Ist das Oktoberfest noch zeitgemäß?

martenot schrieb:Viele tun dann so, als ob alle Bewohner Bayerns gleich denken, gleich reden, gleich wählen, gleich beten (nämlich katholisch) würden. Ungeachtet der Tatsache, dass die Bewohner Bayerns genauso unterschiedlich sind wie die Bewohner anderer Bundesländer.

Anderseits trifft man aber gerade auch in Kommentarspalten oft genug Bayern, die glauben, mit ihrer arrogant-konservativen Art für uns alle (uns Bayern, meine ich) zu sprechen (WIR brauchen hier kein Cannabis! WIR essen hier Fleisch!).

univerzal schrieb am 23.10.2025:Stimmt nicht ganz, ich hab selbst 2005 ein Video gedreht, wie sich das Winzerer Fähndl als 7.000-Mann-Zelt innerhalb von 30 Sekunden bis auf den letzten Platz füllt.

Das war in 2024 bei uns auch. Es waren nur 5.000 Plätze aber gefühlt waren da auch 7.000 Leute drin.

Gucky.

Sterntänzerin schrieb:Deshalb rangiert die Tracht für mich auch unter der Kategorie "Kostüm". Ziehe ich so ein Dirndl an, dann weiß jeder, was ich darstellen will

Nein.
Zumindest in den Hochburgen.
Also grundsätzlich ja.
Trachten sind eine wiederentdeckte Mode, die sich dann durch das Land und in die Welt ausbreitete.
Hier im tiefsten Niederbayern kann man sagen dass der Trend zur (Miesbacher) Tracht und trachtenähnlicher Montur so ungefähr seit 15-20 Jahren ist.
Vorher so man auf den Festen auch mehrheitlich Jeans.
In der Generation meiner Eltern und Großeltern spielte sowas überhaupt keine Rolle.
Trennung.
Dann gibt's noch die richtige regionale Tracht.
In meinem Fall eine ANZUGSHOSE(Nicht leder), Jope zweireihig, Trachtenhemd, flacher Hut und Anzugsschuhe.
Das ist dann wirklich Tracht, die zwar wie bayerische(Miesbacher) ähnliche aussieht, aber was ganz anderes darstellt.
Die ziehst du aber auch nur für Kirchgänge, Festzüge etc. an, für ein Oktoberfest wäre die viel zu teuer.

Stirnsänger schrieb:WIR brauchen hier kein Cannabis! WIR essen hier Fleisch!

Bestes CSU und FW Leben.

Berryl schrieb:Bestes CSU und FW Leben.

Ich würde gesunde Lebensmittel auch priorisieren anstatt Drogen.
Aber es steht jedem offen das genau gegenteilig zu sehen, was nützt ein voller Magen ohne einen Rausch?

Derzeit beides legitim.

Solange Millionen Menschen Spaß am Oktoberfest haben, solange ist es auch zeitgemäß.

Berryl schrieb am 27.10.2025:In der Generation meiner Eltern und Großeltern spielte sowas überhaupt keine Rolle.

Das ist bei uns auch so gewesen. Ich bin früher als jüngerer Mensch recht regelmäßig aufs Oktoberfest gegangen (allerdings nicht in Bierzelte). Und ich habe kein einziges Mal dabei Tracht getragen. Damals war es ganz üblich gewesen, in Alltagssachen auf die Wiesn zu gehen (z.B. Jeans).

Und auch in meiner Familie während meiner Jugend hat niemand Tracht getragen. Ich weiß zwar noch, dass meine Mutter ein Dirndlkleid besessen hat, aber sie hat es nur selten getragen. Und mein Vater hat oft Kniebundhosen getragen, die aber nicht Bestandteil einer Tracht waren, sondern in der damaligen Zeit einfach modisch waren.

Manchmal werde ich von Nichtbayern verwundert gefragt, warum ich denn keine Tracht und keine Lederhose besitzen würde. Manche Menschen scheinen anzunehmen, dass man als Bayer standardmäßig damit ausgestattet sei.

martenot schrieb:Manchmal werde ich von Nichtbayern verwundert gefragt, warum ich denn keine Tracht und keine Lederhose besitzen würde. Manche Menschen scheinen anzunehmen, dass man als Bayer standardmäßig damit ausgestattet sei.

Ich wurde auch schon danach gefragt (in Deutschland, im Ausland).
Nein, Tracht besitze ich auch nicht, war auch nie in einem Heimatverein oder einem Musik-/Gesangsverein wo derartiges getragen wurde. Auch meine Eltern hatten und haben keine Tracht oder an Tracht angelehnte Kleidung (Landhausmode).

Eher kenne ich es so, dass in meinem Heimatdorf v.a. diejenigen Tracht getragen haben die entweder in entsprechenden Vereinen waren (trugen dann Tracht auch außerhalb von Vereinsaktivitäten), oder die gewisse Ämter innehatten und Tracht als die Alternative zum Anzug trugen (z.B. Schulrektor, Bürgermeister inkl. Familie).

Raspelbeere schrieb:oder die gewisse Ämter innehatten und Tracht als die Alternative zum Anzug trugen

Ich erinnere mich, dass einer meiner Lehrer zu Grundschulzeiten Tracht getragen hatte, aber der war gewissermaßen eine Kuriosität deswegen, ein Unikum sozusagen.

@martenot
Als Lehrer das machten (v.a. Schulrektor oder andere "höhergestellte" Lehrer), in diversen Schulen, galt es als ernsthaft, gesittet, heimatverbunden - da mag auch ein Unterschied Stadt/Land da sein. Kuriosität sicherlich nicht, sondern vielmehr "das gehört sich so".
Selbiges auch definitiv für Bürgermeister, Landrat etc.

-VOLLSTRECKER- schrieb:Solange Millionen Menschen Spaß am Oktoberfest haben, solange ist es auch zeitgemäß.

Das ist aus meiner Sicht richtig.
Bis auf die Anwohner und teilweise Pendler nach München sind
die Menschen, die mit dem Oktoberfest nichts zu tun haben, nicht betroffen.

Wer zum Zeitpunkt des Oktoberfestes gezwungen ist nach München zu fahren,
muss halt 14 Tage mit den Auswirkungen leben. Es ist ein überschaubarer Zeitraum.

Bogdan60 schrieb:Wer zum Zeitpunkt des Oktoberfestes gezwungen ist nach München zu fahren,
muss halt 14 Tage mit den Auswirkungen leben. Es ist ein überschaubarer Zeitraum.

Und wer im Einzugsbereich des Oktoberfests lebt und z.B. auf dem Heimweg regelmäßig in die Horden betrunkener Heimkehrer gerät.

Klar ist es ein überschaubarer Zeitraum, aber 16 bis 18 Tage sind auch nicht gerade kurz. Wir haben uns angewöhnt, währenddessen Urlaub zu nehmen, aber manchmal würde ich gern meinen Urlaub auch auf einen anderen Monat legen.

martenot schrieb:Und wer im Einzugsbereich des Oktoberfests lebt und z.B. auf dem Heimweg regelmäßig in die Horden betrunkener Heimkehrer gerät.

Klar ist es ein überschaubarer Zeitraum, aber 16 bis 18 Tage sind auch nicht gerade kurz. Wir haben uns angewöhnt, währenddessen Urlaub zu nehmen, aber manchmal würde ich gern meinen Urlaub auch auf einen anderen Monat legen.

Ich kenne Menschen, die dort in der Nähe wohnen und Urlaub zu diesem Zeitpunkt nehmen (müssen).
Die Zustände in dieser Zeit, die da beschrieben werden, sind für mich extrem erschreckend.
Da wurde x-fach der Verstand, so weit vorhanden bei Oktoberfest abgegeben.

Ich als Pendler von Augsburg nach München bin auf dem Weg nach Hause auch betroffen.
Wobei es eher so ist, dass man Unverständnis erntet, wenn man am Hauptbahnhof aussteigen will.
"Eh, die Theresienwiese ist nächste Station."

Bogdan60 schrieb:Ich als Pendler von Augsburg nach München bin auf dem Weg nach Hause auch betroffen.

Kann ich mir gut vorstellen. Wer abends aus München rausfahren muss, gerät fast zwangsläufig in die Wellen der Tageswiesnbesucher, die sich mehr oder weniger betrunken auf den Rückweg machen. Ich erinnere mich noch an eine Zugfahrt Richtung Regensburg, die ich mal gemacht habe. Einmal und nie wieder....

martenot schrieb:Kann ich mir gut vorstellen. Wer abends aus München rausfahren muss, gerät fast zwangsläufig in die Wellen der Tageswiesnbesucher, die sich mehr oder weniger betrunken auf den Rückweg machen. Ich erinnere mich noch an eine Zugfahrt Richtung Regensburg, die ich mal gemacht habe. Einmal und nie wieder....

Ich gestehe, eine Woche Urlaub Ende September ist gar nicht so schlecht.

Bogdan60 schrieb:Ich kenne Menschen, die dort in der Nähe wohnen und Urlaub zu diesem Zeitpunkt nehmen (müssen).
Die Zustände in dieser Zeit, die da beschrieben werden, sind für mich extrem erschreckend.

Dann dürfen sie nicht hinziehen wenn es sooo schlimm ist.
Das Fest gibt es seit 1810, so ein Auflauf ist es schon einige Jahrzehnte.
Da braucht dann keiner mit ankommen, die Bedingungen sind bekannt.

Berryl schrieb:Dann dürfen sie nicht hinziehen wenn es sooo schlimm ist.

Das stimmt, in München hat man bekanntermaßen reichlich Auswahl und kann sich jederzeit voll und ganz aussuchen, wo man sich niederlassen will.

martenot schrieb:Das stimmt, in München hat man bekanntermaßen reichlich Auswahl und kann sich jederzeit voll und ganz aussuchen, wo man sich niederlassen will.

Das ist alles nicht das Problem des Oktoberfestes, und München selber ist bei der vorhandenen Nachfrage definitiv nicht auf jeden Zuzug angewiesen.
Entweder man kann es ab, oder man bleibt fern.

@martenot
Ich habe mal bei Youtube ne alte Doku vom Oktoberfest gesehen, war ungefähr mitte der 90er. Ich war da total überrascht so gut wie keinen Menschen ob Mann oder Frau in Tracht gesehen zu haben, daß flair war ein komplett anderes als in der jetzigen Zeit

alex1987 schrieb:Ich war da total überrascht so gut wie keinen Menschen ob Mann oder Frau in Tracht gesehen zu haben, daß flair war ein komplett anderes als in der jetzigen Zeit

Ja genau, so habe ich es noch in Erinnerung. Das war auch die Zeit, in der ich noch regelmäßig und gern auf die Wiesn gegangen bin. Es war einfach ein großes Volksfest. Man konnte auch damals problemlos in ein Zelt gehen, wenn man wollte, ohne dass ich mich an Überfüllung oder Reservierungszwang erinnern könnte.

Diese Obsession mit der Tracht hat irgendwann nach dem Jahr 2000 begonnen, und inzwischen scheint es fast obligatorisch zu sein, in Tracht aufs Oktoberfest zu gehen (soweit man bei dem, was die meisten Leute tragen, von Tracht reden kann). Und da ich keine solchen Klamotten habe und auch nicht vorhabe, welche zu kaufen, gehe ich nicht auf das Oktoberfest.

@martenot
Also ich wohne im ländlichen Bereich in Unterfranken, da gibt es auch immer Feuerwehr und größere Musikfeste, oder sonstige Veranstaltungen (mittlerweile allerdings deutlich weniger als noch vor ein paar Jahren). Jedenfalls haben auch auf dießen Festen 90 prozent der Besucher eine Tracht an, nach meiner erinnerung ging daß bei uns so richtig um 2010/11 los daß fast jeder eine Tracht anhatt, in den Jahren davor, kamen noch die meisten in normalen Klamotten bzw die Jugend damals hatte eher noch den 90er style, Tracht war bis 2008/09 eher die außnahme