Sommerzeit/Winterzeit muss es sein?

Bone02943 schrieb:Dagegen ist es doch schöner wenn man am Abend länger bei Tageslicht den Tag genießen kann. Also für mich macht das schon Sinn.

Jeder kann im Sommer eine Stunde früher aufstehen, zur Arbeit gehen, kommt dann eine Stunde früher nach hause und kann eine Stunde länger den Tag genießen. Warum aber muss man dafür die Uhr umstellen? So ein Blödsinn. Mittag heißt Mittag, weil es die Mitte des Tages zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang ist. Dass es hier Abweichungen vom Mittelwert gibt (mittlere Ortszeit, lokale Ortszeit) ist sinnvoll, weil dann nicht jedes Dorf seine eigene Zeit hat. Aber einen ganzen Kontinent absichtlich und aus reiner Selbstverarsche (abends ist es dann eine Stunde länger hell) in eine falsche Zeitzone rüber zu katapultieren, ist für mich ein absoluter Schildbürgerstreich!

gastric schrieb:Ist nicht gesagt, da die ewige sommerzeit nur 1 faktor wäre, nicht aber DER faktor schlechthin. Es ist auch eine frage dessen, wie man mit der ewigen sommerzeit umgeht. Frankreich und spanien öffnen die schultore relativ spät. Was dort zulande um frühestens 8:30uhr beginnt, geht hier schon eine stunde früher los. Im sommer nicht so das problem, im winter dafür umso mehr, da die lerneffektivität mit künstlichem licht schlechter ist, als mit natürlichem.

Dann sollte man nicht gegen die Zeitumstellung hetzen, sondern gegen das Schulsystem, welches so unchristliche Zeiten als Normal bezeichnet um einen Schultag zu starten.

oldzambo schrieb:Jeder kann im Sommer eine Stunde früher aufstehen, zur Arbeit gehen, kommt dann eine Stunde früher nach hause und kann eine Stunde länger den Tag genießen.

Genau, ich steh dann im Sommer schon 4 Uhr auf, mitten in der Nacht und jeder andere Arbeiter wartet dann die zwei drei Stunden vor den Toren bis die Schicht dann endlich anfängt oder wie? :D
Ich weiß ja nicht wo bei dir die meisten menschen arbeiten, aber doch sehr sehr viele haben feste Arbeitszeiten.

oldzambo schrieb:Aber einen ganzen Kontinent absichtlich und aus reiner Selbstverarsche (abends ist es dann eine Stunde länger hell) in eine falsche Zeitzone rüber zu katapultieren, ist für mich ein absoluter Schildbürgerstreich!

Das liegt aber nicht an der Zeitumstellung, sondern an den zu weit ausgedehnten Zeitzonen.

Bone02943 schrieb:Dann sollte man nicht gegen die Zeitumstellung hetzen, sondern gegen das Schulsystem, welches so unchristliche Zeiten als Normal bezeichnet um einen Schultag zu starten.

"Hetzen":D
Aufklärung darüber wird seit 10 Jahren sehr konsequent betrieben - und genauso konsequent überhört. Besonders bei Teenagern ist das Problem extrem, da es hier (zum einzigen Mal im Leben) eine prozentuale Tendenz zum Nachteulentum gibt. Während Kinder in den ersten Grundschuljahren mehrheitlich noch recht früh wach sind, betreibt man mit den Schulzeiten bei Teenagern wirklich nichts weniger als Körperverletzung und die Probleme sind mittlerweile auch allen ernsthaften Medizinern bekannt.
All das ändert aber nichts daran, dass die dauerhafte Sommerzeit dazu führen wird, dass sich 1.) nichts in der zeitlichen Gestaltung an den Schulen ändert, und dass wir 2.) unsere Kinder de facto eine Stunde früher als jetzt im Winter, viele Stunden von ihrem körperlichen Leistungspeak entfernt, in die Schule hetzen. Und auch wir selbst gehen de facto eine Stunde früher als jetzt zur Arbeit, in einer chronobiologischen Zeit, in der selbst die Mittsechziger (die durchschnittlich dazu neigen, Frühaufsteher zu sein) sich nochmal umdrehen würden.
Aber Du hast natürlich auch recht - es ist angenehm, wenn es länger abends hell ist. Aber ohne grundlegende Anpassungen ist das ein Unding. Allerdings ist es das an vielen Schulen und Arbeitsstellen heutzutage sowieso ohnehin schon.

@Bone02943
Es ist nicht nur das schulsystem. Ich habe auch feste zeiten, zu denen ich auf arbeit sein muss und die entsprechen zur normalzeit schon nicht meiner inneren uhr, bei sommerzeit wird das ganze nochmal schlimmer. Dauerhafte sommerzeit wäre gar kein großes problem, wenn wir mit unserem tagesablauf etwas freier in der gestaltung wären. Sind die meisten von uns aber nicht und eben jene bekommen die negativen folgen dann auch vermehrt (mal mehr mal weniger) zu spüren. Das geht im kindesalter los und zieht sich bis zur rente.

Chronobiologie ist ein wirklich interessantes feld. Es lohnt sich mal sich damit zu beschäftigen.

@gastric

Aber dann sollte man sich nicht an der Zeitumstellung festbeißen und meinen damit wären die Probleme gelöst, sondern der ganze Tagesablauf muss allgemein verändert und freier gestaltet werden.
So ist doch der Wegfall der Zeitumstellung, wenn überhaupt, allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, egal welche Zeit man dann behält.

Nicht die Uhr ist der größte Zeitgeber für unseren Körper, sondern die Sonne. Und genau das wird mit der Vereinheitlichung der Zeitumstellung völlig außer Acht gelassen.

@Bone02943
So egal ist das nun auch wieder nicht. Die normalzeit ist schon allein aus dem grunde für die meisten besser geeignet, weil wir uns vor der zeitumstellerei nach eben jener gerichtet haben und nicht nach der sommerzeit. Die einführung der sommerzeit hat schließlich nichts an unserem lebensstil geändert und genausowenig die arbeitszeiten entsprechend angepasst. Das unser lebensstil im allgemeinen nicht unbedingt das gesündeste schlechthin ist, ist nun wirklich kein geheimnis. Das wird aber definitiv nicht besser, wenn wir jetzt auf volle sommerzeit umstellen, aber alles andere beibehalten. Wenn schon, dann müssten wir einen kompletten wandel einberufen und ich fürchte das wird gerade in unserem doch eher festgefahrenem system nicht passieren. Zumal schichtarbeiter jeglicher branche dann sowieso die arschkarte ziehen würden.

NormanZinn schrieb:Ihr redet gerade so konsequent an dem Thema vorbei, dass ich mich frage, wie Ihr den Artikel verstanden habt - als ob es ums Wetter ginge, um klimatische Verhältnisse?

Es geht erstmal darum, das schon innerhalb einer Zeitzone eine Verschiebung der Sonnenzeiten um über zwei Stunden stattfindet ohne das die bei denen es zwei Stunden später heller wird alle tot auf der Strasse umfallen.

Selbst innerhalb der "idealen" Zeitzone mit 15°, beträgt der Unterschied schon eine Stunde.

Da haben wir von den Menschen die näher an den Polen wohnen und über das Jahr noch viel krassere Veränderungen hinnehmen müssen noch gar nicht gesprochen.

...und darum ob die westlicher wohnen deswegen zwangsweise dümmer und dicker sein müssen, wie behauptet.

towel_42 schrieb:ohne das die bei denen es zwei Stunden später heller wird alle tot auf der Strasse umfallen.

Ach, na dann ...

Btw.: Wenn in Sevilla die Sonne am 2. Januar '19 um 8 Uhr 39 aufgeht, in Berlin um 8 Uhr 19, der durchschnittliche Arbeitstag in Spanien um 9 Uhr beginnt, dann lässt sich hier durchaus von einer Zeitanpassung reden, zu der Deutsche offenbar nur dann fähig sind, wenn sie tot umzufallen drohen.

Der Kausalzusammenhang zwischen ständiger Schlafdeprivation und einem Anstieg an Zivilisationskrankheiten wurde längst, schon in den 90ern, erwiesen, das ist Oatmeal. Ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko ist ebenfalls die Folge permanenter Schlafeprivation.

NormanZinn schrieb:Btw.: Wenn in Sevilla die Sonne am 2. Januar '19 um 8 Uhr 39 aufgeht, in Berlin um 8 Uhr 19

Wie kommst du eigentlich zu dieser sehr kurzen Zeitspanne?
Heute sah das ganze so aus:

Berlin - 6:36Uhr

Sevilla - 8:04Uhr

Woher kommt dann plötzlich diese kurze Zeitspanne am 2. Jannuar?

Zwischen Berlin und Freiburg im Breisgau haben wir da schon eine halbe Stunde Unterschied.

towel_42 schrieb:...und darum ob die westlicher wohnen deswegen zwangsweise dümmer und dicker sein müssen, wie behauptet.

Ach deswegen steht Sachsen im Ranking der Schulbildung immer weit vor NRW. :D ;)

Bone02943 schrieb:Woher kommt dann plötzlich diese kurze Zeitspanne am 2. Jannuar?

Liegt an der schiefen schiefen bestrahlung der erde. Zur wintersonnenwende (und drum herum) kriegen sowohl sevilla als auch berlin nahezu gleichzeitig die sonne zu gesicht. Ist wohl die einfachste erklärung, ohne mit irgendwelchen gradzahlen um sich zu werfen ^^



Edit: vergleich zur sommersonnenwende:

NormanZinn schrieb:Der Kausalzusammenhang zwischen ständiger Schlafdeprivation und einem Anstieg an Zivilisationskrankheiten wurde längst, schon in den 90ern, erwiesen, das ist Oatmeal. Ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko ist ebenfalls die Folge permanenter Schlafeprivation.

Sehr interessant, da hast Du bestimmt Belege dafür, ist denn dann in Saarbrücken auch die Krebsrate höher als in Frankfurt/ Oder?

gastric schrieb:Liegt an der schiefen schiefen bestrahlung der erde. Zur wintersonnenwende (und drum herum) kriegen sowohl sevilla als auch berlin nahezu gleichzeitig die sonne zu gesicht. Ist wohl die einfachste erklärung, ohne mit irgendwelchen gradzahlen um sich zu werfen ^^

Jedenfall ist es hilfreich zum Vergleich auch Orte auf ähnlichen Breitengraden zu nehmen. Es wäre also redl sinnvoll die Uhrzeitveränderung zwischen z.B. Palermo und Berlin rauszurechnen (Palermo liegt ungefähr auf dem selben Breitengrad wie Sevilla und Längengrad wie Berlin) sonst vergleicht man, um im Bild zu bleiben, Spreegurken mit Orangen.

Spoilerlarm, der Unterschied macht nochmal knapp zwei Stunden aus.

https://www.topster.de/kalender/sonnenuntergang.php?latitude=38.081124940171165&longitude=13.33425279943333&tag=21&monat=12&jahr=2018

towel_42 schrieb:Sehr interessant, da hast Du bestimmt Belege dafür

Zig. Seit gut einem Jahrzehnt. Faktisch ist allein die Nachfrage vergleichbar damit, Belege für die Schädlichkeit des Rauchens zu fordern.
Aber bitte:
Molligan et al. Cardiovascular, Inflammatory and Metabolic Consequences of Sleep Deprivation. 2009.
Nagai et al. Sleep Duration as a Risk Factor for Cardiovascular Disease. 2010.
Covassin et al. Sleep Duration and Cardiovascular Disease Risk. 2016.
Malhotra et al. Sleep and Cardiovascular Disease. 2010.
Miller et al. Biomarkers of cardiovascular risk in sleep-deprived people. 2013
Knutson et al. Associations between sleep loss and increased risk of obesity and diabetes. 2013
Chaput et al. Lack of sleep as a contributor to obesity in adolescents: impacts on eating and activity behaviors. 2016
Spivey, Lose Sleep, Gain Weight: Another Piece of the Obesity Puzzle, 2010.
Patel et al. Short sleep duration and weight gain: a systematic review. 2008
Chamorro et al. Sleep deprivation as a risk factor for obesity. 2011
Hurley et al. Sleep duration and cancer risk in women. 2015
Feng Fang et al. Risk of Cancer in Patients with Insomnia, Parasomnia, and Obstructive Sleep Apnea: A Nationwide Nested Case-Control Study. 2015
Yan Lu et al. Association between Sleep Duration and Cancer Risk: A Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies. 2013
Khawaja et al. Sleep Duration and Breast Cancer Phenotype. 2013
Thompson et al. Short duration of sleep increases risk of colorectal adenoma. 2010
Lao et al. Sleep Quality, Sleep Duration, and the Risk of Coronary Heart Disease: A Prospective Cohort Study With 60,586 Adults. 2018
Kazem et al. Sleep Deficiency is a Modifiable Risk Factor for Obesity and Cognitive Impairment and Associated with Elevated Visfatin. 2015
Wheaton et al. School Start Times, Sleep, Behavioral, Health, and Academic Outcomes: a Review of the Literature. 2017
Wahlstrom KL, et al. Curr Opin Psychiatry. School start time effects on adolescent learning and academic performance, emotional health and behaviour. 2017

NormanZinn schrieb:Zig. Seit gut einem Jahrzehnt. Faktisch ist allein die Nachfrage vergleichbar damit, Belege für die Schädlichkeit des Rauchens zu fordern

Faktisch ist eine Frage in der es um Zeitumstellung geht mit Studien zu Schlafentzug (Sleep Deprivation) und Schlaflänge (Sleep Duration) zu beantworten dann was?

Molligan et al. Cardiovascular, Inflammatory and Metabolic Consequences of Sleep Deprivation. 2009.
Nagai et al. Sleep Duration as a Risk Factor for Cardiovascular Disease. 2010.
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