Covid-19 - lasst ihr euch impfen?

@emanon
Wäre es wissenschaftlich betrachtet denn ausgeschlossen, dass manche Impfzögerer ihre Entscheidung - auch mit - von den Zahlen abhängig machen könnten?

Nach dem Motto:
wenn schon sehr viele geimpft sind, greift Herdenimmunität - da bin ich auch mit geschützt und eine Impfung wäre nicht unbedingt nötig. Kann man nun egoistisch einstufen, würde jedoch nichts an der Denkweise ändern können.
Und umgedreht: Oh, es wurden bisher nur wenige Prozent geimpft, da will ich es mal lieber auch tun, denn dann ist die Chance größer dass ich mich anstecke (obwohl ich auch durch einen Ungeimpften anstecken könnte ;) ... aber da ist die Chance geringer...)

Diesbezüglich finde ich dann halt die Richtigkeit oder Falschheit der Impfquoten durchaus auch relevant.

Ich betone, das ist nicht meine Denkweise (bei mir hats andere Gründe), wollte nur mal ein mögliches Denken von Leuten aufzeigen. Darüber wirds nun wohl keine Studien geben, ob und wieviele SO denken, aber wie gesagt, mMn kann man sowas nicht ausschließen.

Optimist schrieb:Wäre es wissenschaftlich betrachtet denn ausgeschlossen, dass manche Impfzögerer ihre Entscheidung - auch mit - von den Zahlen abhängig machen könnten?

Da muss man nicht die Wissenschaft bemühen. Impfzögerer, -verweigerer und Konsorten haben ja gerade mit Wissenschaft wenig am Hut und bedienen ihre irrationalen Ängste und irgendwelche hanebüchenen Vorstellungen.
Es ist davon auszugehen dass sie auch jede noch so noch so blöde Ausrede nutzen würden um weiter al gusto verfahren zu können.
Was da jetzt genau die wissenschaftliche Komponente sein soll müsstest du mir schon etwas näher erläutern.

emanon schrieb:Da muss man nicht die Wissenschaft bemühen. Impfzögerer, -verweigerer und Konsorten haben ja gerade mit Wissenschaft wenig am Hut und bedienen ihre irrationalen Ängste und irgendwelche hanebüchenen Vorstellungen.
Es ist davon auszugehen dass sie auch jede noch so noch so blöde Ausrede nutzen würden um weiter al gusto verfahren zu können.

Nicht wenige möchten einfach auf einen Totimpfstoff warten, da sie diesen RNA Impfstoffen sehr skeptisch gegenüber stehen, da für sie die Langzeitstudien eben fehlen weil es ja völlig neue Wirkstoffe sind. Herr Spahn jedenfalls versteht das und daher arbeitet sein Ministerium arg daran dass auch Totimpfstoffe zu Corona zugelassen werden.
Diese Ängste als irrational zu bezeichnen, finde ich etwas haarsträubend. Und noch haarsträubender finde ich Kinder impfen zu wollen. Das ist geradezu grotesk

Seegurke schrieb:Diese Ängste als irrational zu bezeichnen, finde ich etwas haarsträubend.

Das ist dir natürlich unbenommen.
Nachdem viele 100 Millionen mrna-Impfdosen verabreicht wurden sollte die Probandenzahl eigentlich ausreichend sein.
Wie viele Millionen legst du denn bei normalen Medikamenten und/oder OPs zugrunde bevor du sie akzeptierst?
So ganz rational meine ich.

@emanon
Die Leute sind nicht wegen der Menge verunsichert, sondern wegen fehlender langfristigen Ergebnisse. Solche Ängste und Sorgen muss man nicht als irrational abtun und sie damit in den Bereich von Idioten abschieben wollen. Es gibt auch Menschen die haben Angst vor Spinnen, Höhen, usw. Diese Ängste wären strenggenommen auch irrational, aber trotzdem muss man sie ernst nehmen und die Krankenkassen nehemn diese Ängste sogar so ernst, dass sie dazu Therapien bezahlen.

Optimist schrieb:wenn schon sehr viele geimpft sind, greift Herdenimmunität - da bin ich auch mit geschützt und eine Impfung wäre nicht unbedingt nötig.

Das ist leider nicht richtig. Die Impfquote hat nichts mit der Ausbreitung des Virus zu tun, höhere Impfquoten gehen im Gegenteil mit höheren Fallzahlen einher.

At the country-level, there appears to be no discernable relationship between percentage of population fully vaccinated and new COVID-19 cases in the last 7 days (Fig. 1). In fact, the trend line suggests a marginally positive association such that countries with higher percentage of population fully vaccinated have higher COVID-19 cases per 1 million people. Notably, Israel with over 60% of their population fully vaccinated had the highest COVID-19 cases per 1 million people in the last 7 days. The lack of a meaningful association between percentage population fully vaccinated and new COVID-19 cases is further exemplified, for instance, by comparison of Iceland and Portugal. Both countries have over 75% of their population fully vaccinated and have more COVID-19 cases per 1 million people than countries such as Vietnam and South Africa that have around 10% of their population fully vaccinated.

Quelle: https://link.springer.com/content/pdf/10.1007/s10654-021-00808-7.pdf

VanDusen schrieb:höhere Impfquoten gehen im Gegenteil mit höheren Fallzahlen einher.

das klingt für mich paradox.
Leider beherrsche ich kein englisch.
Könntest du mir bitte evtl. kurz zusammenfassen was in deinem Link steht?

JosephConrad schrieb:Es ist ist nicht Schuld des RKI wenn es Ärzten zu bequem ist, ihre Impfungen weiterzumelden.

Ja klar, niemand ist schuld…..

Die Hamburger Kassenärztliche Vereinigung hat schon im August mitgeteilt, dass ihre Mitglieder durchgeführte Impfungen nicht ans RKI weitergemeldet haben. Grund u.a. das neue, komplizierte Meldeverfahren.

https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/coronavirus/Corona-70000-Hamburger-Impfungen-nicht-gemeldet,impfen680.html

https://www.aerztezeitung.de/Nachrichten/KV-Hamburg-Impfquote-wohl-hoeher-als-ausgewiesen-422315.html (Archiv-Version vom 27.08.2021)

Dann meldet man als Behörde halt falsche Zahlen, wenn man nichts Richtiges zugeliefert bekommt. Macht ja nix, merkt doch keiner.

Andante schrieb:Dann meldet man als Behörde halt falsche Zahlen, wenn man nichts Richtiges zugeliefert bekommt. Macht ja nix, merkt doch keiner.

Bist du denn in der Lage jetzt konkret den Fehler des RKI darzustellen, also was hat das RKI vorwerfbar falsch gemacht, welche Möglichkeiten hatten sie zur Korrektur, die sie nicht genutzt haben?

Das sieht alles nach Fehlern in den Meldeketten aus und die unterstehen nunmal nicht dem RKI sondern den Gesundheitsministerien. Dann solltest du die Kritik auch dahin adressieren wo sie hingehört.

Bruderchorge schrieb:Das sieht alles nach Fehlern in den Meldeketten aus und die unterstehen nunmal nicht dem RKI sondern den Gesundheitsministerien

richtig. Also hat das G. etwas falsch gemacht und das ist nicht in Ordnung.
Wird oder wurde es dafür von Verantwortlichen schon kritisiert?

@Optimist

In der von mir verlinkten Studie steht:

Auf Länderebene scheint es keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Prozentsatz der vollständig geimpften Bevölkerung und den neuen COVID-19-Fällen in den letzten sieben Tagen zu geben (Abb. 1). Vielmehr deutet die Trendlinie auf einen leicht positiven Zusammenhang hin, d. h. Länder mit einem höheren Prozentsatz der vollständig geimpften Bevölkerung weisen mehr COVID-19-Fälle pro 1 Million Einwohner auf. Bemerkenswert ist, dass Israel mit einem Anteil von über 60 % der Bevölkerung, die vollständig geimpft sind, in den letzten 7 Tagen die meisten COVID-19-Fälle pro 1 Million Einwohner aufwies. Das Fehlen eines aussagekräftigen Zusammenhangs zwischen dem prozentualen Anteil der vollständig geimpften Bevölkerung und den neuen COVID-19-Fällen wird beispielsweise durch einen Vergleich zwischen Island und Portugal verdeutlicht. In beiden Ländern sind über 75 % der Bevölkerung vollständig geimpft und es treten mehr COVID-19-Fälle pro 1 Million Einwohner auf als in Ländern wie Vietnam und Südafrika, in denen etwa 10 % der Bevölkerung vollständig geimpft sind.

Bruderchorge schrieb:und die unterstehen nunmal nicht dem RKI sondern den Gesundheitsministerien. Dann solltest du die Kritik auch dahin adressieren wo sie hingehört.

Nein, eben nicht. Die niedergelassenen und die Betriebsärzte müssen DIREKT dem RKI über das vorgesehene Meldeverfahren mitteilen, wie viele Impfungen sie durchgeführt haben.

Da sind NICHT irgendwelche Landesbehörden oder sonstwas zwischengeschaltet. Schon gar nichts haben die Kreisgesundheitsämter mit Impfungen oder Meldungen von Impfungen zu tun.

Das eigentliche Problem liegt darin, dass man die Ärzteschaft halt nicht per Sanktionen zwingen kann, tagesfrisch die Impfungen zu melden. Viele Kassenärzte werden es so gemacht haben, dass sie die Impfmeldungen erst dann auf den Weg ans RKI gebracht haben, als sie ihren üblichen „Papierkram“ erledigt haben, also anläßlich der üblichen Quartalsabrechnungen der gesamten Praxisleistungen an die KV.

Wie sich aus diversen bereits von mir verlinkten Fundstellen ergibt, sind die schleppenden Impfmeldungen der Kassen- und Betriebsärzte aber schon länger bekannt, ohne dass gleichfalls bekannt ist, dass das Bundesgesundheitsministerium bzw. das ihm unterstellte RKI ersichtlich dagegen etwas unternommen hätte. Und wenn man da ohnmächtig gegenüber der Ärzteschaft ist, hätte man öffentlich machen müssen, dass die gemeldeten Zahlen unvollständig sind.

Optimist schrieb:Könntest du mir bitte evtl. kurz zusammenfassen was in deinem Link steht?

Der Google Übersetzer arbeitet eigentlich ganz ordentlich.

@VanDusen
Danke für deine Übersetzung.

Vielmehr deutet die Trendlinie auf einen leicht positiven Zusammenhang hin, d. h. Länder mit einem höheren Prozentsatz der vollständig geimpften Bevölkerung weisen mehr COVID-19-Fälle pro 1 Million Einwohner auf.

das wundert mich gar nicht, insofern, weil sich nämlich viele der Geimpften viel weniger in Acht nehmen (meine Erfahrungswerte)...
... da sich wohl viele von ihnen in Sicherheit wiegen.
Erst gestern wieder sprach ich mit einer Geimpften, welche Erkältungssymptome hatte bzw. fragte sie, ob sie sich hat testen lassen. Ihre Antwort: nein, warum, ich bin doch geimpft.
Musste sie dann aufklären, dass sie sich trotzdem infizieren kann.
Und eine Lehrerin erzählte mir kürzlich, dass es an ihrer Schule einige Corona-Fälle bei Geimpften gibt.

Dass sich bei einer höheren Impfquote also mehr Ungeimpfte infizieren würden, wäre für mich weiterhin paradox.

Zur Erläuterung des Meldeverfahrens für Kassenärzte bei durchgeführten Corona-Impfungen ans RKI hier die Praxisinformation der Kassenärztlichen Bundesvereinigung:

TÄGLICHE MELDUNG ÜBER DAS IMPF-DOKUPORTAL

Für die tägliche Meldung nutzen Praxen das Impf-DokuPortal der KBV. Sie tragen dort jeweils bis 23.59 Uhr ihre Daten ein. Die Meldung erfolgt auch bei Berufsausübungsgemeinschaften oder MVZ pro Einrichtung.

Diese Angaben sind täglich zu erfassen
› die Anzahl der Erstimpfungen aufgegliedert nach Impfstoff
› die Anzahl der Abschlussimpfungen aufgegliedert nach Impfstoff
› die Anzahl der Auffrischimpfungen aufgegliedert nach Impfstoff
› die Anzahl der unter 18-Jährigen und über 60-Jährigen bei den Erst-, Abschluss- und Auffrischimpfungen

Quelle: https://www.kbv.de/media/sp/COVID-19-Impfung_PraxisInfo_Abrechnung_Dokumentation.pdf (Archiv-Version vom 26.10.2021)