Kennt sich jemand aus mit betreutem Wohnen?

@ahri

Aber sind die Regeln so streng, das Beziehungen streng verboten sind ausserhalb und innerhalb des betreuten Wohnens? Wenn ja warum verbietet man Erwachsenen generell Beziehungen?

@Ouroboros616

Nein, das habe ich persönlich noch in keiner einzigen Einrichtung erlebt. Man weiß ja auch, dass die Betreuten menschliche Bedürfnisse nach Liebe, Freundschaft, usw. haben, so wie jeder und gerade da viele Menschen mit psychischer Erkrankung sehr isoliert leben, werden Sozialkontakte eigentlich auch eher gefördert.

Ich hab in der ambulant betreuten Wohnform gearbeitet und da haben wir regelmäßig Ausflüge angeboten, damit die Leute Kontakte knüpfen können. Da gab es auch Beziehungen unter Betreuten und das war keinerlei Problem.

Du bist ja nicht entmündigt, nur weil du im betreuten Wohnen lebst. Also selbst wenn du eine Einrichtung erwischen solltest, die da kacke ist - und die mag es sicherlich auch geben, will ich gar nicht abstreiten - kannst du auch jederzeit wieder gehen. Aber in der Regel ist es nicht Sinn der Sache, soziale Kontakte zu unterbinden.

@ahri

Und was wenn man nicht mal alleine rausgehen darf, und auch Handy eingezogen wird? Könnte dann nicht mal meine Eltern kontaktieren.

@Ouroboros616

Wie alt bist du denn?

@ahri

Egal ob heterosexuell oder homosexuell? Nicht alle sind da so tolerant.

@ahri

Ich bin 20, also Volljährig.

@Ouroboros616
Ein Betreuer oder sagen wir ein guter Betreuer würde dich nie für deine Homosexualität verurteilen oder das du Represalien zu erwarten hast, denk daran sie sollen dich fördern und dich auf deinen Weg in die Selbstständigkeit begleiten und fördern.
Mir wurde damals auch angeboten in einer solchen Einrichtung zu bleiben, wenn man das Allein sein nicht verträgt etc aber das habe ich abgelehnt, da ich es nicht brauch.
Das kommt natürlich auf dich an ob du lieber dein "ding" machst oder dich in der Gruppe besser aufgehoben fühlst

@Ouroboros616

Wäre gut, wenn du deine Beiträge editieren würdest, wenn du noch etwas ergänzen möchtest, viele kurze Beiträge kurz hintereinander werden hier als Spam gewertet.

Ja, es ist egal, ob du heterosexuell oder homosexuell bist. Der Grundsatz solcher Einrichtungen ist es i.d.R. niemanden für seine Herkunft, Sexualität, usw zu benachteiligen. Wie gesagt, das schließt schwarze Schafe natürlich nicht aus, aber gerade wenn du volljährig bist, kannst du wie gesagt auch jederzeit wieder ausziehen, vollkommen ohne dass deine Eltern dafür notwendig wären. Niemand kann dich zwingen, zu bleiben, solange du nicht komplett entmündigt bist oder dich selbst oder andere akut gefährdest. Die Schwelle, jemanden gegen seinen Willen irgendwo festzuhalten, ist relativ hoch, das passiert nicht einfach mal so.

Aber wie gesagt, in der Regel sind die Mitarbeiter in solchen Einrichtungen für einen und nicht gegen einen.

Diese Ängste, die du hast, wird dir hier vermutlich keiner nehmen können. Das kann die Einrichtung selbst, indem du nach deren Werten, Prinzipien und Arbeitsweisen fragst. Du musst aber dann auch offen sagen, was dich belastet. Probleme, von denen man nichts weiß, kann man nicht lösen.

@ahri

Das heisst es ist dann nicht so wie in einer geschlossenen Psychiatrie? Wo man entweder gar nicht raus darf, nicht alleine oder bei halbgeschlossen darf man kurz raus. Auch soziale Kontakte werden dort eingeschränkt, und es wird genau vorgegebenen was denn so zu tun ist. So wird es nicht sein?

@Ouroboros616

Nein, mit einer geschlossenen Psychiatrie kann man das nicht vergleichen. In einer Klinik bist du i.d.R. auch eher, wenn du nicht stabil genug für eine betreute Wohnform bist.

Vielleicht guckst du ja einfach mal, was es in deiner Nähe so gibt und machst erstmal nen Kennenlerntermin aus, so kannst du dir selbst ein Bild machen bevor du dich für irgendwas entscheidest.

@ahri

Wie sieht es aus mit einem gesetzlichen Betreuer? Ich habe keinen, aber hätte ich einen wie viel Macht hat dieser? Oder sind die meistens nur für Teilbereiche zuständig?

@Ouroboros616

Das kommt darauf an. Gesetzliche Betreuer (ich kürz das künftig mal mit GB ab, ist einfacher) können für verschiedene Teilbereiche zuständig sein, sie können dich in Gesundheitsangelegenheiten unterstützen, Wohnangelegenheiten, Finanzen, im Prinzip alles, was mit Bürokratie zu tun hat. Grundlegend kann man auch hier sagen, dass es in vielerlei Hinsicht eine Absicherung für die Betreuten darstellt, da - zumindest meiner Erfahrung nach - viele damit überfordert sind, sich selbst verantwortungsvoll darum zu kümmern. Ein Zwang ist hier nur selten möglich.

Es gibt z.B. die Möglichkeit zusätzlich einen Einwilligungsvorbehalt anzuordnen, der deine Geschäftsfähigeit einschränken würde, so dass du zb nur noch ein wöchentliches Taschengeld vom GB bekommst und er dein Geld ansonsten komplett verwaltet, Verträge für dich abschließt, usw. Jedoch sollen auch hier deine Wünsche so weit wie möglich berücksichtigt werden.
Aber auch für so einen Einwilligungsvorbehalt gibt es Hürden und das kann nicht „einfach mal so“ angeordnet werden. Auch hier wird vorab genau geprüft, ob ein Einwilligungsvorbehalt den Betreuten vor weiteren Schäden schützen kann, denn am Ende soll es darum gehen, dass die Dinge wieder positiver laufen und man irgendwann wieder in der Lage ist, sich selbst um seine Finanzen, Verträge, usw. zu kümmern. Insofern ist es dem GB nicht möglich, einfach willkürlich gegen deinen Willen zu handeln, eine GB soll dem Wohl des Betreuten nach dessen Wünschen dienen und das gilt insofern auch für Dinge, wie Aufenthaltsbestimmungsrecht. Und wie gesagt, dass man dich irgendwo gar gegen deinen Willen festhält, ist nur möglich, wenn akute Gefahr für dich oder deine Mitmenschen von dir ausgeht.

Aber auch bei einer GB hast du die Möglichkeit zur Beschwerde oder kannst Prüfung und Aufhebung einer Betreuung beantragen. Also ganz egal, aus welcher Perspektive man es betrachtet, niemand kann dich einfach mal so einsperren, entmündigen, isolieren, oder sonst was. Und selbst wenn du irgendwie in die missliche Lage kommen solltest, an so ein schwarzes Schaf zu geraten, das Versuche in so eine Richtung unternimmt - was ich trotzdem für sehr unwahrscheinlich halte - gibt es noch höhere Stellen, die ein Auge darauf haben, dass das alles mit rechten Dingen zugeht und die du um Hilfe bitten kannst.

Was vielleicht auch irgendwie beruhigen könnte; ich habe zwei Jahre in meiner Einrichtung gearbeitet und habe in der Zeit keine einzige Notwendigkeit zu Zwang in irgendeiner Hinsicht mitbekommen, abgesehen von einem Herren, der sich selbst entzündet hat.

@ahri

Ja ich habe eben Angst, dass es dort ganz streng ist. Angst Kontrolle über mein Leben zu verlieren, und nur noch Frembedtimmt leben. Angst, dass die jede Kleinigkeit in meinem Leben bestimmen. Angst, dass die bestimmen mit wem ich befreundet sein darf, mit wem ich eine Beziehung eingehen darf, wohin ich gehen darf und wohin nicht. Angst, dass sie bestimmen wofür ich mein Geld ausgeben soll und wofür nicht. Das ich praktisch nur noch eine willenlose Marionette für andere bin.

@Ouroboros616

Kann ich auch absolut nachvollziehen! Es ist ja auch die Angst, machtlos zu sein, weil sowieso alles, was man sagt als "irre" abgestempelt wird und die ist massiv, immerhin befürchtet man den Verlust der eigenen Freiheit. Aber wie gesagt, dafür gibt es sehr, sehr hohe Kriterien (und selbst hier darf dir niemand eine Beziehung oder Freundschaft grundsätzlich verbieten!!) und zusätzlich hast du noch die Möglichkeit, Überprüfung jeglicher Angelegenheiten von höherer Stelle zu beantragen.

Dass du also in so eine Situation gerätst ist mMn recht unwahrscheinlich, dass du dann auch noch in ihr gefangen wärst und keine Möglichkeit hättest, dich zu wehren, halte ich persönlich für ausgeschlossen. Aber wie gesagt, vereinbar einfach mal Kennenlerntermine, guck dir die Einrichtungen vor Ort an, stell Fragen, erklär ruhig auch deine Ängste und komm dir dabei nicht blöd vor!

@ahri

Können sie mich überhaupt ins betreute Wohnen zwingen? Geht das rechtlich, und können die mich dort ewig sozusagen festhalten?

Natürlich werde ich dort fragen. Und wenn ich dort zu sehr bevormundet werde, gehe ich dort nicht hin.

@Ouroboros616

Wie gesagt, niemand kann dich einfach mal so gegen deinen Willen irgendwo festhalten oder reinzwingen, sofern keine akute Gefahr für dich oder deine Mitmenschen von dir ausgeht.

Sofort notwendige Unterbringungen gelten höchstens bis zum Ablauf des Folgetags, das heißt schon mal, dass du ohne betreuungsgerichtlichen Beschluss nicht länger festgehalten werden kannst. Sollte dann noch eine Gefahr von dir ausgehen, benötigt es eben jenen Beschluss, um eine weitere Handhabe zu ermöglichen. Allerdings sind betreute Wohneinrichtungen nicht der Ort, an dem Unterbringungen "vollzogen" werden, sondern geschlossene Einrichtungen, Kliniken.

Aber wir reden hier von extremen Umständen, die für so eine Unterbringung überhaupt erstmal notwendig sind. Sieht du denn das Risiko, dass du eine akute Gefahr für dich oder andere darstellen könntest? Es ist halt auch schwer, viel dazu zu sagen, ohne mehr über deine momentane Verfassung zu wissen. Wenn du aber schreibt, momentan noch in einer Psychiatrie zu sein und thematisiert wird, dass du entlassen wirst, dann ist das ja ein gutes Zeichen, denn das bedeutet mMn auch, dass du als stabil genug angesehen wirst, nicht mehr die intensive Betreuung zu benötigen, die eine Klinik mit sich bringt.

@ahri

Ich verweigere auch gar nichts. Nur stehe ich dem betreuten Wohnen kritisch gegenüber. Wenn sich aber meine Ängste als falsch erwiesen haben dann werde ich natürlich dort hin gehen. Doch wenn sie strenger als die Psychiatrie sind, dann frag ich mich schon warum ich da hin sollte?

@Ouroboros616

Sie sind nicht strenger, als in einer Psychiatrie. In der Psychiatrie ist die Betreuung intensiver.

@ahri

Keine Ahnung woher diese Fantasien von mir kommen das es wie ein Gefängnis wäre. Denn in Gefängnissen wird auch der persönliche Besitz abgenommen, also Handys usw. Der Kontakt nach aussen wird stark eingeschränkt und Beziehungen eigentlich verboten.