@DeadMaster Meine These, warum man gerade in der sogenannten "Unterschicht" fremdenfeindlicher denkt und handelt als beispielsweise in Intellektuellenkreisen oder im Management multinationaler Konzerne, besagt:
Wer "unten" ist, braucht, um sich selbst zu erheben, immer noch einen, der unter ihm ist, auf den er draufstiefeln kann, um sich selbst zu erhöhen.
Ich habe zwar kein Geld, keine, Arbeit, keine Zähne, keine Perspektive - aber ich bin Deutscher, ich bin Herrenmensch, ich bin allemal besser als jeder hergelaufene Kanacke, auch wenn der Universitätsprofessor ist oder Millionen Euro im Jahr verdient.
Dieses Denken war es nicht zuletzt, aus dem sich der Erfolg des deutschen Faschismus mit seinem brachialen Antisemitismus speiste. Ich Herrenmensch - Du Untermensch.
Für die Faszination des Faschismus speziell für Jugendliche gibt es verschiedene Gründe, von denen ich hier wahllos mal einige aneinander reihe:
1. Nazizeit und Krieg sind lange her. Je weiter etwas zurück liegt, desto eher pflegt man sich auf die angenehmen Seiten alter Zeiten zu besinnen.
2. Die Generation der Opfer nationalistischen Grössenwahns ist nahezu ausgestorben. Damit fehlen die Zeitzeugen der Barbarei eines totalitären Regimes und eines Weltkrieges.
3. Der einfache Mensch sehnt sich nach einfachen Lösungen. Er möchte nicht selbst denken, sondern denken lassen, und sei es nur, um hinterher einem Führer, dem er hinterher gelaufen ist, die Schuld in die Marschstiefel zu schieben.
4. Es mag eine Reaktion derjenigen sein, die mit "Freiheit" nichts anzufangen wissen, ausser sie abzuschaffen. Menschen, die nicht gern die Wahl haben, weil sie diese verwirrend finden.
5. Kann auch ein Oppositionsverhalten sein. So wie unsereiner früher gefühlsmässig links war, weil man die Gesellschaft als Fortsetzung des Faschismus mit anderen Mitteln begriff, so sehen mache Rechte heute die Gesellschaft im Würgegriff böser Altachtundsechziger.
6. Jeder Verlierer möchte keiner sein. Wenigstens ein bisschen Herrenmenschentum möcht' schon sein. Wenn man ganz unten ist, oder sich zumindest so fühlt, braucht man jemanden zum draufstiefeln. Das hebt einen höher. Siehe oben.