Streuselchen schrieb:nocheinPoet schrieb:Passt schon, ich kann auch verstehen, dass der Begriff bei einigen sauer aufstößt. Den Begriff gibt es aber eben schon länger ...
Nee, nicht sauer aufstößt - also mir jedenfalls nicht. Ich finde er beschreibt nur nicht gut was du (und andere) damit ausdrücken wollen, bzw was hinter diesem Gedankengang steht, weil er gleich sowas "totales" suggeriert. Zeigt sich ja auch hier im Thread, in Teilen. Diese Anti-Haltung bezüglich der Thematik obwohl genaues lesen evtl doch den ein oder anderen Gedanken hätte durchspielen lassen können.
Ich finde mal sollte, gerade bei so einem Thema mal offen sein und genauer schauen, es geht ja nicht um den Begriff, interessant finde ich die Erzählungen einiger User hier, die beschreiben wie sie als Kinder keine guten Erfahrungen gemacht haben.
Streuselchen schrieb:nocheinPoet schrieb:Ohne Frage, wir waren mehr in den Bezirken wo der Bär tanzte. War schon strong und wir haben uns mit 12 - 16 echt frei gefühlt. Gab keine wirklichen Regeln, wir sind nachts immer raus und um die Häuser gezogen, in den Kneipen Donkey Kong gespielt, ich hatte da einen Trick gefunden, wie man Spiele auf dem Automaten bekommt, dass das funktioniert hat war echt heftig, machte dann aber recht schnell die Runde. Auf die Dächer sind wir auch, seltsam wie lange einem diese paar Jahre im Nachhinein doch vorkommen. Am Teltow-Kanal sind wir auch oft langgetigert. Oder die Sommernächte, der Beton in der Stadt hat die Wärme gehalten, die Straßen waren auch nachts so warm, dass man nur ein T-Shirt brauchte.
Klingt auf jeden Fall nach einer klasse Zeit. Freut mich immer wenn andere schönes aus ihrer Kindheit zu berichten haben. Gibt ja leider genug, die das nicht können - und deshalb finde ich es wichtig, die Gründe dafür zu benennen. Bessere Lebensgrundlagen hat man nun mal wenn man nicht in ärmlichen Gebieten aufwächst, wo kaum Freizeitgestaltung stattfindet oder wo man als Stippi schon zwischen Drogenhändlern seine Sandburgen bauen muss.
Ja klar, die Erinnerung ist schon wo toll, aber wenn ich das heute so beleuchte war das Vernachlässigung, ganz sicher würde ich kein Zwölfjährigen frei nachts durch Berlin ziehen lassen und auf den Dächern der Stadt sitzen. Natürlich ist es wo "romantisch" in gewisser Weise, die Lichter der Stadt über Berlin, wir haben echt philosophiert, in dem Alter hält man die Erwachsenen eh für nicht ganz dicht.
Das Gefühl der Freiheit will ich nicht missen, wer "normal" aufgewachsen ist, viel mehr behütet, kann diese Erfahrung ja gar nicht gemacht haben. Ich bin da schon hin und her gerissen, fest steht, es hat mich geprägt für mein ganzes Leben.
Streuselchen schrieb:... Es ist doch traurig, dass Eltern die Chance auf einen geregelten Arbeitsalltag mit Kindern verwehrt bleiben, einfach weil es an Plätzen fehlt. Ich denke da schafft sich die Politik selbst frustriertes Volk und der Frust wandert ja auch immer wohin. In viel zu vielen Fällen landet er bei den Kindern :(
Es fehlt am Geld und den Willen für die Jugend mehr zu machen, da die ja noch nicht wählen können, sind die Politiker offenbar entspannter. Hier müsste viel mehr getan werden, die Priorisierung angepasst. Sieht man doch auch schon alleine wieder an den Luftfiltern, wie lange wurde gelabert, es war bekannt, und was ist 2021 passiert, wie viele Schulen haben in den Klassen nun so ein Gerät?
Eben. ...
Streuselchen schrieb:nocheinPoet schrieb:Doch bei uns war es öfter Thema, aber wir haben das mit der Schule auch nicht ganz so genau genommen, wie gesagt, haben gemacht was wir wollten, nachts durch die Straßen, da gab es dann doch hin und wieder mal einige Diskussionen mit "Familienhelfern". Spannend ist, wenn man die Schule schwänzt kommen die aus ihren Löchern, sonst so, wenn wer geprügelt wurde und selber beim Amt war, da ist nichts groß passiert.
Das haben wir dann unterschiedlich erlebt - in meiner Zeit konnte man schwänzen bis einem auch das zu langweilig wurde. Gab in den Fällen, die ich miterlebt habe und vor allem auch meinem persönlichen Fall, keinerlei Konsequenzen seitens dem Jugendamt. Zuhause, von meinen Eltern aber schon ^^
Keine Schläge oder sowas, meine Eltern haben mich sehr liebevoll erzogen.
Ich glaube ich erlebte eine Zeit wo Eltern/Lehrer usw alles besser machen wollten als das was sie als Kinder erleben mussten - deswegen lies man meiner Generation sämtliche Freiräume und verließ sich darauf, dass dieser gutmütige Vertrauensbonus nicht ausgenutzt wurde. Man versprach sich scheinbar davon, dass es schon irgendwie werden wird. Nun ist aber auch meine und die darauffolgende Generation mitunter die, die vermehrt mit dem Jugendamt in Kontakt kommen und da fragt sich natürlich, warum ist das so? Hat man verpasst aus dem Freiheitsgedanken einen sozial verträglichen zu machen?
Es gibt sicher temporäre und regionale Unterschiede, und unterm Strich ist sicher vieles in den letzten 45 Jahren besser geworden, Eltern wissen in der Regel, sie dürfen ihre Kinder nicht schlagen und sie dürfen es inzwischen ja wirklich nicht mehr und Kinder wissen das auch und durch das Internet gibt es heute ganz andere Möglichkeiten.
Dennoch muss der Staat mehr machen, wirklich mehr, wie kann es sein, dass Kinder aus sozial schwachem Umfeld signifikant seltener ein Abitur machen, also Kinder von Wohlhabenderen?