Minimalismus
11.12.2017 um 19:01
Es ist mitunter recht interessant und des öfteren auch belustigend, wenn man anderen Menschen den minimalistischen Lebensstil zu erklären versucht.
Von Verständnis bis totale Ablehnung erlebt man alles.
Viel lustiger sind aber noch jene Menschen, die meinen, „ich muss mein Gegenüber jetzt unbedingt entlarven“, denn Internet zB. dürfte ich mir bei so einer Lebeweise ja gar nicht erlauben.
Na klar, ich verzichte auf die größte Errungenschaft, die die Menschen im 20/21. Jahrhundert zustande gebracht haben, weil es zu neu/ zu Kapitalistisch ist ?!
Nur weil man minimalistisch lebt, muss man sich noch lange nicht in einer Höhle verkriechen.
Klar, das Bild des Minimalisten in den Köpfen derer, die nichts damit anfangen können, muss recht ärmlich und einsam aussehen. Ich für meinen Teil, sehe es als eine Bereicherung meines Lebens, wenn nicht sogar als die beste Entscheidung an, die ich je getroffen habe.
Es geht mir hierbei nicht darum, euch eins auszuwischen und euch eure Lebensweise vor Augen zu halten, nein vielmehr sind es innere Überzeugungen.
Dabei war ich selbst auch mal so einer. Ein neues PC Spiel, mit Supertoller Actionfigur, Artbook und Soundtrack in supi CE? „Shut up and take my Money!“
Kostet ja NUR 60 Euro mehr, also insgesamt dann über Hundert, wenn man das aktuelle Spiel mit dazu zählt.
Nach dem gemütlichen Einkauf im Centro noch schnell in die Oase, einen Frappe bei Starbucks ?
Na klar, und anschließend noch ins Kino, obwohl mich kein Film so wirklich Interessiert.
Ja ich habe mein Gehalt für so manchen unnötigen Schwachsinn auf den Kopf gehauen.
Das Regal voller Bücher, die ich alle nichtmal gelesen habe, aber hauptsache ich habe sie!
CD's DvD'S und Bluray im 3 für 2 Angebot, da wurde gekauft was da war, auch wenn ich den Film nichtmal kannte oder sonderlich gut fand. Hauptsache mehr haben haben haben.. Konsuuum ja Geil mehr davon!
Irgendwann als ich dann endlich mit 24 meinen Wunschausbildungsplatz bekommen hatte, hat sich das Blatt jedoch gewendet. Wenn man erst mal in einer Firma arbeitet, die einen Chef hat, der „mit Geld um sich wirft“, es aber kaum an Azubis und Angestellte weiterreichen würde, bekommt man schon eine völlig andere Einstellung zu Geld und eben Konsum. Da wurde an den Mitarbeitern gesparrt, damit er sich seine tägliche Fast-food Ration leisten konnte, wieder einmal groß in Urlaub gefahren werden konnte, oder einfach um der Klammer die sein Bündel Scheine hielt, (welche er immer höchst auffällig aus seiner Tasche zog, auch wenn es nur um 3 euro beim Bäcker ging) auch weiter zu beschäftigen.
Da war die große Rede von „Man sollte doch immer wöchentlich 50 Euro auf Tasche haben für den Notfall etc.
Nun ja, es hat mich geprägt, die geringe Freizeit die der Job (Mediengestalter BuT) so mit sich brachte, lies mich plötzlich wieder die kleinen Dinge genießen, wenn ich es denn konnte. Da wurde das Lesen eines Buches plötzlich wieder zu einem Erlebnis. Kochen zu einer kreativen Beschäftigung und nicht um bloß den kleinen Hunger zu stillen und ein Spaziergang im Park, durch all die Ruhe (Abseits der Messen, Veranstaltungen und Konzerte, Fabriken und Stahlwerke etc.) zu einem Pol innerer Ruhe und Gelassenheit. Nachdem ich dann auch noch Meditation und gleichzeitig den Buddhismus für mich entdeckte, wars mit der Einstellung gerne in Medien zu arbeiten vorbei.
Meine Zeit gestalte ich sehr unterschiedlich. Ich bin derzeit auf 450 Euro Basis beschäftigt und habe daher keine eigene Wohnung, mein Zimmer bei den Eltern muss weiterhin herhalten. Das mag auf den einen sehr befremdlich wirken, dennoch bin ich der Meinung, ist die Gesellschaft um uns rum, echt wichtig. Als ich meine Ausbildung gemacht hatte, stand ich vor der Wahl mir dort in der Nähe eine Wohnung zu orgen oder weiter bei den Eltern zu leben. Ich bin heilfroh, mich für letzteres Entschieden zu haben, da ich bei diesem Chef, sicherlich so emotional aufgewühlt nach Hause gekommen wäre (in meine Einsame Wohnung) was mir sicherlich nicht gut getan hätte.
Um die Stimmen gleich vorweg zu nehmen:
Das ist hier nicht mehr Hotel Mama, das ist mittlerweile als eine Art WG unter Familienangehörigen zu sehen, ich beteilige mich wenn ich kann an der Miete ( In Form von Kostgeld) und auch so helfe ich im Haushalt oder mache mal die Einkäufe etc.
Von den 450 Euro bleibt mir echt nicht viel, da ich 180 monatl. davon an die Knappschaft abdrücken muss, weil aufgezwungene freiwillige (:D) Krankenversicherung.
Da ich keiner sein möchte, der nur auf Kosten anderer lebt, lasse ich mir auch ungern etwas ausgeben, da übe ich mich einfach in Verzicht. Hartz IV kommt also garnicht in Frage, auch wenn ich dadurch sicher eine eigene Wohnung bekäme. (Ja okay, Internet zahl ich nicht mit, aber das ist ne Ausnahme) ^^
Was bringt mir das alles?
In erster Linie Zeit. Als Mediengestalter war es immer mein Wunsch Filme zu machen, die hab ich nun, ich kann Drehbücher und Geschichten schreiben, kann mich mit meinen Kollegen voll und ganz der Musik widmen und mithilfe alltäglicher Meditation, das „Im hier und Jetzt“ Leben verinnerlichen. Ich lese viel, zeichne oder mache andere kreative Dinge, für die ich bei einem 40std Kaum Zeit finden würde.
Ein ehemaliger Kollege sagte mir einst, dass ich mit meiner Einstellung eines Tages „In Armut verrecken werde“ aber ich sehe das so, eines Tages (vielleicht kommt der Tag) an dem das ersparte Geld nichtsmehr wert ist, da bin ich gespannt wer eher mit weniger auskommt, der, der zum kochen zu Faul ist, weil er genug Geld hat sich alles zukommen zu lassen wann und wo er will, oder der, der schon früher gelernt hat, mit wenig zu leben und auch ab und an einen Tag mal nichts isst oder eben nur soviel bis der Hunger aufhört.
Unsere Überfluss Gesellschaft lehrt, alles was ich will krieg ich mit Geld, wenn sich das ändert, dann will ich sehen wie die Leute klarkommen, nix geleistet außer Leute zu bezahlen die alles für sie tun. Na dann, gute Nacht.
Und was ich eben auch feststellen musste, dass es mir eben echt taugt, mal in einem Raum zu sitzen der nicht überquillt voll zeug, wie soll ich auch einen klaren Gedanken fassen können, wenn alles was ich habe mich besitzt (haha Fight Club Zitat, aber isso) sitz ich da und denke nach sehr ich die Playstation und fang an zu zocken, während ich zocke seh ich ein Buch...
Eine leerer Raum ist für mich wie ein leerer Geist, und je leerer der ist, desto geordneter kann ich denken ;)
Wie gesagt, nur meine Einstellung, jedem des anders sieht, sei viel Spaß gewünscht, ich bleib wie ich bin.
PS. Frauen scheinen diesen Lebensstil bei Männern, nicht sonderlich zu mögen :)