Warum reden wir nicht darüber?

@ihrunwissenden
Ich würde Dir in Bezug auf die allermeisten Erkrankungen beipflichten.
Aber bei sowas wie Borderline oder Psychosen nicht. Klar sind die theoretisch auch heilbar, aber der Betroffene kann das in diesem Fall nicht alleine schaffen, weil der Denk- und Wahrnehmungsapparat, mit dem er sich zwecks Heilung reflektieren und ansehen muß, ja betroffen ist!

@Wasteland

So ist es, das Ganze steckt noch immer in den Kinderschuhen. Kann ich ein Lied von singen.

@Paka
arbeitest du auch in der psychiatrie?

@Wasteland

Nein, aber ich war dort mal zur Behandlung wegen Depressionen. So manche Ärzte verschreiben schnell Medikamente, aber ohne z.b. über die Absetzproblematik aufzuklären.
Daneben eben diese sogenannten Therapien, die allesamt in meinen Augen wirken, wie wischiwaschi.

das gefühl habe ich auch gehabt..würde man den ärzten ihre rezeptblöcke wegnehmen wären sie recht hilflos im umgang mit ihren patienten..

@Wasteland

Zumal ja manche Medikamente nicht ohne sind. Die Patienten können selten entscheiden, ob es nun gut ist, das muss schon vom Arzt kommen, schließlich ist er, oder sollte es zumindest, darin ausgebildet.

Ich finde ja auch, dass viele Fälle von Depressionen gesellschaftlich bedingt sind.

@Paka
da würde ich dir nicht widersprechen..was die medikamentöse behandlung betrifft gab es von den stationsärzten oft den satz zu hören das damit erstmal die vorraussetzung zur therapie geschaffen werden muss und man deshalb zuerst diesen weg einschlägt..

@Wasteland

Nein,wirklich geholfen hat mir mein Aufenthalt dort nicht.
Wir haben aber auch selten richtige Gespräche geführt.
Am Ende hatte ich in der Woche nur eine Viertelstunde ,um mit meiner Therapeutin zu reden.
Größtenteils war man dort allein und wusste nicht,was man tun sollte...

@IvoryTower
was meinen eindruck also auch bestätigt..vllt sollte man darüber mal nen thread machen:wie effektiv is die psychiatrie in deutschland?..finde es mehr wie schade das menschen mit diesen erkrankungen so schlecht therapiert werden..eigendlich ein armutszeugnis für einen angeblichen "sozialstaat"..bist du denn jetzt noch in ambulanter behandlung oder hat man dich deinem schicksal überlassen?

@Wasteland
ich sehe das genauso.

Ich war die ersten wochen danach noch bei meiner alten Therapeutin,die mich schon vor der Klinik therapiert hat.
Doch ganz plötzlich hat sie gemeint,die Stunden mit ihr wären nicht genug,also sollte ich wieder Tagesklinisch gehen...das hab ich aber auf keinen Fall gewollt ,und dann hat sie mich einfach nichtmehr behandelt...
Sie meinte ,sie dürfte das nicht.
Jetzt habe ich aber eine Neue,mit der hatte ich allerdings erst 2 Termine,und zwar alle 2 bis 3 wochen.
also noch seltener als vorher!

@IvoryTower
warum wolltest du nicht in eine tagesklinik?..einen termin alle 2-3 wochen kommt mir auch sehr wenig vor..

ich rede mit den leuten nicht darüber weil ich nicht glaube das sie mir davon erzählen möchten. eine freundin von mir ging regelmässig zum psychiater und ich war schon interessiert weshalb sie geht und was die da so bereden und was der psychiater so für *tricks* anwendet aber das war mir schon peinlich danach zu fragen weil es doch etwas sehr persönliches ist

@Wasteland
Es war ja die selbe Klinik.
Ich saß da,als ich tagesklinisch da war,nur rum und wusste nicht,was ich tun sollte.
Da war auch niemand da...

Viele wollen aber darüber reden. Nachfragen schadet selten, das zeigt höchstens, dass man für die fragende Person eine Bedeutung hat.
Wenn unangenehme Themen angesprochen werden, kann man das ja jederzeit sagen.

ja ich hab sie dann auch danach gefragt. sie hat mir das alles auch erzählt.
vielleicht denke ich ja das die leute ungern darüber sprechen würden weil ich davon ausgehe das ich ungern darüber sprechen würde. ist wohl ein fehler.

@IvoryTower
achso..ja das war in der klinik wo ich gearbeitet habe auch nicht anders,zum einen gnadenlos unterbesetzt(ein stationsarzt für 2 akutaufnahmestationen) und zum anderen kaum therapieangebote..die patienten haben mehr oder weniger den ganzen tag im raucherzimmer rumgesessen..sehr sinnvoll fand das wohl keiner..

Meine Empfehlung bei Persönlichkeitsstörungen sind psychosomatische Kliniken, denn dort wird mehr Augenmerk auf Therapieansätze wie Beschäftigung, Kunst, und Verhaltenstherapie gelegt, auch spezielle Trainings für die Körperwahrnehmung werden dort angeboten.

In Psychiatrien ist man eher dann aufgehoben, wenn es um akut Situationen geht und was Krisenintervention betrifft !

Adequate Therapie ist Teamwork und kann nur Erfolge bringen, wenn Patienten auch bereit sind daran mitzuwirken. Ich kenne es noch gut aus eigener Erfahrung, dass man oft zu schnell glaubt über akute Probleme hinweg gekommen zu sein, es verhält sich da ähnlich wie bei Antibiotika-Behandlungen wo auch kein Erfolg erzielt wird, weil man symptomefrei zu sein scheint und die Therapie nicht lange genug angewendet wurde, da kommts dann auch zu Rezidiven !

@Tenebrae

Jep. Erinnert mich an eine gute Freundin, die das ganze Konzept irgendwie auch verdreht. Sie findet es okay, wenn andere mit ihr über deren probleme reden, aber sie will nicht über ihre eigenen reden. Naja, jedem das seine.

Im Allgemeinen denke ich, freuen sich viele darüber reden zu können und selbst wenn nicht, freuen sie sich über das Interesse. Meistens zumindest.

@LuciaFackel


Borderline und Psychosen haben den selben Ursprung wie alle anderen "Krankheiten". Deshalb ist es nicht notwendig etwas wahr zu nehmen oder zu erdenken. Die Ursache liegt ja gerade in diesen Tatsachen. Es gibt Menschen die ihre eigene Schizophrenie erlöst haben, nicht in dem sie gegen die Krankheit gekämpft haben, sondern dir Ursache erkannten um sie erlösen zu können :)

@ihrunwissenden

ihrunwissenden schrieb:Deshalb ist es nicht notwendig etwas wahr zu nehmen

und dann schreibst Du

die ihre eigene Schizophrenie erlöst haben (...) indem sie (...) dir Ursache erkannten

Man muß erkennen können, also wahrnehmen.

Es mag Einzelfälle geben, in denen jemand es schafft, sich so "über seine Krankheit zu stellen", daß er an ihr vorbei wahrnehmen/ erkennen kann, woher sie entsprungen ist, aber im Regelfall ist gerade diese Erkenntnisfähigkeit gestört.