Da im Hauptfaden die Neuvorstellung von Gedanken in ein Wiederholen der eigenen Spekulationen mündet, auf das ich gerne verzichten möchte, bat ich
@Nemon um Aufnahme hier. Von einer Beteiligung Dritter, Waffentests, Flugunfällen, Aliens, dem Yeti oder von einem Versagen der Heilsarmee gehe ich nicht aus.
Ich bin mir sicher, die Gruppe war alleine, und geriet in Bedingungen, die ihre Mitglieder nicht mehr unter Kontrolle halten konnten, weswegen sie verstarben.
@wab legte für mich überzeugend dar, dass die Gruppe aufgrund des exponierten Geländes bei Schlechtwetter nur in diesem Bereich unterwegs sein konnte, in dem die Verstorbenen gefunden wurden, und sich aufgrund der Beschaffenheit des Geländes zwischen den Auffindeorten an der Zeder und in der Schlucht wahrscheinlich getrennt haben wird.
Inhaltlich geht es mir grob um folgende Gedanken, die einen Beitrag leisten können zu möglichen (!) Umweltfaktoren und zur Lage, die zu einem Zerschneiden einer Zeltbahn führt.
1. Ich habe real eine Situation erlebt, in der ein mir bekannter Pfadfinder eine Zeltbahn zerschnitten hat, von innerhalb des Zeltes - einer Pfadfinderjurte - das kurz zuvor von einem Tornado zerstört wurde, der eine Spur der Verwüstung hinterlassen hatte. Ein etwa 6m hohes kleines Zirkuszelt wurde dabei in Teilen über ein vierstöckiges Gebäude geweht. Die 80cm langen, massiven Zeltanker, die wir Wochen vorher mit dem Vorschlaghammer gesetzt hatten, wurden aus dem Boden gerissen wie Reiszwecken.
Selbst war ich aus dem naheliegenden Gebäude herbeigeeilt gewesen, das während des Ereignisses vibriert hatte, als hätte es jemand durchgeschüttelt. Deswegen war mir sofort klar, dass die im Zelt befindlichen Personen in Schwierigkeiten sein werden. Ich hatte sie erst Minuten zuvor verlassen gehabt.
Hier Aufnahmen kurz nach diesem etwa ein bis zwei Minuten andauernde Extremwetterereignis. Leider sind sie sehr verwaschen. Bei 0:53 sieht man die Zeltüberreste. Rechts daneben das, was von dem großen Zelt noch vor Ort ist.

Uni Gießen - zerstörtes Campus Camp
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Besagter Pfadinder lag bei meiner Ankunft mit einer weiteren Person unter den Zeltplanen, die keinen Meter von ihm entfernt in Panik schrie wie am Spieß, aber unverletzt war - er konnte durch das Gewirr an Zeltplanen und Gegenständen nicht zu ihr vordringen. Wenige Zentimeter neben seinem Schnitt, den er setzte, als ich etwa zehn Meter entfernt war, waren die Zeltbahnen zudammengeknüpft, die er einfach hätte auseinanderknüpfen können. Darüber hat er sich sehr geärgert. Er konnte das aber nicht sehen - die Plane war ja direkt vor seinem Gesicht, viel zu nah, um etwas erkennen zu können, sagte er hinterher. Er war sehr entsetzt, dass zwei der 3 bis 5 cm starken Eschestangen gebrochen waren, die wir wenige Wochen vorher geschnitten hatten, um die Seitenstangen daraus zu bauen. Auch vom Tripod in der Mitte war ein etwa 15 cm starker Fichtenstamm einfach durchgebrochen. Er sagte, er habe mit mindestens einer schwerverletzten Person gerechnet, die sofort Hilfe brauche. Sonst hätte er die Plane nicht zerschnitten, nachdem er über etwa ein bis zwei Minuten versucht hatte, den keinen Schritt von ihm entfernten Rand des Zeltes zu finden. Als die Situation soweit geklärt war, sprach er davon, jetzt zu wissen, wie sich die Djatlow-Gruppe gefühlt haben müsse. Er habe nie verstanden gehabt, wie man überhaupt auf die Idee kommen könne, eine Zeltplane zu zerschneiden, ohne völlig wahnsinnig zu sein - jetzt kenne er die Gefühlslage.
Es waren etwa 20 Grad am helllichten Tag, also völlig andere Temperatur- und Sichtverhältnisse, auch das Zelt war ein völlig anderes, eine Pfadinder-Kote. Sonstige Umstände könnten aber Ähnlichkeiten aufweisen.
Wir haben dann sein Laptop oder den Geldbeutel im zusammengestürzten Zelthaufen gesucht. Er wusste genau, wo sie lagen - unter den Zeltplanen haben wir aber nichts mehr gefunden.
Bis wir das Zelt abgebaut hatten.
Bei 20 Grad am helllichten Tag ist das ja keine Schwierigkeit.
Es war nicht so, dass „lediglich“ ein Zelt weg geweht worden wäre. Es wurden keine 10m entfernt Bäume entwurzelt, da lagen aber auch kleinere Bäume und Gegenstände, die waren gar nicht von dort. Ich erinnere mich an einen metallenen Gartenstuhl mit rotem Plastikseilgeflecht.
Der nächste Garten ist etwa 500m entfernt.
Wir sind später gemeinsam zu seinem über 80jährigen Zeugwart gefahren, um die zerstörten Zeltbahnen - ich erinnere zwei oder drei - zu ersetzen. Nach unseren Schilderungen und Bildern hat er gesagt, derartige Schilderungen seien ihm noch nicht zu Ohren gekommen. Er sei froh, dass niemand zu Schaden gekommen sei, und um die Planen sollten wir uns mal keine Gedanken machen.
2. In Kroatien fuhr ich einmal hangaufwärts durch den Bora, den dortigen katabatischen Küstenfallwind. Die kroatische Polizei sperrte schon eine Straße nach der anderen - ich dachte noch, das ist jetzt aber übertrieben, wegen dem büschn Wind, und war dankbar, dass eine Straße noch offen war.
In einem Gebiet von geschätzt 50 bis 100 Höhenmeter Unterschied begriff ich, warum die Straßen gesperrt waren. Sehr plötzlich nahm der Wind drastisch an Stärke zu, und pamplemusen- bis kindskopfgroße Steine wurden den Hang herab über die Straße geweht. Ich hatte Mühe, ihnen auszuweichen, und mit 30 bis 40 km/h die Spur zu halten, ohne die Straße zu verlassen. Im Anschluss war es plötzlich windstill - und um 20 Grad kälter.
Hier ein Eindruck, was der Bora bedeuten kann, stärker als ich es erlebte:

Extreme Bora in Croatia - 250 kmh Wind Gusts
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200 km/h Bora (Bura) in Croatia
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Diese zwei Erlebnisse haben mir einen Eindruck davon, welche Macht die Naturgewalt „Sturm“ haben kann.
Da kann ein Schauer von Steinen und anderen Brocken herabregnen, die immer größer werden. Wenn einer davon jemanden trifft, dann stirbt der.
Das ist einem dann sofort klar. Das ist wie Krieg.
Ein katabatisches Windereignis erstreckt sich üblicherweise auf größere Landstriche - Spuren davon hätte man später gefunden, wahrscheinlich wären auch andere Menschen davon betroffen gewesen.
Deshalb halte ich am ehesten ein lokales Starkwindereignis, beispielsweise eine meist Gewitter assoziierte Fallböe, für wahrscheinlich. Dort können auch Windgeschwindigkeiten weit jenseits dessen auftreten, was sonst üblich, jedermann bekannt und sicher beherrschbar ist.
Keineswegs möchte ich behaupten, dass es so gewesen sein muss. Nur die Möglichkeit möchte ich in den Raum stellen.
Unbenommen bleibt auch die bloße Annahme einer derartigen, oder ähnlich lebensbedrohlichen Gefahr.
3. Dann scheinen falsche Annahmen zu bestehen über die Bewegungsmöglichkeiten in einem in sich zusammengefallen Zelt - und die Schwierigkeiten, etwas in einem aufgeschnittenen Zelt zu finden. Man kriecht dort gegebenenfalls über die Zeltbahn, steht/kniet auf ihr drauf, kommt nicht mehr weiter, bewegt sich im Kreis, bemerkt das nicht, findet allerlei Nutzloses, aber nicht das Gewünschte, von dem man annahm, es liege direkt daneben - schon wenn nur ein oder zwei Personen das bei Sonnenschein und 20 °C versuchen. Könnte noch komplizierter werden, wenn das nachts bei -30°C und Extremwind noch mehr Personen gleichzeitig versuchen?
Was, wenn einer davon im noch intakten Zelt Panik bekommt, weil er sich einwickelt, andere über ihn drüberklettern, und er brüllt „Ich krieg keine Luft mehr!"?
Der Bora tritt sehr regelmäßig auf. Man wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ihn treffen, wenn man zu ungefähr derselben Zeit nach Kroatien fährt, und kann ähnliche Erlebnisse haben.
Mir ist vor und nach dem Erlebnis 2007 mit dem sich „freischneidenden“ Pfadfinder nichts von derartigen Wetterverhältnissen an besagtem Ort bekannt. In der Nähe gab es aber äunliche Ereignisse. Wer damals nicht vor Ort war, wird das dort also eher nicht erleben.
Jenseits der etwa vier Kilometer langen und 500m bis einen Kilometer breiten Schneise der Verwüstung war übrigens alles gut. Es hatte geregnet - sonst nichts.