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Das Voynich-Manuskript

1.607 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Buch, Mysteriös, Manuskript ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Das Voynich-Manuskript

17.03.2024 um 13:46
Zitat von kosmonautinkosmonautin schrieb:Es könnte auch sehr gut einen Pinsel darstellen!
Ja es könnte vieles sein, ein Aufgußlöffel würde halt gut Dampfbad passen. Ansonsten vielleicht ein Beinschaber für Haut und Haare.

Hier sehe ich auch Parallelen: rundes Werkzeug, Bezug zum Kopf. Man machte früher Gehirnbohrungen, auch Trepanation genannt.

voy gehirnOriginal anzeigen (0,8 MB)

Quelle: https://archiv.ub.uni-heidelberg.de/artdok/7283/1/Fehrenbach_Homo_nudus_vivus_2013.pdf

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17.03.2024 um 14:51
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Hier sehe ich auch Parallelen:
Man bildet sich halt viel ein, wenn man nur sieht, was man sehen will.

Links ist ein Arzt in zeittypischer Kleidung zu sehen, der einen klar erkennbaren Eingriff vornimmt. Die Abbildung ist zeittypisch.

Rechts im VM sind zwei nackte Frauen im Wasser zu sehen. Eine hat einen nicht eindeutig erkennbaren Gegenstand in der Hand, die andere fasst der ersten an den Kopf.

Macht man eine Trepanation mit der bloßen Hand?
Halten Patienten einfach mal während der Behandlung chirurgisches Werkzeug?
Warum sollen Ärztin und Patientin bei einem Eingriff am Kopf im Wasser stehen?
Ärztinnen sind bei der Behandlung nackt?

Fazit: Keinerlei Ähnlichkeit, höchstens eingebildete.


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17.03.2024 um 20:42
Vielleicht wurde das Buch für eine reiche Person geschrieben, welches sich ein Spaß erlauben wollte. So ein Buch war sehr teuer im 15. Jahrhundert. Ich habe mach irgendwo gelesen, dass ein Buch mehrere Jahresgehälter eine angelernten Arbeiters kostete. Bücher waren so kostbar, das in vielen Kirchen die Bibel weggeschlossen wurde.


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18.03.2024 um 16:35
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Man machte früher Gehirnbohrungen, auch Trepanation genannt.
Ich muß mich korrigieren, es geht in dem Bild nicht ums bohren, sondern ums vermessen.
voy craniometer

Die Rundung läßt vermuten, daß es am Kopf angelegt wird, mit der Spitze soll etwas genau erfaßt werden. Daß man mit dem Hammer, wie oben dargestellt, kein Loch schlagen kann, sollte klar sein. Es muß erst eine Diagnose gemacht werden, dazu gehört das Vermessen. Wenn es dann ganz schlimm kommt, das Bohren.


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18.03.2024 um 17:49
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Ich muß mich korrigieren, es geht in dem Bild nicht ums bohren, sondern ums vermessen.
Ende des 19.Jh. entwickelte Rudolf Ulrich Krönlein (1847-1910) den Kraniometer.


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Das Voynich-Manuskript

19.03.2024 um 16:47
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Ende des 19.Jh. entwickelte Rudolf Ulrich Krönlein (1847-1910) den Kraniometer.
Klingt unlogisch, man macht seit Urzeiten Gehirnbohrungen, aber man misst erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts?
Wenn ich zum Arzt gehe, ist die erste Frage nach Größe und Gewicht.
Für die Augenheilkunde ist das runde Teil überdimensioniert, dort hat man feines Werkzeug.
Es würde nach den Dimensionen der Zeichnung gut auf den Kopf passen.


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19.03.2024 um 17:56
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Klingt unlogisch, man macht seit Urzeiten Gehirnbohrungen, aber man misst erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts?
Was hat denn Trepanation mit Kraniometrie zu tun?

Und stell Dir die frühen Trepanationen mal nicht zu wissenschaftlich basiert vor. Trepanationen zur Wundsäuberung bei Schädelverletzung wurden dort gemacht, wo der Knochen betroffen war, und für sowas wie Entlastungstrepanationen gab es keine ganz genau zu ermittelnden Schädelpartien, für die erst mal sauber rumgemessen werden mußte.


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20.03.2024 um 15:10
@Dancingfool
Ich nehme mir mal die Freiheit.
Hier dein Bild und jetzt mal vergrößert:


Screenshot 2024-03-18 185747Original anzeigen (0,5 MB)
https://collections.library.yale.edu/catalog/2002046
(eigener Bildausschnitt)

Ich sehe was, was du nicht siehst!

Erstmal links den übergroßen Arm der eine Backpfeife zu erteilen scheint.

Dann rechte Seite:
Der Bottich oder was das sein soll ist durchsichtig.
Glasbehälter dieser Größe gab es aber noch nicht.
Okay, künstlerische Freiheit.

Dann wieder die total verdrehten Beine und auch noch so Zeug in dem Behälter, die/dass keinen
Sinn machen.
Sind das fehlerhafte Zeichnungen?
Eher nicht, weil diese im VM sehr oft aufzufinden sind.

Ergo: keine Hinweise auf Praktiken eines frühen Artztes oder Heiler.

Allg. ist mir noch aufgefallen das einer der Urheber der Zeichnungen wohl je nie
eine Frau mal nackt gesehen haben dürfte, und wenn doch, dann nur eine einzige.
Die dargestellten Brüste der Frau sind fast überall gleich.
Dabei gibt es die in allen Formen, Größen und Varianten auch damals schon zu sehen.


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Das Voynich-Manuskript

20.03.2024 um 15:47
Zitat von newbeenewbee schrieb:Erstmal links den übergroßen Arm der eine Backpfeife zu erteilen scheint.
Der Arm sieht so aus, als ob der Zeichner ihn zuerst nicht vorgesehen und dann nachträglich noch ins Bild gebastelt hat. Er ist nicht nur zu groß, sondern auch viel zu tief angesetzt.
Zitat von newbeenewbee schrieb: Der Bottich oder was das sein soll ist durchsichtig. Glasbehälter dieser Größe gab es aber noch nicht.
Könnte vielleicht auch ein umgebundenes Tuch sein, dass durch die Nässe durchscheinend geworden ist. Als Behälter wäre es jedenfalls so eng, dass neben der Frau so gut wie kein Wasser mehr reinpasst.

Da kommt mir gerade ein Gedanke: Sollen das überhaupt Menschen mit normaler Größe sein? Bei einem eher phantastisch angelegten Buch wären vielleicht auch Zwerge oder ähnliches denkbar? Das würde in einigen Abbildungen zu den seltsamen Größenverhältnissen passen.

Voynich83v Auszug1
https://commons.wikimedia.org/wiki/Voynich_manuscript?uselang=de
Zitat von newbeenewbee schrieb:Allg. ist mir noch aufgefallen das einer der Urheber der Zeichnungen wohl je nie eine Frau mal nackt gesehen haben dürfte, und wenn doch, dann nur eine einzige. Die dargestellten Brüste der Frau sind fast überall gleich.
Nicht ungewöhnlich. Wie gesagt, waren solche Abbildungen oft ziemlich stereotyp. Was auch immer der Zeichner im Sinn hatte, es ging ihm offensichtlich nicht um individuelle Frauen, sondern einfach nur um "Frauen an sich". Bei seinem krakeligen Stil muss man sich auch fragen, wieviel Wert er überhaupt auf solche Feinheiten gelegt hat.
Zitat von newbeenewbee schrieb:Ergo: keine Hinweise auf Praktiken eines frühen Artztes oder Heiler.
Würde ich auch sagen, keine Spur davon. Ärzte wären durch ihre typische Berufskleidung zu erkennen. Das ist in praktisch allen alten Handschriften so, die ich bis jetzt in diesem Zusammenhang gesehen habe. Ein paar Beispiele hatte ich ja gezeigt.


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Das Voynich-Manuskript

20.03.2024 um 16:00
@newbee
Zitat von newbeenewbee schrieb:Der Bottich oder was das sein soll ist durchsichtig.
Glasbehälter dieser Größe gab es aber noch nicht.
Mir ist bei dieser Wanne auch aufgefallen, dass ihre Wände durchsichtig sind und der Unterkörper der Frau erkennbar wird. Ob noch mehr innerhalb der Wanne los sein soll oder die anderen Elemente zur Wannenbeschaffenheit gehören sollen, ist für mich nicht eindeutig zu erkennen (beispielsweise das Teil, zwischen linkem Wannenrand und Bauch, das von der Brust bis zum Schritt sichtbar ist oder die undefierbaren Linien im unteren Wannenbereich). Ich gehe davon aus, dass der Zeichner diese Wanne absichtlich mit transparenten Wänden dargestellt hat, um den Blick auf den Unterkörper und dieses Linienwirrwarr zu ermöglichen. Dementsprechend glaube ich auch, dass das Utensil in der Hand der Badenden der Untersuchung/Behandlung dessen dienen soll, was durch die Transparenz sichtbar wird.


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20.03.2024 um 16:29
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Der Arm sieht so aus, als ob der Zeichner ihn zuerst nicht vorgesehen und dann nachträglich noch ins Bild gebastelt hat. Er ist nicht nur zu groß, sondern auch viel zu tief angesetzt.
Und auch diese Zeichnungen ziehen sich wie ein roter Faden durch das VM.

Leider wissen wir nicht, was das alles soll.


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20.03.2024 um 16:41
@kosmonautin
oder wie man ganz rechts sieht:
ein Schloss. ?
Sprich: Ein Verhütungsmittel?

Das Utensil erinnert mich sofort an Knoblauch.


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20.03.2024 um 17:36
@newbee

Achso, da kommst du auf Knoblauch? :D
Dieses mittelalterliche Verhütungsmittel mit Schloss hieß so ähnlich :D
Gute Idee, übrigens!

Unabhängig davon, kann ich mir auch vorstellen, dass das Ding in der Hand - im Falle eines medizinischen Instruments - eine Geburtszange sein könnte.


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20.03.2024 um 19:58
Zitat von kosmonautinkosmonautin schrieb:Dieses mittelalterliche Verhütungsmittel mit Schloss hieß so ähnlich
Ach komm, einen Keuschheitsgürtel meinte ich damit.
Also mit dem Gebilde hinten am Körper.

Das Knoblauch Gewächs hält die gezeichnete in der Hand.
Das kann aber auch ALLES sein. :)


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20.03.2024 um 20:01
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Was hat denn Trepanation mit Kraniometrie zu tun?

Und stell Dir die frühen Trepanationen mal nicht zu wissenschaftlich basiert vor.
Man wollte nicht irgendwo ein Loch bohren, sondern jedesmal an derselben Stelle. Wer messen kann ist klar im Vorteil.
Bei den Trepanationswerkzeugen habe ich ein zirkelförmiges Gerät gesehen, mit dem man die Hirnhaut aufschneidet.
Es gab solche Werkzeuge mit runder Form schon vor der Kraniometrie.
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Ärzte wären durch ihre typische Berufskleidung zu erkennen. Das ist in praktisch allen alten Handschriften so, die ich bis jetzt in diesem Zusammenhang gesehen habe
Großes Fragezeichen! Warum nur nackte Frauen? Ist das ein Mittelalter-Comic?
Zitat von kosmonautinkosmonautin schrieb:das Ding in der Hand - im Falle eines medizinischen Instruments - eine Geburtszange sein könnte.
Ob es solche Zwicker wirklich gab? Sieht nach Aua aus. Heute ist alles rund es gibt keine Verletzungsgefahr.


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Das Voynich-Manuskript

20.03.2024 um 20:44
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Man wollte nicht irgendwo ein Loch bohren, sondern jedesmal an derselben Stelle. Wer messen kann ist klar im Vorteil.
Und mit solchen Allgemeinplätzen belegst Du die Existenz eines Gerätes? Eines, von dem wir wissen, daß es erst später erfunden wurde?

Wo hast Du das übrigens her, daß stets die selbe Stelle für - ja, für welche Art der Trepanation eigentlich? - angebohrt werden müsse?

Der Witz ist ja gerade der, daß man bestimmte Schädelpartien erst mal per Hand erfühlen muß, um dann anschließend mit z.B. dem Kraniometer die Entfernung zu einer anderen bestimmten Stelle des Kopfes messen kann. Nicht umgekehrt! Unsere Schädel sind eben nicht genormt, sodaß, wenn der Schädel an den Schläfen eine Breite X besitzt, die Entfernung von der Nasenwurzel bis zur Fontanelle stets 1/Y von X wäre oder so.
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Bei den Trepanationswerkzeugen habe ich ein zirkelförmiges Gerät gesehen, mit dem man die Hirnhaut aufschneidet.
Es gab solche Werkzeuge mit runder Form schon vor der Kraniometrie.
Und Faustkeile gab es auch schon früher. Die kenn ich immerhin schon mal. Wovon Du da sprichst, weiß ich dagegen nicht, weder, ob es die gab, noch wofür die waren, oder seit wann...


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Das Voynich-Manuskript

20.03.2024 um 21:24
Die Geburtszange wurde erst nach dem VM erfunden.
Die meisten Autoren sind sich darin einig, dass die erste Version einer Zange bei Peter Chamberlen dem Älteren (1560–1631) zu suchen ist, einem Geburtshelfer am englischen Hof.
Quelle: Dissertation von Joanna Dietzel, Uni Greifswald
https://epub.ub.uni-greifswald.de/frontdoor/deliver/index/docId/637/file/diss_Joanna_Dietzel_1_Titelblatt.pdf
https://epub.ub.uni-greifswald.de/frontdoor/deliver/index/docId/637/file/diss_Joanna_Dietzel_10_Geburtszangen_Teil_1.pdf
Zitat von DancingfoolDancingfool schrieb:Großes Fragezeichen!
Falls du anderer Meinung bist, bring halt Belege. Und zwar aus einem passenden Kontext und nicht aus dem 19. Jahrhundert, was du uns hier neulich andrehen wolltest.


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20.03.2024 um 21:39
@Borromini
@Dancingfool

Die Entwicklung der ersten Geburtszange wird laut wikipedia Peter Chamberlen (1560–1631) zugeschrieben.
Wikipedia: Geburtszange

Laut dieser Quelle (https://research.uni-leipzig.de/agintern/Medhist/waldenb/ausstell/wb300t.htm) hat es aber schon seit der Antike Geburtszangen gegeben, die lange nur zum Herausziehen von toten Kindern eingesetzt wurden.
"Peter Chamberlen (1601-1683) nahm als erster dieses Instrument zu Hilfe, um ein lebendes Kind zu entbinden."
https://research.uni-leipzig.de/agintern/Medhist/waldenb/ausstell/wb310t.htm

Es ist aber tatsächlich so wie @newbee schrieb: das, was die Badende in der Hand hält, könnte vieles darstellen.


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Das Voynich-Manuskript

21.03.2024 um 13:18
Noch ein paar weitere Infos zu gesundheitlichen Handschriften, die ich mal mit dem VM abgleiche.

Einen ausgebildeten Arzt zu konsultieren oder Bücher über Gesundheit und Ernährung zu kaufen, konnten sich nur Mitglieder der Oberschicht (Adel, hohe Kleriker, gehobene Bürger) leisten, an deren Lebensstil sich auch die Bücher inhaltlich ausrichteten, so Murray Jones.
Nicht alle Abhandlungen, die sich mit Regimen und Diätetik befassen, sind illustriert, aber wenn sie es sind, dann in einer Weise, wie es sich für ein Buch schickt, das für einen Mann von hoher Geburt und großem Vermögen gedacht ist.
Quelle: Peter Murray Jones, Heilkunst des Mittelalters in illustrierten Handschriften, S. 103

Das trifft auf das VM eindeutig nicht zu, denn die Qualität seiner Abbildungen ist niedrig. Zum Vergleich mal eine Badeszene. Hier sind auch Dinge wie Wanne und Tuch oder die Interaktion der beiden Personen eindeutig erkennbar, was in diesen Szenen beim VM nicht der Fall ist.

Courtesy British Library, Sloane 1977, f.8v
https://imagesonline.bl.uk/asset/4822/
Sloane 2435 8vOriginal anzeigen (0,1 MB)


Nun zu Christine Jakobi-Mirwald, "Das mittelalterliche Buch, Funktion und Ausstattung". Das Thema wird hier mit Schwerpunkt auf der Funktion und Rezeption der Bücher behandelt und bezieht auch die Spätantike, Renaissance und den Beginn des Buchdrucks mit ein.
Ob im Einzelfall eine Handschrift wirklich als Handbuch etwa eines Mediziners fungierte oder ob sie ein Sammlerstück war, erhellt sich üblicherweise aus ihrem Ausstattungsniveau und vor allem ihrem Erhaltungszustand. - Jakobi-Mirwald, S. 92
Das Austattungsniveau passt beim VM nicht zu einem vermögenden Sammler als Auftraggeber, aber wenn andererseits das VM wirklich ein Handbuch für die Praxis gewesen wäre, sollten Gebrauchsspuren zu erkennen sein.
Mittelalterliche Fachliteratur scheint oft nicht für den Fachmann bestimmt gewesen zu sein, sondern diente einem Sammler zur Erbauung oder zum Prestigegewinn. - Jakobi-Mirwald, S. 92
Prestigeträchtig sieht das VM wirklich nicht aus. Über seine Erbaulichkeit lässt sich streiten, aber ein Unterhaltungszweck bzw. Kuriosum bleibt möglich.

Besonders interessant finde ich die Details zur Herstellungstechnik. Jakobi-Mirwald (S. 132) schreibt, dass in Codices immer zuerst der Text geschrieben wurde, Flächen für die Abbildungen frei blieben und diese erst in einem eigenen Arbeitsgang eingefügt wurden. Auch gebunden wurden die Seiten in aller Regel erst nach dem Beschreiben und Bemalen. Bei aufwändigen Büchern konnten dadurch mehrere Leute gleichzeitig daran arbeiten. Das bestätigt auch dieser Artikel aus dem "Virtuellen Museum" der Uni Trier: https://dhmuseum.uni-trier.de/node/359

Das normale Vorgehen war also umgekehrt wie beim VM. Bei diesem entstanden zuerst die Bilder und dann der Text. Die Seiten waren dabei zumindest teilweise schon gebunden, das kann man an diesem Detail erkennen, wo die noch frische Farbe auf der Seite gegenüber einen Abdruck hinterlassen hat.

Voynich33v Detail markiertOriginal anzeigen (0,2 MB)
Quelle: https://collections.library.yale.edu/catalog/2002046


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Das Voynich-Manuskript

21.03.2024 um 15:07
@Borromini
Deine Begründung, warum die Zeichnungen des Manuskripts zeitlich unabhängig vom Text, bzw. vor dem Text entstanden sein sollen, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar. Gibt es noch andere Hinweise, die diese These stützen?

Warum sollten die leeren Seiten des Manuskripts nicht von Anfang an gebunden gewesen sein? Immerhin handelt es sich um Pergament, das zu seiner Zeit als völlig veraltert galt und aus einem Grund in irgendeiner Form sehr lange aufbewahrt worden sein muss. Ich hätte mit mehr Knicken, Verunreinigungen, Helligkeitsunterschieden, Rissen ... oder Mottenschäden im Papier gerechnet, wenn Pergament über viele Jahre lose gestapelt aufbewahrt worden wäre.

Ich gehe aber auch von einem Urheber aus, der kein professioneller Schreiber oder Künstler war (oder sich an professionellen Herstellungsprozessen orientierte), sondern von jemandem, der dazu neigte etwas Vorgefundenes, spontan für seine individuellen Fähigkeiten umzumünzen.


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