mir klar, dass das Steuerrecht in Deutschland verkorkst ist - Überraschung - die wissen doch selbst nicht mehr was gut ist... trotzdem haben wir festgestellt, so als kleinsten gemeinsamen Nenner, dass das vernichten der Ware nicht gut ist. Trotzdem wird Weggeworfen. Und natürlich sucht Amazon Wege, Kosten zu drücken - auf Gedeih und Verderb!

Aber so ist das eben im Kapitalismus, und eigentlich kann man den Firmen keinen Vorwurf machen, da hast du schon recht, Geld geht vor Moral bei großen (börsennotierten) Unternehmen!

Wir müssen nicht darüber reden dass Amazon eine komplette Effizienzmaschinerie ist. Ich bin bei LinkedIn mit Nadia Shouraboura in Kontakt - eine russische Mathematikerin und Datenanalystin, die von 2004 bis 2012 vice president of Techonology bei Amazon war.

→ https://www.youtube.com/watch?v=YXzK8S9ZrG4 (Video: Inside Jeff Bezos' Rising Amazon Empire (Documentary) (2017))

(ab 17:27)

Und wenn man mit ihr sprich/schreibt merkt man ganz deutlich (→ Mathematikerin 🤣) dass Amazon eigentlich nichts anderes als ein Datenanalyse-Unternehmen oder ein theoretischer Algorithmus mit dem Ziel Effizienz, Kostenreduzierung bzw Kundengewinnung ist. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht einmal so sicher, dass es Amazon wirklich so sehr um höchste Gewinnmaximierung geht - ansonsten hätte es das Unternehmen alleine mit seiner Marktmacht schon längst geschafft - ähnlich wie Apple zum Beispiel - im internationalen Marktplatz (also sprich außerhalb der USA) Gewinne zu erzielen.

Insofern stimmt es: Amazon ist eine Produktivitätsmaschinerie, in der sich die Menschen dem Takt der Algorithmen einfach unterordnen müssen - zumindest wenn sie dort Kunden oder Mitarbeiter sein wollen. Sogar seine Aktionäre behandelt Amazon nämlich btw ziemlich beschissen.... 😅

Ganz vergessen 😆

Negev schrieb:Hoffentlich sind wir uns wenigstens einig, dass das vernichten neuwertiger Ware, keine gute Sache ist.

Natürlich sind wir uns da einig. Das ist vollkommener Irrsinn 😅

CMO schrieb:Natürlich sind wir uns da einig. Das ist vollkommener Irrsinn 😅

Aber so wie ich das verstanden hab, ist da wieder mal die Politik schuld.
Warum macht man es auch billiger den Kram auf den Müll zu schmeißen?
Muß man halt ändern, dann ändert es Amazon auch automatisch ohne den geringsten Druck.
Denn es macht ja immer das effizienteste. :D

CMO schrieb:Insofern stimmt es: Amazon ist eine Produktivitätsmaschinerie

Ich denke da wird zukünftige auch jedes Unternehmen hin.
ZUumindest jedes das nicht in irgendeiner Nische lebt...